Staubabstreifer. Das ewige Gebrappel über dieses eine Teil, welches nur eines von tausend Faktoren in einer Federgabel ist. Ich habe noch nie erlebet das ein Staubabstreifer eine Gabel wirklich langfristig bockig gemacht hatte, sofern diese korrekt geschmiert ist. Ich beziehe mich mal ausschließlich auf Suntour-Gabeln (Auron/Durolux/Duro/Rux) bzw. Zocchis (Bomber, AM, ..) da ich hier die meisten Erfahrungen und Tests gemacht habe. Ich bezweifle sehr, dass Fox, Rock Shox und co. hier schlechter arbeiten und im Prinzip müssen alle Federgabeln mehr oder weniger das gleiche können. Wenn alles korrekt und sauber läuft, wie schon gesagt ist die korrekte/richtige Schmierung wichtig, dann hat der Staubabstreifer einen verflucht kleinen Einfluss auf die Performance der Gabel.
Der Zustand der Buchsen, dessen Passgenauigkeit zu den Tauchrohren->Standrohren, Zustand der Beschichtung der Standrohre, Fertigungstoleranzen der Gabelkrone und Standrohren usw. haben einen deutlich höheren bzw. den größten Einfluss auf die "Bockigkeit" der Federgabel. In dieser Aufzählung fehlen noch hundert andere Sachen, wie z.B. die Funktionsteile in Form eines Luftkolbens oder im Allgemeinen die Realisierung und Zustand der Dämpfung. Es ist ein super komplexes Thema, darüber könnte man Doktorarbeiten schreiben ..aber Runterbrechen auf nur den Staubabstreifer?
Nun zum Staubabstreifer: Dieser sollte zu allererst stets auf einem Öl-/Fettfilm "schwimmen" bzw. gleiten, die richtige Wahl des Schmierstoffes ist somit sehr wichtig, und mit dem/r korrekten/r Durchmesser/Vorspannung auf dem Standrohr aufliegen. Fertigungstoleranzen und der Zustand/Alter der Dichtung spielen natürlich ebenfalls eine sehr große Rolle. Wenn dieses Zusammenspiel der Faktoren passt, dann hat der Staubabstreifer keinen fühlbaren Einfluss beim Ein- und Ausfedern und kann seinen Dienst erfüllen: Standrohre mit Öl/Fett benetzen, Staub/Dreck abstreifen
Im Idealfall ist die obere Lippe ebenfalls immer komplett mit Öl/Fett benetzt, welches den Abstreifer durch diverse Additive pflegt, und der Staub ist ebenfalls in diesem getränkt (durch Additive wird dieser z.B. besser gebunden) und wird dadurch "Verschhleißfrei" vom Standrohr abgestriffen. Somit verbraucht sich natürlich Öl/Fett und man sollte immer darauf achten das die Standrohre/Staubabstreifer immer ausreichend benetzt sind.
Ein paar Punkte wann Staubabstreifer wirklich merklich das Ansprechverhalten negativ beeinflussen - dies macht aber kein Staubabstreifer wirklich lange mit und endet meistens damit, dass diese frühzeitig anfangen zu "siffen" und somit "endet" der negative Einfluss zum Ansprechverhalten:
- Staubabstreifer ist außerhalb der Toleranz
- Alterungsprozess zu weit fortgeschritten
- Staubabstreifer laufen trocken
Ein paar Worte zu den Buchsen - der wohl häufigste Grund wieso manche Gabel nach einer gewissen Zeit richtig bockig arbeiten: Da nun keine Gabel wirklich Verschleißfrei läuft setzt sich der Abrieb der verschiedenen Bauteilen und Staub/Dreck an den Buchsen ab. Je schlechter der Staubabstreifer arbeitet, wenn dieser also sifft verfehlt dieser seinen Job komplett, dann kommt jeder Mist in die Gabel. Somit schleift man sich Riefen in die Buchsen die durch Abrieb, Additiven (von der Schmierung) und diversen anderem Dreck aufgefüllt wird. Im besten Fall schlägt man natürlich noch Teile aus der Buchse raus. Wenn man hier noch nicht zu sehr übertrieben hat, dann "verfärbt" sich die Buchse und irgendwann liegt "nur" noch Dreck zwischen der Buchse und dem Standrohr. Dies wirkt sich natürlich herrlich auf die Performance der Federgabel aus. Sie fängt an zu hängen/kleben - Stick-Slip-Effekt. Man sollte also auch stets auf den Zustand der Buchsen achten und wenn noch nicht alles zu spät ist gegebenenfalls diese auch mal reinigen, weil man sich sonst über kurz oder lang die Beschichtung der Standrohre komplett abschleift. Dies kann gegebenenfalls auch passieren wenn die Gabel immer korrekt geschmiert war und man nie Buchsenspiel hatte.
Gabelöl/-fett, wie schon einige Mal erwähnt, ist ein sehr wichtiger Punkt. Öl ist nicht gleich Öl und kein Öl ist wirklich noch mit seiner natürlichen Form zu vergleichen. Zum Teil werden Öle schon vollsynthetisch hergestellt und allgemein bestehen viele Öle schon meist aus über 20% Additiven, die die verschiedenstens Aufgaben übernehmen sollen wie z.B. Verbesserung der Notlaufeigenschaften, Reibverminderer/Korossionsschutz (z.B. durch Zink- und Phosphor-Additive), Pflege von Dichtungen. Abtransport von Abrieb, Verhinderung des Aufschäumens (Schaum -> verminderte Druckaufnahme -> Schaum "platzt" / Kavitation -> "Tod"), Antioxidantien gegen Alterungsprozess vom Öl etc.
Allein schon über dieses Thema könnte man seitenlang schreiben, deshalb belasse ich es bei dieser kurzen Einführung und beende es mit folgendem Satz: Verwendet nicht irgendein Öl, verwendet das richtige Öl zum richtigen Einsatzzweck. Mischt auch kein Öl von verschiedenen Herstellern bzw. Einsatzgebieten. Im Idealfall verwendet man die Öle/Fette, die der Hersteller empfiehlt, denn dann kann man davon ausgehen, dass sich innerhalb der Gabelwerkstoffen nichts beißt.
Nun noch ein Punkt das wohl ätere Gabeln am meisten betrifft. Neue Staubabstreifer sind hier meist nicht wirklich neu. Es hat also schon ein Alterungsprozess eingesetzt und je nach Lagerung kann dies natürlich sehr unterschiedlich ausfallen. Mit gutem Gabelöl kann man solchen Abstreifern vor dem Einbau eine kleine Kur verpassen in dem man sie für ein paar Stunden in ein Ölbad wirft. Komplett hart gewordene oder gar poröse Dichtungen kann man damit natürlich nicht retten.
PS: Achtung Dieser "Wall of Text" ist keine wissenschaftliche Arbeit und ist somit nicht immer technisch korrekt formuliert. Diverse Fehler in der Ausarbeitung können vorkommen und dürfen korrigiert werden. Ebenfalls dient dies hier als kleiner Einblick in die Federgabelwelt und behandelt lange nicht alle Faktoren ab, die zu diesem Thema dazugehören.