Zuerst dachte ich: Usedom - Das wird aber eher eine Flachlandradwanderung. Ich war erstaunt, dass man dort an einem Tag locker vierstellige Höhenmeter abradeln kann.
Etwas spät gestartet, ging es in flottem Tempo auf schmalen Waldtrails, Schotter und einem Stück Radfernweg zunächst von Ückermünde nach Kamp. Kurz vor Kamp passiert man das Anklamer Stadtbruch, ein geflutetes Wald- und Wiesengebiet mit einzigartiger Vogelwelt. Die abgestorbenen Bäume erinnern an Mangrovensümpfe tropischer Küsten. Besonders reizvoll soll es sein, dort auf einer gefluteten Betonstraße, quasi im Blindflug, durch den Wald zu radeln. Das haben wir uns allerdings erspart, weil wir nicht gleich zu Beginn der Tour in nassen Schuhen stecken wollten.
Peenetalmoor
In Kamp wird man von einem unfreundlichen Fährmann zu üppigen Preisen nach Karnin geschippert. Die Rücktour zahlt man zwangsweise gleich mit. Ein geschickter Schachzug des Fährenbetreibers, wie sich später noch herausstellen sollte.
Bei der Überfahrt passiert man eine im Krieg gesprengte Eisenbahn-Hubbrücke, die dem Schiffshebewerk in Niederfinow nicht unähnlich sieht.
Hubbrücke Karnin
Nach Aufladung der Glykogenspeicher in der Stadt Usedom ging es Richtung Nordost über Felder und durch herrliche Buchen- und Eichenwälder, zwischen Kleinem und Großem Krebssee sowie Schmollensee nach Bansin.
Vor zwei Wochen noch Schneebiken im Harz, jetzt Bansiner Sandstrand
Zum Glück konnte ich meine beiden Begleiter davon überzeugen, unbedingt den Steilküstentrail zu befahren. Dort kam uns auch der einzige Mountainbiker des Tages entgegen. Für ungeübte Flachländer ist der Trail teilweise recht anspruchsvoll. Den Sand ist man ja aus Brandenburg gewöhnt. Die Strecke, ca. 50 m über dem Meer, einfach grandios.
Steilküste Bansin-Kölpinsee
Von hier aus traten wir den Rückweg an und erreichten um 17.17 Uhr mit numehr 100 km in den Beinen wieder Karnin. Die Überraschung: Die Fähre verkehrt nur bis 17.00 Uhr. Der Fährmann war auf telefonische Nachfrage nicht willens, nochmal überzusetzen. Warum auch. Das Geld für die Rückfahrt hatte er ja schon und es war außerhalb der offiziellen Dienstzeit. Das in Aussicht gestellte zusätzliche Salär verprassten wir dann am örtlichen Fischimbiss und traten zähneknirschend die 35 km Umweg über die Straßenbrücke nach Anklam an.
Ich weiß nicht, ob es am teilweise heftigen Wind, der Sonne, der Meerluft oder einfach nur an den gefahrenen Kilometern lag, ich habe noch nie eine Dusche so genossen wie nach dieser Fahrt.
Fazit:
Ich war schon oft (mit dem Auto) auf Usedom, finde die Eingeborenen nach wie vor gewöhnungsbedürftig, habe aber vom Rad aus neue Seiten kennen gelernt, die einem sonst eher verborgen bleiben. Das macht Lust auf "Mehr".
Vielen Dank an meine Mitradler St. und
Eusebius, in dessen Windschatten ich mich ausruhen durfte und vielen Dank an
Anto für die Tipps. (Falls Ihr auf Eurer Tour am 02.05. im gastronomischen Nirwana der Stadt Usedom etwas zu Essen sucht, empfehle ich die
Stadtbäckerei Kühl
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