Rund um Frankfurt im großen Stil

darkdesigner

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Krankfurt
Wie in jedem Jahr plante ich auch für diesen Sommer eine 5 tägige Fernfahrt mit meinem Transalpine Rucksack und dem grobstolligen Schätzchen. Keine Packtaschen, kein Zelt, kein Gepäckträger, einfach nur einen Rucksack auf den Schultern und die schönsten, teilweise auch übelsten Trails der deutschen Mittelgebirge rocken.

Nachdem ich in den vergangenen Jahren außerhalb Hessens unterwegs war und mir schon so oft beim Anblick der Frankfurt umgebenden Mittelgebirge gedacht hatte „Die muß man doch auch am Stück fahren können...“, war der Plan klar. 2005 werden Taunus, Vogelsberg, Rhön, Spessart und Odenwald aneinandergereiht und zur Rückfahrt das Weinland zwischen Rhein, Nahe und Main genutzt. Die erste Augustwoche sollte meteorologisch günstige Bedingungen bieten und so ging die Reise am 3. August 2005 in Frankfurt los. Anders als in den Vorjahren hatte ich diesmal in Yo Gomez einen Begleiter gefunden, er wußte nicht was er damit tat...

03. August 2005, 800, Bockenheimer Warte FFM
Start, wir fahren auf die Minute pünktlich los. Der Himmel ist blau und nur vereinzelte weiße Schäfchenwolken ziehen ihren Weg. Die Luft ist noch frisch und wir machen die ersten Meter auf unserer bekannten Taunusrunde.
Über das Niddatal raus aus Frankfurt, über die Felder in den Taunus, nach 12km erreichen wir ihn und tauchen in die Wälder ein. Langsam und stetig steigt der Weg an, die 11kg auf dem Rücken schmerzen zum ersten, aber nicht letzten Mal und erste Zweifel kommen auf. Ich bin allerdings noch sehr entspannt und kurbele konstant die Rampen und Serpentinen hoch.

Der Weg zum Feldberg ist unser Frühstück und locker erreichen wir das Plateau um kurz nach 10 Uhr.
Wegen des weiten Weges und der bevorstehenden Strapazen halten wir uns nicht lange auf und nach kurzem Photoshooting geht es in die Abfahrt. Über den Sandplacken geht es auf traumhaften Trails den mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannten Limes runter zum Römerkastell Saalburg.
Wir folgen dem Limes ins Köpperner Tal und auf der anderen Seite geht es wieder rauf zum Kastell Kapersburg. Am Kuhkopf machen wir eine erste Pause und genießen die herrliche Aussicht ins Usinger Becken.

Weiter geht es über den Steinskopf (höchste Erhebung am Ostrand des Taunuskamms) zum Winterstein. Wir besteigen den erst seit zwei Monaten wieder errichteten Aussichtsturm und können fern am Horizont südlich die Hochhäuser Frankfurts erkennen. In Richtung Osten liegt unser heutiges Tagesziel, der Vogelsberg, es erscheint in diesem Augenblick mehr als unrealistisch das gesteckte Ziel zu erreichen. Also los! Der Zaubertrail nach Ockstadt war leider im mittleren Teil durch gefällte Bäume versperrt, aber dennoch ein Sahnestückchen zum Ausklang aus dem Taunus.

Gegen Mittag durchquerten wir die Hauptstadt der Wetterau, über goldgelbe Kornfelder passierten wir diesen landwirtschaftlich geprägten Teil Mittelhessens. Überall waren die Bauern (Agrarökonomen) damit beschäftigt ihre Ernte einzubringen und in allen Himmelsrichtungen konnte man Staubfahnen der Mähdrescher erspähen. Relativ entspannt bewegten wir uns auf den Vogelsberg zu und langsam kam er näher. Lediglich in Blo(m)feld (James Bond läßt grüßen) galt es einen querliegenden Buckel zu überwinden. Die Aussicht war herrlich und die Serpentinen auf der Abfahrt um so schöner. Die nächsten zehn Kilometer bis Nidda knallten wir auf Asphalt, Yo Gomez war ziemlich fertig und auch ich merkte bereits erste Ermüdungserscheinungen und wir legten im Städtchen Nidda am Marktplatz eine zweite Mittagspause ein. Der örtliche Bäcker bot allerlei Leckeres und wir verschnauften erst mal und regenerierten unseren Blutzuckerspiegel.

Jetzt lag der zweite Teil der Arbeit an diesem ersten Tag vor uns, der Anstieg zum Vogelsberg. Mit 773m ü. NN nicht ganz so hoch wie der Taunus ist der Taufstein die höchste Erhebung des größten zusammenhängenden Vulkangebietes Europas. Wir rollten über markierte Feld- und Wanderwege an der Niddatalsperre vorbei und waren bereits mitten im Anstieg, als wir sich leerende Wasserbehältnisse bemerkten. Ich für meinen Teil hatte zu diesem Zeitpunkt mein Tagestief und war einfach nur kaputt. Der europäische Wanderweg E3 sollte uns auf die Gipfel und zu unserem Tagesziel am Ostrand des Vogelsberges Herbstein führen.

In Busenborn durften wir bei einer netten Familie Wasser nachtanken und jetzt ging es ans eingemachte. Ich weiß nicht wie und warum, aber genau in dem Moment ging es mir langsam besser und plötzlich setzte sich Leistung frei, an die ich nicht mehr glaubte. Zwar mußte ich einmal kurz unterhalb des Bilstein schieben, aber 25% auf losem Schotter sind echt eine Sauerei. Vom Bilstein Felsen hatten wir eine grandiose Aussicht auf den Taunus und im Dunst waren sogar die Hochhäuser FFMs zu erahnen.

Das hatten wir also schon hinter uns, nun noch schnell hoch zum Hoherodskopf und dann noch der Taufstein und schon sind wir am Tagesziel. Denkste!

Die Auffahrt zum Hoherodskopf stellte sich als Schie(b)piste raus, links neben der Piste beförderte die Liftanlage plärrende Bälger zur Sommerrodelbahn hoch. Während Yo Gomez den Kampf aufgab, wollte ich diese Rampe bezwingen und wenn es das letzte an diesem Tag sein sollte...
Die Kinder im Lift riefen ständig zu mir herüber „Schneller, schneller, schneller...“ Das war in Ordnung und motivierte, aber als Sprüche kamen wie „Der kann nicht mehr!“ oder „Das Rad war doch teuer genug“ wäre ich fast geplatzt. Meine Beine auch, denn nun wollte ich vor ihnen oben sein. Aua, es tat verdammt weh, doch die Rampe sowie die Kids im Lift waren besiegt.

Eine kurze Abfahrt und hoch zum Taufstein, den Aussichtsturm wollte ich dann mit den dicken Beinen nicht mehr hoch, es war jedoch sowieso ziemlich diesig geworden. Mehr oder weniger nur noch bergab rollten wir dann nach Herbstein. Wir quartierten uns in einer schönen Pension ein und besuchten das örtlich Thermalbad. Herrlich entspannend wirkten die Sprudeldüsen auf Rücken und Beine! Danach gingen wir noch zu einem leckeren Italiener essen und einige Bierspezialitäten rundeten den Abend ab, pennen um 22Uhr, auch schon lange nicht mehr gehabt...
Erste_Etappe.jpg


04. August 2005, 730, Herbstein (Vogelsberg)
Nur mühsam bekomme ich die Brötchen runter, ich schmier mir noch eins für den Weg und schon sitzen Yo Gomez und ich wieder im Sattel. Unser heutiger Plan war den Vogelsberg endgültig hinter uns zu lassen, die Höhen der Rhön zu erklimmen und soweit wie möglich in Richtung Spessart vorzudringen. Allein die Verbindung zwischen Vogelsberg und Rhön gestaltete sich schwieriger als erwartet. Anstatt locker auf breiten Forstwegen in schwach reliefiertem Gelände dahin zu rollen, machten uns teilweise unfahrbare, zugewachsene Trails alle Hoffnungen auf rasches Vorankommen zunichte.

Die ersten 50km waren echt die Hölle an dem Tag für mich, die auf der Karte so schön eingezeichneten Wanderwege entpuppten sich als fiese Rampen, mit Baumstämmen verblockte Wege, etc. Jede Welle wurde mitgenommen, ich fluchte mehr als einmal und war alle bevor wir am Fuße der Wasserkuppe angelangt waren. Als wir dann um 13:05 Uhr endlich Poppenhausen erreicht hatten, waren natürlich alle Geschäfte in Mittagspause... OK, ab da konnte ich nur noch lachen. Das Wetter war ja schön und die Berge vor uns, was sollte jetzt noch passieren. Es war wie am Tag zuvor, ich hatte mein Tief überwunden und bei Yo Gomez ging es los.

Ich schoß die Rampen hoch, nicht bereit auch nur einen Fuß auf den Boden zu setzen. Traumhafte Ausblicke entschädigten für alle Schmerzen und überglücklich erreichten wir um kurz nach 1400 die höchste Erhebung Hessens. Mir fehlen echt die Worte bei dem Gedanken an diesen Ausblick, selbst hinfahren und erleben!

Um auf der immer sehr windigen Kuppe nicht vollends auszukühlen, machten wir uns relativ rasch auf die Weiterfahrt. Auf dem Rhön Höhen Weg ging die Reise schnurstracks nach Süden weiter, vorbei am Roten Moor ging es nach dem Schweden Wall in den Anstieg zur Höhen Hölle. Einmal mehr eine Schiebepassage vom allerfeinsten, in solchen Momenten fragt man sich wirklich „wofür? warum?“ Oben angekommen, bzw. am Himmeldunkberg weiß man es dann!!! Die weite des Landes offenbart sich in allen Facetten, unten eine Schafherde mit Schäfer, Felsen, Wälder, Blumenwiesen, tiefe Täler, kleine Ortschaften mit Fachwerkhäusern.

Auf der anderen Bergseite war bereits das Kloster Kreuzberg zu sehen. Knackig ging es in den Downhill, wir verloren in kürzester Zeit 300hm, von 900m runter auf knapp 600m ü. NN in Oberweißenbrunn. Wir befanden uns jetzt auf bayrischem Terrain, unschwer an zahlreichen weißblauen Fahnen und Weißbierschildern an allen Gasthäusern zu erkennen. Erschöpft und müde wie wir waren, hieß unser Ziel eigentlich nur noch das Kloster Kreuzberg zu erklimmen und dort das Quartier aufschlagen. Der Anstieg war endlos, zäh und zermürbend, aber absteigen nein Danke! Endlich um 16:20Uhr oben angekommen mußten wir leider feststellen, daß es sich um ein touristisch sehr attraktives Ziel handeln muß. Menschenmassen bevölkerten das Kloster, den Biergarten und alles drumherum.

Nein, hier also nicht übernachten, weiter geht die Reise. Wir verloren zunächst im nächsten Tal wieder an Höhe um dann auf 832m auf den Feuerberg zu kommen. Dort oben liegt die vom Alpenverein betriebene Kissinger Hütte. Wie in den „richtigen“ Bergen liegt die Hütte einsam auf dem Gipfel und überragt alles weit und breit. Nebendran der Skilift und ringsherum die Gipfel der Hohen Rhön, zauberhaft. Zunächst wollte man uns die Beherbung verweigern, aber mein fertiges Gesicht erregte dann ausreichend Mitleid und die Wirtin hatte ein Einsehen kurz bevor wir uns schon auf den Weg zum nächsten Gipfel machen wollten. Ein einfaches Hüttenzimmer sogar mit Dusche und WC war heute unser Luxus. Riesen Portionen Aas und lecker Hefe vom Faß rundeten den Tag ab. Ein Sonnenuntergang wie im Kino ließ dann alle Strapazen abfallen und glücklich fielen die Äuglein zu.
Zweite_Etappe.jpg


05. August 2005, 600, Kissinger Hütte
Als notorischer Frühaufsteher hatte ich die reizende Aufgabe nach dem Sonnenuntergang vom Vorabend auch den Sonnenaufgang am darauffolgenden Morgen zu knipsen. Um 800 gab es dann endlich Frühstück und nach einigen Wartungsarbeiten an den Rädern ging die Fahrt kurz vor 9 Uhr los. Jetzt hieß es bei kühlen Temperaturen die Hohe Rhön zu verlassen, über das Würzburger Haus, das Berghaus Rhön knallten wir runter nach Schildeck. Von dort rollten wir dann bei schönem wenn auch frischem Wetter durch das Niemandsland der südlichen bayrischen Rhön. Immer wieder passierten wir kleine Dörfer mit hübschen Häuschen und fragten uns wovon die Menschen hier wohl leben.

In Roßbach angekommen, erreichten wir die Grenze zwischen Rhön und Spessart. Wir fuhren die Hochstraße entlang, eine sehr breite (eigentlich offizielle Verkehrsstraße) Schotterpiste ca. 10km gen Süden. Dat is wie aufe Autobahn! Irgendwann entließ uns dann der Weg aus der Rhön und machte mit einem spitzen Trail den Weg frei bergab nach Burgsinn im Sinntal. Der Trail war wieder Weltklasse, endlos, wurzelig, steinig, Hohlweg, alles dabei! In Burgsinn wurden dann die Speicher wieder vollgetankt und entlang der Sinn rollten wir nach Rieneck.

Ab Rieneck stand die eigentliche Tagesaufgabe an, die komplette Durchquerung des Spessarts bis an den Main. Wieder waren ja erst 50km absolviert und die Beine am dritten Tag frisch wie nie zuvor. Die ersten Meter bergauf gingen schwerfällig, aber es rollte noch einigermaßen. Wir mußten über den ersten Kamm, da es keinen Namen gab nenne ich ihn mal „Spessartberg ohne Namen“. Auf der anderen Seite knackig wieder runter und wir erreichten eine Straße. Zwei vorbeiziehende Rennschwuppen wurden ziehen gelassen, die Motivation mit dem 11kg Rucksack und Beinen schwer wie Blei war äußerst gering...Wir knickten bald wieder in den Wald ab und da stand sie vor uns: Die grüne Mauer!

Wir lachten, wir fluchten, wir konnten es nicht fassen! Das sollte der offizielle Weg sein? Es ging eigentlich nicht, aber es war so. Zwischen 25 und 30% zeigte mein Tacho an und da hab ich die Spitzen weg gelassen. Nicht so ein paar Meter, nein 200hm ging es hoch. Eine an einem Querweg vorbeikommenden Wandergruppe schaute leicht irritiert als sie zwei fluchende Mountainbiker mit schwerem Gepäck die Diretissima hochschnaubend sah. Als der Weg auf der anderen Seite entsprechend bescheiden (zugewachsen, querliegende Bäume) runter ging, langte es mir. Wir nahmen die nächste Schotterpiste und mit fast 70 Sachen donnerten wir in Fallinie abwärts nach Partenstein.

Partenstein ist vielleicht einigen ein Begriff, es ist der Nachbarort des diesjährigen Austragungsortes der Marathon EM Frammersbach. Wir befanden uns jetzt also mitten im Spessart, die ersten Kämme waren passiert, aber bis zum Main lag noch eine Menge Holz vor uns. Nach einer Mittagspause und Brötchen und Zuckerwasser sattelten wir die Pferdchen und the search goes on. Yo Gomes brachte fast einen Einheimischen Radler zu Fall ;-) sehr amüsant. Durch das liebliche Aubachtal rollten wir nach Krommenthal und befanden uns am nächsten Kamm. Nachdem wir den Bischbornerhof passiert hatten, kamen wir nach Lichtenau. Der Trail runter war allererste Sahne und die Markierungen ließen auf eine MTB Veranstaltung schließen.

Wie sollte es anders kommen, durfte jetzt wieder die Abteilung „Kurbeln am Berg“ rann und wir katapultierten uns auf den höchsten Punkt unserer Transspessart Fahrt, den Hohen Knuck. Der einzige Regenschauer der gesamten Tour erwischte uns hier, aber nach 20 Minuten war der Spuk auch wieder vorbei. Wir passierten die A3 und den aus Staumeldungen bekannten Abzweig Rohrbrunn und waren schon wieder in einem fetten Downhill runter nach Krausenbach. Unglaublich wie lange eine Abfahrt sein kann und dann erst die Natur! Ab Krausenbach lag dann der letzte Kamm vor uns. Yo Gomez war einfach nur noch müde und ich versprach das es der letzte sei. Die Serpentinen waren zermürbend, erst Asphalt, dann Schotter, dann Waldweg, aber irgendwann war auch der Paß geschafft.

Wir donnerten auf den Spuren des Erzwilddiebes nach Wildensee und weiter entlang des wildromatischen Naturschutzgebietes bis nach Mönchberg. Eigentlich waren es noch zehn Kilometer bis an den Main, jedoch wegen der fortgeschrittenen Zeit, der zu erwartenden höheren Zimmerpreise und unserer körperlichen Verfassung, zogen wir es vor hier unser Quartier aufzuschlagen. Keine falsche Entscheidung, zwar war das Zimmer nicht billig, das Essen dafür aber allererste Sahne und die Leute freundlich.
Dritte_Etappe.jpg


06. August 2005, 800, Mönchberg
Am nächsten Morgen hatten sich zwar die Schauer der Nacht gelegt, aber die Temperaturen erreichten leider nicht mal mehr 20°. Ein Element welches in den Tagen zuvor eher auf unserer Seite zu sein schien, hatte sich an diesem Tag gegen uns verschworen. Der Wind wehte stark aus West-Nordwest und das den ganzen Tag. Fröstelnd ging es die 10km an den Main nach Großheubach, wir überquerten den Fluß und befanden uns am östlichen Fuße des Odenwaldes. Heutige Tagesaufgabe war zu diesem Zeitpunkt die Querung und das Erreichen des Rheins. Nun am vierten Tag waren die Beine einfach nur dick und matt. Jeder Höhenmeter kostete Überwindung und es dauerte eine ganze Weile bis alles wieder halbwegs locker war und funktionierte.

Nach Rüdenau hoch sammelten wir die ersten 100hm und ab da hieß es 65km beißen durch den Odenwald von Ost nach West. Die erste Rampe folgt sogleich und so ging es hoch zur Lauseiche. Der anschließende Trail runter zur Geyersmühle war nicht nur Spitze sondern zugleich auch der Grenzübertritt zurück ins hessische. Gleich darauf mußten wir wieder hoch, Ziel war Vielbrunn. Und so wie man den Odenwald kennt, nämlich rauf-runter, runter-rauf, ging es auch weiter. Also wieder ins Tal runter und sofort wieder hoch. Diesmal hieß es schieben über eine Kuhweide, rechts und links ein unter Strom stehender Zaun und gerade mal einen Meter Platz dazwischen. In Weiten-Gesäß (ja der Ort heißt wirklich so!) hatte ich dann den absoluten Tiefpunkt der Tour. Mir war eiskalt, ich hatte Kopfschmerzen und es ging nichts. Ich haderte kurz, zog mir die Regenjacke über und fror bis Michelstadt. Dort gab es dann Nervennahrung in Form eines Nougattalers.

So gestärkt durften wir jetzt endlich wieder Anstiege erklimmen, ich weiß nicht wie, aber ich kurbelte einfach wortlos vor mich hin und nach dem Morsberg hatten wir irgendwann erst Beerfurt und dann Reichelsheim erreicht. Gleich bei der Einfahrt in den Ort entdeckte ich einen Getränkemarkt und Red Bull verleiht bekanntlich Flügel. Es wartete schließlich nichts geringeres als die Neunkircher Höhe auf uns. Sie sollte die höchste Erhebung bei unserer Odenwald Durchquerung sein. Als wir bereits oben zu sein schienen (ein Mörderuphill mit losem Geröll, etc.), fiel mir beim Blick auf den Höhenmesser auf, da kommt noch was. Als wir dann den Weiler Freiheit Laudenau passierten, wußte ich was nun folgte, ein weiterer Uphill vom allerfeinsten. Yo Gomez war nun nicht mehr sehr gut gelaunt, bei mir jedoch lief es seit Reichelsheim und dem Gummibärchensaft wieder 1a.

Auf der Neunkircher Höhe erklomm ich dann noch den Kaiserturm und genoß die traumhafte 360° Aussicht. Im Norden war Frankfurt zu erkennen und ein völlig neuer Plan war in sekundenschnelle geboren. Warum am Rhein und Main durchs Flachland bei lausigem Wetter gondeln, wenn man heute die Tour mit einem Husarenstreich zu Ende fahren kann?

Wieder runter vom Turm verkündete ich Yo Gomez meine Pläne und er runzelte erst mal die Stirn. Sicher waren wir noch nicht an der Bergstraße, sicher lagen noch drei Anstiege vor uns und zahlreiche hinter uns, aber die Aussicht schon einen Tag früher als geplant in seinem Bett zu liegen, überzeugte ihn schließlich. Gesagt getan, wir ließen es laufen, ein schier endloser Trail brachte uns ins Lautertal. Was wir nicht wußten, wie fies kann ein Berg nach fast 8000hm in vier Tagen sein, der Teufelsberg machte seinem Namen alle Ehre und forderte seinen Tribut. Aber auch diese Rampe hatte ein Ende und ein allerletztes Mal ging es über feine Trails hinab. Die wunderschöne Anlage des Fürstenlagers begrüßte uns in Auerbach an der Bergstraße. Die Temperaturen hatten endlich auch wieder sommerlichen Charakter und an der ersten Tankstelle deckten wir uns mit Proviant ein.

Der Plan war klar, entlang der B3 auf Asphalt so schnell wie möglich zurück. Etwa 50km lagen noch vor uns, die Straße verläuft bis auf 3 Kurven geradeaus. Die längste Zielgerade meines Lebens... Nach 15km ein letzter Stop in Darmstadt und dann war ich wie in Hamburg eine Woche zuvor wie im Rausch. Kein Gegenwind konnte mich bremsen, ich kurbelte das 48er Blatt konstant bei 30 und mehr km/h gen Norden. In der letzten Stadt vor Frankfurt wurden zwei RRler Opfer meines Wahns und fast hätte auch Yo Gomez reißen lassen müssen. Aber tapfer blieb er dran und hielt mein Hinterrad. Und plötzlich waren wir in Frankfurt, eine Stunde von Darmstadt bis Frankfurt, da hat selbst die S-Bahn Probleme. Wir ließen uns an der Alten Oper von einem freundlichen Ordnungshüter ablichten und hatten es tatsächlich vollbracht. Die fünf um Frankfurt liegenden Mittelgebirge in vier Tagen abgefahren.
Vierte_Etappe.jpg


Für genaue Infos zur Strecke und Übernachtungsmöglichkeiten schreibt einfach eine Email an mich. Fortsetzung im nächsten Jahr geplant, wo genau wird erst im Winter entschieden.

Weitere Bilder findet Ihr übrigens hier
 
Respekt!
So was in der Art schwebte mir auch immer vor, habe bisher aber nur Teil1 ausgiebig befahren, sozusagen die alten Haustrails bis zu meinem Umzug nach Berlin.
Aber dein Bericht erweckt Lust, die alte Heimat mal wieder zu durchstreifen.
Wie hat es mit der Verständigung ab Blofeld geklappt? :D
Gruß
Ger
 
Hi,

sehr schöner Bericht und sehr interessante Tour. Da ich ab Oktober meinen Wohnsitz von Hamburg nach Frankfurt verlege, wäre ich an der detallierten Beschreibung der Tour sehr interessiert.
Gruß, Heiko
 
Kein Thema, wenn Du in FFM angekommen bist, schreib mal ne PM und dann kann ich Dir auf meinen Karten alle Wege zeigen. Wir haben fast ausschließlich markierte Wanderwege genutzt. Und es lohnt sich immer wieder (Trailalarm)!
dd
 
super. genial. und der beweis, dass es eben nicht immer die alpen sein müssen. und auf den genauen streckenverlauf habe ich natürlich eh ein abo, gelle? ;)
 
mtb hh schrieb:
Da ich ab Oktober meinen Wohnsitz von Hamburg nach Frankfurt verlege, wäre ich an der detallierten Beschreibung der Tour sehr interessiert.

Und wenn Du Dich beeilst, bist Du nicht der einzige Hamburger! Allerdings bin ich vorerst nur bis Ende November hier. (Zumindest ist es noch so geplant)...
 
Hallo Darkdesigner,

toller Bericht. :daumen: Ich staune immer wieder wie sich die Menschen schinden können. ( ca. 460 km und ca. 8000 hm in 4 Tagen ) RESPEKT :daumen:

Hast Du eventuell einen GPS Track von der Tour?

Gruss checkb
 
checkb schrieb:
Hast Du eventuell einen GPS Track von der Tour?
Es gibt keine GPS-Daten, lediglich eine genaue Beschreibung, bzw. die abgefahrenen Wanderwege mit Markierungen und Nummern. In dieser Beziehung bin ich Technik-Verweigerer, biete aber gerne mal nen Kurs: "Karten interpretieren" an. ;)
dd

[editon]@Yo Gomez: Wie muß ich nachstehenden Kommentar verstehen??? Von 460km waren nichtmal 2km schwierig bis nicht fahrbar, also im Promille-Bereich... :rolleyes: [editoff]

Achso und über die Vor- und Nachteile von GPS, den Sinn oder Unsinn wurde und wird schon in genug anderen Threats diskutiert und das soll auch so bleiben, danke! ;)
 
...wobei sich das eine oder andere Stück Wanderweg dann in der Realität doch als weniger fahrbar herausstellte! ;)

Aber gut, bei der Strecke war die Quote ja durchaus ok...
 
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