Mountainbike Weltmeisterschaften 2011 Champéry/Schweiz
Cross Country Rennen der Elite Herren
So, nun geht´s hier endlich weiter mit dem Rennen der Herren Elite. Beginnen wir doch mal zunächst mit den Fahrern, die durchaus Außenseiterchancen zumindest auf Edelmetall hatten.
Dazu zählten aus deutscher Sicht zweifellos Moritz Milatz und Manuel Fumic.
Marco Aurelio Fontana hatte einen starken Saisonbeginn. Würde der extrovertierte Italiener in der Lager sein, dieses Können zum Jahreshöhepunkt nochmals abrufen zu können?
Als Sieger des Weltcuprennens in Champéry im Jahr zuvor einer der Topanwärter auf das Podium: Florian Vogel.
Genauso wie Burry Stander aus Südafrika, der bei den letzten Weltmeisterschaften in Kanada die Bronzemedaille gewinnen konnte.
Kommen wir zu den Topfavoriten auf die Goldmedaille. Da wäre zuerst der amtierende Weltmeister Jose Antonio Hermida zu nennen, der im vergangenen Jahr bewiesen hatte, wie gut er sich auf das wichtigste Rennen des Jahres vorzubereiten in der Lage war.
Julien Absalon sehnte sich danach, sich endlich wieder das Regenbogentrikot überstreifen zu dürfen und verzichtete als Vorbereitung auf die WM auf die Weltcups in Übersee.
Nino Schurter -Weltmeister von 2009 - hatte die Absicht, seinen Husarenritt aus Australien zu wiederholen und seine Saison mit dem Weltmeistertitel in der Heimat zu krönen.
5 Weltcupsiege 2011, Weltcup-Gesamtsieger 2011, Cross Country Europameister 2011 - an Jaroslav Kulhavy würde bei der Titelvergabe kein Weg vorbeiführen.
Die Hauptdarsteller des WM-Rennens sorgten mit einem Blitzstart dafür, dass sie auch wirklich ein Wörtchen bei der Frage Wer wird Weltmeister? mitreden konnten.
Unter dem Jubel der Schweizer Fans kehrte Nino Schurter in Führung liegend aus der Einführungsrunde zurück. Jaroslav Kulhavy ließ seinen ärgsten Widersacher der Saison 2011 jedoch nicht aus den Augen und befand sich als Zweiter im Sandwich zwischen Schurter und Vogel. Julien Absalon hielt Anschluß vor Jose Hermida (nicht im Bild). Mit Martin Gujan (19) befand sich ein weiterer Eidgenosse auf Rang 7, Maxime Marotte (7) folgte ihm - beide sollten im weiteren Verlauf des Rennens jedoch weit zurückfallen. Manuel Fumic beendete die Start Loop auf Platz 9 vor Lukas Flückiger (9). Rudy van Houts (21) und Christoph Sauser erwischten einen schlechten Start und trieben einen großen Teil des Feldes vor sich her. Und die anderen Deutschen? Moritz Milatz startete die erste reguläre volle Runde als 37., Wolfram Kurschat gar nur als 76.
Völkerwanderung: in Scharen strömten die Fans von dem steilen Anstieg zurück in den Wald. Nachdem die Protagonisten sich den Berg hinaufgekämpft hatten, wurden sie einige Momente später von den Spalier stehenden Zuschauern wieder im Downhill empfangen. Eine Runde später hatte sich auf den ersten vier Positionen nichts verändert - trotz eines Sturzes von Julien Absalon. Manuel Fumic hatte sich auf den siebten Rang vorgearbeitet, auch Mathias Flückiger (14) befand sich scheinbar auf dem Vormarsch. Marco Aurelio Fontana und Rudy van Houts hielten sich zu diesem Zeitpunkt auf 12 und 15 auf. Zwei Schweizer - Zwei Gegensätze: Martin Gujan auf dem Rück-, Christoph Sauser auf dem Vormarsch. Auf dem befand sich auch der US-Amerikaner Todd Wells (17). Der lag nach der Startrunde noch auf Rang 40 und beendete das Rennen auf Platz 7! Und die anderen Deutschen? Moritz Milatz nun auf 31., Wolfram Kurschat nun 68.
Einen Umlauf später habe ich mich an meine Lieblingsstelle begeben - zum Einstieg in den Wurzeldownhill nach dem steilen Anstieg. Da die Reihung nahezu unverändert blieb lassen wir mal Bilder sprechen, die zeigen, dass auch die Herren der Schöpfung ihre Probleme mit dem sehr hohen technischen Anspruch der Strecke hatten.
Wir befinden uns in Runde 4. Das Führungsquintett bestehend aus Schurter, Kulhavy, Hermida, Absalon und Vogel stürmte im Wiegetritt den Steilanstieg hinauf. Unfassbar, mit welchem Tempo die Spitzenathleten diese Rampe bewältigten. Maxime Marotte und Burry Stander, dem später der Lenker brach, konnten nicht mehr folgen. Auch nicht Manuel Fumic, der nach einem Sturz den Anschluss an die Führenden nicht mehr herstellen konnte. Das Schweizer Trio Lukas Flückiger, Christoph Sauser und Mathias Flückiger auf den Rängen 9 bis 11.
Im letzten Renndrittel öffnete der Himmel seine Schleusen und es begann fürchterlich zu regnen. Sommerlich gekleidet traf ich den Entschluss, mein Kameraequipment so gut es ging zu schützen und nur noch sporadisch Bilder zu machen. Aus der fünften Runde sind diese Fotos von der Feed- und Technicalzone. Schurter führte weiterhin vor Kulhavy, Hermida und Absalon.
Wie geschrieben: es schüttete wie aus Eimern. Daher aus der vorletzten Runde wieder nur Bilder von den Top 6. Diese Runde brachte die Entscheidung im Hinblick auf die Medaillenvergabe. Noch führte Schurter, dem jedoch wenig später ein kleiner Fehler unterlief. Kulhavy nutzte diesen und verschaffte sich gleich durch einen beherzten Antritt die entscheidenden Meter Vorsprung. Unterdessen riskierte Hermida in einer Wurzelpassage zu viel, erlitt dadurch einen Reifenschaden und musste Absalon den Vortritt und damit den dritten Platz überlassen. Florian Vogel hatte noch den fünften Platz inne, den er in der letzten Runde jedoch noch an Lukas Flückiger abtreten musste.
Die Triumphfahrt des Jaroslav Kulhavy! Der Tscheche krönte seine überragende Saison mit dem Weltmeistertitel. In Fachkreisen war man sich einig: wer auf der immens schwierigen Strecke in Champéry gewinnen würde, ist der perfekte Mountainbiker und damit verdienter Weltmeister. Interessant zu sehen, welch kleine Rahmengröße der knapp 1,90 m große Kulhavy bei seinem Sieg bewegte.
Bevor Nino Schurter und Julien Absalon als Silber- und Bronzemedaillengewinner ins Ziel kamen, hatten die Fotografen noch ausreichend Gelegenheit zu prüfen, ob die Bilder von Kulhavy´s Zieleinlauf auch wirklich etwas geworden waren (liegend übrigens Hoshi Yoshida).
Die Siegerehrung. Die Unterlegenen Schurter und Absalon freuten sich aufrichtig über Silber und Bronze. Der Grund dafür war ganz einfach. Sie anerkannten und akzeptierten, dass Kulhavy an diesem Tag einfach nicht zu schlagen gewesen war.
Die Cross Country Weltmeister 2011 Kategorie Damen und Herren Elite - Catherine Pendrel und Jaroslav Kulhavy
Die abschließende Pressekonferenz. Der neue Weltmeister, eingerahmt von Nino Schurter und Julien Absalon.