30.06. 16:00 West Yellowstone, 2040m
Vom Old Faithful Remmidemmi führt, man höhre und staune, ein Radweg(!) an ein paar weiteren Geisiren vorbei parallel zum Highway nach Norden.
Sollte bei den Nationalparkbehörden etwa langsam ein Umdenken stattfinden? Wird man Radler in Zukunft begrüßen statt ausgrenzen? Immerhin wurden die Eintrittspreise schon mal ein wenig angepasst. Und die Campsites sind für Hiker/Biker sogar deutlich billiger als für Autokundschaft. Löblich.
Wildlife am Radweg. Die "Rehe" werden wirklich immer größer.
Droht der mir jetzt und will mir seine Hörner in den Bauch rammen? Oder schmeckt ihm das frische Gras einfach nur so gut?
Vorbei an schweflig toten Ebenen...
.. folge ich dem "Firehole River" flussabwärts. An einem Swimminghole mit lustigen Stromschnellen heizt eine heisse Quelle den sonst eisigen Fluss auf Schwimmbadtemperatur. Zorrobadepause fällt dieses Mal allerdings aus, der ganze Canyon ist von einer Pfadfindereinheit in Beschlag genommen.
Beim ersten Plattfuss seit vielen Wochen entdecke ich dann zufällig ein kleines Problem an meinem Hinterrad.
Die Crossmax-ST-Felge hat wohl nach "Heraklix", der Hälfte von "The Snake" und dem bisherigen "Rockymountix" nun endgültig fertig. Kann man auch irgendwie verstehen, glaube so viele Kilo- und Höhenmeter mit Vollgepäck wird ein Laufrad normalerweise nicht gefahren. Ich hab keine Ahnung, wie lange ich schon mit diesem Riss unterwegs bin. Stunden? Tage? Wochen? Monate? Und viel wichtiger... wie lange hält das Ding noch zusammen?
Im Moment rollt jedenfalls alles bestens und ich rolle am Madison-River entlang nach Westen, ...
.. unter scharfer Beobachtung vom amerikanischen Nationaladler.
Nach ein paar weiteren Meilen ist es dann passiert: Bye bye Wyoming, welcome to Montana! Der Name verspricht jedenfalls schon mal Berge. Ob man damit auch etwas anfangen kann, ist eine andere Frage.
Am frühen Nachmittag verlasse ich schließlich den Nationalpark und erreiche den Ort "West Yellowstone".
Schlagartig ist's vorbei mit Natur pur, hier stehen wieder Tankstellen, Pizzabuden und McDonalds. Auf den ersten Blick ein typisch hässliches amerikanisches Straßenkaff, bin drauf und dran nach einem kurzen Futterstop gleich weiter zu fahren.
Vorher aber noch ein kurzes Fazit zu Yellowstone-By-Bike. Der heutige Tag war verkehrstechnisch sehr entspannt. Die Straßen im Westen sind breiter, es gibt einen Seitenstreifen, und teilweise kann man auch auf Dirtroads oder sogar einen Radweg ausweichen. Außerdem geht's viel bergab. Natürlich hat das im Endeffekt nix mit Mountainbiken zu tun. Aber die "Features" die unser Planet hier zu bieten hat, sind schon ziemlich einzigartig. Bin froh, diese Route gewählt zu haben.
Und wohin jetzt? Die Great Divide Mountain Bike Route liegt ein Stück im Westen, etwa 50 Kilometer auf dem Highway würden mich "back on track" bringen. Im Norden dagegen liegt etwa 100 Kilometer entfernt der Ort "Bozeman", der Name klingt mir irgendwie in den Ohren. Hatte das nicht was mit Singletrack zu tun?
Was macht der Tourenbiker, wenn er nicht weiss wohin er fahren soll? Erst mal Wäsche waschen. Mit frischen Socken an den Füßen kommt die Erleuchtung bestimmt.