Michael und Sketcher fahren durch die Hölle

sketcher

over the hills
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7. Juni 2001
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Eichsfeld
"Harzbiker ist wieder einsatzbereit!" Mit dieser Meldung eröffnete Michael59 mir den Auftrag, eine verdeckte Operation im Eichsfeld für letzten Samstag einzuleiten. Da eine Tour mit Harzbiker immer zu den Highlights der Bikekultur zählt, freute ich mich schon mächtig und saß stundenlang über den Plänen um etwas wirklich besonderes auszutüfteln.
Unter völliger Geheimhaltung, was jeden der Micha kennt erstaunen muß, wurde meine Garage zum Treffpunkt und 9:00 als Startzeit festgelegt.
Doch der Teufel hatte mal wieder seine Hand im Spiel: Kleine gefäßige Raubtierchen hatten an Harzbikers Auto die Kabel zernagt und so meldete er, er könne nicht pünktlich sein und der Zeitpunkt seiner Ankunft wäre noch ungewiss. Sicher sei doch, daß er noch komme.
Das war bis zur heutigen Stunde das letzte Lebenszeichen von ihm. Hoffentlich hat der Ratz ihn nicht auch noch geholt.
Irgendwann am Nachmittag gaben Micha und ich es auf und planten für Sonntag 9:00 einen neuen Start.
Mit einstündiger Verspätung schlug er dann bei mir auf. Er hatte bis in die Früh in zwielichtiger Gesellschaft gezecht, doch man hatte ihn nicht aufhalten können, heute morgen seinen klapprigen Gaul zu satteln. Zwei Wochen Trainingsrückstand hätte er außerdem. Da freute ich mich, denn mein rotziger Infekt hatte seinen Höhepunkt erreicht und ich hatte schon Befürchtungen seiner stetig steigenden Fittness nicht folgen zu können.
So ging es los, mitten durch die missbilligend schauenden Kirchgänger. Es war kurz vor zehn. Der Tag noch trüb und kalt, doch trockenes Wetter versprechend fuhren wir den Heiligenberg hinan. Gut 200Hm zum aufwärmen. Etwas matschig war es schon, doch der gute Kalkstein darunter ließ alles noch gut fahrbar sein. Oben erwartete uns, neben umgestürzten Bäumen, viel Geäst und drei schnuckligen Rehlein, eine herrliche Aussicht von einer Felskannte, die aber nur völlig verrückte Bombenkraterfahrer gereizt hätte. Weiter dann durch Wald und Flur nach Effelder. Ein Sück Landstraße ließ sich nicht umgehen, doch dann waren wir schon am Hainich. Nach kurzem Trail wies ein Schild zu einem nahegelegenem Burgberg. Micha wollte unbedingt mal schauen und so verließen wir zum ersten Mal den rechten Weg.
Abgrundschlecht empfing uns ekelhaft, schmieriger, klebriger Morast. Bäh! Doch Micha gemahnte an die alte Eisenschweintradition: "Es geht nur vorwärts, niemals zurück!". So verloren wir eine halbe Stunde, doch dieser verfluchte Burgberg wäre letztendlich nur noch quer über einen breiten Acker zu erreichen gewesen. Wir hoben ihn also für bessere Zeiten auf und schlugen uns durch, bis wir im weiten Bogen wieder zum Rennstieg fanden. Jetzt ging es bald hinunter nach Heyerode, den das Ziel, daß ich ausgesucht hatte, war der Normannstein bei Treffurt. Dazu mußten wir den altehrwürdigen Barbarossweg erreichen.
Die schnelle Fahrt hinunter ins Dorf hinunter machte unsere Reifen sauber und zauberte unzählige schwarze Streuseln über uns und unsere Räder.
Hinter Heyerode ging es irgendwo rechts hoch. Doch verpasste ich die richtige Abfahrt und wir nahmen den falschen Weg. Als uns klar wurde, was los was, war es schon zu spät, schon wegen der Eisenschweintradition. Doch da dieser Feldweg in die richtige Richtung zu weisen schien, nahmen wir wieder bodenlosen Matsch in Kauf und diesen dadurch enorm kräftezährenden Weg unter uns. Leider blieb uns irgendwann nicht einmal mehr dieser Ho-Chi-Min-Pfad, den er verlief sich in einer Wiese, die mir als die größte Kuhweide Thüringens erschien. In zirka einem Kilometer Entfernung und 200m höher lächte ein Waldsaum freundlich, "Da gehts hoch!" sagte Micha, "und kein zurück!" Erst später zuhause, laß ich, daß jener Wald DIE HÖLLE genannt wird. Puhh. Um zur HÖLLE zu kommen, fuhren, besser rutschten wir über ungefähr eine Million Kuhfladen die Wiese hinauf. Mittlerweile hatten Matsch, Stroh und Schie$$e die Ketten, Ritzel und Umwerfer in große unförmige Klumpen verwandelt. Ich bin immer wieder verblüfft, unter welchen Bedingungen dieses XT-Schaltwerk noch arbeitet. Die Technik jedenfalls, hatte uns heute nicht im Stich gelassen.
Als wir endlich ziemlich erschöpft die HÖLLE erreichten, fanden wir nur die Andeutung eines Waldweges, Laub und Äste über einem Modderpfad. Es ging nur in Schrittgeschwindigkeit und unter Einsatz aller Kräfte weiter. Der Weg führte auch nicht in die richtige Richtung, doch um uns quer durch den unbekannten Wald zu schlagen, hatten wir auch nicht den Mut. Irgendwann mußte doch mal ein Pfad den unseren queren! Der kam dann auch und brachte uns glücklich wieder auf festen Forstweg.
Nun ging es flott vorwärts. Wir erreichten den Barbarossaweg und fuhren zum Normannstein. Hier befindet sich auch eine wilde Motocrossstrecke mit einigen mörderischen Abfahrten (kleiner Tip wenn Steinbeißer mal in der Gegend ist).
Bevor wir den Normannstein nahmen, führte ich Michael noch zur Adolfsburg. Ein atemberaubender Ausblick über einer schroffen Felswand, an deren Kante ein Trail läuft.
Die sehenswerte Burgruine Normannstein ist normalerweise am Wochenende bewirtschaftet, doch war heute leider geschlossen. Also trailten wir den Burgweg hinunter nach Treffurt und überfielen eine Tanke. Frisch gestärkt gings an der Werra entlang Richtung Heimat. Es war schon drei Uhr durch und wir mußten uns beeilen, vor Sonnenuntergang zu hause zu sein. Deshalb nahmen wir hinter Wanfried die Abkürzung über den Hülfensberg. Micha erreichte an dieser letzten anständigen Steigung dann auch fast seine persönlichen Leistungsgrenze. Mir ging es recht gut, der Rotz war weniger als am Morgen. Was frische Luft doch ausmacht.
In Bartloff brachte mein Kärcher unsere Bikes, und meine Frau uns mit heißem Kaffee und Tee, wieder auf auf Vordermann.

Es war mal wieder ein klasse Tag.

Grüße
sketcher
 

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das fazit zuerst: es war ein traumtag:)

bedingt durch gegner des radeln ( kunden,mitarbeiter und arbeitgeber) konnte ich nach dem nightride mich nicht auf mein scott schwingen. das blieb also 2 wochen sauber:D

das sollte sich am sonntag grundlegend ändern:) :)

die widerigen umstände der startverzögerung sind bereits geschildert, verspätet kam ich großbartoff an und baute mitten in erstaunten kirchgägern mein rad zusammen und kompletierte mein ausrüstung. dann ging es endlich los. nach nur 3 stunden schlaf ein gutes training für den geplanten start in ilmenau. wer großbartloff kennt weiss, egal in welche richtung man fährt- es geht erst mal hoch. mein kreislauf kam also in schwung und ich vertraute der bewährten führung sketchers. wir fuhren durch manchen matsch der geile trails zu wahren gleichgewichtstrainigseinheiten verwandelte, aber der erste hammer kam nach dem mühlhaüser landgraben ( übrigens ein trail der mit jeder durchfahrung mehr spaß macht und nur zu empfehlen ist). meine neugier führte uns durch schwarze schmierseife- die räder verdoppelten ihr gewicht und die singelspeedfraktion hatte nicht gewußt ob wir zum (angeblich :D )rechten glauben übergelaufen sind:D . mein umwerfer und das schaltwerk (beides neu xt) funktionierten im erdmantel für mich ungewohnt tadellos. sollte es mal trocken sein werden wir das esk-banner auf dem burgberg wehen lassen!

die wiese zur hölle zeigte beim befahren ihre ganzen tücken. die 150 höhenmeter sahen von unten nicht so steil aus, außerdem hatte der feind, neben schmierseife auf den hang tausende von kuhtretminen verteilt. (sketchers kinder amüsierten sich besonders über diesen teil der tour) um voranzukommen mußten wir doppelt so oft treten wie normal. der anschließene waldweg war auch nicht besser.
das ziel der reise war genial gewählt. die beiden burgen lohnen wegen der aussicht. von der adolfsburg ist leider nur noch der name vorhanden, der normanstein ist eine toll erhaltene ruine. beide werden sicher wieder ziel einer tour werden. auch um den teil der naheliegenden motocrosstrecke runterzufahren den sketcher steinbeißer an herz gelegt hat.( da muß aber ein fotoapperat dabei sein) die engen serpentien nach treffurt forderten unsere geschicklichkeit und machten ordentlich spaß!!

bei der tanke hätte ich mehr kohlehydrate tanken sollen, statt kindern zu zeigen wie man treppen runter fährt:D . zum hülfensberg rauf fehlten sie mir doch sehr, sowie etwas luft im hinterreifen. aber hier konnte ich mich auf sketcher verlassen, eine pumpe hatte er mit :)

dank am sketchers bessere hälfte, für die bewirtung nach der tour.

michael
 
also das hört sich wieder total toll an! wenn ich das nächste mal, ich denke im nächsten frühjahr, in thüringen bin müssen wir unbedingt einen termin vereinbaren. ich würde gerne die ganze gegend westliches eichsfeld, hainich, werratal besser kennenlernen!

ein wirklich schöne tour im geiste des eisenschweinkaders!

statt kindern zu zeigen wie man treppen runter fährt
>ich kann mir gut vorstellen wie, die üblichen rollen vertauscht, micha mit leuchtenden augen die treppen runter fährt und die kinder danebenstehend nur 'tztztz'-sagend erwachsenengleich die köpfe schütteln ;)

:daumen:
 
Original geschrieben von sketcher
"Harzbiker ist wieder einsatzbereit!"... Das war bis zur heutigen Stunde das letzte Lebenszeichen von ihm. Hoffentlich hat der Ratz ihn nicht auch noch geholt.
Eben noch da und schon wieder weg... Schade, ich mochte ihn... ehrlich.


Original geschrieben von sketcher
...mitten durch die missbilligend schauenden Kirchgänger.
Na sketcher, wie sicher kannst Du sein, daß Dich Dein Pope in seine Gebete einschließt? Auweia...

Ich wäre gern mit Euch gewesen.
 
Sehr geiler Bericht! Da bekommt man wirklich FAST Lust, mal einen Berg von unten nach oben zu befahren. :D
Treffurt hat ne geile Altstadt, ge? Nette Fachwerkhäuser und so... :love:

Manchmal müsste man drüber nachdenken ein Buch mit den schönsten Tourberichten rauszubringen. Ist teilweise besser geschrieben als irgendein anderes literarisches Werk...

Gruß zu den Kirchgängern in Eichsfeld :D
 
Jaul, mein Neid ist euch gewiss. Armer kleiner Onkel muss zuhause sitzen und seinen Muskeln beim Verkümmern zugucken.

Aber geile Tour, Jungs! In den Bericht kann man sich richtig reindenken!:bier:
 
Für die aufrichtige Anteilnahme und die vielen freundlichen Worte möchte ich mich, auch im Namen meines Spießgesellen, recht herzlich bedanken. :D

@rob
wenn du das nächste Mal bei Oma bist, mußt du unbedingt mal nen kleinen Abstecher hierher machen. Wird dir bestimmt gefallen. :)

@jockel
keine Sorge wegen des Popen: "Der HERR liebt die sündigen Schafe am meisten." Außerdem hab ich unterwegs mehr gebetet, als ich es in der Kirche getan hätte, kannste glauben! ;)

@Rabbit
spätestens Himmelfahrt im Harz. Ich freu mich schon! :bier:

@chranz
Treffurt hat nicht nur schöne, alte Häuser. Ich hab da mal auf Normannstein ein Mädchen gesehen ... War Bedienung in der Burggaststätte :love:

@onkel
bei deinen Reserven dürfen die Muskeln schon mal ein bischen kümmern (genesen). :D Gute Besserung! :)

@bike-würstchen
bist jederzeit willkommen. Vielleicht drehen wir nächstes WE wieder son Ding (7./8.12.). :cool:

@all
Achtet auf die Tourankündigung! Spezi wird was schreiben.

Grüße
sketcher
 
;) ..hm hatte an sich mein bike schon eingemottet..aber für so ne tour würd ich es klatt wieder raus holen..leider passt der termin vom 07.12 nicht so recht..aber neues jahr..neues glück und denn schau ich mal wieder bei euch vorbei..:) ..najut aber nur wenn steinie..mittourt..;)
 
sososo..... kaum mal wech...und schon schlammt ihr euch so richtig schön ein und macht mir den mund wässrig... mx-strecke usw. aber nun bin ich ja wieder da und es kann rund gehen!
das suah nur mitfährt wenn meine wenigkeit auch da bei ist, was soll ich dazu denn jetzt sagen?:love:

@sketcher: meinste du mußt mich zu sowas nettem zwangsrekrutieren? das mach ich doch gaaaanz freiwillig:D
 
Na da hab ich ja echt was verpasst.Verdammte Marder.Abe jetzt hab ich ein paar Hundehaare im Motorraum( soll helfen).



Gruß der "Pechvogel" diese Jahr hats mich echt erwischt,aber.zum Glück ist es ja bald zu Ende
 
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