Hornet von Dartmoor - 1st Ride!
Riesengebirge und Böhmisches Paradies: Tag #3 und #4
Es ist kühl im Gebirge, des morgens. Doch der Blick aus dem Tarp motiviert:
Heute geht es - natürlich aus eigener Muskelkraft - auf einen Berg zum Spindl Bikepark:
Halbstündlich spuckt der Lift die Kollegen mit den Fullys aus, man trifft sich an der Labungsstelle:
Es soll einen flowigen Trail geben, den ich entweder nicht finde oder womit die Touristenline gemeint ist. Die geht direkt die Forstwege runter, die ich gerade hoch gekurbelt bin. Nee, so nicht!!
Aber so:
Da folge ich einem Wanderweg, welcher sich als knüppelharter Naturtrail entpuppt: verblockt, steil, verschlammt, mit einer technischen Stufe ... läuft ...
Ja, so muss das! Aber nun bin ich - nach den endlosen Höhenmetern am Vortag und den ca. 600 Tiefenmetern eben ziemlich durch den Wind.
So schalte ich auf Chillmodus um und rolle an der Iser entlang, auf Straße und Nebenwegen, nach Vrchlabí · Hohenelbe. Das entpuppt sich als nettes kleines Städtchen, wo ich den neu gestalteten Platz um die Kirche für eine Rast und die weitere Planung der Tour nutzen will:
Warum um alles in der Welt habe ich die selten dämliche Idee, mit Gepäck und einem neuen Rad einen Bunnyhop über die messerscharfe Granitbordkante zu versuchen?
Die gute Nachricht: die relativ leichte XM 481 Felge hat keinen Schaden genommen ...
Den Reifen runter zu bekommen erweist sich als nicht ganz trivial:
Finde den Fehler
Randbemerkung: bei dem festen Sitz war tubeless nach der Tour an der Tanke in Sekunden bewerkstelligt
Dann stelle ich fest, dass ich in meinem Mini-Winzigtool auch keinen 8er Inbus bei habe, um die geschraubte Hinterachse lösen zu können ... irgendwie geht's dann doch:
... bis auf die kleine Tatsache, dass ich nur eine kleine Rennradpumpe mithabe und das zweite Loch erst an der Tanke entdecke, wo ich dann letztlich einen Kilometer das Bike hinschiebe
Irgendwann schaffe ich es mit den Selbstklebeflicken wieder rollfähig zu werden und kann, nachdem der Zug erst in einer Stunde fährt, nochmal einen kurzen entspannten Blick auf den Marktplatz werfen.
Dann heißt es: Wechsel der Location, bei den Recherchen ist mir ein Weg namens Riegrova stezka · Riegerpfad aufgefallen. Da muss ich hin!
Hier ist im Retro-Führungswagen schon mehr Platz für Räder:
Dann kurbel ich motiviert los, über interessante Brücken
bis ich da ankomme:
Wie bereits erwähnt, sollte man die punktuellen Verbote wirklich ernst nehmen, meistens wird der Biker da vor sich selbst geschützt, da manchmal sogar Tragen kaum möglich ist.
Ein Ersatztrail weiter oben ist dann auch gefunden, welcher erst ganz gut rollt
Aussichtspunkte mit begrenzter Aussicht bietet
dann aber immer unfahrbarer wird:
Es wird langsam dunkel, die Uhr tickt und ich schiebe und schwitze durch ein nicht enden wollendes Auf und Ab des Hochuferweges.
Etwas rollen und Trailgenuß gibt es zum Schluß dann doch noch, auch wenn die Anfangszene nicht wirklich fahrbar ist:
Zwischendurch läßt sich wieder einmal ein Blick auf den markanten Ještěd · Jeschken erhaschen (wieder mal Digizoom
)
Langsam geht mein Wasservorrat zur Neige, es wird immer dunkler und ich habe noch keine Idee für einen Biwakplatz. Da frage ich am Eingang zum Riegerpfad nahe des Wasserkraftwerkes eine Familie nach Wasser. Kein Problem! Wir kommen auf Englisch ins Gespräch, ich erkläre dass ich auf meinem Bike auch "Tramping" mache. Das steht in Tschechien für das, was man hier Bushcrafting oder so nennen würde (Tramping ist nicht Hitchhiking!!!)
Ja, die Straße links, da wäre doch gleich ein kleiner Campingplatz, nicht weit von hier.
Tatsächlich:
Da knackt das Feuer, es gibt eine Wiese, eine Quelle, eine Herzelbude, fertig ist die Laube!
So kann ich mich einrichten, kühle die Füße in der Iser, knacke mein Blechbrötchen auf und freue mich des Lebens! Vom steten Rauschen des Flusses in den Schlaf geleitet, bette ich meine ermatteten Glieder auf der Isomatte ...
Moin Folks!
So sieht mein Setup diesmal aus:
Fließend Wasser:
Plumpsklo. Hat den Vorteil der beschleunigten Defäkation, aufgrund olfaktorischer Merkmale:
Der letzte Riegel. Er muss rein, ich kann das Zeug nicht mehr sehen =O
Szene am Camp, welches einem Kanuverein gehört:
Die Bürokratie geht so: wenn keiner den Zaster persönlich abholt, haut man 50 Kronen in eine fest angebrachte Metallbox. Check!
Dann rolle ich zunächst einige Kilometer Fernstraße. Es gibt einen im Aufbau begriffenen Iserradweg, der hier aber zur Umgehung der Straße nochmal weit in die Berge kurvt. Dann gelange ich nach Malá Skála · Kleinskal, wo ich zum einen die Fernstraße verlassen kann und gleich danach ein Informationscentrum mit Cafe finde. Zweites Frühstück:
Im Inneren findet sich eine Art Moped-Minimuseum:
Dann rolle ich in den Ort, mitsamt seinen bekannten Felsgebilden und Wassersportmöglichkeiten:
Man kann die Felsen auch aus der Perspektive betrachten.
Pivovar heißt soviel wie Kleinbrauerei, wo in aller Regel extrem leckeres Craftbier ausgeschenkt wird. Um 11.30 Uhr wird geöffnet, es ist 11.25 Uhr. Ich warte. Die Tür öffnet sich ... ich fange mal mit einem leichten Hellen Lagerbier an, ist ja schließlich warm heute. Dazu: frisch frittierte Chips, direkt aus der Kartoffel geschnitten. Wenn einmal sowas den Gaumen berührt hat, hat das Zeug aus der Tüte echt keine Chance mehr!
Ein etwas dunkleres Bier beschließt die Runde, bis ich mich zur Weiterfahrt motivieren kann. Es geht auf dem Iserradweg durch malerische Auen und kleine Dörfchen nach Turnov · Turnau.
Hier mein Beitrag zur Plussize / Fatbike Reifenbreitendiskussion:
... und schon wieder will der grausige Snakebiterus nach meinen Reifen schnappen! Verschon mich, nimm lieber 'ne eiserne Jungfrau ^^
Dann geht es per Bahn nach Liberec · Reichenberg. Beim Aussteigen bemerke ich, dass der Reifen fertig hat:
Mit passenden Getränken geht es dann zurück nach Dresden - und nun fahre ich hinten tubeless!
Fazit:
Das war eine Tour der Extraklasse für mich: das erste wirklich zu mir und meinem Fahrstil passende Rad unterm Hintern, Höhenmeter und Aussichten satt kombiniert mit derbsten Trails und am Ende gediegene Erholung in einer Gegend, die wahrlich nicht umsonst das Böhmische Paradies genannt wird!
An dieser Stelle einen riesen Dank an die Verkäufer @yetibikes4ever und @geci , die mir zu Hammerpreisen derartig geile Teile verscherbelt haben, dass ich nunmehr auf einem noch nie erreichten Niveau die Trails rocken kann! So geht Bikemarkt und Ihr habt es mir auch mit geringerem Budget ermöglicht, meinen Sport weiter auszuüben! Und deshalb gibt es auch weiterhin, entgegen meiner Ankündigung, Tourenberichte!
Motiviert wäre an der Stelle eine Beleidigung - ich bin besessen und ein dreiviertel Jahr ganz ohne MTB und dann bis vor kurzem zwei maximal unpassende haben mir vor Augen geführt, wie sehr Mountainbiken und das Draußensein weit mehr als nur Hobbies für mich geworden sind. Es ist ein Lebensinhalt geworden und ich hoffe, ich konnte Euch ein Stück in meine Bikewelt mitnehmen!
So, hör ja schon auf, bevor die Taschentuchbox alle ist
ride on!
tanztee