Hallo,
meine persönliche Meinung ist, dass Carbon wie auch alle anderen Kunststoffe ein Material ist, das unbedingt vermieden werden muss. Um Carbonteile herzustellen muss viel Energie verschwendet werden, Carbonteile haben nur eine begrenzte Haltbarkeit, Carbonteile sind praktisch nicht wiederverwertbar, auf dem Müll verrotten sie nicht und in der Müllverbrennung geben sie giftige Abgase ab.
Was passiert mit Carbon bei Beschädigungen? Meist kannst Du gleich das ganze Teil wegwerfen, weil Carbon sehr empfindlich auf Kerbwirkungen reagiert (Kerbe = dreiachsiger Spannungszustand). Carbon ist so labil, dass man nicht einmal Schellen daran befestigen darf, wenn es nicht ausdrücklich dafür zugelassen wurde. Stöße, die bei Alurahmen zu Dellen führen würden an einem Stahlrahmen spurlos vorübergehen. Carbon dellt anders als Alu nicht ein, sondern die Fasern reißen. Im Grunde ist es ja schnödes Plastik, so ähnlich wie GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff), nur dass statt Glasfasern Kohlefasern (Carbonfasern) verwendet werden. Und diese Fasern reißen bei zu starken Stößen einfach. Weil das Harz, in das die Carbonfasern eingebettet ist flexibler als die eigentlichen Carbonfasern ist muss die Beschädigung nicht einmal äusserlich erkennbar sein, aber das Carbonteil ist dann so in seiner Struktur geschädigt, dass es bei der nächsten Gelegenheit komplett bricht. Das heißt die Fasern im Materialinnern reißen, aber die äußere Schicht aus Kunstharz bleibt optisch einwandfrei! Das halte ich für sehr gefährlich, weil der Zustand eines Carbonrahmens so nicht mehr mit einer einfachen Sichtprüfung überprüft werden kann.
Es gibt keinen Grund, um Carbon als Material im Fahrradbau einzusetzen. Beim Rahmen wird um jedes Gramm gekämpft, aber so mancher Fahrer könnte locker kiloweise an Gewicht sparen, wenn er einfach seine Wampe loswird. Es handelt sich dabei lediglich um einen Marketing-Gag, auf den viele Leute hereinfallen. Es ist erstaunlich, aber auch der Trick mit den Profis hat auch nach Jahrzehnten kaum jemand durchschaut. Nur weil ein paar Profis einen (gesponserten) Carbonrahmen fahren meinen die Hobbyisten, dass sie sowas auch benötigen. Und hat ein Hobbyist ein Carbonfahrrad meinen andere Hobbyisten, dass sie das nächste Rennen verlieren werden, weil ihr Rad 100 Gramm schwerer ist. Vielleicht würde da auch mehr oder sinnvolleres Training helfen oder einfach eine andere Einstellung zum Sport. Dann soll es noch Hobbyisten geben, die meinen, dass andere sie für einen Profi halten würden, nur weil sie einen Profi nachäffen und das selbe Fahrrad fahren. Sowas finde ich völlig willenlos.
Das Material der Wahl ist meiner Meinung nach Stahl. Stahlrahmen sind sehr robust und praktisch ewig haltbar, ein guter CroMo-Rahmen hat nur einen geringen Gewichtsunterschied. Und das Material kann mit angemessenen Energieaufwand wiederverwertet werden, was jedoch wegen der Haltbarkeit weitgehend unnötig sein dürfte.
Und mal im Ernst, wer will schon ein Plastikfahrrad? Das aus Plastik ist wie Kinderspielzeug, und Carbon ist nichts anderes als Plastik.