Hi joglo, nee, ist doch super! An die Story kann ich mich auch noch erinnern. Lange ist es her. Weil ich ja hier bereits was zu meiner „Ost-MTB-Karriere" geschrieben hatte: Hier mal noch ein paar Bilder dazu. Bitte entschuldigt die teils nicht so optimale Qualität.
Dieses Foto zeigt mich im DDR-Auswahl-Trikot als 13jährigen, kurz bevor ich auf die Sportschule DHfK in Leipzig kam, wo unter anderem auch Uwe Ampler und Uwe Raab waren, die DDR-National-Stars.
Dies hier ist ein Cross-Rennen, wie es im Winter in den Jedermann-Klassen gefahren wurde. Da Cross nicht olympische Disziplin war, wurde das staatlich nicht gefördert. Sprich: Es waren keine „Staats-Profis" am Start. Peter Henschel hieß der Star der Cross-Szene. Ein „BSG-Fahrer" (Betriebssport-Gemeinschaft), ein Wort, das Kaderfahrer mit größtmöglicher Verachtung aussprachen. Die hielten sich ja für was Besseres. Hier sieht man mich am Start eines Jugendrennens. Ich bin der Große mit der komischen Mütze über der Sturzkappe und trage mein Auswahl-Trikot.
DDR-Meisterschaft AK13 in Pirna. Da wurde ich Zweiter.
Der Zieleinlauf. Damals hatte ich keinen blassen Schimmer, dass es sowas wie MTB's gibt. Wir Kinder bauten aber schon Klappräder um und gingen ins Gelände, was wir „Rumcrossen" nannten.
Mein erstes MTB. Gekauft für 1059 Euro am Tag der Währungsunion. 4000 Mark pro Kopf von den DDR-Sparkonten wurden 1:1 in D-Mark getauscht. Der Rest 1:2. Ich hatte nur ca. 20 Mark auf dem Konto, deshalb parkte mein Vater 4000 Mark seiner Kohle auf meinem Konto. Davon habe ich, ohne ihn zum fragen, dieses Winona gekauft. Er ist fast durchgedreht vor Hass. 1000 D-Mark für ein Fahrrad, das konnte sich damals keiner vorstellen. Ich bin mir sicher, dass dieses Rad eines der allerersten MTB's war, das je auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gefahren ist.
Greg Herbold fuhr als erster Weltmeister der MTB-Geschichte ein Koga Miyata Ridge Runner. Das musste ich auch haben. Mit einer kleinen Notlüge (Freundin schwanger, wir brauchen eine Wohnung) erschlich ich mir bei der Stadtsparkasse Torgau einen Kredit über 4000 D-Mark und kaufte dieses geile Ridge Runner. Die Rock Shox 1, die ich bei Radsport Wittwer in Leipzig gekauft und nachträglich eingebaut habe, war laut Auskunft Wittwer die erste Rock Shox, die in Sachsen verkauft wurde. Wir sagten damals „Puffergabel" dazu.
Mein Klamotten-Style spricht natürlich für sich. Lässiger ging es damals kaum. Bedruckte, kurze Jeans, Goldkettchen, Adiletten, hehe...
Und Action!
Helm? Nur was für Weicheier....
Juni 1993: Die Erfüllung meines Traums. Ab da wurde es dann richtig bitter kohlmäßig. Grafton-
Bremsen, Bullseye-Naben, ect....
Wie damals schon mit dem Crosser kachelte ich nun mit dem Attitude über die Rennpisten. Zum Beispiel beim Erzgebirge Bike Marathon, wie hier auf dem Foto.
Okay, das mal meine Story im Schnelldurchlauf.
Der von meinem Vor-Poster empfohlene Film „This ain't California" ist zwar ein Skateboarder-Film, bringt aber das Lebensgefühl von uns DDR-Kids so dermaßen gut auf den Punkt, wie es meiner Meinung nach kein anderer Film je geschafft hat. Das kann man auch auf das Geländerad-Fahren übertragen. Auch das wurde ohne Kenntnis darüber zelebriert, was in den USA oder irgendwo anders abgeht. Das war pure Leidenschaft, Punk, Improvisation und Abenteuer. Man konnte nix kaufen. Aber man hat es dennoch gemacht.
Entspannt Vollgas!
Euer Punkrocker