Hi,
ich habe noch einen etwas ausführlicheren Bericht über den Frankenwald-Radmarathon geschrieben.
Also der Frankenwald-Radmarathon war eine SUPER Veranstaltung. Ich hatte mich für die 110km Strecke angemeldet und war schon am Vortag nach Stockheim angereist. Am Abend war die Nudelparty, wo ich mich richtig vollgefressen habe. Letzter Check am Rennrad, das Sigurd mir geliehen hatte. Sigurd hat noch schnell die Alu-
Flaschenhalter gegen Kunststoff-
Flaschenhalter ausgetauscht. Das spart 50 Gramm, sagt er. So ein Schwachsinn, denke ich mir.
Morgens um 5:40 klingelt der Wecker. Los geht's zum Frühstück. Dann die Flaschen befüllen, nochmal zum kacken in den Wald, und dann langsam zum Start rollen. Da waren wirklich viele Radfahrer. Es waren etwa 2300 Teilnehmer gemeldet, das Wetter war genau richtig, perfekte Organisation.
Grafik siehe
http://www.astro-electronic.de/tour36.htm
Sonntag früh um 7 Uhr gab es einen Massenstart, wo alle Teilnehmer der 110, 150 und 200km Strecken gleichzeitig gestartet sind. Die 250km Fahrer sind schon 5 Minuten früher losgefahren. Die 50 und 75km Fahrer sind erst später gestartet.
Die ersten 7 km war die Strasse für Autos gesperrt. An der ersten Steigung bei ca. km 9 hat mich Sigurd überholt. Ich habe ihn ziehen lassen, denn ich hatte mir vorgenommen die Sache langsam anzugehen. Der erste Berg war nicht besonders steil, nur ca. 6%, und schon bald war man oben angekommen und dann ging es sanfte Hügel auf und ab dem ersten Verpflegungspunkt bei km 28 entgegen.
Bei der ersten Verpflegung war ein fürchterliches Gedränge, weil das Feld noch ziemlich zusammen war. An der 110km Strecke gab es 3 Verpflegungsstationen, wo es nicht nur die übliche Wasser + Iso + Bananen Verpflegung gab, sondern noch viel mehr: belegte Brötchen, Hörnchen, Zwetschenkuchen, Brezeln, Äpfel, Gurken, Wassermelone, Getränke aller Art, und an einer Station gab's sogar irgendwas Warmes zu essen (keine Ahnung was das war, habe nicht in den Topf geschaut). Man hat sich wie im Schlaraffenland gefühlt.
Ich habe nur schnell die Flasche aufgefüllt und mir ein belegtes Brötchen geschnappt und bin gleich weitergefahren. Allmählich zog sich das Feld auseinander. Es ging jetzt durch einsame Dörfer im Frankenwald wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Auffällig war, dass fast keine Autos unterwegs waren, obwohl die Strassen nicht gesperrt waren. Im Harz hätte man nicht so ungestört fahren können. Irgendwann gab's zwischendurch eine rasante Abfahrt wo mehr als 70 auf dem Tacho stand. Von den Steigungen hat man eigentlich gar nicht viel gemerkt, weil es immer nur kurze Anstiege waren. Sehr angenehm. Die zweite Verpflegungssstation war auf dem Firmengelände von Höllen-Sprudel, und es war von allen Leckereien genug vorhandenen. Diesmal ohne Gedränge, so dass man sich etwas mehr Zeit nehmen konnte. Aber länger als 10 Minuten habe ich da auch nicht Pause gemacht, dann ging es weiter. Nochmal einen Anstieg hinauf, und dann kam eine 25km lange Abfahrt. Inzwischen war das Feld soweit auseinander gezogen, dass ich zeitweise gar keinen mehr gesehen habe. Aber die Strecke war gut ausgeschildert. Der dritte Verpflegungspunkt war noch leerer als der zweite, klar, das lag daran dass die Fahrer der längeren Strecken hier erst viel später hingekommen sind. Hier habe ich nochmal einige Leckereien gegessen, und dann ging es weiter. Man war jetzt in der Nähe von Kronach, und hier war mehr Verkehr. Teilweise gab es Radwege, teilweise musste man auf der Strasse fahren. Nach einer Weile wurde die Hauptstrasse wieder verlassen, und nun ging es dem letzten Berg entgegen. Posseck. Sigurd hatte mir davon erzählt. Auf dem Strassenschild steht 17% Steigung. Aber das ist übertrieben, es sind nur etwa 14%. Trotzdem nicht einfach, denn ich hatte ja das geliehene Rennrad, und die kleinste Übersetzung war 30/25. Vom MTB bin ich gewohnt steile Berge in kleinen Gängen mit hoher Trittfrequenz hochzufahren. Das geht aber mit dem Rennrad nicht. Ich hatte das in der Woche vorher geübt, aber nur bis 10%. Also wusste ich nicht so genau was an dem Berg passieren würde. Ich hatte mir vorher überlegt, wenn es zu steil wird, dann steige ich einfach ab und laufe hoch. Denn Laufen hatte ich vorher genug trainiert. Aber es kam anders. Am Ortsausgang von Gifting wird die Strasse plötzlich steiler, so ungefähr 10%. Noch kein Problem. Es ist von da nur ca. 1km bis Posseck. Also einfach weiterfahren. Nach einiger Zeit hört man, dass es irgendwo weiter vorne laut wird. Da müssen viele Leute sein. Sehen kann man nichts, weil da eine Linkskurve ist, und ausserdem fährt man auf eine Kuppe zu. Die Steigung nähert sich jetzt 14%. Ich überhole einen anderen Fahrer, der Schlangenlinien fährt um die Steigung zu verkleinern. Ein anderer Fahrer ist schon abgestiegen und schiebt. Die Stelle mit der stärksten Steigung liegt schon innerhalb des Dorfes Posseck, und jetzt wird auch klar wo der Lärm herkommt. Das halbe Dorf sitzt am Strassenrand und feuert jeden einzelnen Fahrer an, damit er die letzte Steigung hochkommt. Da kann man gar nicht mehr absteigen! Da muss man die Zähne zusammenbeissen und sich hoch quälen. Fotos werden da auch gemacht. Wenn man oben ist, dann hat man's praktisch geschafft. Man lässt sich noch ein paar Kilometer runter rollen, dann noch ein paar Kilometer ohne Steigung bis zum Ziel in Stockheim. Im Ziel wird jeder Fahrer blitzschnell anhand der Startnummer identifiziert und namentlich genannt. Geschafft, reine Fahrzeit 4:43, plus 20 Minuten Pausen. Im nachhinein hätte ich eigentlich auch die 150km fahren können, da waren noch genug Reserven übrig.
Dann erst mal zum Duschen, und danach das geliehene Rad gründlich geputzt. Dann habe ich zugeschaut, wie die anderen Fahrer ins Ziel gekommen sind. Die Spitzengruppe der 250km Fahrer ist etwa gegen 15 Uhr angekommen, also 8 Stunden Fahrzeit.
Es gibt übrigens keine offizielle Zeitnahme und keine Wertung. Nur eine Siegerehrung, wo ein paar Preise verliehen werden. Für den am weitesten Angereisten, den Jüngsten und den Ältesten, und noch ein paar andere Kategorien.
Der Frankenwald-Radmarathon 2010 ist schon fest eingeplant. Ich weiss nur noch nicht ob 150km oder 200km.
Gruss
Michael
und dann in Östereich 10 Tage lange schöne TRails suchen.
