Einige von euch hatten sich ja mehr von vom Training und der Vorbereitung gewünscht. Deshalb fangen wir jetzt auch mit der Nachbereitung von Rad am Ring an. Nach einem 24h Solorennen steht die Regeneration im Vordergrund. So ein Rennen steckt keiner mal eben so in vier oder fünf Tagen weg. Nicht nur, dass man einen exorbitanten Umfang abgespult hat, nein einem fehlt zusätzlich noch eine komplette Nacht Schlaf. Man hat also innerhalb von 24 Stunden eigentlich das betrieben, was man im normalen Trainingsfall tunlichst vermeiden sollte: Einen viel zu großen Umfang in kurzer Zeit gefahren und dann auch noch schlecht – in diesem Fall sogar gar nicht – geschlafen.
Während des Rennens ist es dann auch noch kaum möglich das was man verbraucht wieder zuzuführen. Kurz gesagt: Man verdaut sich schlichtweg selbst. Nach dem Rennen ist man dann froh wieder richtig essen zu können, also ohne Zeitdruck. An einem Tisch. Mit Messer und Gabel. Wie ein richtiger Mensch.
Das Problem bei der ganzen Sache ist aber, dass man sich nicht wirklich zwischen schlafen und essen entscheiden kann. Sprich: Am schönsten wäre es, wenn man während dem Essen schlafen könnte. Nunja trotzdem freute ich mich Sonntags Abends nach Rad am Ring wie ein Kleinkind einfach nur in Ruhe am Tisch zu sitzen.
Um sieben ging es ins Bett. Um halb zehn abends wachte ich zum ersten Mal auf und ich dachte ich hätte bis zum nächsten Tag um halb zehn abends geschlafen. Dass ich in einem Hotelzimmer lag und sich wohl doch jemand gewundert hätte, wenn ich nicht ausgecheckt hätte oder dass meine Eltern, die im Zimmer neben an untergebracht waren, mich wohl irgendwann geweckt hätten, kam mir nicht in den Sinn. Nach ein paar Minuten wusste ich dann aber zumindest wieder wo ich war und vor allem in welchem Raum- Zeitkontiuum ich mich befand.
Die zwei Tage nach dem Rennen verbrachte ich damit mich so wenig wie möglich zu bewegen und zu essen. Ich nutzte das
Garmin Vivofit genau umgekehrt. Eigentlich wurde das Teil entwickelt, um Leute dazu zu bewegen eben sich zu bewegen. Ich versuchte die Zahl auf dem Schrittzähler so gering wie möglich zu halten. An Tag drei nach dem Rennen ging ich für eine Stunde auf die Rolle, um den Beinen bei der Regeneration zu helfen. Das Ganze war nicht die wahre Freude, aber ich fühlte mich danach doch schon etwas besser. Die drei folgenden Tage schlich ich dann beim Krafttraining um die Hanteln herum und rollte mehr oder weniger planlos mit dem Rennrad durch die Weltgeschichte, aber ich merkte endlich – Samstags morgens – wie ich langsam wieder Druck aufs Pedal bekam.
Danach ging es nach Duisburg. Außnahmsweise durfte ich mal Betreuer spielen. Wir hatten einen 8er in der Herrenklasse, einen mixed Zweier und einen Solofahrer am Start. Klar viel Schlaf bekam ich nicht, aber es war einfach super zwischen dem Flaschenauffüllen, Kochen und Grillen einfach so im Liegestuhl dazusitzen und bei einem Eis den Anderen beim Rennenfahren zuzuschauen.
Eigentlich hatte sich unser 8er das Rennen zu Spaß und als Trainingsveranstaltung herausgesucht. Das hätten wir aber wohl nicht so groß kommunizieren sollen, denn die Jungs wurden am Ende hervorragende Zweite, was bei den anderen Teams dann doch für lange Gesichter sorgte…
Der Zweier mit Sandra – die mich zusammen mit Sven (unserem Solofahrer) schon am Ring so toll angefeuert hatte – und Tobias schaffte es auch auf Anhieb auf den dritten Platz. Sven schlug sich auch super! Gegen drei oder halb vier Uhr morgens war ich mit Versorgen dran und kletterte leicht verdattert aus meinem Zelt. Ich stellte schnell neue Flaschen für Sven bereit und wartete noch bis er bei mir vorbeikam, weil ich wusste, dass das nun die schwerste Zeit für Solofahrer war. Als Sven kurze Zeit später vor mir anhielt und sich neue Bidons ins Rad stopfte, wusste ich: Das geht heute richtig weit nach Vorne! Sven biss gut durch die Nacht und konnte am Ende den fünften Platz der Herren für sich behaupten.
Alles in Allem also ein gelungenes Wochenende und mir wurde nebenbei sogar die Ehre zuteil dem diesjährigen Sieger des RAAM – Pierre Bischoff – die Hand zu schütteln. Zu Hause ging es dann mit dem Training weiter und ich versuchte mich aus dem Dieselmodus zu holen. Die ersten Intervalle taten richtig weh. Es ist einfach genau als ob man versuchen würde mit einer Diesellock Formel 1 zu fahren. Gegen Ende der Woche besuchte ich dann meine Eltern bei ihrem Urlaub am Nürburgring.
Drei Tage lang nutzte ich die Straßen rund um die Rennstrecke um wieder halbwegs auf den Damm zu kommen. Kamin, Infrarotsauna und kaum eine Ablenkung taten wirklich gut!
Nach Rad am Ring dauerte es circa 10 Tage bis sich mein Ruhepuls wieder abgesenkt hatte. Schließlich stand für mich am 20.8 das erste Rennen nach dem Ring an. 108km und 2800hm waren beim Marathon in Grafschaft aufgerufen. Die einfache Strecke war wie geschaffen für den Wiedereinstieg ins Renngeschehen, Preisgelder nach Bundesoffenen Rennen machten mir Hoffnung meine gebeutelte Studentenkasse wieder aufzufüllen und vor allem wollte ich eins: Das Rennen als Vorbereitung für die 8 Stunden von Spa Francorchamps nutzen.
Das Rennen war dann ok. Der Wecker klingelte - wie so oft bei mir - samstags um 5:20. Die Strecke war: Technisch anspruchslos und hatte viele Höhenmeter. Die Forstautobahnen machten das Rennen extrem schnell. Bergab machte ich immer viele Meter gut, indem ich die Bremse einfach offen ließ. Das
Garmin zeigte eine Spitzengeschwindigkeit von 74km/h.
Noch fehlte etwas die Spritzigkeit und ich hoffte, dass ich die bis zu dem 8h Straßenrennen in Spa Francorchamps wieder reinbekommen würde.
Zwei Wochen Später...diesmal Sonntags, aber wieder um 5:20…
Das Rennen in Spa war eigentlich wie ein typischer Ardennenklassiker. Es gab gnadenlose Windkanten, Regen wie aus Eimern und verdammt viele Höhenmeter.
Einmal pro Runde sagte einem die Eau Rouge guten Tag. Man fährt die steilste kurve im Formel 1 Zirkus mit 60 km/h an, nur um einige Meter später fast zum Stillstand zu kommen. Es braucht wohl eigentlich nicht erwähnt zu werden, dass dieses Monster sich nach über 200 km als echter Scharfrichter herausstellt...
Foto by Andreas Heuchel
Am Start war noch alles in Ordnung.
Die Strecke war Nass, aber von oben kam nichts nach.
Nach kurzer Zeit fuhr Pascal vom Team Moskovskaya zu mir auf und dann die nächsten Stunden größtenteils bei mir im Windschatten mit.
Fotos by Thomas Freund
Wir hatten noch nicht einmal Bergfest zu feiern, als es anfing zu Schütten und das nicht zu knapp...
Hinzu kamen Sturmböen und wir mussten zwischenzeitlich in der längeren von beiden Abfahrten, die wir eigentlich zur Erholung nutzen, treten, um noch vorwärts zu kommen. Noch hatte ich genug Druck auf dem Pedal und fuhr viel im Wind. Zwischenzeitlich kamen wir immer wieder an unserem Zweierteam vorbei. Teamkollege Andreas und mein Vater lagen auch sehr gut im Rennen!
Fotos by Thomas Freund
Nach gut 6 Stunden erklärte Pascal, dass er mir,wenn es knapp werden würde, am Ziel den Vortritt lassen würde, weil ich so viel gearbeitet hatte. Bei 6:48 bekam ich eine kleine große Krise. Plötzlich war der Druck komplett weg, aber wenigstens hatte es augehört zu schütten. Pascal machte ein gutes Stück auf mich gut. Er hatte gut Druck und ich fraß innerhalb von einer Runde zwei Sponser Salty Nut Riegel und ein Gel. Teamkollege Thomas, der mich mit Flaschen versorgte, rief mir auf mein: "Ich Platze gleich!" ein: „Nein, nein, nein ! Konzentrier dich!" zu.
Pascal und ich lagen bei der letzten Zieldurchfahrt auf Platz 3 und 4 und wir dachten wir hätten Platz zwei in Sicht. Ich wieß Pascal an zu fahren und mich herausfallen zu lassen. Das wollte er erst nicht so richtig, weil er 6 Stunden bei mir im Windschatten mitgefahren war.
Ich blieb aber hart. Unter Kopfschütteln machte ich ihm klar, dass ich grade ziemlich grau war und nicht viel ging. Er fuhr auf ihn auf, fand aber heraus, dass der Fahrer auf uns eine Runde Rückstand hatte. Also ließ er sich wieder zu mir zurückfallen. Das fand ich extrem fair und ich möchte mich nochmal dafür herzlich bedanken!!!
Nun kam auch bei mir der Druck wieder und ich konnte auch wieder im Wind fahren. Am Ende dufte ich mit einer Radlänge Vorsprung auf Pascal über den Zielstrich rollen.
Foto by Thomas Freund
Nun zum Special für die Datenliebhaber:
Alles zum Rennen ist auf Strava abrufbar:
https://www.strava.com/activities/700628470 (Höhenmeter stimmen wegen dem Unwetter nicht. Eigentlich sind es mehr.)
Dort könnt ihr auch alle Radeinheiten inklusive Wettkämpfen ab 1.4.2015 abrufen.
Für alle Rennradinteressierten von euch Daten von meinem Gefährt:
CUBE AGREE GTC (Oberrohr 570/Sitzrohr 560/Steuerrohr 185)
Steuersatz: Cube OEM mit Keil Abdeckkappe (um tiefer zu kommen.)
Vorbau: -17°/100mm
Lenker: 420mm
Antrieb: 52/36 (175mm) 11-28
Reifen: Victoria Corsa Graphene Plus 25mm
Laufradsatz:
DT Swiss 32mm Alu (DT Straightpullnaben/DT Aero Comp Speichen/Ceramicspeed Fett)
Ein großes Dankeschön geht natürlich an Pascal vom Team Moskovskaya, an Thomas Freund, das gesamte Team2Beat und an:
Team 2 Beat Sponser MyTinySun - High-End Outdoor LED Leuchten Bioracer Kettenwixe duraglide