Man lässt sich halt immer wieder gerne blenden, damit man das Spektakel weiter geniessen kann...
Ich bin überzeugt, dass Doping im Spitzen(-ausdauer-)sport sehr weit verbreitet ist. Lance ist sicher nicht das schwarze Schaf und ein Einzeltäter. Allerdings sollte er wirklich nicht von einer Hexenjagd sprechen. Als siebenmaliger Tour-Sieger ist er in der Öffentlichkeit nunmal besonders exponiert. Außerdem trägt er mit seinen agressiven Reaktionen auf Vorwürfe zu "Ungereimtheiten" in seiner Sportlerkarriere selber zu der hohen Sensibilität der Medien bei.
Was ich nicht verstehen kann ist, dass immer noch Leute Armstrong als Saubermann in ideologischster Form verteidigen; mit den billigen Argumenten der Vertuscher (Verbände, Sponsoren, etc.).
Wer systematischen Doping in weitest entwickelter Form sehen will muss sich nur mal Egebnisse im Ausdauersport über mehrere Jahre anschauen. Überall dort wo ganze (Trainings-)Teams konditionelle Sprünge machen, ist höchste Vorsicht geboten. Ganz besonders bietet sich hier z.B. der Langlauf-Worldcup an (Schaut auf das deutsche und das norwegische Team, letzte 5-6 Jahr und überlegt, wann die WADA nach Norwegen kam...) Aber auch die US-amerikanischen Leichtathleten oder das CSC oder Discovery-Team bieten sich an.
Von einer Doping-Freigabe, wie hier angesprochen halte ich absolut nichts. Zum einen ist Doping teuer und wissenschaftlich hoch anspruchsvoll, so dass nur die Teams mit dem höchsten Etat mitmachen können. Aber viel wichtiger Doping ist lebensgefährlich. Für einen Profisportler, der sich bewusst dafür entscheidet (Gibt es das wirklich? Oder ist es nicht vielmehr ein sich entwickelnder Zwang im Spitzensport) mag das Risiko vertretbar sein. Aber wenn dann erst mal die Ergeizlinge auf den Amateur-Events ihren Idolen nacheifern und bei jedem Marathon ein paar tot umkippen, geht's zuweit.
Eine sehr gute Idee finde ich den hier gemachten Vorschlag Doping wann auch immer nachgewiesen zu bestrafen. Die Fahnder werden den versiertesten Dopern immer wissenschaftlich hinterher sein. Wenn man aber jetzt juristisch eindeutige Regeln schafft (Der Rechtsrahmen besteht inzwischen ja.), dass aufbewahrte Dopingproben noch nach Jahren mit den neuesten Methoden untersucht werden dürfen (oder müssen), dann gibt es für Doper immer das abstrakte Risiko doch noch entdeckt zu werden. Hier könnte man klare Regelungen treffen, die z.B. auch eine nachträgliche Aberkennung der Siege beinhaltet. Im vorliegenden Fall hätte es ja geholfen.
Wer jetzt formaljuristisch argumentiert und sagt, dass nach den gültigen Regelungen eine A- und eine B-Probe vorliegen müssen, die A-Probe aber vernichtet ist, der hat mental einen an der Klatsche. Nachgewiesen ist nachgewiesen. Künstliches EPO entwickelt sich doch nicht durch chemische Reaktionen in eingefrorenen Urin (Es wäre allerdings eine sehr billige Produktionsweise). Wie sagte Hr. Bach vom IOC: "Wenn wir nur noch eine Probe haben, dann teilen wir sie und schon haben wir wieder zwei." Der Sinn von A- und B-Probe ist nämlich ganz vordringlich auszuschließen, das während des Tests (nicht bei der Aufbewahrung) Fehler im Testverfahren passieren. Der Sportler pinkelt ja auch nur einmal und nur aus einem Pimmel (wenn's leider auch nicht immer sein eigener ist).
Ich weiß, die Diskussion ist müßig... aber sie ist es Wert geführt zu werden, auch wenn ich selbst oft keine Lust mehr dazu habe. Aber schaut euch mal wieder auf der ARD eine Radsportübertragung an: Die sülzig-romantische Verklärung durch die Kommentatoren der kämpfenden Helden, die scheinheiligen Interviewantworten der Funktionäre aus Verbänden und Teams, die Glorifizierung durch dir Sponsoren, usw... Alle haben ein Interesse daran, dass die "Veranstaltung" nicht verdorben wird. Also muss sich halt der Zuschauer dumm stellen, dann fällt's keinem auf.
Ich will mich aber nicht dumm stellen!
...und ich schau doch so gerne Sport im Fernsehen an...
Grüße,
Max