Manitou FS´93 Reparatur

Edelziege

levers are for flat tires
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Schweinfurt - german Kentucky
Moin Moin,

am Mittwoch ist der Hauptrahmen von Ellens 93er Manitou FS eingetroffen, am Wochenende bin ich immerhin mal zu einer Bestandsaufnahme gekommen.
Neben dem Riß am Steuerrohr wußte ich schon, daß mich auch ein Riß am Hauptlager hinter dem Tretlager und eine festgegammelte Schraube im Flaschenhaltergewinde erwarten. Doch der Reihe nach:

Der Rahmen kam wie zu erwarten sicher verpackt an und macht einen sehr schönen Eindruck, wie eben die Manitou Sachen von damals so sind. :-) Und der Rahmen ist echt leicht! Der Rahmen ist recht gut benutzt worden. Ein Unterrohr voller kleiner Steinschläge kommt nicht von der Eisdiele. :-)

Nun die Problemstellen:
Der Riß im Steuerrohr, die Ursache für das ganze Auseinandernehmen des Rahmens und die Reparatur überhaupt. Der Riß ist noch nicht wirklich weit vorangeschritten und geht so ziemlich bis zum Ende der Fräsung innen im Rohr. Leider sind die ganzen Sachen schlecht zu fotografieren, deshalb hier nur das Foto der Außenseite, da sieht man es besser.
Wahrscheinlich nicht der einzige Grund für den Riß, aber die Wandstärke des Steuerrohres ist an den Enden mit 3mm nicht allzu üppig. Ich gehe da immer auf 3,5mm, drehe allerdings sowohl innen aus wie außen ab. Das Manitou Steuerrohr ist nur außen abgedreht.



Der Riß am Hauplager der Schwinge:
Eine blöde Stelle, die sich schlecht reparieren läßt. Auf jeden fall nicht, wenn man ein perfektes Ergebnis erwartet. Aber es wird reichen, den Rahmen ein paar Jahre weiter nutzen zu können.
Der Grund des Risses liegt hier hauptsächlich im Design. Die Stelle ist nicht sauber konstruiert, der Riß im Grunde vorprogrammiert.



Eigentlich müßte das Rohr des Hauptlagers umlaufend an die Tretlagerhülse geschweißt werden. So wie hier zu sehen.



Nun die Flaschenhalterschraube. Ein übliches Problem: Die Schraube gammelt im Gewinde fest, beim Losschrauben dreht sich dann die Einnietmutter im Rohr anstatt daß sich die Schraube löst. Das Festgammeln wird oft durch Mineraldrinks gefördert. Profis setzen deshalb zur Schonung des Rahmens eher auf Epo und Eigenbluttransfusionen. :-) Hat man dazu nicht das nötige Kleingeld, empfehle ich dringend, die Gewinde der Flaschenhalterschrauben einzufetten.
Ich habe erstmal mit einem speziell dünnflüssigen Passungskleber die Einnietmutter verklebt. Vielleicht hält das so weit, daß man die Schraube doch herausbekommt und danach die Einnietmutter leichter ersetzen kann.
Doch hier noch ein Schreck: Durch den dunklen Kleber wird ein feiner Riß überhaupt erst sichtbar! Den wird man sich auch noch angucken müssen, wenn die Einnietmutter erst einmal draußen ist.
Solche Risse entstehen häufig durch zu stark vernietete Einnietmuttern, zu stark angezogene Flaschenhalterschrauben, Korrosion und hohe Belastung durch große Trinkflaschen bzw. Akkus.
Auf dem Foto ist der Riß leider nicht wirklich gut zu sehen, etwa auf sieben Uhr radial von der Bohrung abgehend.



Gut, das war die Bestandsaufnahme und ein Abschätzen der möglichen Ursachen.
In den nächsten Tagen geht es weiter...

Viele Grüße,
Georg
 
Na Georg, da bin ich aber auch gespannt! Aber ich denke, Du wirst es schon richten! Wenns die Zeit erlaubt...
Viele Grüße aus dem Südschwarzwald!
 
Und ich erst:daumen:
Jedenfalls habe ich aber das Gefühl, daß ich mein Goldstück in gute Hände gegeben habe. Übrigens: Der Bruder meines Bikes lebt in den USA. Am selben Tag gefertigt. Das hatte ich letztes Jahr herausgefunden. Google sei Dank. Unglaublich, oder? Ich mag solch schräge Verbindungen um die Welt.
 
Der Riss am Hauptlager der Schwinge ist übrigens auch Manitou-typisch, ich faher auch so einen Riss spatzieren. Bei späteren Modellen ist die Aufnahme nicht mehr ans Tretlager angeschweisst, sondern mit dem Tretlagergehäuse aus einem Stück gefräst.

Leider schützt das trotzdem nicht vor Rissen im Steuerrohr :rolleyes:
 
ich bleib auch dran, habe das problem mit der durchdrehenden flaschenhaltergewindeniete beim zaskar. in wie weit schädigt dein kleber die oberfläche ? mein rahmen ist eloxiert und solls auch bleiben....:(
 
ich bleib auch dran, habe das problem mit der durchdrehenden flaschenhaltergewindeniete beim zaskar. in wie weit schädigt dein kleber die oberfläche ? mein rahmen ist eloxiert und solls auch bleiben....:(

Hallo Kint,

der Kleber schädigt die Oberfläche natürlich nicht. Das ist normaler anarober Kleber, das, was gemeinhin gemeint ist, wenn jemand von "locktite" spricht. Die von mir verwendete Variante ist speziell auf Lagerpassungen abgestimmt und hochfest, aber im Grunde dasselbe.
Es hat übrigens in dem Fall nicht funktioniert: Also habe ich die Schraube abgesägt und den Bund des Einsatzes vorsichtig abgefeilt. Der Einsatz wurde dann aus der Bohrung im Steuerohr entfernt.
Wenn Du Deine Schraube noch herausbekommst, kann man den Einsatz nachsetzen, das ist kein großes Thema. Im Grunde reicht da eine feste Schraube, eine Mutter und eine Unterlegscheibe. Am Besten ist natürlich die spezielle Zange dafür.

Viele Grüße,
Georg
 
So, es geht weiter. Die Einnietmutter des Flaschenhalters ist raus, der Riß ist gut zu sehen (aber schlecht zu fotografieren).
Ein Riß an der Bohrung für den Flaschenhalter mag verglichen zu dem am Steuerrohr harmlos aussehen, ist aber ziemlich fies. Er wird natürlich auch länger und ist nicht so einfach zu reparieren: Das Rohr ist an der Stelle nur 0,9mm dick, die Wärme beim Schweißen wird schnell abgeleitet und das Ende der Mini-Schweißnaht liegt am Rand des Loches.
Um das Schweißen sicherer zu machen, werde ich eine gekrümmte Aluminiumscheibe, die genau an den Innendurchmesser des Rohres angepaßt ist, beim Schweißen von innen unter den Riß klemmen.
Eine andere Möglichkeit der Reparatur wäre, eine solche Scheibe (dann natürlich an den Außendurchmesser des Unterrohres angepaßt) außen auf das Unterrohr zu kleben und dann mit der Einnietmutter zu vernieten. Wahrscheinlich würde das die Gegend so weit versteifen, daß der Riß nicht groß weitergeht.
Hier die Aluminiumscheibe neben der Bohrung für die Einnietmutter. Die Aluminiumscheibe ist übrigens einfach ein Stück Rahmenrohr, mit der Lochsäge ausgesägt.
(Zum Vergrößern der Bilder draufklicken, ich habe diesmal nur thumbnails eingefügt, um den Text besser lesbar zu halten.)



Nun zum ursprünglichen Problem, der Riß am Steuerrohr.
So muß sich ein Zahnarzt fühlen, der sich viel Mitgefühl mit den Patienten erhalten hat. :-) Beim Manitou ein Loch zu bohren, fällt schwer... Das Loch wird genau an das Ende des Risses gesetzt. Es ist wichtig, daß der Riß komplett entfernt wird.



Nun wird vom Ende des Steuerrohres her der Riß ausgesägt, so daß ein Schlitz entsteht. Wenn man sich die beiden kleinen Stücke des Risses ansieht, wird auch klar, warum alles weg muß: Im Riß selbst ist Korrosion, also vor allem Oxid, aber auch Schmutz. Wichtig für das Schweißen später ist, daß kein Oxid in der Schweißnaht ist, bzw. wenig und dann fein verteilt. Ein einfaches Überschweißen des Risses würde aber zu größeren Brocken Oxid führen, von denen dann wieder hübsche Risse ausgehen könnten.



Nun liegt da aber noch ein anderes Aluminiumteil, rechts neben den beiden Stücken des Risses. Was es damit auf sich hat, wird klar, wenn es beim nächsten Mal um das Schweißen geht. :-)

Viele Grüße,
Georg
 
So, weiter geht es.

Erstmal muß an den zu schweißenden Stellen die Anodisierung bzw. Oxidschicht entfernt werden. Ich benutze dafür einen Geradschleifer aus dem Formenbau, im Grunde ein größerer Dremel. Der Schleifkörper ist ein sog. Polierschleifkörper: Hartgummi gefüllt mit Schleifmittel.
Das Entfernen der Oxidschicht ist neben der äußersten Sauberkeit sehr wichtig für das Ergebnis, vor allem für die Haltbarkeit der Naht. Vom Schweißen selbst her ginge es auch ohne Entfernen der Schicht, die modernen Geräte gleichen da viel aus. Aber dann hat man nicht nur die Oxide in der Schweißnaht, sondern auch Wasserstoff und Sauerstoff, da die Oxidschicht gut Feuchte aus der Raumluft speichert.
Ideal ist ein Entfernen der Oxidschicht etwa 1 Stunde vor dem Schweißen. Dann bildet sich nämlich überall eine hauchdünne Oxidschicht, die wiederum günstig für das Zünden des Lichtbogens ist. Wie die meisten Sachen im Leben also hat es auch hier zwei Seiten. :-)

Auf dem nächsten Bild zu sehen ist die Verwendung des extra angefertigten Aluminiumteils. Was hat es damit auf sich? Die Antwort ist wieder eine schweißtechnische: Problematisch und anfällig für Fehler sind beim Schweißen besonders Anfang und Ende der Schweißnaht, auch wenn diese Problematik beim WIG-Schweißen nicht so gegeben ist wie bei anderen Schweißverfahren, da der Schweißer selbst durch Geschicklichkeit einiges beeinflussen kann. Trotzdem ist es immer besser, Anfang oder Ende einer Schweißnaht nicht an hochbelasteten Stellen zu haben. Das zusätzliche Aluminiumteil macht es hier einfach möglich, die Schweißnaht auf eben diesem enden zu lassen und eben nicht am eh schon gefährdeten Rohrende. Wer schon mal geschweißt hat, weiß zudem, wie eklig es ist, eine Schweißnaht am Rand eines dünnen Bleches enden zu lassen. Letztendlich ist ja auch das Steuerrohr eines Manitou in diesem Fall nur ein dünnes Blech. :-) Nach dem Schweißen wird das zusätzliche Blech natürlich abgesägt und -gefeilt.





Wichtig ist in diesem Fall auch, das Rohr von innen zu schweißen. Sonst wäre ein erneutes Aufreißen quasi vorprogrammiert.



Nach dem Wärmebehandeln muß die Schweißnaht innen natürlich entfernt und der Sitz für den Steuersatz neu gefräst werden. Ob man die Schweißnaht außen entfernt, hängt davon ab: Technisch besser wäre es, die Schweißnaht einfach nur zu polieren. Sicherlich sinnvoll, wenn man den Rahmen wirklich noch ein paar Jahre fahren will. Kaum noch zu sehen wäre die Schweißnaht, wenn man sie bis auf Höhe des Steuerrohres abschleift und dann poliert. Sinnvoll, wenn der Rahmen hauptsächlich original aussehen soll und sonst zur österlichen Radtour bewegt wird. Ellen wird sich da für eine Variante entscheiden.



Der Riß am Tretlager ist auch geschweißt. Das ist eine blöde Stelle, die nicht perfekt zu reparieren ist, eben weil sie im Grunde schon falsch konstruiert wurde: Hier wurde das oben angesprochene offene Ende einer Schweißnaht in eine hochbelastete Zone gelegt. Hier kann man nur den vorhandenen Riß komplett entfernen und die Stelle erneuern. Das verbessert die Stelle nicht, ist aber auch nicht schlechter als original.



Die dritte Stelle an der Bohrung für die Einnietmutter des Flaschenhalters ist auch nicht ohne und im Grunde nicht perfekt zu reparieren, weil man an die Rückseite nicht herankommt. Zudem ist das Rohr an der Stelle sehr dünn, das Ende der Schweißnaht liegt an einer Blechkante und die Rückseite ist nicht gut zu säubern.
Ich habe mit ein wenig Tüftelei den Riß mit einer dem Innendurchmesser des Rohres entsprechenden Aluminumscheibe hinterlegt, die durch eine Konstruktion aus rostfreiem Draht festgehalten wird. Dadurch wird ein wenig Hitze vom dünnwandigen Rohr weggeleitet und das Risiko sinkt, ein Loch einzubrennen. Die Aluminiumscheibe ist übrigens durch das im Steuerrohr vorhandene Loch in das Unterrohr gekommen und hat dieses auch dadurch wieder verlassen.





Da das Rohr innen sehr schmutzig war, bin ich vom Ergebnis nicht hundertprozentig überzeugt. Ich werde Ellen empfehlen, eine außen auf das Rohr geklebte, dem Außendurchmesser angepaßte Scheibe aus Aluminium zu akzeptieren. Das ist unter dem Flaschehalter nicht groß sichtbar, entlastet die Stelle an der Bohrung aber erheblich.

Jetzt wird der Rahmen erstmal wärmebehandelt, danach gefeilt, gefräst und poliert. Aber dafür gibt es neue Bilder.

Viele Grüße,
Georg
 
Auferstanden aus Ruinen.....

Ich bin schon wieder damit gefahren, obwohl noch nicht 100%ig okay. Konnte es einfach nicht lassen.

Also erst mal: tausend Dank, Georg und auch den anderen für die Anteilnahme und das Interesse an der Reparatur.

Vorher:

01.jpg


Hinterbau: Loch. Haarriss im Steuerrohr, Riss im Tretlagerbereich an der Schweißnaht, lockere Flaschenhalterung (Gewinde). Gabel fest.

Nachher:

manitou.jpg




Wie Ihr seht, habe ich es nicht original aufgebaut - wobei: was ist original?

Die Kurbel hatte ich mir damals zum Rahmen gekauft - ist also original
Die Sattelstütze habe ich original noch rumliegen, aber ich finde die Combo silber/schwarz fast schöner
Umwerfer vorne ist der 900er mit Bandschelle, also original
Der Hinterbau und die Gabel sind nicht M2 sondern M4
....usw...

Ach ja: mittlerweile ist auch noch ein H20 Flaschenhalter dran.

Es gibt zwei Sachen, für die mich manche hier schimpfen würden, aber ich denke mir, es passt zum Stil des Rades, die Teile wären heute auch dran: X0 Schaltwerk mit X0 Drehgriffen sowie Laufradsatz American Classic mit Mavic Felgen.

Egal. Ich sag nur eins zu meinem Rad:love:

Aber es fehlt noch: passender Aufkleber (neudeutsch Decal),Austausch der Lager Hinterbau, schwarze Onza Barends (hat da noch jemand welche in NOS oder sehr gut erhalten rumliegen?). Der Winter kann kommen.




Und nochmal: danke Georg:daumen:
 
Hallo Ellen,

sehr schön! Das erinnert mich daran, daß ich hier noch die letzten Bilder und Arbeitsschritte posten muß.
Niemand darf wegen eines XO Schaltwerkes mit Drehgriffen schimpfen, niemand! Höchstens darf man darüber schimpfen, daß es das 1993 noch nicht gegeben hat. :-)

Viel Spaß damit und Viele Grüße,
Georg
 
Ellen ,hast du toll wieder aufgebaut, bin auch für den moderneren Aufbau , funktionert einfach besser!!
Mein HT ist auch nach dem Riss im Steuerrohr wieder auf dem Weg der Besserung. Ich habe noch eine längere Reduzierbüchse für das Steuerlager eingklebt, ich hoffe dass das noch etwas besser ist .
 
Hi alle,

da es sich ja hier einen Reparaturtreat handelt, will ich mal vorsichtig fragen ob einer von Euch mir hierbei helfen kann?



Wer weiß, wo ich das schweißen lassen kann? Es handlt sich hierbei um eine Schwinge vom Marin F.R.S, die ist ja baugleich mit dem Manitou FS. Bin für jede Hilfe dankbar.

bis dann ...

Stefan
 
Sind das die Kettenstreben?

Schweissen weiß ich nicht, ich habe aber eine Kettenstrebe von einem FRS rumliegen. Kleines Manko: Das Schaltauge fehlt und der Schlitz in das es reingehört ist ein wenig verbogen. Muss man mit nem Schraubenzieher wieder aufbiegen, dann geht das Schaltauge wieder rein. Kein größeres Problem also.

Wenns nicht eilt könnte ich dir die Kettenstreben beim Manitou Treffen mitbringen.
 
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