In Schottland radzufahren ist supergeil. Es gibt 'was für alle Biker, egal ob Tour, XC oder DH. In 2006 habe ich eine Tour der Highlands auf billiger Art per Rad mit Zelt mit einem Kumpel gemacht, der zu der Zeit in London wohnte. Wir konnten den Urlaub aber leider nicht zur Ende führen...
Plan war, ich fliege von DE nach London um ihn zu treffen und von dort fahren wir mit der Nachtzug (es gab zu dem Zeitpunkt von Scotrail die superbilligen "Bargain Berth" Fahrkarten für einen Schlafabteil inkl. Rückfahrt und Radmitnahme, ca. 20 Pfund oder so) nach Inverness. Der war volle Celtic Fans auf der Heimreise nach einem Freundschaftsspiel gegen Chelsea.
Nach Ankunft hatten wir vor, kurz Richtung Norden über den Inver-Fluss zu fahren und dort zu übernachten. Wir haben den Kompromiss geschlossen, nicht auf MTB-Trails, sondern auf (meist wenig befahrenen) Strassen zu fahren, da wir Campen mussten, und daher eine Menge Gepäck dabei hatten. Dann sind wir in einem Tag quer über's Land zur Westküste gefahren. Von dort begannen wir die Highland-Strasse, die quasi rund um die Highlandküste führt, nach Norden zu fahren. Wir haben immer Campingplätze gefunden und mussten nur ca. 3 Pfund pro Person pro Nacht zahlen.
Wir sind durch Kylesku, Scourie und Laxford Bridge gefahren, mit einem Tagesausflug nach Handa Island. Eine Nacht haben wir das Zelt einfach ein paar Hundertmeter von der Strasse mitten auf dem Land hingestellt (kostenlos und legal), um die Schwärmen der kleinen "Midges" (kleine bissige Mücken) zu entkommen, die die stärkere Winde auf dem etwas höheren Land nicht ertragen können. Ein Campingplatz ist also kein Muss.
Wir wollten weiter nach Durness auf der Nordküste fahren, aber erst sind wir nach Kinlochbervie gefahren, da wir Sandwood Bay besichtigen wollten. Sandwood Bay ist ein sandiger Strand an der sonst felsigen Küste, der aber nur per Fuß oder Rad zugänglich ist.
Das war Tag 5 oder 6 und wir haben entschieden dort eine Nacht im Hotel zu bleiben. Am nächsten Tag sind wir auf einen Tagesausflug zum Sandwood Bay losgefahren. Nach 5 oder 6km steinige Fussweg kamen wir zu den Dünen hinter dem Strand und dort nahm der Urlaub eine plötzliche Wende. Mein Kumpels Rad ist auf dem grassigen Hügel hinter den Dünen ausgerutscht und gestürtzt. Dabei brach er sein Schlüsselbein. Da Stand ich mit 2 Rädern, 6km von der nächsten Strasse. Ich musste auf den Hügel klettern um Handyempfang zu kriegen, um Hilfe zu Rufen. Nach ca. 30 Minuten kam der staatlich betriebene Rettungshubschrauber, der mein Kumpel zum Krankenhaus in Inverness wegbrachte. Ich musste zurück zum Hotel fahren. Glücklicheweise hat ein deutsches Rentnerehepaar im Urlaub das ganze miterlebt und bat mich an, das Rad meines Kumpels später am selben Tag am Hotel vorbeizubringen. Ich musste eine zweite Nacht dort verbringen, da ich den Highland-Bus, der einmal täglich von Inverness aus rund um den Highlands und zurück fährt, verpasst hatte.
Also am nächsten Tag führ ich 4 Stunden mit 2 Rädern und unserem Gepäck per bus nach Inverness zurück. Ich traff mein Kumpel, mit Arm in Schlinge, der in einem Gasthaus übernachtet hatte. Wir mussten 2 weitere Tage in Inverness verbringen, da es früher keine freien Radplätze im Express-Zug (viel weniger Radplätze als im Nachtzug auf der Hinfahrt) nach London gab. Mein Kumpel hat sich ein Bischen gelangweilt, da er wg. seinem Arm nicht viel tun konnte.
Wenn es anderes ausgegangen wären, wären wir in den letzten 5 Tagen per Rad nach Inverness zurückgefahren und dann entwender mit Bike oder Bot Loch Ness entlang nach fort William gefahren. Wir wären dann auf Ben Nevis hoch gewandert und anschließend mit der Bahn nach Glasgow gefahren, um mit der Nachtzug wieder nach London zu fahren. Diese letzte Strecke müssen wir ja irgendwann wieder gutmachen. Trotz dem abruptem Ende hatten wir in den ersten Tagen viel spaß und gutes Wetter gehabt und ich kann eine Highland-Tour sehr empfehlen!
Wir haben die Webseite
http://cycling.visitscotland.com benutzt um die Tour zu planen.
Dieses Bild zeigt den Großteil unser Tour.