Reifendruck bei Speichenspannung berücksichtigen

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Nach dem Aufbau diverser Laufräder ist mir immer wieder aufgefallen, dass die Speichenspannunng nach der Reifenmontage je nach Felge und Reifen unterschiedlich stark abfällt. Der Spokomat gibt dafür sogar Werte an, die eigentlich vernachlässigbar sind. Nun habe ich gerade Newmen E.G.30 aufgebaut und auf 1200N gespannt. Hinten verwende ich Procore mit 5bar. Hier habe ich bis jetzt den größten Abfall an Vorspannung von 200N erlebt. Vorne waren es 100-150N.

Die logische Schlussfolgerung ist, dass ich die Speichen auf 1400N spannen müsste. Wie handhabt ihr das?
 
5bar?
Wieso? Warum? Was willst du damit erreichen? Dass dir der Felgenstoß davon fliegt? Newmen Felgen sind nicht verschweißt, ich hatte mittlerweile schon Felgen, die auf Grund von zu hohem Druck nachgegeben haben und den Reifen haben davon fliegen lassen. Die EG ist zwar ziemlich stabil, aber 5bar ist auf jeden Fall zu viel des Guten. 3.5bar ist absolutes Maximum und braucht eigentlich kein Mensch.

Ich weiß, das geht nicht auf deine Frage ein, aber das ist ein Detail, was keineswegs vernachlässigbar ist.
 
Er verwendet einen Procore Innenreifen, der benötigt laut Angabe 5 Bar. Ich habe auch ähnliche Erfahrungen mit unterschiedlichen Felgen gemacht und bin dann aber von Procore auf CushCore umgestiegen und verwende auch nur noch etwas stabilere Felgen DT FR570 statt 471.

Kann mir nicht vorstellen dass die Vorspannung, die ProCore auf die Felge gibt, gut ist.
 
Deshalb ist procore bei den meisten Herstellern auch nicht freigegeben
Und meine Felge hat das procore gesprengt.
 
Die E.G.30 ist von Newmen ausdrücklich für ProCore freigegeben.

Ich bin vorher die EX511 mit Procore ohne Probleme gefahren. Allerdings bin ich von dieser Felge nicht überzeugt. Jeder größere Durchschlag, der das Felgenhorn verbogen hat, resultierte auch in einer Verformung des Felgenbettes.


@Knusperhexe
5Bar im Reifen wären doch zuviel des Guten. Mit ProCore und DH-Karkasse kann ich hinten jetzt auch mal Richtung 2bar gehen. Das möchte ich nicht mehr missen.


Und wie ist es nun mit der Speichenspannung? Beim Aufbau großzügig spannen?
 
Nach dem Aufbau diverser Laufräder ist mir immer wieder aufgefallen, dass die Speichenspannunng nach der Reifenmontage je nach Felge und Reifen unterschiedlich stark abfällt. Der Spokomat gibt dafür sogar Werte an, die eigentlich vernachlässigbar sind. Nun habe ich gerade Newmen E.G.30 aufgebaut und auf 1200N gespannt. Hinten verwende ich Procore mit 5bar. Hier habe ich bis jetzt den größten Abfall an Vorspannung von 200N erlebt. Vorne waren es 100-150N.

Die logische Schlussfolgerung ist, dass ich die Speichen auf 1400N spannen müsste. Wie handhabt ihr das?
Je höher der Druck in den Reifen (bzw. Procore), desto größer der Spannungsabfall der Speichen.
Bei Carbonfelgen kann der Spannungsabfall sogar fast 50% betragen.
Wenn Du möchtest dass die Spannung mit Procore identisch ist wie ohne Procore, dann musst Du die Speichenspannung erhöhen um den Spannugsabfall auszugleichen.
Dazu sollte man aber wissen wie stark die Spannung im Vergleich zu einer Felge die mit "normalem Luftdruck" gefahren wird abfällt.
ACHTUNG: 1200N sind die max. Spannung (ohne Reifen).
Mit Reifen ist die Spannung immer geringer.
Also bitte keine 1200N mit montiertem Procore!
 
Bei Carbonfelgen kann der Spannungsabfall sogar fast 50% betragen.
ACHTUNG: 1200N sind die max. Spannung (ohne Reifen).

Das ist aber nicht logisch. Man kann doch nicht mit 600N Vorspannung fahren, zumal sich der Wert auf die stärker gespannte Seite bezieht. Die Obergrenze von 1200N bezieht sich auf den statischen Fall. Durch den Reifendruck wird die Vorspannung nun reduziert. Wieso soll man das nicht wieder auf den Maximalwert angleichen dürfen? Die Belastung von Speiche und Felgenloch ist doch identisch.
 
....solange der Reifen, bzw. Procore montiert und mit ensprechendem Luftdruck versehen sind.
Wiederum kann man ohne Reifen nicht fahren, so dass zur statischen Belastung keine dynamischen Lasten dazukommen können.
Und so erscheint es nur folgerichtig, dass die Speichenspannung höher liegen sollte, wenn bekannt ist, dass ein Reifensystem die Spannung deutlich herabsetzt.
Denn hat man im Extremfall bis zu 50% Spannungsnachlass, wird aus typischen 750/1200N am HR schnell mal 375/600N, was zu einem frühem Versagen der Laufräder führen wird.
Wir kenne die Problematik von leichten Rennradfelgen und haben hier auch schon einen Spannungsabfall von bis zu 40% gemessen. Eine zeit lang hatten wir uns gewundert, warum Laufräder so früh wieder zum Service mit sich selbst lockernden Speichen (auf der Nichtsantriebsseite) kamen.
Die Kombination aus großer Asymmetrie im Rennrad-Hinterrad (gern mal 600/1200N), und deutlichem Spannungsabfall, sorgte somit für lockere Speichen im Fahrbetrieb. Nach überprüfung der aktuell am markt dominanten Reifen, haben wir uns entschlossen, die Grundspannung zu erhöhen, so dass mit aufgezogenem Reifen die Spannung ausreichend hoch ist, und sich nichts löst.

Gruss, Felix
 
Man kann doch nicht mit 600N Vorspannung fahren,
Hab ich auch nicht geschrieben dass man so fahren soll...


Wieso soll man das nicht wieder auf den Maximalwert angleichen dürfen?
Weil Du mit 1200N nicht fahren wirst, bzw. sollst, außer Du fährst ohne Reifen / Druck.
Klar kannst Du die Spannung erhöhen, aber eben nicht so viel, dass Du 1200N mit Reifen und dem von Dir gefahrenen Luftdruck hast.
Denn die max. 1200 N beziehen sich auf das "nackte" Laufrad.
 
Ich sag mal so - bis annähernd 1300N kann man bei vielen stabilen Felgen durchaus gehen (man beachte "bei vielen stabilen Felgen" - das schließt schon mal einige Leichtbauteile komplett aus), wenn man dementsprechend vernünftiges Arbeitsmaterial verwendet. Wer ungeeignete Nippel/Speichenkombis verbaut oder schlecht sitzende Nippelspanner benutzt, risktert bei solchen Spannungsbereichen natürlich einen Bruch des Nippels und daraus resultierenden Problemen, das LR zu Ende gebaut zu bekommen. (Wer diese Situation noch nie hatte, kann sich folgendes mal vorstellen: Gebrochene Nippel sind nicht mehr sonderlich leicht zu entfernen, denn man ist ja nahe der Zielspannung, es lastet ordentlich Zug auf den Dingern und man kann quasi nirgends mehr greifen. Es bleiben nur 2 Wege: Speiche durchknipsen und komplett austauschen oder alles so weit lockern, dass der entsprechende Nippel entspannt wird und man das ganze runter drehen kann. Variante 1 bedeutet natürlich vorhandene Materialressourcen und wer Variante 2 wählt und kurz danach wieder einen Nippel wegknackst dürfte richtig Spaß haben.)
Grüße
Hexe
 
Ohne Tensiometer werden erstaunlich gute Lauträder gebaut, die Spannung nimmt mit Bereifung zwar auch ab, da die Spannungswerte unbekannt sind, kann das Laufrad unbeirrt seine Dienste verrichten.
Bisschen esoterisch aber wer weniger weiß kann besser ballern;)

Trotzdem sehr Intressantes Thema mit fundierten Beiträgen
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6 Jahre ohne Tensio, 1 mal eingespeicht, fertig
 
Denn die max. 1200 N beziehen sich auf das "nackte" Laufrad.
Hab ich auch nicht geschrieben dass man so fahren soll...
Und genau hier liegt eben der Widerspruch. Wenn für das nackte Laufrad 1200N zugelassen sind, sich aber bei einigen Felgen die Vorspannung unter dem Reifendruck um bis zu 50% reduziert, fährt man mit 600N auf der Antriebsseite und gegenüber noch weniger. Ein Defekt ist vorprogrammiert.

@felixthewolf hat das sehr gut erklärt und ich bin ich komplett seiner Meinung. Man muss den statischen und dynamischen Lastfall betrachten. Der Wert für die maximale Vorspannung der Speiche bezieht sich auf den statischen Fall. Im Fahrbetrieb ist die Last natürlich höher. Und hier wird der Hersteller dynamische Lastfälle annehmen und die Vorspannung der Speichen begrenzen.

@micma
Das ist aber ein Trekkingrad oder im besten Fall ein Tandem. Mit dem MTB wirken noch einmal ganz andere Kräfte auf das Laufrad. Stabiles Material verzeiht definitiv Aufbaufehler. Wenn man allerdings ein paar hundert € für Laufradkomponenten ausgibt und beim Aufbau pfuscht, ist das nicht zielführend.
 
Und genau hier liegt eben der Widerspruch. Wenn für das nackte Laufrad 1200N zugelassen sind, sich aber bei einigen Felgen die Vorspannung unter dem Reifendruck um bis zu 50% reduziert, fährt man mit 600N auf der Antriebsseite und gegenüber noch weniger. Ein Defekt ist vorprogrammiert.
Unabhängig davon dass es bei "bis zu 50%" noch etlichen Spielraum für "auch weniger Reduktion" gibt - wo steht, dass für ein komplett montiertes Laufrad inkl. 3 Bar Bereifung 600-800N nicht genug sind? 1200N für das nackte Laufrad ergeben evtl. eben eine immer noch korrekte Vorspannung mit montiertem Reifen...
 
Da sollte man jetzt keine Doktorarbeit daraus machen ….
Der Felgenhersteller gibt eine max. Speichenspannung vor.
Diese bezieht sich auf das nackte Laufrad.
Wird stark von der Norm abgewichen (z. B. mit Nutzung eines Procore), kann man die Speichenspannung anpassen.
Eine pauschale Aussage um wie viel die Spannung bei Procore erhöht werden muss kann man nicht sagen, da es hier sehr stark auf das verwendete Material ankommt.

Zurück zur max. Speichen Spannung:
Warum gibt der Hersteller die maximale Speichen Spannung für das nackte Laufrad an?
Weil alles andere nicht handhabbar ist.
Der Hersteller weiß dass es einen Spannungsabfall gibt und hat das bei der max. Speichennspannung bereits einkalkuliert.
Bez. höherer Speichenspannung:
Klar kann man auch höher gehen, das hat aber Nachteile.
Gerade bei dünnen Speichen kommen diese (ich weiß von Laufradbauern die auf bis zu 1500N gehen) früher in den Bereich der plastischen Verformung da sie ja schon entsprechend höher vorgespannt sind.
Außerdem reißen die Nippellöcher im Felgenboden früher ein, je nach Felge verringert sich hier die Lebensdauer um bis zu 50% bei einer Speichenspannung ab ca. 1400 N.

Der absolute Perfektionist kann beim Hersteller erfragen was die max. Speichenspannung bei welchem Luftdruck und welchem Luftvolumen (Reifendimension) ist.
Vielleicht bekommt er ja Auskunft …
... und kann sich dann die 100% perfekte Speichenspannung justieren.
Viel Spass falls hier innen liegende Nippel verbaut sind …
… und nicht vergessen beim ändern des Luftdrucks die Speichenspannung anzupassen :D
 
Ist ein professionelles eingesetztes Bullit.

Klar wirds bei Leichtbau komplizierter, und Enduro bzw DH verlangt mehr Sorgfalt.

Unterschiedliche Speichendicken links / rechts bringen viel. Der Spannungsunterschied links rechts ist dann oft geringer.

Hatte neulich auch nen 50/100 Prozent Laufrad, und hab die Spannung rechts auf 120kg plus gebracht, hätte im nachhinein lieber ne asymetrische Felge verbaut.
 
Als Anwender möchte ich doch eigentlich vom Hersteller nur wissen, wie hoch die Speichenspannung sein darf bei Verwendung eines ProCore Systems mit 5-6 Bar in Kombination eines übliche DH Reifens mit etwa 2 Bar.

Das hebt dann irgendwie den ganzen Vorteil des CoreSystems auf. Anstatt eines Snakebites hab ich dann halt ne flache oder sogar gebrochene Felge. Oder einen Platten, weil es eine Speiche durch das Tubelesstape in den ProCore Schlauch gedrückt hat.

Zum zentrieren muss ich dann eigentlich auch immer den Core aufgezogen lassen oder?
 
Als Anwender möchte ich doch eigentlich vom Hersteller nur wissen, wie hoch die Speichenspannung sein darf bei Verwendung eines ProCore Systems mit 5-6 Bar in Kombination eines übliche DH Reifens mit etwa 2 Bar.
Wenn Du Procore mit unseren Alufelgen (egal ob A.30/35 oder E.G.30/35) verwendest, kannst Du auf 1400 N gehen.


Zum zentrieren muss ich dann eigentlich auch immer den Core aufgezogen lassen oder?
Nein, die Speichen des Laufrads einfach anstatt mit 1200 N mit 1400 N auf der höher gespannten Seite spannen.
 
Wenn Du Procore mit unseren Alufelgen (egal ob A.30/35 oder E.G.30/35) verwendest, kannst Du auf 1400 N gehen.

Das ist doch mal eine Aussage. Da ich mir beim frisch aufgebauten Laufradsatz direkt 2 Speichen durch einen Ast ausgerissen habe, kann ich das gleich mal umsetzen. Eigentlich kann man sich den peniblen Aufbau bei einem Gravity LRS sparen. Da investiert man einige Stunden um auf 1/10mm zu zentrieren und die Spannungsdifferenzen unter 10% zu halten und am Ende stirbt das Laufrad einen frühzeitigen Tod durch äußere Gewalteinwirkung.
 
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