Mein erstes MTB - Erfahrungen

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Kaiserslautern
Bin kein MTB-Crack und werde es auch nicht mehr werden. Über MTB und Mountainbiking habe ich keine großen Kenntnisse.

Vor gut 2 Jahren habe ich mein erstes MTB von einem Freund bekommen und bin seit Jahrzehnten erstmals wieder Fahrrad gefahren. Als Jugendlicher war ich mit einem Fahrrad unterwegs, welches als Topausstattung Felgenbremsen und eine Sachs Dreigang-Narbenschaltung hatte. Zunächst war ich mal erstaunt, wie schnell sich diese Dinger heute fahren lassen. Anfängliche Fahrunsicherheiten haben sich nach und nach gelegt und inzwischen macht mir das Fahren unheimlich viel Spaß. Ich fahre ausschließlich im Wald (Pfälzerwald) mit entsprechenden Steigungen und Abfahrten und einer sehr großen Streckenvielfalt mit Anpassungen auf meine individuellen Fähigkeiten. Das Erlebnis mit einem MTB in guter Luft durch den Wald zu „düsen“ fasziniert mich immer wieder von neuem. Meine wöchentlichen Aktivitäten beinhalten 1mal Joggen, 1mal Schwimmen und 1mal MTB. Ich bin allerdings kein Fitness-Freak, d.h. wenn das Wetter nicht mitspielt oder ich keine Lust habe, bleib ich mit dem Hintern zu Hause, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme. Und dies kommt zur Winterszeit öfters vor. Meine sportlichen Ambitionen beschränken sich darauf, meine körperliche Fitness (Ü 60) zu erhalten, ohne an Leistungsgrenzen gehen zu müssen.

Letzte Woche habe ich mein MTB (Canyon Nerve AM 8.0) zu einem Fahrradhändler gebracht, um einen Service-Check durchführen zu lassen. Am nächsten Tag kam ein Anruf, dass am MTB ein Totalschaden vorliegen würde. Ich fiel aus allen Wolken. Am Oberrohr (Aluminium) sei eine kleine Delle, dadurch würden Haarrisse entstehen und der Rahmen könnte jederzeit durchbrechen. Es sei keinerlei Sicherheit mehr vorhanden. Die Delle sieht aus, als hätte jemand mit dem Fingernagel eine Delle in das Oberrohr gedrückt, mehr nicht. Aber mit diesem Wissen traue ich mich jetzt nicht mehr auf des MTB zu setzen und loszufahren.

Nun bin ich auf der Suche nach einem neuen MTB und kam so auch auf diese Seite. Inzwischen habe ich mir die Kenntnisse angelesen, dass für mich ein Allmountain MTB, Fully, Rahmengröße M, Reifengröße 27,5 das geeignete Gerät für mich wäre. Erstaunt bin ich jedoch, zu welch hohen Preisen auf dem Bikemarkt die gebrauchten MTB angeboten werden. Wäre ich 20 Jahre jünger würde ich mir natürlich ein neues Bike kaufen. Aber für meinen Bedarf sollte ein gebrauchtes Bike im guten Zustand ausreichend sein.

Jetzt 2 kleine Fragen. Kann solch ein kleines „Dellchen“ (siehe Foto) tatsächlich zu einem Totalschaden führen? Wie realistisch ist es, die guten hier angebotenen Bikes auch für 60 bis 70% des Ausgangspreises erwerben zu können? Liegen da Erfahrungen bei den einen oder anderen vor? Klar, es liegt immer am Verhandlungsgeschick. Ich selbst habe aber das Mango, dass ich aufgeführte technische Details letztendlich nicht korrekt und preisbezogen beurteilen kann.

Oberrohr 1.jpg


Gruß Cherry
 
Der Händler geht halt auf Nummer sicher und weist dich aus Haftungsgründen auf den Schaden hin. Oder er will dir unbedingt ein neues Rad verkaufen...
Ich würde das Rad auch einfach weiterfahren.
 
Da ich - auch Ü60 - vermute, daß Du eher langsamer unterwegs bist (also bergab) und nicht mehr die größten Risiken eingehst (und Stürze daher eher glimpflich ausgehen würden), würd ich an Deiner Stelle auch weiterfahren.
 
Als ebenfalls Ü60 und ehemaliger Canyon Nerve Besitzer kann dich auch beruhigen, an dieser Stelle ist eine Delle Recht unkritisch, und wenn dein Nerve nicht schon anderswo gebrochen ist wie viele andere Nerves, dann wird es noch ne ganze Weile halten.

Meins hatte ich nie geschont, ich droppe gern so Mäuerchen runter - es hatte dort eine Delle, weil ich es mal an einen Holzpfosten wo ne Schraube rausguckte gelehnt hatte. Kein Problem. Kannst auch schnell fahren damit.

Es spricht aber nix dagegen bevor man nicht mehr MTBiken kann sich noch mal ordentliche neue Radls zu gönnen, sonst haben nur die Erben was von der Kohle....
 
Danke für die vielen Antworten. Es beruhigt mich ein wenig und ich glaube, die Delle war schon vor 2 Jahren im Rahmen, als ich das Bike bekam. Trotzdem verwundert mich Aussage eines weiteren Fahrradhändlers, der zwar den Service-Check durchführen würde, aber ich müsste unterschreiben, dass keinerlei Haftung für die Sicherheit des Bikes übernommen wird. Nach deren Auffassung darf am Alu-Rahmen keine Beschädigung vorliegen. Ein mir bekannter MTB-Trainer sagte, er selbst würde mit diesen Bike nicht mehr fahren.

Anscheinend gibt es 2 Positionen, einmal "weiter so" oder "Sicherheit first". Es wird also letztendlich auf meine Entscheidung ankommen, ob ich ein Risiko eingehe oder nicht.

Interessieren würde mich vielleicht noch, was sich da technisch bei so einer Delle am oder im Rahmen abspielt. Delle - Haarrisse - Bruch - ist das zwangsläufig zu erwarten?
 
Trotzdem verwundert mich Aussage eines weiteren Fahrradhändlers, der zwar den Service-Check durchführen würde, aber ich müsste unterschreiben, dass keinerlei Haftung für die Sicherheit des Bikes übernommen wird.
Das kann ich nachvollziehen. Würde ich als Händler auch machen, um mich abzusichern. Nicht, daß mir der Kunde nachher unterjubelt, daß die Delle beim Service passiert ist.
Was sich "technisch" abspielt: Keine Ahnung, kann ich nix zu sagen. Wenn Du aber nach den diversen Äußerungen hier Dich immer noch nicht traust, weiter zu fahren, kann ich Dir nur empfehlen, nen neuen Rahmen zu besorgen. Sonst fährt Deine Angst auf jedem Trail mit und verdirbt Dir den Spaß am Biken.
 
Interessieren würde mich vielleicht noch, was sich da technisch bei so einer Delle am oder im Rahmen abspielt. Delle - Haarrisse - Bruch - ist das zwangsläufig zu erwarten?

Hey Cherry,

nein, das ist zwangsläufig nicht zu erwarten und die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert dürfte in etwa so hoch sein, wie beim MTB-Fahren von einem Meteoriten getroffen zu werden.

Es ist ja das eine, dass sich dein Händler einfach nur absichern möchte, aber das kannst du auch mit Honig im Lebensmittelbereich vergleichen. Hersteller und Gesetzgeber sichern sich durch ein MHD-Datum ab, dass z.B. bei Honig nicht obsoleter sein könnte.

Beispiel Fahrradkette: Händler empfehlen hier bei Inspektionen leider nur allzu häufig den vorzeitigen Austausch der Kette oder gar des ganzen Antriebes, obwohl in vielen Fällen noch mehrere Hundert (wenn nicht tausende) Kilometer drin wären.

In deinem Fall meiner Meinung nach alles andere als ein Totalschaden... Habe selbst bei etlichen Ausfahrten und sogar Rennen weitaus schlimmere Rahmen bzw. zumindest Dellen gesehen...

Und die Tatsache, dass du bereits seit 2 Jahren mit der Delle fährst und es hier am Rahmen noch keinerlei Veränderungen gab, sprechen auch für dein Canyon :daumen:

Girard
 
weiterfahren......
meine dellen sind deutlich grösser und halten seit jahren.
einziger punkt,
genau beobachten , ob sich da ein riss bildet...

gruss an den händler, geschäft muss warten...
 
o.k., noch ein letztes mal, dann nerve ich nicht mehr. Hier die offizielle Antwort des Herstellers CANYON auf meine Anfrage:

"Wir freuen uns, dass du dich für ein Canyon Bike entschieden hast und müssen mit Bedauern die Einschätzung deiner Fachwerkstatt teilen. Der Schaden ist massiv und wir raten zum eigenen Schutz von der Nutzung ab.
Die freiwillige Garantie auf den Rahmen ist nur für den Erstkäufer reserviert, kommt hier aber nicht zum Tragen, da es sich eine massive Beschädigung durch Einwirkung von Außen handelt.
Um ein Crash Replacement Angebot unterbreiten zu können, muss das Bike bis zu drei Jahre alt sein. Das ist bei dir nicht der Fall. Es tut uns Leid, dass wir keine andere Auskunft oder Hilfestellung für dich haben."

Die beiden konträren Positionen bleiben bestehen. Eine NEIN von den Fachleuten (und auch Geschäftsleuten), ein JA von den erfahrenen Bikern.

Danke für die rege Teilnahme
Cherry
 
Die einen haben Erfahrung und dann gibbets die Händler, - wie von Dir geschrieben - "verschiedene Ansichten", aber bleib' im Sattel.
Lass' Dir von einer Delle, nicht den Spaß am 'Ganzen' verletzen. Behalt's im Auge und gut.
 
Auf dem Oberrohr sehe ich die kleine Delle auch nicht als kritisch an. Unterrohr weiter vorne am Übergang zum Rohr in welchem der Steuersatz wohnt, ist wesentlich kritischer. Von daher: normal weiterfahren.
Wie alt ist eigentlich das Bike? Wie viel wiegst du inkl. Rucksack? Fährst du Drops und Sprünge?
 
@boe_ser
Ich schliesse mich den Vorrednern an. Da hatte ich schon größere Dellen - auch bei Canyon Rahmen und belastenderem Fahrstil. Hier geht es lediglich um Haftungsfragen - warum sollte der Händler oder Hersteller auch nur das geringste Risiko eingehen, wenn er andersherum ggf. sogar ein Geschäft machen kann. So wie du dein Fahrprofil beschreibst wird der Rahmen noch länger leben als du.
 
Ich fahre ausschließlich im Wald (Pfälzerwald) mit entsprechenden Steigungen und Abfahrten und einer sehr großen Streckenvielfalt mit Anpassungen auf meine individuellen Fähigkeiten. Das Erlebnis mit einem MTB in guter Luft durch den Wald zu „düsen“ fasziniert mich immer wieder von neuem. Meine wöchentlichen Aktivitäten beinhalten 1mal Joggen, 1mal Schwimmen und 1mal MTB. Ich bin allerdings kein Fitness-Freak, d.h. wenn das Wetter nicht mitspielt oder ich keine Lust habe, bleib ich mit dem Hintern zu Hause
Das kann alles bedeuten, aber ich vermute mal anhand des Alters und der Tatsache das du vor 2 Jahren angefangen hast, sind das keine wilden Trails mir großen Sprüngen.

Der Händler, und auch Canyon, müssen deine Frage auf Nutzbarkeit mit einem klaren Nein beantworten.
Die müssen aus der Haftung raus, und gelogen ist es nicht es ist nur nicht zwangsläufig so.
Wie das auch schon die meisten anderen gesagt haben.

Inzwischen habe ich mir die Kenntnisse angelesen, dass für mich ein Allmountain MTB, Fully, Rahmengröße M, Reifengröße 27,5 das geeignete Gerät für mich wäre.
Das ist das einzige, was mich da ein wenig stutzig macht, das passt nicht umbedingt zu meiner Einschätzung wie du fährst.
Da wäre in meinen Augen eher ein 29 Zoll mit ca. 120 mm Federweg als ein All Mountain 27,5 angesagt so wie du dich oben beschreibst.

Wenn du tatsächlich so fährst, wie du dein neues MTB aussuchst, würde ich auf jeden Fall die Delle im Auge behalten.
Außerdem würde ich mir dann überlegen wie langsam meine alten Knochen (Bin Bj. 60) heilen wenn ich wegen eines Rahmenbruches massiv Stürze.
Die meisten die hier zu Recht sagen damit fahre ich weiter, haben eine kürzere Heilungsphase und noch deutlich mehr Saisons vor sich.

Wie realistisch ist es, die guten hier angebotenen Bikes auch für 60 bis 70% des Ausgangspreises erwerben zu können?
Wir haben Corona und es ist noch nicht mal Frühling, ich denke der Bike Markt wird noch verrückter als 2020
 
Schön, dass auf meinen Beitrag nach einem Jahr nochmals geantwortet wurde. Daher ein kurzes Update auf meine "Mountainbike-Entwicklung".

Das Coronajahr 2020 hat uns allen ja viele Änderungen auferlegt. Sportlich musste ich meinen wöchentlichen Schwimmmarathon komplett streichen, da mein Hallenbad geschlossen ist. Aber umso öfters war ich daher mit dem Bike unterwegs. Zunächst mit meinem "Oldie" aufgrund der vielen beruhigenden Rückantworten. Aber ich wurde immer besser und schneller und dadurch hörte ich auch immer öfters das Knacken und Knarzen bei schnellen und holprigen Abfahrten. Da nutze auch nichts die laute Rockmusik von ACDC oder den Stones von meinem mp3-Player. Ich habe dann Nägel mit Köpfen gemacht und mir das neuste Canyon Neuron AL 7.0 bestellt und am 30.Mai erhalten.

Es hat sich herausgestellt, dass es für mich genau das richtige Bike war. Nach und nach noch ein paar kleine Veränderungen vorgenommen (andere Griffe, anderer Sattel, andere Reifen und auch ein anderer Schalthebel). Konditionell und auch fahrtechnisch habe ich mich deutlich verbessert. Steigungen, welche ich früher hochgekeucht bin, kann ich jetzt problemlos hochfahren. Auch die Geometrie und Ausstattung meines neuen Bikes (29er Reifen, 12-Gang SRAM GX Eagle u.a.) lernte ich zu schätzen. Aber nur, weil ich lange mit meinem Oldie-Bike durch den Wald gekurvt bin und vergleichen konnte. Dies wertvolle Erfahrung schätze ich auch weiterhin. Spaß macht mir auch das Schrauben und die Durchführungen der richtigen Einstellungen (gelernt mit einer Vielzahl von You-Tube-Filmchen) an meinem Bike.

Ich lächle heute noch in mich hinein, wie unbedarft ich an das Mountainbiking herangegangen bin. Ich habe von einem Kumpel dessen gebrauchtes Bike bekommen und bin gut 2 Jahre lang durch den Wald gedüst. Interessiert hat mich nur, wie man die Sattelhöhe einstellt und welchen Luftdruck ich brauche. Erst danach, als ich ein neues Bike in Angriff nahm, habe ich erstmals davon gelesen, dass man zwischen Hardtails und Fullys unterscheidet. Soweit meine Ausgangssituation.

Ich bin inzwischen ein richtiger Mountainbike-Fan geworden. Mich ärgert nur, dass ich viel viel zu spät mit dem Mountainbiking angefangen habe. Die Welt der großen Jumps und Drops und heißen Bikeparks hat sich für mich inzwischen geschlossen, nicht aus Angst, sondern aus altersbedingt eingestellten Vernunftsgründen. Trotzdem gehe ich davon aus, dass ich noch lange die tollen Fahrten durch den Pfälzerwald in vollen Zügen genießen kann. Dieser Wald mit seinen unendlichen Wegen beginnt im wortwörtlichen Sinn direkt vor meiner Haustür. Ein Vorteil, um den man mich beneiden kann.

Ein Blick nach links und rechts von meiner Dachterrasse in Richtung Pfälzerwald.

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@JKcherry Ein schöner Bericht und als jemand der in der Nähe von Zweibrücken aufgewachsen ist, kann ich Dir nur sagen, dass der Pfälzerwald einfach eine der schönsten Regionen zum Mountainbiken ist. Weiterhin gute Fahrt;)
 
Die Welt der großen Jumps und Drops und heißen Bikeparks hat sich für mich inzwischen geschlossen, nicht aus Angst, sondern aus altersbedingt eingestellten Vernunftsgründen. Trotzdem gehe ich davon aus, dass ich noch lange die tollen Fahrten durch den Pfälzerwald in vollen Zügen genießen kann.
So kannst du das natürlich sehen, wobei das eh keinen großer Verlust ist finde ich (du wohl auch) dazu ist MTB viel zu facettenreich.
Was du einfach sehen musst, das es auch mit über 60 immer noch neues zu entdecken gibt, was einen Heidenspaß macht :daumen:
Schön, dass auf meinen Beitrag nach einem Jahr nochmals geantwortet wurde
sorry hab nicht auf Datum geschaut
 
Alles gut.

Zu den Händlern. Es gibt neuere Rechtssprechung, dass der Händler nach dem Schrauben ziemlich umfassend für alles haftet, was an dem Rad schiefgeht. Ja, auch Teile, die er im Auftrag garnicht angefasst hat. Das führt dazu, dass manch ein Schrauber das Licht nicht wechselt, ohne vorher das Rad anzuschauen und z.B. auf eine bezahlte Reparatur der Bremse zu bestehen. So viel zum mündigen Bürger.

Ist euch mal aufgefallen, daß Produkte heute oft ohne brauchbare Anleitung daher kommen? Dafür ist aber eine Sicherheitsbelehrung in 9 Sprachen im Karton? Das einzige, was bei so einem Hersteller funktioniert, ist die Rechtsabteilung.

Danke, ihr eifrigen Anwälte und ihr Spießbürger mit Rechtsschutzversicherung.
 
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