Madddas verrückte Welt auf zwei Rädern...

Und nun sag ich mal Danke @maddda , an dich und dem Rest von Team2Beat für 3Jahre Support und schreien kurz vor der Todestreppe. Auch ihr hattet wieder mal Anteil am Erfolg in Duisburg.
 
Gratuliere ebenfalls! Interessant zu lesen mit der Vorbereitung.

Was mich interessieren würde: Was ist das "Hauptthema" während so einem 24 Stunden Rennen? z.B.

- Müdigkeit
- dauerndes Essen
- Haltungsbeschwerden/Sitzprobleme auf dem bike
- Rennverlauf
- etc.
 
Und nun sag ich mal Danke @maddda , an dich und dem Rest von Team2Beat für 3Jahre Support und schreien kurz vor der Todestreppe. Auch ihr hattet wieder mal Anteil am Erfolg in Duisburg.
Danke! Das kann ich nur so zurückgeben:daumen: Herzlichen Glückwunsch zum Podium in Duisburg und das auch noch SSP und Starr! Hut ab!:daumen:
Gratuliere ebenfalls! Interessant zu lesen mit der Vorbereitung.

Was mich interessieren würde: Was ist das "Hauptthema" während so einem 24 Stunden Rennen? z.B.

- Müdigkeit
- dauerndes Essen
- Haltungsbeschwerden/Sitzprobleme auf dem bike
- Rennverlauf
- etc.
Danke dir :)

Ein Hauptthema gibt es eigentlich nicht...Da spielen viele Sachen eine wichtige Rolle. Einiges verdammt wichtiges hast du schon genannt!

-Müdigkeit ist eher unproblematisch wenn man in Bewegung bleibt

- beim Essen ist wann wie wie vielund was wichtig. Magenprobleme sind einer der Hauptausfallgründe. Hier gilt auch: Jeder ist anders und alles will vorher getestet werden.

- Haltungsbeschwerden sind auch einer der Hauptausfallgründe... Das sollte man im Vorfeld alles durchgetestet haben

- Rennverlauf ist bei "Newcomern" oft ein Problem. Viele gehen das Rennen zu schnell an. Das hat man aber spätestens beim zweiten Mal raus...

- Das Team ist auch richtig wichtig. Sobald der Startschuss fällt darf man sich eigentlich nur noch um eins kümmern müssen: Radfahren
Ein gutes Team ist wichtiger als die Ernährung und die Position auf dem Rad zusammen!Die müssen einen zwischendurch auch aushalten und auch mal ein dickes Fell haben. Einzelfahrer sind manchmal nicht grad die sympathischsten Gesprächspartner, wobei ich da versuche mir immer die größte Mühe zu geben:daumen: Ich werde immer etwas wortkarg wenn es hart wird...Das kennen die Jungs aber schon:daumen:


Wenn ich mir ein Hauptthema aussuchen müsste ist es eigentlich die Leidensfähigkeit. Klingt ziemlich abgedroschen, aber ich denke das ist so ziemlich das Hauptkriterium. Es tut einfach irgendwann richtig weh. Wenn man dann weiß, dass man noch 6Stunden vor sich hat, muss man das irgendwie hintereinander bekommen:D Es ist jedes Mal härter als man denkt, auch wenn man es schon oft gemacht hat.
Da kommt auch wieder das Team und die anderen Jungs und Mädels an der Strecke ins Spiel! Wie Muschi oben schon schrieb: Man unterstützt sich gegenseitig. Ein "komm das schaffst du schon" kann im richtigen Moment Berge versetzten:)
 
@maddda Ich fahre am kommenden Wochenende in einem 8'er beim Idstein24h-Rennen mit.
Ich habe zur Zeit nur eine Lampe (Sigma PowerLed Evo). Besser auf den Helm damit (die ist ziemlich schwer), oder an den Lenker? Oder noch was zusätzlich besorgen?
Streckenführung ist nicht sonderlich technisch, bzw. die Schlüsselstellen werden vom THW ausgeleuchtet.
 
MMn kannst du dir im 8er aussuchen, was dir besser gefällt. Ich fahre die Lampen immer auf dem Lenker. Die PowerLED kenne ich. Die ist schon sehr schwer. Ich würde sie auf den Lenker machen. Wie gesagt ist es aber im 8er eigentlich egal, weil die Stints so kurz sind, dasss du da keine Nackenprobs bekommen solltest. Beim Defekt hast du halt den Vorteil, das du net im Dunkeln stehst. Wenn es gut ausgeleuchtet wird, dann würde ich mir da nicht sooo viele gedanken machen, aber fürs nächste 24h Rennen doch evtl. mal über eine etwas hellere Lampe nachdenken.
 
Einige von euch hatten sich ja mehr von vom Training und der Vorbereitung gewünscht. Deshalb fangen wir jetzt auch mit der Nachbereitung von Rad am Ring an. Nach einem 24h Solorennen steht die Regeneration im Vordergrund. So ein Rennen steckt keiner mal eben so in vier oder fünf Tagen weg. Nicht nur, dass man einen exorbitanten Umfang abgespult hat, nein einem fehlt zusätzlich noch eine komplette Nacht Schlaf. Man hat also innerhalb von 24 Stunden eigentlich das betrieben, was man im normalen Trainingsfall tunlichst vermeiden sollte: Einen viel zu großen Umfang in kurzer Zeit gefahren und dann auch noch schlecht – in diesem Fall sogar gar nicht – geschlafen.

Während des Rennens ist es dann auch noch kaum möglich das was man verbraucht wieder zuzuführen. Kurz gesagt: Man verdaut sich schlichtweg selbst. Nach dem Rennen ist man dann froh wieder richtig essen zu können, also ohne Zeitdruck. An einem Tisch. Mit Messer und Gabel. Wie ein richtiger Mensch.

Das Problem bei der ganzen Sache ist aber, dass man sich nicht wirklich zwischen schlafen und essen entscheiden kann. Sprich: Am schönsten wäre es, wenn man während dem Essen schlafen könnte. Nunja trotzdem freute ich mich Sonntags Abends nach Rad am Ring wie ein Kleinkind einfach nur in Ruhe am Tisch zu sitzen.

Um sieben ging es ins Bett. Um halb zehn abends wachte ich zum ersten Mal auf und ich dachte ich hätte bis zum nächsten Tag um halb zehn abends geschlafen. Dass ich in einem Hotelzimmer lag und sich wohl doch jemand gewundert hätte, wenn ich nicht ausgecheckt hätte oder dass meine Eltern, die im Zimmer neben an untergebracht waren, mich wohl irgendwann geweckt hätten, kam mir nicht in den Sinn. Nach ein paar Minuten wusste ich dann aber zumindest wieder wo ich war und vor allem in welchem Raum- Zeitkontiuum ich mich befand.

Die zwei Tage nach dem Rennen verbrachte ich damit mich so wenig wie möglich zu bewegen und zu essen. Ich nutzte das Garmin Vivofit genau umgekehrt. Eigentlich wurde das Teil entwickelt, um Leute dazu zu bewegen eben sich zu bewegen. Ich versuchte die Zahl auf dem Schrittzähler so gering wie möglich zu halten. An Tag drei nach dem Rennen ging ich für eine Stunde auf die Rolle, um den Beinen bei der Regeneration zu helfen. Das Ganze war nicht die wahre Freude, aber ich fühlte mich danach doch schon etwas besser. Die drei folgenden Tage schlich ich dann beim Krafttraining um die Hanteln herum und rollte mehr oder weniger planlos mit dem Rennrad durch die Weltgeschichte, aber ich merkte endlich – Samstags morgens – wie ich langsam wieder Druck aufs Pedal bekam.

Danach ging es nach Duisburg. Außnahmsweise durfte ich mal Betreuer spielen. Wir hatten einen 8er in der Herrenklasse, einen mixed Zweier und einen Solofahrer am Start. Klar viel Schlaf bekam ich nicht, aber es war einfach super zwischen dem Flaschenauffüllen, Kochen und Grillen einfach so im Liegestuhl dazusitzen und bei einem Eis den Anderen beim Rennenfahren zuzuschauen.
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Eigentlich hatte sich unser 8er das Rennen zu Spaß und als Trainingsveranstaltung herausgesucht. Das hätten wir aber wohl nicht so groß kommunizieren sollen, denn die Jungs wurden am Ende hervorragende Zweite, was bei den anderen Teams dann doch für lange Gesichter sorgte…
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Der Zweier mit Sandra – die mich zusammen mit Sven (unserem Solofahrer) schon am Ring so toll angefeuert hatte – und Tobias schaffte es auch auf Anhieb auf den dritten Platz. Sven schlug sich auch super! Gegen drei oder halb vier Uhr morgens war ich mit Versorgen dran und kletterte leicht verdattert aus meinem Zelt. Ich stellte schnell neue Flaschen für Sven bereit und wartete noch bis er bei mir vorbeikam, weil ich wusste, dass das nun die schwerste Zeit für Solofahrer war. Als Sven kurze Zeit später vor mir anhielt und sich neue Bidons ins Rad stopfte, wusste ich: Das geht heute richtig weit nach Vorne! Sven biss gut durch die Nacht und konnte am Ende den fünften Platz der Herren für sich behaupten.
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Alles in Allem also ein gelungenes Wochenende und mir wurde nebenbei sogar die Ehre zuteil dem diesjährigen Sieger des RAAM – Pierre Bischoff – die Hand zu schütteln. Zu Hause ging es dann mit dem Training weiter und ich versuchte mich aus dem Dieselmodus zu holen. Die ersten Intervalle taten richtig weh. Es ist einfach genau als ob man versuchen würde mit einer Diesellock Formel 1 zu fahren. Gegen Ende der Woche besuchte ich dann meine Eltern bei ihrem Urlaub am Nürburgring.
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Drei Tage lang nutzte ich die Straßen rund um die Rennstrecke um wieder halbwegs auf den Damm zu kommen. Kamin, Infrarotsauna und kaum eine Ablenkung taten wirklich gut!
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Nach Rad am Ring dauerte es circa 10 Tage bis sich mein Ruhepuls wieder abgesenkt hatte. Schließlich stand für mich am 20.8 das erste Rennen nach dem Ring an. 108km und 2800hm waren beim Marathon in Grafschaft aufgerufen. Die einfache Strecke war wie geschaffen für den Wiedereinstieg ins Renngeschehen, Preisgelder nach Bundesoffenen Rennen machten mir Hoffnung meine gebeutelte Studentenkasse wieder aufzufüllen und vor allem wollte ich eins: Das Rennen als Vorbereitung für die 8 Stunden von Spa Francorchamps nutzen.

Das Rennen war dann ok. Der Wecker klingelte - wie so oft bei mir - samstags um 5:20. Die Strecke war: Technisch anspruchslos und hatte viele Höhenmeter. Die Forstautobahnen machten das Rennen extrem schnell. Bergab machte ich immer viele Meter gut, indem ich die Bremse einfach offen ließ. Das Garmin zeigte eine Spitzengeschwindigkeit von 74km/h.
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Noch fehlte etwas die Spritzigkeit und ich hoffte, dass ich die bis zu dem 8h Straßenrennen in Spa Francorchamps wieder reinbekommen würde.


Zwei Wochen Später...diesmal Sonntags, aber wieder um 5:20…
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Das Rennen in Spa war eigentlich wie ein typischer Ardennenklassiker. Es gab gnadenlose Windkanten, Regen wie aus Eimern und verdammt viele Höhenmeter.
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Einmal pro Runde sagte einem die Eau Rouge guten Tag. Man fährt die steilste kurve im Formel 1 Zirkus mit 60 km/h an, nur um einige Meter später fast zum Stillstand zu kommen. Es braucht wohl eigentlich nicht erwähnt zu werden, dass dieses Monster sich nach über 200 km als echter Scharfrichter herausstellt...
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Foto by Andreas Heuchel

Am Start war noch alles in Ordnung.
Die Strecke war Nass, aber von oben kam nichts nach.
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Nach kurzer Zeit fuhr Pascal vom Team Moskovskaya zu mir auf und dann die nächsten Stunden größtenteils bei mir im Windschatten mit.
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Fotos by Thomas Freund

Wir hatten noch nicht einmal Bergfest zu feiern, als es anfing zu Schütten und das nicht zu knapp...

Hinzu kamen Sturmböen und wir mussten zwischenzeitlich in der längeren von beiden Abfahrten, die wir eigentlich zur Erholung nutzen, treten, um noch vorwärts zu kommen. Noch hatte ich genug Druck auf dem Pedal und fuhr viel im Wind. Zwischenzeitlich kamen wir immer wieder an unserem Zweierteam vorbei. Teamkollege Andreas und mein Vater lagen auch sehr gut im Rennen!
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Fotos by Thomas Freund

Nach gut 6 Stunden erklärte Pascal, dass er mir,wenn es knapp werden würde, am Ziel den Vortritt lassen würde, weil ich so viel gearbeitet hatte. Bei 6:48 bekam ich eine kleine große Krise. Plötzlich war der Druck komplett weg, aber wenigstens hatte es augehört zu schütten. Pascal machte ein gutes Stück auf mich gut. Er hatte gut Druck und ich fraß innerhalb von einer Runde zwei Sponser Salty Nut Riegel und ein Gel. Teamkollege Thomas, der mich mit Flaschen versorgte, rief mir auf mein: "Ich Platze gleich!" ein: „Nein, nein, nein ! Konzentrier dich!" zu.

Pascal und ich lagen bei der letzten Zieldurchfahrt auf Platz 3 und 4 und wir dachten wir hätten Platz zwei in Sicht. Ich wieß Pascal an zu fahren und mich herausfallen zu lassen. Das wollte er erst nicht so richtig, weil er 6 Stunden bei mir im Windschatten mitgefahren war.

Ich blieb aber hart. Unter Kopfschütteln machte ich ihm klar, dass ich grade ziemlich grau war und nicht viel ging. Er fuhr auf ihn auf, fand aber heraus, dass der Fahrer auf uns eine Runde Rückstand hatte. Also ließ er sich wieder zu mir zurückfallen. Das fand ich extrem fair und ich möchte mich nochmal dafür herzlich bedanken!!!

Nun kam auch bei mir der Druck wieder und ich konnte auch wieder im Wind fahren. Am Ende dufte ich mit einer Radlänge Vorsprung auf Pascal über den Zielstrich rollen.
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Foto by Thomas Freund
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Nun zum Special für die Datenliebhaber:


Alles zum Rennen ist auf Strava abrufbar: https://www.strava.com/activities/700628470 (Höhenmeter stimmen wegen dem Unwetter nicht. Eigentlich sind es mehr.)

Dort könnt ihr auch alle Radeinheiten inklusive Wettkämpfen ab 1.4.2015 abrufen.


Für alle Rennradinteressierten von euch Daten von meinem Gefährt:
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CUBE AGREE GTC (Oberrohr 570/Sitzrohr 560/Steuerrohr 185)

Steuersatz: Cube OEM mit Keil Abdeckkappe (um tiefer zu kommen.)

Vorbau: -17°/100mm

Lenker: 420mm

Antrieb: 52/36 (175mm) 11-28

Reifen: Victoria Corsa Graphene Plus 25mm

Laufradsatz: DT Swiss 32mm Alu (DT Straightpullnaben/DT Aero Comp Speichen/Ceramicspeed Fett)





Ein großes Dankeschön geht natürlich an Pascal vom Team Moskovskaya, an Thomas Freund, das gesamte Team2Beat und an:
Team 2 Beat Sponser MyTinySun - High-End Outdoor LED Leuchten Bioracer Kettenwixe duraglide
 
Zuletzt bearbeitet:
Das war wieder ein grandioses Rennen.

Aber bitte nächstes mal nicht so schnell, damit ich im Windschatten mitkomme
Ich habe allergrößten Respekt vor deiner Leistung in Spa. Dazu mit Baujahr 58 mal eben in einer Saison über 5kg anzunehmen und dann den Zweier ohne Pause und mit richtig Druck durchzufahren gehört schon echt richtig was:anbet:
 
Wieder ein schöner Bericht.
Krasse Sattelüberhöhung am Renner. Wie groß bist du? Kommt 190 hin?
Danke:)


Joa fahre gerne eine große Überhöhung...auch am MTB.
Bin "nur" 185 groß, aber ziemlich sitzgroß und hab relativ lange arme. Ich denke dadurch fühle ich mich auch mit der relativ großen Sattelüberhöhung auch am wohlsten.
 
Jedem das Seine ;)
So extrem mag ichs nicht.
Ich fahr zwar eine ähnliche Rahmengröße, hab aber ordentlich gespacert und einen flacheren Vorbau.
 
Nun hatte ich endlich die Muse, deine neuen Berichte zu lesen...wieder interessant geschrieben. :)


Du bist halt ein zielstrebiger, fairer und zäher Kerl...weiter so!
Gratulation zu den super Ergebnissen. :cool:
 
Jedem das Seine ;)
So extrem mag ichs nicht.
Ich fahr zwar eine ähnliche Rahmengröße, hab aber ordentlich gespacert und einen flacheren Vorbau.
Eben drum da ist jeder anders.
Nun hatte ich endlich die Muse, deine neuen Berichte zu lesen...wieder interessant geschrieben. :)


Du bist halt ein zielstrebiger, fairer und zäher Kerl...weiter so!
Gratulation zu den super Ergebnissen. :cool:
Danke!:bier: Da werd ich ja fast rot:oops:
 
Ich habe allergrößten Respekt vor deiner Leistung in Spa. Dazu mit Baujahr 58 mal eben in einer Saison über 5kg anzunehmen und dann den Zweier ohne Pause und mit richtig Druck durchzufahren gehört schon echt richtig was:anbet:
Aber ohne deine Ernährungs- und Trainingstipps hätte das nicht so geklappt in diesem Jahr. Das war echt wertvoll!:daumen:
 
Saison 2016. Das wars. Mal wieder. Zwei Rennen standen für mich noch auf dem Plan. Zwei Mal Langstrecke. Nach Spa hatte ich jedoch dann doch noch eine Kleinigkeit zu erledigen. In der Vergangenheit haben einige Leute zu meiner Verwunderung gedacht ich würde mit dem Radfahren Geld verdienen. Nein ... eigentlich stehe ich nur auf Schmerzen und ich denke die nächsten Zeilen sorgen für Aufklärung. Direkt am Montag saß ich in der Uni. Die ganze Prozedur war beispielhaft für das Studieren an einer großen Uni. Eineinhalb Stunden wartete ich auf dem Boden im Kopierzentrum der Bibliothek. Trotz meiner Erklärung, dass ich warten müsse und kein Buch anfassen würde, wurde mir von einer leicht genervten Bibliotheksmitarbeiterin eingetrichtert, ich müsse mich an die Regeln halten und dürfe keinen Kaffee mit rein nehmen. So verbrachte ich den ganzen Vormittag in der Uni und tat nicht viel außer schon einmal – notgedrungen auf dem iPhone – mit dem Rennbericht von Spa anzufangen. Trotzdem hatte der Tag sein Gutes. Schließlich stand ich gegen Mittag vor dem Pförtner – das Prüfungsamt hatte meiner langen Wartezeit sei Dank schon zu - und drückte ihm meine Bachelorarbeit in die Hand. Er setzte seinen Stempel auf den Umschlag und meinte nur: „Weg isser!“ Ich stand vor ihm und dachte nur: „Das wars jetzt?! Das ist alles?!“ Nach der ganzen Lernerei im Zweifachbachelor hatte ich irgendwie mehr erwartet. Ein Tischfeuerwerk, einen Muffin mit Kerze oder irgend so einen Kitsch. Mit einem ziemlich leeren Gefühl wackelte ich dann in Richtung Parkhaus und wusste ehrlich gesagt nicht wohin mit mir. Körperlich ging es zwei Wochen später wieder auf die Langstrecke.

Das Rennen in Titmaringhausen lief für mich ganz ordentlich. Ich erwischte zu meiner Verwunderung einen richtig guten Start. Am Ende des Startloops fehlte mir etwas mehr als eine Minute auf die Spitze mit dem deutschen Meister und Co.
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Foto by Kristinas Radsport Fotos

Nach Ende des Startloops konnte ich auf eine Zweiergruppe aufschließen. In einem schlammigen Trail wählte ich die falsche Linie, weil ich mangels Röntgenblick nicht durch meinen Vordermann durchgucken konnte. Ich hatte nur noch Schritttempo drauf, als sich eine noch Wurzel in den Speichen meines Hinterrades verfing und ich zwangsgestoppt wurde. Mit Hilfe eines Betreuers, der zufällig am Rand stand bekam ich das Mistding aus den Speichen und ich musste tief in den roten Bereich, um wieder auf meine alte Gruppe aufzuschließen.
Bis Kilometer 51 konnte ich mitgehen. Dann kam die Spitze der später gestarteten Mittelstreckler von hinten und meine beiden Mitstreiter gingen mit. Ich nicht. Zugegeben ich wäre gerne mitgegangen, aber es reichte einfach nicht. Ich wurde gnadenlos in den Wind gesetzt. 25 Kilometer war ich allein auf weiter Flur, bis Björn vom Team RR Bikes auf mich aufschloss und wir zusammen weiter fuhren. Im letzten Anstieg musste ich dann abreißen lassen und kam als Gesamt 10 ins Ziel. Das bedeutete für mich ein paar weitere Punkte in der deutschen MTB Rangliste, die mich auf den unbedeutenden zweihundertzweiundzwanzigsten Platz schoben. Im Ziel angekommen traf ich auf Teamkollegen Patrick. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen, aber Patrick stand grinsend wie ein Honigkuchenpferd im mittlerweile fast leeren Zielbereich. Kurz: Patrick hatte seine Altersklasse auf der Mittelstrecke gewonnen! Alkoholfrei wurde angestoßen und danach ging es für Patrick nach Hause.
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Fotos by Patrick

Ich freute mich auf eine Dusche. Angeblich war die sogar noch warm. Ich bekam aber das, was man am Boden eines jeden Anmeldebeutels für die Langstrecke gratis mitbekommt: Eine Minute war das Wasser noch warm, dann kalt. Draußen schüttete es unterdessen weiter. Durchgefroren verbrachte ich dann die 165km Autoeierei nach Hause mit der Heizung am Anschlag und einem Eiweisshake im Becherhalter. Business as usual also. Geil wars. Und ich kann mir immer noch keine bessere Wochenendbeschäftigung vorstellen.

Dem geneigten Beobachter wird aufgefallen sein, dass ich mit einem neuen Radl unterwegs war. Der 9,8kg schwere Carbonbock von Speiseeis soll mich dann von nun an sicher durch das Renngeschehen bringen. Gebaut habe ich das Rad nicht um auf der Waage anzugeben … oder vor der Eisdiele. Das Radl soll im Rennen einfach so schnell wie möglich sein. Und das so zuverlässig wie möglich. Deshalb bekam es auch einen 45gr Flaschenhalter aus Stahl für gnadenlose 4,50 €. Das Rad machte in Titmaringhausen einen riesen Spaß und so ging es dann zwei Wochen später zum Langenbergmarathon.
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Für mich ist der Langenbergmarathon jede Saison der traditionelle Saisonabschluss. Bei eigentlich ziemlich gutem Wetter stand ich mit meinem Einteiler bewaffnet im letzten Startblock der Saison.
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Es war etwas kühl und so beschloss ich mit Armlingen zu starten. Das ich an diesem Tag so frieren sollte wie noch nie ahnte ich da noch nicht. Zu meiner Verwunderung erwischte ich einen guten Start und nach gut fünf Kilometern machten meine Beine langsam auf.
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Das ist eigentlich ungewöhnlich, wenn man schon eine ganze Saison in den Beinen hat. Die erste der drei Runden lief ziemlich gut und mir wurde etwas warm. Ich überlegte, ob ich nicht meine Armlinge in der Verpflegungszone bei meiner Mutter, die mit Flaschen bewaffnet auf mich wartete, loswerden sollte. Zum Glück entschied ich mich dagegen.
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Die zweite Runde verlief so gut wie die Erste. Da mit dem Langenberg der höchste Berg NRWs direkt dreimal erklommen werden musste und zum Ende der Runde noch ein längerer Anstieg kam, beschloss ich meinen Activator von Sponser am Anfang von Runde drei zu ziehen. Das Koffein sollte dann am letzten Berg seine Wirkung zeigen. Gesagt äh gedacht und getan.

Der letzte große Anstieg lag hinter mir. Zehn Kilometer welliges Terrain vor mir. Es fing an zu schütten, wie aus Eimern.
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Ein Einteiler von Bioracer ist eine gnadenlos leichte Konstruktion, die nur geschneidert wurde, um Rennen zu gewinnen. Das Stück Stoff sitzt wie eine zweite Haut und ist viel dünner als Trikots, die man im Radladen um die Ecke kaufen kann. Man hat auch nicht wie normalerweise bei einer Kombi aus Trikot und Hose üblich an einigen Stellen zwei Stoffbahnen übereinander. Zu dem kübelartigen Regen kam ein Temperatursturz, der sich sehen lassen konnte. Ich war schneller komplett durchnässt, als ich „sche**kalt“ sagen konnte.
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Meine Griffel konnten die Befehle meines eingefrorenen Oberstübchens nicht mehr richtig an die Bremsen weiterleiten.
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Ich habe mich glaube ich noch nie auf den letzten Metern eines Rennens so extrem gequält. Nicht einmal auf den letzten Runden eines 24h - Solorittes. In der letzten technisch einfachen Abfahrt verlor ich noch einen Rang im Gesamtklassement, weil ich komplett das Gefühl in meinen zu Eisblöcken gefrorenen Händen verloren hatte.

Mein Vater war die Kurzstrecke gefahren und war zum Glück schon im Ziel, als die ganze Miesere anfing. Im Ziel standen also meine Eltern und schauten mich kurz verdutzt an, als ich ihnen in einem Anfall von panischer Ganzkörpertourette versuchte klar zu machen, dass sie mir beim Handschuhe- und Oberteilausziehen helfen mussten. Ich kam schlichtweg nicht aus meinen eigenen Klamotten raus.

Knapp drei Minuten später saß ich mit halbwegs trockenen Klamotten bei meinem Vater auf dem Beifahrersitz und überlegte dem Kerl, der die Sitzheizung erfunden hat, einen riesen Pralinenkasten zu schicken. Wieder zehn Minuten später stand ich unter der Dusche unseres auf die Schnelle gebuchten Wochenendquatiers. Eine gefühlte Ewigkeit stand ich nur so da und freute mich über das warme Wasser wie ein Kleinkind an Weihnachten, Geburtstag und Ostern zusammen, bis mir einfiel, dass eine Dusche eigentlich zum Waschen da ist.

Die Mädels und Jungs unter euch, die auf Zahlen stehen, können gerne in die Exceltabelle im Anhang schauen. Wie man sieht: Wir kochen alle nur mit Wasser und nicht alles läuft immer perfekt... Insgesamt summiert sich die Bewegungszeit in Rennen in dieser Saison auf knapp über 64 Stunden in 12 Einsätzen.


Nun ist die Saison also gelaufen und nächstes Jahr geht der Wahnsinn wie gewohnt im April wieder los. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen die das Ganzen möglich gemacht haben Bedanken: Allen vorweg meine Eltern, das gesamte Team 2 Beat, die ganzen Rennorganisatoren und natürlich auch unseren Sponsoren:

Sponser MyTinySun - High-End Outdoor LED Leuchten Bioracer Kettenwixe duraglide
 

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echt gut geschrieben, da friert man richtig mit beim lesen. in meinem kopf heißt der thread schon seit längerem "Madddas masochistische Welt auf zwei Rädern..."

der "pokal" hat auch was, deutlich besser als so nen goldener kelch
 
Reschpekt. Ich hätte weder in Titmaringshausen, noch am Langenberg Lust auf mehr Runden gehabt. Am Langenberg hätte ich nach einer bald aufgehört.

Edit: Wasn das an der Stütze?
 
echt gut geschrieben, da friert man richtig mit beim lesen. in meinem kopf heißt der thread schon seit längerem "Madddas masochistische Welt auf zwei Rädern..."

der "pokal" hat auch was, deutlich besser als so nen goldener kelch
Danke für die Blumen:anbet:
Jau der Pokal ist der Hanmer!... wirklich der typische stumpfe Gegenstand:D
Reschpekt. Ich hätte weder in Titmaringshausen, noch am Langenberg Lust auf mehr Runden gehabt. Am Langenberg hätte ich nach einer bald aufgehört.

Edit: Wasn das an der Stütze?
Danke Dir:)

Das an der Stütze ist so eine Kombi von Specialized aus Reifenheber/CO2 Pumpe und Flicken
 
Danke mal wieder für den Bericht! Das Lesen macht Spaß und ich hab dabei mit Dir mit gelitten. Beim Black Forest Marathon musste ich Ähnliches erleben. Beim ersten Anstieg hat es aus allen Rohren geregnet. Ich hatte zwar eine Regenjacke dabei. Aber bergauf ist man ja warm. Nur bei der ersten Abfahrt hab ich dann so gefroren wie in meinem Leben nicht. Bremsen ging vor Bibbern kaum und den Umwerfer konnte ich gar nicht bedienen ...
Von daher Respekt. Gut, dass es Dich eher am Ende erwischt hat!
Dein neues Bike gefällt! Was ist denn daran so schwer das auf keinen Fall leichter sein darf? Die Bremsscheiben können es ja nicht sein :p. Ich dachte schon ich geh mit meinem 8,5kg Rad diesmal keine Kompromisse ein ...
 
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