Rund um die Südlichen Cordillera Blanca

Huari - San Luis (20.08.2017)

Heute steht der Transfer nach San Luis an; die Strecke hat nichts besonderes an sich, außer dass sie mal wieder in die Puna hinauf bis auf 4350 m führt. Wir haben den Wecker mal auf 6:00 Uhr gestellt, damit wir morgens pünktlich raus kommen.



Wir holen die Räder aus dem Abstellhof und gehen zum Frühstück wieder in das Restaurant gegenüber der Markthalle. Der Besitzer erkennt uns noch von letzter Woche und begrüßt uns gleich mit Handschlag. Dieses Mal bestellen wir gleich eine Caldo de Gallina; man sieht, wir haben uns angepasst. Der Cafe con Leche ist hier auch ganz brauchbar. Wenn man hier nicht zu weit hinten am Tisch sitzt, kann man das Treiben an der Markthalle beobachten. Das finden wir beide immer sehr kurzweilig. Heute kommt z.B. ein Hühnerlieferung an, ein Kombi quasi bis zum Rand voll mit verkaufsfertigen Hühnerleibern (ungekühlt natürlich). Unser Café-Chef erklärt auf Nachfrage, die kämen aus Chavin. Dort würden sie gerupft und geschlachtet.

Wir verlassen Huari in Richtung Acopalca, wo an der Plaza gerade eine Bühne aufgebaut wird. Schon wieder ein Fest, das wir verpassen. Hinter dem Ort steht eine Tafel, die auf das Kommende hinweist.



Die Landschaft wird erst etwas netter, wenn man die stärker bebaute Zone hinter sich lässt.





Es öffnen sich dann langsam Wiesen, auf denen Kühe und Pferde grasen und der Blick kann etwas weiter schweifen.









Wir machen an einer solchen Stelle eine kurze Brotzeitpause, bevor es weiter Richtung Puna geht.









Die Häuser haben nun zunehmend Dächer aus Gras, statt aus Wellblech. Damit fallen sie in der Landschaft kaum noch auf. Das Wetter hat heute nichts Gutes mit uns vor; je höher wir kommen, um so dichter wird die Bewölkung. Bald können wir in der Entfernung die ersten Regenschauer erkennen.







Das meiste spielt sich links unserer Fahrtrichtung ab, aber wir sind schließlich zumindest am Rande der Schauern und stellen uns nahe bei einer Art Mini-Steinkohlerevier auch mal kurz unter.





Danach geht es weitgehend trocken weiter durch die Puna, aber die Strecke bis zum Pass zieht sich ziemlich hin.







Weiter oben fährt sich die Straße einigermaßen holprig. Aber gemessen an dem wenigen Verkehr ist sie sehr gut ausgebaut.



Schließlich ist der Abra Huachacocha erreicht. Die Laguna Huachacocha ist von hier noch gar nicht zu sehen, obwohl sie doch recht groß ist. Statt dessen gibt es einen kleinen Tümpel, in dem der Wind kleine Wellen wirft.









Hier machen wir nochmal kurz Pause; eigentlich wäre es schön, wenn es hier ein kleines Wartehäuschen für den Bus gäbe, wo man sich windgeschütz aufhalten könnte. Man könnte dann dort auch einen Mülleimer aufstellen, damit die Leute ihre leeren Plastikflaschen nicht in die Gegend werfen müssen (wenn sie sie schon nicht mit zurück nehmen wollen).

Ein paar Kurven weiter runter erscheint dann auch der große Bergsee, angesichts der Wetterlage wenig einladend. Es gibt dort sogar Ruderboote, die heute aber verwaist am Ufer liegen.





Angesichts der fortgeschrittenen Zeit beeilen wir uns bergab Richtung San Luis zu kommen. Auf dieser Seite des Passes ist die Wetterlage noch deutlich schlechter und es drohen die nächsten Schauern auf uns zu zukommen.

Von oben haben wir noch einen Blick auf einige Nevados, die wie an einer Kette aufgereiht in Wolken eingehüllt sind. Bei trockenem Wetter hätte man sicher mehr von diesem Ausblick.







Kurz vor San Luis beginnt es noch zu regnen; wir beeilen uns, in der Stadt ein Quartier zu finden.



Nach kurzer Suche buchen wir uns im Hostal Pukayaku ein, dass drei Sterne vorweist, aber dennoch nur 40 Soles fürs Doppelzimmer kostet.









Gruß
Guido
 
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Toller Bericht mit großartigen Bilder!

Ich plane was ähnliches mit Zelt, bin aber noch am Spanisch lernen und Mehrtagestouren üben.
Orux und etrex nutze ich auch immer, was ein Zufall.

Es ist sicher einfach reifes Obst zu bekommen?
Das ist ein riesen Vorteil in weiten Teilen Südamerikas, viel besser als was bei uns so zu bekommen ist.
Viel Erfolg bei der weiteren Wegfindung!
 
Es ist sicher einfach reifes Obst zu bekommen?
Das ist ein riesen Vorteil in weiten Teilen Südamerikas, viel besser als was bei uns so zu bekommen ist.

Die Städte haben Märkte/Markthallen oder Wochenmärkte auf den Straßen. In den Dörfern gibt es kleine Geschäfte, die Lebensmitel in unterschiedlicher Auswahl führen. Verhungern muss man in Peru nicht.

Was den Weg betrifft, so fahren wir heute ja nur noch von Carhuaz nach Huaraz, dann ist das Vergnügen schon wieder vorbei.

Gruß
Guido
 
Jetzt habe ich endlich alles nachgelesen. Sehr schön geschrieben, mir gefällt die Aufmerksamkeit fürs Detail, etwa der "verkehrte" Wind im Tal. Und alles nachgesehen, an einigen Fotos bin ich minutenlang im Großformat hängen geblieben.

Danke fürs Mitnehmen, bin auf die kommenden Berichte gespannt!
 
San Luis - Chacas (21.08.2017)

Heute lassen wir uns wieder Zeit beim Aufstehen, denn es stehen nur ca. 20 km nach Chacas auf dem Programm. Das Wetter ist immer noch grau in grau und reißt uns auch nicht nach draußen.



Unseren Bedarf an Lebensmitteln für den Tag decken wir in der Markthalle, die sich direkt neben unserem Hotel befindet (apropos Papayas). Dort gibt es deutlich mehr Platz als Stände mit Angebot, das mag aber auch am Wochentag liegen.









Zum Frühstücken finden wir einen kleinen Laden, der im wesentlichen Fruchtsäfte anbietet, aber es gibt dort auch einen Kaffee für uns und Pan con Queso. Für die zweite Tasse ist der Vorrat an Instant-Pulver aber dann schon verbraucht und die Tochter wird losgeschickt, neues zu kaufen.

Nach Chacas könnte man am einfachsten über die Landstraße gelangen, die hier sogar asphaltiert ist. Das ist aber nichts für uns, deshalb habe ich mir eine Alternativroute über Gonzajirca einfallen lassen, die auf einer Straße am Hang oberhalb der Landstraße nach Chacas führt.







Mit Blick auf entfernt niedergehende Regenschauer geht es also zunächst erst mal den Berg hoch; dort, wo die Straße dann zu ende sein sollte, um in einen Pfad überzugehen, verläuft sie immer noch weiter. Die OSM ist hier also noch nicht auf Stand, ein Grund mehr, hier weiter zu fahren. Plausiblerweise sollte sie bis Ulia führen, was eine strickende Einheimische bestätigt, die hier zu Fuß unterwegs ist. Dahinter ginge es aber nicht weiter, warnt sie uns. Aber auf einem Camino? Si. Das reicht uns. Also folgen wir der steil ansteigenden Straße, während die Fußgängerin strickend die abkürzenden Pfade nutzt und uns dabei auch noch abhängt. Erst unmittelbar vor Ulia holen wir sie wieder ein.

Hier gilt es jetzt die richtige Abfahrt zu finden, um auf die tiefer liegende Nebenstraße zu kommen. Die Karte zeigt hier genau eine Möglichkeit, die wir dann auch wählen. Über einen Wiesenpfad geht es zunächst gut fahrbar bergab, dann müssen wir die Räder kurz über eine Holperstrecke bis auf einen querenden Weg schieben.





Erstaunlich welche Wege die OSM wiedergibt, vor Ort sieht man sie manchmal schlechter, als auf der Karte.





Dieser Weg bleibt dann am Hang entlang Richtung Taulli, wo wir an einem Multifunktionsspielfeld landen. An diesem vorbei sind wir schnell auf der Nebenstraße.



Diese folgt kurvig der Hangkontur, auch immer mal wieder leicht ansteigend oder abfallend; Höhenmeter können wir so weiter einsammeln.





Der Wahlkampf für die nächsten Bürgermeisterwahlen in 2019 ist hier offenbar schon in vollem Gange, zumindest legen das die verbreiteten Farbanstriche an den Häuserwänden nahe.



Von der Straße aus können wir immer wieder mal auf Ackerbauflächen herunter sehen. Interessant finde ich, dass die Kartoffeln hier in einem Fischgrätmuster gesetzt werden.





Die Straße wäre auch als Gebirgspanoramastrecke geeignet, leider spielt das Wetter nicht mit.





In Rayan, schon mit Blick auf den Stadtrand des gegenüber liegenden Chacas, treffen wir auf eine mit Steinen gebaute Kirche. Das ist erst die zweite, die wir in dieser Bauart sehen. Beim Rauskramen des Fotoaparates kommt ein Einheimischer mit seinen zwei Söhnen auf uns zu und spricht uns freundlich an, wo wir hin wollen, woher wir kommen, ob wir etwas zu Mittag essen wollen etc.. Wir lehnen das Essensangebot dankend ab und verweisen auf das nahe Chacas. Er erklärt uns noch, dass wir nur der Carretera folgen müssen, aber das ist uns eh' klar.









Obwohl wir nun schon die Höhe hätten, einfach nur nach Chacas hineinzurollen, müssen wir diese wieder aufgeben. Es geht also nochmal runter ins Tal, wo wir an einer Brücke einen kleinen Fluss queren. Die Abfahrt dorthin gibt mir nochmals Gelegenheit, eine Serpentine über einen netten Pfad abzukürzen, Karin bleibt lieber auf der Straße.





Die Auffahrt bis zum Stadtrand haben wir dann auch bald erledigt, so rollen wir in die bekanntermaßen baulich recht nett gehaltene Stadt.





Fast alle Häuser sind hier weiß gestrichen und haben dem Kolonialbaustil entsprechend mit Holzschnitzereien verzierte Balkone im ersten Stock.

Der quadratische, zentrale Stadtplatz ist eine leicht schräge Grasfläche, auf der gerade eine Säuberungskolonne unterwegs ist. Die Straßen rund herum sind weitgehend verkehrsfrei, was sehr angenehm und ruhig wirkt. Dort angekommen, werden wir gleich von mehreren Leuten angesprochen, die sich begeistert über unsere Räder äußern.











Der Platz würde bei gutem Wetter bestimmt toll mit den Bergen im Hintergrund harmonieren, aber nicht bei diesem Wetter.



Wir machen uns gleich auf die Suche nach einer Bleibe. Das Angebot ist hier recht groß, aber auf der OSM ist noch nicht alles an der richtigen Stelle erfasst. Wir entscheiden uns für das Hostal Carina (50 Soles), wo wir ein Zimmer im EG beziehen. Die Räder dürfen im Innenhof parken.



Nach dem Duschen streifen wir noch durch die Stadt und suchen ein passendes Restaurant. In eines schauen wir kurz rein und wer sitzt dort beim Essen? Unser Marc aus Kanada. Er ist mittlerweile in Yanama gewesen und hat sich von dort mit einem Taxi zur Portachuelo Llanganuco hoch fahren lassen, um diese Strecke mit dem Rad wieder ab zu fahren. Morgen will er, wie wir, nach Carhuaz aufbrechen, rechnet für die Strecke aber drei Tage.

Wir essen noch gemütlich zusammen, und teilen uns noch ein Bier, dann trennen sich unsere Wege wieder. Er hat für sein Abendessen Gemüse und Salat eingekauft, um dieses auf seinem Zimmer im Hotel Plaza zuzubereiten.





In der Stadt gibt es abends noch einen Umzug, bei dem Blumenkränze in die Kirche gebracht werden. Das Ganze wird begleitet von einer Blasmusikkapelle und dem Abschießen von Feuerwerksböllern.

Gruß
Guido
 
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Ich finde das Wetter hat Charakter, in den Bergen ist es dann doch immer ganz mystisch.
Das Dorf sieht irgendwie seltsam aus, ist das ein Touristenort?
Der Platz sieht aus als wären die Häuser drum rum geplant worden, könnte aber auch alles authentisch sein.

Was ist denn in den durchsichtigen Tüten im linken Bilddteil des Laden-Bildes? Und was hängt da für eine Knolle in der Mitte oben des selben Bildes?
 
Ich finde das Wetter hat Charakter, in den Bergen ist es dann doch immer ganz mystisch.
Das Dorf sieht irgendwie seltsam aus, ist das ein Touristenort?
Der Platz sieht aus als wären die Häuser drum rum geplant worden, könnte aber auch alles authentisch sein.

Was ist denn in den durchsichtigen Tüten im linken Bilddteil des Laden-Bildes? Und was hängt da für eine Knolle in der Mitte oben des selben Bildes?

Zur Geschichte von Chacas siehe hier:

https://es.m.wikipedia.org/wiki/Chacas

In den Tüten befindet sich aufgepopter Mais oder Reis. Ist eine leckere Alternative zu vollsynthetischen Süßigkeiten. Das herunterhängende Ding ist eine Art Kürbisgewächs. Keine Ahnung, was man damit macht.
Gruß
Guido
 
Chacas - Carhuaz (22.08.2017)

Heute steht die Rückquerung der Cordillera Blanca Richtung Westen nach Carhuaz an. Das sind von hier knapp 80 km und außerdem müssen wir auf 4800 m, um entweder über den Tunnel oder den noch etwas höher gelegenen Pass Punta Olímpica zu kommen. Wichtig sind vor allem die ersten 30 km, denn dahinter geht es nur noch bergab. Der Wecker ist daher auf halb sechs gestellt.

Die Radlsachen sind von der Wäsche gestern noch klamm, das Einsteigen kostet daher etwas Überwindung. Zumal die Zimmer in Peru nie geheizt sind und unser EG-Zimmer schon gar nicht zu den wärmsten bei dem trüben Wetter gehört.

Erfreulich ist die Möglichkeit fürs Frühstück, die wir an der Plaza entdecken. Direkt an der Ecke zur Kirche gibt es einen kleinen Laden, der ein "desayuno" anbietet; einige Männer stehen schon davor und nehmen ihr Frühstück im Freien zu sich. Wir setzen uns drinnen an den einzigen Tisch. Es gibt "pan con huevos", also Brot mit frisch gebratenen Spiegeleiern; sehr lecker. Als Getränk gibt es "Quinoa", ein viskoser, heißer, süßer Fruchtsaft mit Quinoa; schmeckt etwas ungewöhnlich, aber nicht schlecht.







Das ist aber dann auch erstmal das Erfreuliche an diesem Tag. Die Wolken von gestern sind immer noch da und tröpfeln vor sich hin. Der Wetterbericht verspricht erst für den Nachmittag Besserung. Wir packen uns regendicht ein, dabei kommen nun auch Kleidungsgegenstände zum Einsatz, die bisher im hintersten Eck des Rucksacks plaziert waren.



Die Aphaltstraße zum Pass zieht sich zunächst mit nur geringer Steigung dahin, erst ab Huallin geht es aufwärts. Vor uns ziehen die niedrigen Wolken an den Bergwänden entlang; lange kann es eigentlich nicht dauern, bis die uns verschluckt haben. Aber wenn wir näher kommen, weichen sie immer wieder ein Stück zurück.





Zum Glück regnet es nur ganz leicht, aber die Regensachen stauen die Feuchtigkeit von Innen; das fühlt sich auch nicht prickelnd an.









Der Verkehr hält sich in Grenzen, LKW und Busse sind meist unterwegs. Man kann sie schon von Weitem röhren hören. Zunächst fahren wir getrennt, jeder in seinem Tempo. Das führt allerdings dazu, dass mir beim Warten auf Karin imner wieder kalt wird, so hole ich mir nur eine Erkältung. Also kommt Karin wieder an die Leine.



In Sichtweite des ersten Gletschers zieht eine leichte Regenschauer durch. Dabei werden wir von einer Wolke komplett eingehüllt. Die Sicht nach vorne beträgt bestenfalls noch 50 m, nach rechts unten sehen wir gar nichts mehr, wir hören nur noch den Bach rauschen. Auf der Karte des GPS-Gerätes sehe ich einen See rechts von uns. Später stellt sich heraus, dass dieser hinter einer Endmoräne liegt und wir den an dieser Stelle sowieso nicht hätten sehen können.





Sobald der Regen durch ist, wird die Sicht wieder besser und wir können nicht nur Gletscherunterkanten und die türkis-grüne Laguna Yanarraju erkennen, sondern auch die Serpentinen der Straße, die sich nun links den Berg hoch schlängelt.







Vorbei an wunderschön blühenden Lupinen erarbeiten wir uns jeden Hunderter einzeln, 4100 m, 4200 m, 4300 m, 4400 m; in einer Kurve machen wir gerade Pause, als von oben drei mit Packtaschen beladene Radler herunter kommen. "You are almost there", ruft uns einer zu. Wir winken zurück und schauen ihrem Verschwinden in den Serpentinen hinterher.





Tatsächlich dauert es nicht mehr allzu lange und wir erreichen einen nicht besonders sehenswerten Bergsee, der direkt an der Straße seinen Überlauf hat.



Von hier kann man schon den eigentlichen Pass Punta Olímpica über uns sehen, der leicht eingeschneit ist. Der Tunneleingang versteckt sich noch irgendwo vor uns hinter Moränengeröll.
 
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Zwei Kurven weiter stehen wir vor dem Tunnelportal; knapp 1,4 km lang, komplett unbeleuchtet und zwei Fußgängerstege, die deutlich schmaler sind als als unsere Lenker breit. Bis eben war der Tunnel noch eine ernsthafte Option für mich, auf die andere Seite zu gelangen, aber diese Tatsachen belehren mich eines Besseren. Die Wettersituation hat sich inzwischen deutlich entspannt, sogar einzelne blaue Stellen lassen sich blicken. Also ist der Entschluss schnell gefasst, den richtigen Pass zu nehmen. Wir rollen ein Stück zurück und nehmen die Piste bergauf.



Diese hat dann noch den Charme, oberhalb der leuchtend türkisfarbenen Laguna Cancaraca entlang zu führen, die hätten wir sonst glatt verpasst. Zu den Gletschern des Poroquingua, die ihre Schmelzwässer in den See führen, wäre es jetzt auch nicht mehr weit. Vor allem gibt es hier keine Absperrung, wie am Pastoruri. Aber diese Art von Ausflug ersparen wir uns.





Die Scharte des Passes rückt langsam näher, vorher sind noch einige Serpentinen der zunehmend mit Geröll blockierten Straße zu überwinden.





Mit einem vierrädrigen Fahrzeug kämen man hier nicht mehr hoch, aber für uns reicht es; ein paarmal müssen wir an groben Stellen vorbei schieben.



Schließlich ist es geschafft, die Passhöhe ist erreicht. Mein GPS-Gerät zeigt genau 4900 m an, die offizielle Höhe ist wohl 4890 m.









Noch schnell ein paar Beweisfotos und dann raus aus dem Wind rüber zur anderen Seite.



Schade, dass das Wetter nicht recht mitspielt, sonnst könnten wir jetzt Huascaran von der Rückseite und Chopicalqui in voller Pracht bewundern, so müssen wir zumindest vorläufig mit einem unteren Segment zufrieden sein. Dennoch ist diese Bergarena hier oben beeindruckend.





Der Fahrweg ist hier auch nicht viel besser als bei der Auffahrt, einiges an Wasser ist auf der Straße nach unten unterwegs.



Das Unangenehmste haben wir jetzt auf jeden Fall hinter uns, vor uns liegen jetzt noch 50 km Abfahrt, verteilt auf 2000 m Höhendifferenz, denn Carhuaz liegt auf ca. 2660 m. Zudem liegen wir gut in der Zeit, es ist gerade mal zwei Uhr. Unterhalb können wir schon die asphaltierte Passstraße erkennen, einige Leute sind aus einem Bus ausgestiegen und genießen die Aussicht.



Hinter einer Kurve entdeckt Karin eine eigentümlich geschmückte Marienstatue, die geschützt unter einem Felsüberhang oberhalb des Weges steht.





Das andere Tunnelende ist bald erreicht, ab hier geht es rauschend auf Asphalt weiter.





Der Blick den Hang hinunter zeigt ein schier unglaubliches Straßenband. Wenn man nahe am Straßenrand entlang fährt, ist es fast wie Fliegen. Wir nehmen eine Kurve nach der anderen, immer noch über 4500 m; erstaunlich, wie langsam die Höhe abbaut.



Die Straße haben wir fast für uns alleine, außer einem Mototaxi, dass wir schnell abhängen, läßt sich kein Luftverpester vor uns blicken.

Der Huascaran hat jetzt eine größere Wolkenlücke erwischt; beeindruckend, wie steil die Ostseite abfällt, die Westseite wirkt dagegen regelrecht harmlos. Jetzt erkenne ich auch, warum Jim Bartle vor zwei Wochen meinte, das Tal auf der Rückseite des Huascaran würde er unbedingt zum Wandern empfehlen. Die Bergflanke hoch zum Chopicalqui sieht ähnlich spektakulär aus.







An einer Brücke haben wir die erste Talsohle erreicht, sind aber immer noch auf knapp unter 4000 m. Die Straße hat hier immer noch ein leichtes Gefälle, so dass wenig angestrengendes Kurbeln uns locker weiter bringt. Das Wiesengelände mit dem kleinen mäandernden Fluss wird als Weidefläche für Kühe und Pferde genutzt. Einige Einheimische treiben gerade die Pferde zusammmen.





Am Ende der Wiese ist an der Straße eine Baustelle, bei der begleitend zur Straße eine Rohrleitung verlegt wird. Hier erfolgt die Fahrtfreigabe nur wechselweise für eine Richtung, lange warten müssen wir aber nicht. Alle Arbeiter schauen uns an, als wären wir das siebte Weltwunder, dabei ist die Landschaft hier die Attraktivität.

Direkt dahinter blockiert eine Schranke die Durchfahrt, das könnte die Parkgrenze sein. Ein Wärter möchte wissen, woher wir kommen. Von Chacas antworte ich, dann gibt er die Durchfahrt frei.

Das Tal mündet jetzt in das querende Tal des Río Santa, vor uns liegen die Cordillera Negra. Bergab könnten wir jetzt einfach der langweiligen Straße folgen, mein Plan führt uns aber nochmal auf Abwege. Nichts Großartiges, aber eine feldwegartige Nebenstraße leitet uns kurzweilig durch locker besiedeltes Gebiet mit landwirtschaftlicher Nutzung und bringt uns damit dem Leben der örtlichen Bevölkerung wieder näher.

In Shilla kommen wir wieder auf die normale Passstraße und folgen dieser bei schönem Licht bis nach Carhuaz hinein.





Im Ort orientieren wir uns Richtung Hostal Merced, in dem wir für 70 Soles ein Zimmer mit Blick Richtung Plaza bekommen.













Gruß
Guido
 
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W A H N S I N N
Der Pass ist nicht nur wegen der überwundenen Höhe ein absolutes Highlight - Wetter, Wegebeschaffenheit, Panorama, ach, es fehlen die Worte die Eindrücke ganz zu umfassen. Tolle Aufnahmen, einfach Wahnsinn :anbet::anbet::anbet:

Danke fürs Teilen!
 
Carhuaz - Huaraz (23.08.2017)

Zum Aufstehen hatte ich natürlich gestern vergessen, den Wecker umzustellen. Dieser klingelt um 5:30 Uhr vollkommen sinnlos. Heute können wir einfach aufstehen, wenn die Sonne ins Zimmer scheint.



Zum Frückstücken gehen wir auf den lokalen Markt, der in den Straßen nördlich der Plaza stattfindet. Nachdem wir nun schon das Quinoa-Getränk kennen, bleiben wir gleich am ersten Stand, der dieses und weitere bisher noch nicht getestete Getränke anbietet. Außerdem gibt es dort Brot mit Queso oder, wie gestern erfolgreich probiert, mit frisch gebratenem Spiegelei. Wir nehmen auf den Plastikhockern Platz und lassen uns das preiswerte Frühstück schmecken.







Bevor wir uns heute nach Huaraz aufmachen, steht noch ein kleines touristisches Ziel nördlich von Carhuaz an. Dort steht der Arbol de la Quina, ein Baum, der sich auch auf der Nationalflagge von Peru wieder findet. Ob es genau dieses Exemplar ist, dass die Flagge ziert, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls sind wir letztes Jahr gut 200 m daran vorbei gefahren, im März war unsere Tochter auf einem Ausflug von Lima aus dort und hatte somit den entscheidenden Hinweis gegeben. Jetzt sind wir nicht weit weg, also holen wir das versäumte einfach nach.

Wir wechseln auf die stark befahrene PE3N nach Norden und folgen ihr bis kurz vor Mal Paso.



Dort biegen wir links auf einen Feldweg ein und kommen so direkt bis zu dem markanten Baum. Eine Tafel, die auf die besondere Bedeutung hinweist, sucht man hier vergebens. Dafür ist das Umfeld, wie üblich vermüllt. Eigentlich schade, denn der Baum sieht schon irgendwie besonders aus und läßt sich mit der Dreiergipfelkombination des Huandoy (ca. 6400 m) im Hintergrund noch ganz gut ablichten.





Für den Weg zurück nach Huaraz lehnen wir uns an die Route vom letzten Jahr an, denn genau hier läßt sich eine PE3N-Vermeidungsstrategie mountainbiketechnisch gut umsetzen. Dabei kommen wir sogar noch an einem Hinweisschild vorbei, das aber nur für Besucher aus Richtung Huaraz sichtbar ist.



Wir fahren dazu in den Ort Mal Paso, queren diesen und halten uns oberhalb der Obstbaumplantagen auf einem Feldweg.



Später geht es runter ins Tal eines kleinen Flusses, an diesem entlang ein kurzes Stück bergauf und an einer Brücke auf die andere Seite. Dieses Jahr ist der Weg mit den Agaven in einem besseren Zustand, diese wurden frisch zurechtgestutzt und wachsen nun nicht mehr ganz so weit in den Weg.











Auf einer Nebenstrecke kommen wir wiedermal an einer Stromleitung vorbei, die mit Epiphyten besiedelt ist. Das sieht wirklich merkwürdig aus und erinnert an Vogelnester, es sind aber keine.





Hier haben wir dann auch einen Fernblick auf das heute Morgen zurückgelassene Carhuaz.



Wieder zurück auf der elenden Landstraße überholen wir zwei Peruaner, die doch tatsächlich auch mit dem Rad in Richtung Huaraz unterwegs sind. Der eine sitzt viel zu tief auf dem Rad und die Kette ist komplett trocken. Das kann ich mir gar nicht ansehen. Bergauf steigt er vom Rad und schiebt, obwohl die Steigung kaum nennenswert ist. Ich überlege, dass ich dem unbedingt helfen muss und passe ihn bei einer kurzen Pause ab. Meine Ölreserve habe ich schon ausgepackt und mit der in der Hand winke ich ihn heran. Ruckzuck habe ich seine Kette geölt, die Kurbel dreht sofort erheblich leichter. Er bedankt sich sehr herzlich, aber ich lasse ihn noch nicht weg, der Sattel muss erst noch justiert werden. Der Klemmhebel ist so montiert, dass er keine Funktion hat, sondern nur die Gegenschraube die Stütze klemmt. Glücklicherweise ist alles gangbar, also schnell die Klemme in Funktion gebracht, den Sattel gut 4 cm höher gestellt und ab geht die Post. Der Peruaner kann gar nicht glauben, wie ihm geschieht.





Der Rest der Strecke ist weiter ein Kampf gegen Abgase und Fahrer, die meinen, sie müssten einen Radfahrer unbedingt zur Seite hupen. Mir wird das langsam zu bunt; ich bleibe daher betont platzeinnehmend auf der Fahrbahn und reagiere auf das Hupen mit Winkzeichen, der sich nähernde PKW/-LKW-Fahrer solle seine Geschwindigkeit reduzieren. Erst wenn der Gegenverkehr es erlaubt, winke ich ihn vorbei. Diese Methode scheint mir mehr Respekt zu verschaffen, kostet aber auch Nerven.



Bald ist Huaraz erreicht und der natürliche Stau bremst das Temperament der Kraftfahrer von alleine. Wir verziehen uns auf eine ruhige Parallelstraße und kommen so gut an unserem schon bekannten Gasthaus an.

Abends leisten wir uns den Luxus, ins Café Andino zum Essen zu gehen. Dort bezahlt man fast europäische Preise, die Touristen sind hier unter sich. Wir finden einen nicht belegten Tisch auf der Freiterrasse, geniesen die Abendstimmung und lassen die vergangenen drei Wochen nochmal Revue passieren.









Gruß
Guido
 
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Schade, dass ihr in den letzten Tagen insgesamt kein besseres Wetter hattet. Aber das kann man sich halt bei so einem Trip nicht aussuchen.
Trotzdem großes Kino, die Bilder vom Pass und von der Cordillera Blanca :) :daumen:.
 
Was für eine Reise: Rad und Handgepäck, inmitten dieser Landschaft und Kultur.
Tolle Fotos, toller Bericht.
Danke für's Mitnehmen. Und laßt Euch die Brez'n schmecken ;)
 
Auch von mir ein spätes Dankeschön! Wie erwähnt, sehr viele Fotos haben mich sehr beeindruckt!
Vielleicht kommen ja noch welche nach ;)
 
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