Touren: Fotos, Berichte

Ciao,

Ich bin dieses Jahr unter dreien Malen vom Genfersee nach Venedig geradelt. Dabei startete ich wie immer an Punkten, die ich bereits zuvor motorlos von zu Hause aus erreicht hatte.

Im März fuhr ich mit einem Militärvelo mit Baujahr 1940 vom Mont Pèlerin (den ich unter anderem letztes Jahr erreicht hatte) ob Vevey nach Zürich. Einen ausführlichen Bericht gibt es im Radforum drüben.

Anfang Mai fuhr ich dann von Zürich via Toggenburg, Prättigau und Flüelapass nach St. Moritz (und noch weiter übers Tessin nach Brig). Da gibt es hier eine Zusammenstellung der Links auf die Tagesberichte im Gravelfaden.

Und schliesslich ging es im Oktober von St. Moritz nach Venedig. Auch da habe ich im Gravelfaden täglich davon berichtet; unten in den Beiträgen sind jeweils die Links auf die anderen Tage.

Ein paar Bildchen :)
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Wer sich nun fragt, was ich denn im Sommer gemacht habe: da fuhr ich von der Haustür nach Nizza, aber diese Tour hat ja schon einen eigenen Thread. Trotzdem noch ein paar Bilder:
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Und wer nach all diesen Berichten immer noch nicht genug haben sollte: hier sind all meine Berichte der letzten 10 Jahre gelistet :daumen:
 
Diese Formulierung verstehe ich als Rheinländer nicht.
3x vom Genfer See gestartet und nach Venedig gefahren, innerhalb eines Jahres (12 Monate)... 😊
Ich war mir ehrlich gesagt auch nicht 100% sicher was es bedeutet 😂 Scheint aber ein existierender Schweizer Ausdruck zu sein wie eine Googlesuche beweist, ufff...
Was ich sagen wollte: ich habe den Weg vom Genfersee nach Venedig in drei Mehrtagesetappen zurückgelegt, zwei Dreitägern und einem Fünftäger (@Remstalhunter: für 3x Léman - Venezia ist mein Zeitbudget dann doch zu klein. Aber Routenoptionen hätte es für ein ganzes Leben :)).

Und da Galerie:
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Da das Wetter am Wochenende absehbar sensationell werden würde, aber chlii kalt....hab ich mir im Rahmen der umliegenden topographischen Möglichkeiten eine flache und sonnige und erhofft vor allem etwas wärmere Tour zusammengebastelt ....hätte aber gerne noch wärmer sein dürfen...man muss ja schliesslich noch ein wenig auf Vorrat fahren, vor dem Winter...:D daher dachte ich auch ich poste mal die Bilder für alle Sonnenhungrigen in den nächsten Monaten 🔆 eben auf Vorrat.
Schön wars vom Licht-Ambiente während der gesamten Tour -
Begonnen hat es aber mit truly big sky...

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und ging dann ungefähr so weiter
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Diesmal übrigens mit dem mit den dicken Pneu...
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zunächst immer am Wasser entlang, in Flussrichtung zwar, aber leider mal wieder mit kaltem Rückenwind von vorn (und dafür dann aber mit Mütze an der Birne)
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(das Foto oben entstand übrigens kurz nach einer meiner geliebten Brezelpausen, s.u., da schien die Sonne voll auf den Tacho, daher die leider komplett falsche Temperatur... :) tatsächlich hatte es sicher deutlich unter der Hälfte der angezeigten Temperatur)
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und dann nach einem kleinen Anstieg endlich mal die Füsse hochlegen:
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Hier noch die Totale:
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Feine Sache so ein Weekend, aber eben immer ein paar Monate zu kurz für mienen Geschmack...
Happy rollin...
 
Sonntag bis Montag ergab sich spontan die Gelegenheit für eine Zweitagestour. Also Sonntag früh schnell die Sachen gepackt und Komoot befohlen, mir eine Strecken über Nebenstraßen zum Harz rauszusuchen (das Profil wird da "Gravel" genannt)- für den Weg im Harz nehme ich dann die Karte. Außerdem war ih seit 2 Jahren nicht Bikepacken, da musste massig neue ausrüstung getestet werden (weswegen ich auch mehr mit hatte, als man für eine Nacht bräuchte). Und los ging es: Allein in den Harz.


1. Nebenstraßen-Bingo im Heimatlandkreis
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2. Das Ziel fest im Blick - der Harz
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3. Verpflegunspunkt im Eichsfeld

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4. ...ruft die Welt/
bete kur denn Zeit ist Geld,/
an die Türe klopft die Not,/
bete kurz/
denn Zeit ist Brot.


Im Eichsfeld werden Arbeiterlieder auf Bildsäulen geschrieben. Sehr löblich. Das erinnert daran, dass die Zerschlagung des Doppeljochs immer noch zu erledigen ist.


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5. An der Rhumespringe wartet ein Bahnradweg, der mich nach Herzberg führt

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6. Ups, da habe ich am GPS noch das profil "Wandern" eingestellt.

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7. Das blöde am Harz ist, dass man ab Herzberg erst man 550 Höhemmeter stumpf auf dem Forstweg bergauf pedallieren muss.

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8. Nach einer unspektakulären Nacht in der Schutzhütte inkarniert am nächsten Morgen der Kaffeegott direkt in meiner Tasse

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9. Ich beschließe, heute eine Runde über den "Acker" (ein langezogenes Hochmoor) zu drehen, bevor ich wieder nach Hause fahre. Also erstmal weiter berghoch auf der Forstraße

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10. Montagmorgen hat man die wunderschönen Wege für sich allein

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11. "Hallo Schwalbe, ich hab da mal eine dringende Frage zum G-One-Reifen"
(leider war der Hinweis berechtigt und ich habe die kommenden 10km größtenteils geschoben)

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12. Wunderschöner Höhenweg

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13. Manche Pfützen sind tiefer als andere

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14. Harzer Kubismus


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15. Da ich sowohl meinen (Rad-)Wander-Stempelpass als auch meinen Elektomotor zuhause vergessen hatte, gab's an der Hanskühnenburg für mich nichts zu tun.

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16. Ein letzter Blick auf die toten Wälder des Harzes

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17. Und ab geht's: 470hm auf 10km bergab rollen

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18. Am Lonauer Wasserfall teste ih das Mini-Stativ mal auf seine Langzeittauglichkeit. Ergebnis: Geht so.

Dann gibt's noch einen Döner in Herzberg und ab geht's über unspektakuläre Seitenstraßen nach Hause.

Am Ende stehen 133km und jeweils 2250m Auf- und Abfahrt auf dem Tacho.

Die Route findet ihr ggf. im Anhang.
 

Anhänge

  • 2021-10-24 Harz-Bikpacking gekürzt2.gpx
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Ich beschließe, heute eine Runde über den "Acker" (ein langezogenes Hochmoor) zu drehen
Schön, genau die Ecke vom Harz die ich noch nicht kenne - westlich der B27 in Niedersachsen :daumen:
Ist die Hütte (Ort/Name sind klar) gut für eine Nacht geeignet? Also einigermaßen sauber, brauchbarer Untergrund usw.?
 
Übernachten kann man in der Hütte. Der Boden war ebener Kiesboden und in der Hütte war es sauber. Aussicht gibt es vor der Hütte leider keine. Der Platz reicht locker für 3 bis 4 Leute.
Wenn Du's aber genau wissen willst: irgendwelche Idioten kacken ja immer direkt hinter die Rückseite der Hütte. Das ist auch dieser Hütte nicht erspart geblieben.

Fazit: Die Hütte ist schon ok, es gibt aber schönere Schlafhütten im Harz
 
Extratipp für Hüttenschläfer: Ich fahre nie ohne Tyvek-Plane zum Unterlegen. Ich habe "früher" oft genug die Isomatte direkt in den Dreck gelegt und es gehasst- zumal ja der Schlafsack immer länger ist als die Matte und zwangsläufig irgendwas im Dreck liegt. Meine Plane ist sehr groß (150x250) und wiegt 160g, die es absolut wert sind. Man kann die sich sicher auch kleiner schneiden und noch mal ein Drittel Gewicht einsparen.
 
Mir taugt das Tyvek leider gar nicht. Ich rutsche mit meiner Thermerest neoair so dermaßen auf dem Zeug rum, dass jede noch so kleine Neigung des Schlafplatzes eine bewegungsreiche Nacht mit sich bringt :S
 
Mir taugt das Tyvek leider gar nicht. Ich rutsche mit meiner Thermerest neoair so dermaßen auf dem Zeug rum, dass jede noch so kleine Neigung des Schlafplatzes eine bewegungsreiche Nacht mit sich bringt
Kann man deutlich verbessern durch Aufbringen von Streifen aus (passendem) Nahtabdichter, wie im Film ab 01:45 gezeigt. Bei meinem Zeltboden hat das gut geholfen.
 
Blaubeertrail und Rychlebské stezky

Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen
soll Blaise Pascal gesagt haben.

Der Plan für eine etwas umfangreichere Bikepacking-Tour im tanztee-Style sah so aus. Irgendwer da oben lächelte und sagte zur mir: fahr' erstmal los!

Es sollte 5 Tage über den Kamm des Reichensteiner Gebirges (Rychlebské hory) gehen, ein weitgehend unerschlossenes Gebiet, das so abgelegen ist, dass die Anreise zunächst über Polen erfolgen muss, um in annehmbarer Fahrzeit zum Ausgangspunkt zu gelangen.

Die erste Hürde bestand darin, überhaupt ein Fahrkarte von Dresden über Wrocław (Breslau) nach Kamieniec Ząbkowicki zu erwerben. Dank der Liberalisierung des Eisenbahnmarktes gibt es kein durchgehendes Ticketing mehr. Halt, gibt es doch, wenn man den Ankunftsort und die Abfahrtszeit ändert. Oha. Weil man dann mit einem anderen Anbieter unterwegs ist.



Endlich haben wir es geschafft, NagNag und ich mit einem prall gefülltem Rucksack, der Essen für 5 Tage beinhaltet.
Wir rollen durch die Landschaft, für Orientierung in Echtzeit ist gesorgt:



und das Bike hat auch seinen Platz:



Recht spontan springe ich aus dem Zug



und lande in



Über Landstraßen rolle ich zum eigentlichen Ausgangspunkt der Tour, ein Städtchen namens Złoty Stok (Reichenstein), bekannt durch seine frühere Goldbergbau.

Die touristische Infrastruktur hat sich auf e-Biker eingestellt:



Dann geht es endlich entlang des vorbereiteten Tracks in Richtung Berge:



Schon taucht der erste Trail auf. Angenehme Überraschung:



So gewinne ich in unzähligen Spitzkehren an Höhe:



Der Trail ist unschwer



und bringt mich direkt zu einem Rastplatz


(Hinweis: im Album finden sich noch Übersichtskarten der Trails dort)

Ich studiere interessiert die Nutzungshinweise



und kann kein Übernachtungsverbot erkennen. Also richtet man sich häuslich ein:



Ja, da lacht das Camperherz. Das ist ja fast schon Glamping!



Fast.
Nachts zieht ein Gewitter auf, und das Dach, unter welchen ich liege, erweist sich als sehr löcherig. Ist wohl eher ein Sonnenschutz.
Halb benommen vor Schlaf spanne ich höchst improvisiert das Tarp auf:



Am nächsten Tag hat sich das Gebirge in dicken Nebel gehüllt. Ich packe und fahre los, auf der Suche nach einem trockenen Frühstücksplatz.

Hm.



Tatsächlich ist nur ein schmaler Streifen unter dem "Vordach" trocken, so dass ich mich in Regenklamotten an die Feuerstellen setze.



Nun geht es aber in den dem Grenzverlauf folgenden Trail. Trailspaß (uphill!) sieht anders aus:



Allenfalls kurze Stücken lassen sich kurbeln.



Es gibt schöne Abschnitte, die versprochenen Blaubeerfelder finden sich auch:





Wäre ein Ziel bei Sonnenschein:



Unvermittelt taucht eine Art "Waldbar" auf:



Yummi!



Was hier so harmlos aussieht, fordert an jeder Wurzel vollen Körpereinsatz, um das Rad drüberzuwuchten. Das geht mir langsam auf die Kette und kostet Körner ohne Ende.



Wurzelteppiche wechseln sich mit Steinfeldern ab. Uphill.



Die Downhills sehen nicht sehr einladend aus. Definitv nicht bikepacking-kompatibel:



Die durchgehende Feuchtigkeit und die fortschreitende Zeit zwingen mich zu einer Entscheidung. Der Blaubeertrail ist nur was für Wanderer! Allenfalls kürzere Abschnitte sind bei trockenen Wetter für's Bike geeignet.
Ich ziehe die Notbtremse und beschließe, den Kamm zu verlassen.





Mein spontaner Plan "B" sind die legendären Rychlebské stezky. Nur wo finde ich den Einstieg in diesen Trailpark?

Da taucht - wie ein UFO - inmitten der abgelegenen dörflichen Beschaulichkeit ein erster Hinweis auf touristisches Zielgebiet auf:



kurze Zeit später wird einem schon deutlicher klar gemacht, wo man sich hier bewegt:



und ich lasse draußen das Rad fallen, um mir von einem bärtigen Kerl in einer Art MTB-Ladencafe mit Werkstatt Maßnahmen gegen Unterhopfung verabreichen zu lassen.



Der erklärt mir auch, dass ich praktisch kurz vor dem Ziel meiner feuchten Trail-Träume bin. Tatsächlich:



Wie sehen die Trails da aus? Kann man als Bikepacker auch normalen Zeltzurlaub machen?
Das erzähle ich Euch morgen!
Wäre mega nett, wenn ihr mir den Thread dafür freihalten würdet! Es wird spannend!

Edit: Foto ergänzt
 
Zuletzt bearbeitet:
Blaubeertrail und Rychlebské stezky #2 und #3

Jetzt bin ich im Herz der Trails:



Dieses alte Bauernhaus beherbergt die Rezeption mit Fahrradladen und Ausleihe. In einem modernen Anbau befinden sich ein Bistro und die Sanitäranlagen.

Eine Bikewaschanlage darf natürlich auch nicht fehlen,



welche sich direkt neben der SB-Werkstatt befindet.



Die Trailpflege wird hier ernst genommen:



Warmfahren kann man sich direkt auf dem Campingplatz.



Ein Skillpark darf auch nicht fehlen, dort werden sogar richtige Fahrtechnikkurse veranstaltet:



Leider muss ich noch einen halben Tag im Bistro abwettern, weil es nachts erneut einen Gewitterguß gegeben hat. Mein spezielles, selbstgenähtes Tarp schlägt sich aber wacker und trotzt den Wassermassen.

Wie transportiere ich nun den Tagesbedarf auf dem Trails? Eigens für solche Gelegenheiten habe ich eine Schnurzugbeutel genäht, welcher im Bikepackingmodus obenauf liegt und da auch schon die Sachen beinhaltet, die ich tagsüber benötige (Riegel, Regensachen, Powerbank, überzählige Klamotten usw.).
Dieser Schnurzugbeutel wird kurzerhand zum Tagesrucksack erklärt und mittels Minikarabiner eng am Körper verschnürt. Die Trinkblase passt auch rein und der Schlauch wird mit einer Gummizugstrippe fixiert. Geht doch:



Aber nun genug der Vorrede! Es geht hoch in die Berge. Der Uphill-Trail wäre woanders schon ein fetter Downhill, aber wenn man sich das wilde Gebirge so anschaut, gelten hier eben andere Mäßstäbe.



Ja, da brauche ich noch 5 Jahre:



Das ist der UPHILL-Trail, folks!



Einfach nur großartig:



Hier presst man schon ganz schön beim Kurbeln bergan:



Die Gegend war offensichtlich früher von Deutschen besiedelt. Schaut man sich die Dachgröße der Häuser an, wo dann das Heu für den Winter bevorratet wurde und schließt vom Sommer- auf das Winterwetter, war das früher sicher kein Zuckerschlecken. Wie mühsam muss es gewesen sein, in reiner Handarbeit die ersten Wanderwege zu erschaffen?

Gedenkstein am Uphill-Trail:



Der Trail schlängelt sich durch den Hang.



Endlich stehe ich vor DEM Trail hier:



Es geht in eine Art Rollercoaster-Strecke rein, die soll gar nicht aufhören! Dann wird es rumpliger, volle Konzentration ist gefordert. Mein Hornet und meine Skills sind am Limit, ich bin ja mit meinem Budget-Bike als Hardtailfahrer sowieso der Exot hier.

Fotohalte gibt es hier keine, viel zu fokussiert bin ich auf die Line. Weiter unten kommt eine chilligere Stage



dann folgt eine eher spaßige Strecke, wo man zwischen den Steinfeldern auch mal kurz entspannt rollen kann



und die Gelegenheiten für Poserfotos auch nicht fehlen



Der Trail will einfach nicht enden, noch ein Stage und noch ein Stage lassen keine Langeweile aufkommen. Mit insgesamt 8 Etappen und dem Dr. Wiessner Uphill ergeben sich 18 km, das ist schon fast eine Tagestour, wenn man hier zum ersten Mal unterwegs ist.

Mit fettem Grinsen im Gesicht und hochzufrieden sitze ich dann beim After-Ride-Beer und überlege, was ich morgen mache. Es soll definitv etwas entspannter werden, also peile ich die leichten Trails im nördlichen Teil des Trailparks an und will dann noch ein paar wilde Trails erkunden.

Aber erstmal geht es am Morgen - Entspannung war ja angesagt - erneut zu dem bärtigen Gesellen ins Werkstatt-Cafe, auf ein gediegenes zweites Frühstück:



Die offene Landschaft lässt nur Erahnen, welche Trail sich in den tiefen Wäldern verbergen.



Es ist mega entspannt und sehr flowig, auf den liebevoll gestalteten Trails




Selbst kleinste Städte in Tschechien bestechen mit historischer Bausubstanz …



… und der Rastplatz am See (mit Grillkamin!) lässt echtes Urlaubsfeeling aufkommen.



Das Bike darf auch mal kurz rasten, während ich Aussichtsfelsen erklimme:



Sogar eine kleine Klettereinlage lässt er sich nicht nehmen.



Da steht diese Kirche mitten auf dem Berg.



Daneben findet sich der Luxus-Grill vom Feinsten! Was kostet ein Wochenendhäuschen in der Gegend so??



Da geht es einen schönen, stufigen Trail hinab. Geheimtipp vom bärtigen Bikecafekollegen:



An einem der wenigen warmen Tage darf die Abkühlung natürlich nicht fehlen,



bis ich dann wieder zu meinem kleinen Tarp zurückkehre, was inzwischen von den Wochenendausflügern belagert wird.



Also DAS waren ja mal Trails der Extraklasse! Da muss ich unbedingt nochmal hin, mit einem richtigen Zelt und mehr Zeit!

Aber der Bikepacker erwacht in mir, und ich will dem Gebirge, was mir gegenüber anfänglich sehr abweisend war, doch noch eine Chance geben. Es soll nochmal richtig hoch hinaus gehen, also wird am nächsten Tag direkt der höchste Berg der Bergkette angesteuert.

Wird das gut gehen?

https://www.rychlebskestezky.cz/en
 
Blaubeertrail und Rychlebské stezky #4 und #5

Am nächsten Morgen packe ich mein Zeug zusammen und rolle aus dem Trailparadies.

Jetzt kommt wieder mal ein genialer Plan: statt des anspruchsvollen Dr. Wiessner-Trails will ich ganz entspannt einfach den mit rotem Strich markierten Wanderweg hochkurbeln.

Spätestens jetzt ist mir klar, warum es den dezidierten Uphill-Trail gibt:



Das ist kein Witz, der Wanderweg hat sich mit der Zeit zum Bachlauf entwickelt und der Wald ist zu dicht, um da das Rad schieben zu können. Guter Einstieg in die nächste Bikepacking-Etappe, haha.

Später gelange ich dann auf gut fahrbare Forststraßen, rolle durch kleine Dörfer und über bewaldete Bergkämme in Richtung des Glatzer Schneegebirges. Mein Ziel: der Glatzer Schneeberg (polnisch Śnieżnik Kłodzki, tschechisch Králický Sněžník).

Lasst Euch mal von den 1425 m nicht täuschen. Das Klima da oben ist extrem:

Der Name des Berges wurde von der langen Winterperiode abgeleitet, denn der Berg ist in der Regel bis zu acht Monate im Jahr mit Schnee bedeckt. Der obere Teil des Berges ist von subalpiner Vegetation geprägt, die Waldgrenze befindet sich etwa auf 1200 m Höhe.
aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Glatzer_Schneeberg

Es dunkelt schon, als ich den finalen Aufstieg erreiche und einem Wanderweg folgend, größtenteils schiebe. Der Blick weitet sich:



Ein kurzes Stück folge ich einem offiziell für Radfahrer freigegebenen Weg, dann ist Radfahren untersagt. Da ich sowieso schiebe, stört mich das nicht weiter.



Meter um Meter gewinne ich an Höhe:



Ja, ein letztes Mal will ich der Tourenempfehlung aus der bike eine Chance geben. Sinnlos. Abgesehen vom ausdrücklichen Radfahrverbot - der Grenzweg folgt der Devise, die maximale Zahl an Moorlöchern zu verbinden:



An einem einigermaßen ebenen Stück verstaue ich Rad und Rucksack hinter dichten Büschen und gehe zu Fuß die letzte Meile zum Gipfel. Der ist flach und faktisch eine Baustelle. Offensichtlich will man das ehemalige Gipfelhaus wieder errichten. Aussicht:



Auf dem Rückweg steuere ich ein Zelt auf einer Art Sattel an, wo ebenfalls Baumaschinen von der Wiederherstellung eines historischen Hüttenstandorts künden.
Ein paar Junge Leute haben sich dort an einem kleinen Lagerfeuer niedergelassen und singen, von der Gitarre begleitet, Lieder.

Ich soll mich doch dazusetzen.
Klar, aber das dauert etwas, da ich erst mein Zeug holen muss.
Kein Problem.
Ob man hier überhaupt zelten darf?
Uuuhm, vielleicht nicht, vielleicht ja - es wird schon keiner kommen und sich beschweren.

Letztlich trage ich alles hinauf, baue mein kleines Tarp auf und dann sitzen wir am Lagerfeuer. Da sitzen 4 Mädels in Jogginghosen und Turnschuhen bei kühlem Wind draußen, eine von denen hat Geburtstag. Das wird gefeiert. Der Bursche scheint ein unerschöpfliches Repertoire an Liedern zu haben, eins nach dem anderen wird gesungen. Die Unterhaltung läuft problemlos auf Englisch.



Das beeindruckt mich. Hierzulande wäre zum 18. ja mindestens ein eigenes Pony fällig, aber wenigstens der Führerschein und ein Fiat 500 als Jahreswagen. Die sitzen da in wirklich unwirtlicher Umgebung mit einem “Equipment”, da würde unsereins sich nicht in die Dresdner Heide zum Sonntagsspaziergang trauen. Und freuen sich des Lebens!

Als sich die fünf jungen Leute in das Dreipersonenzelt geschichtet haben und ich an der Matratze horche, kommt natürlich das obligatorische Gewitter. Willkommen im Glatzer Schneegebirge!

Am nächsten Morgen höre ich tiefe Stimmen. Polnische Bauarbeiter haben unser Camp entdeckt und “drohen” damit, in Prag anzurufen. Als ich dann aus dem Tarp krieche, haben die netten jungen Mädels die Lage durch ihren natürlichen Charme schon deeskaliert und ich packe flugs mein Zeug zusammen.

Nach tagelanger Feuchtigkeit will ich schnell absteigen, um der Nässe und Kälte zu entfliehen. Zuerst schiebe ich hinab



erfreue mich an den ersten Lücken in den Wolken



und dekoriere erstmal eine Schutzhütte mit durchweichten Sachen



Auf ziemlich direkten Wege gelange ich nach Dolní Morava, eine kleines, aber sehr feines Touristenörtchen.
Da entdecke ich auf der Karte etwas, was nach Trailpark aussehen könnte.

Tatsächlich:



Geht noch besser:



Natürlich ist das alles fein säuberlich beschildert:



Der Trail macht einfach nur Spaß, eine schier endlose Spaßfahrt über sauberst geshapte Tables und Anliegerkurven. Da stört auch der Bikepacking-Rucksack nicht. Ich nehme mir vor, auf meiner lokalen Dirtstrecke auch mit dem fetten Hornet zu trainieren, aber auch so macht sich da das regelmäßige Üben mehr als bezahlt.

Nach dem gediegenen Ride gibt es erstmal Bikepflege (gratis, versteht sich)



und ich erkunde die Beschaffenheit des Bikeliftes für spätere Besuche.



Wie man nun diese genialen Trails findet? Ganz einfach, man hält einfach nach diesem Gebilde Ausschau:



Das nächste after-ride-beer wird hier getrunken, das ist ja wohl das Mindeste:



Aber mein Thema ist Bikepacking und noch etwas durch die Gegend rollern. Eine grandiose, offene Landschaft breitet sich vor mir aus:



Die Geschichte ist hier lebendig. Ergänzend zu den sog. “Ohrenbunkern” der Schöberlinie finden sich vereinzelt größere Befestigungen an strategischen möglichen Angriffspunkten, zumeist Bergpässe.



Dann rolle ich über Landstraßen in ein Örtchen und muss erstmal die Geräte bei einem Käffchen laden. Wie weiter?
Die Idee ist nun, entlang diverser Flussradwege soweit wie möglich nach Westen zu gelangen, um dann mit dem Zug zurück zu fahren.

Ein Stückchen fahre ich mit dem Zug und steige dann in einer größeren Ortschaft aus.



An Zielen mangelt es nicht,



ich fahre letztlich einen Radweg in Flussnähe entlang.

Die kleinen Städtchen haben sich herausgeputzt und laden zum beschaulichen touristischen Erkunden ein



Leider hat der Spaß am Fluss ein jähes Ende: Baustelle!



Es geht nochmal ganz übel in die Berge, ich versuche Trails zu finden, aber das wird nichts:



Ein Starkregenereignis hat dort seine Spuren hinterlassen. Ich schaffe es wieder auf den eigentlichen separaten Radweg zurück. Es ist schon spät, so dass keine Baufahrzeuge mehr unterwegs sind. Die zahlreichen tschechischen Radfahrer sehen das genauso.

Zu so einer Pausengelegenheit sage ich nicht nein



und kurbel die Trasse weiter.



Tatsächlich ist da ein regelrechtes Netzwerk an größtenteils separat geführten Radwegen entstanden, die auch für Inline Skater tauglich zu sein scheinen.



Leider machen sich nun zwei fatale Umstände bemerkbar: den ansonsten gut bekömmlichen “Hermelín”-Käse, eine in Öl und Peperoni eingelegter Camembert-Imitation, vertrage ich heute gerade gar nicht gut und Durchfall kündigt sich an.

Offensichtlich bin ich erschöpfter nach den Aktionen der letzten Tage, als ich - stets übermotiviert - wahrgenommen habe. Somit leidet die Verdauung darunter. Also fahre ich sehr unentspannt und suche eigentlich nur noch abgelegene, blickdichte Wäldchen.

Der zweite fatale Umstand: nach den Regengüssen haben sich die Mücken zahlreich vermehrt und nutzen mein Mampf-Malheur gnadenlos aus. Ich kann mich auf eine kleine Anhöhe retten und fahre dann flussabgewandt zu einer Stelle, wo ich eine Quelle vermute. Mit Wasser versorgt, gibt es erstmal die gewohnte (Schon-)-Kost und ich übernachte dann soweit oben, in so trockener Gegend wie nur möglich.

Da merke ich, dass ich “durch” bin und eigentlich nur noch nach Hause bin. Die Essensvorräte sind komplett erschöpft, ich habe eigentlich nicht so recht einen Plan und so fahre ich am nächsten Morgen einfach in den nächsten Ort zurück.

Mit einigen Umstiegen und Schienenersatzverkehr lande ich in Liberec, um dort noch einen kühlen Gerstensaft in einer der zahlreichen Craftbierbrauereien (“Pivovar” bzw. “Minipivovar”) zu schlürfen.

Die angepeilten Etablissiments haben alle geschlossen oder sind nicht in Betrieb, so dass ich letztlich bei einer Art “Werksverkostung” der Konrad-Brauerei lande, die nun wirklich nicht Mikro ist. Egal, aus dem Fass schmeckt es nochmal so gut:



Beim zweiten Gerstenschaumsüppchen entdecke ich in OSMAnd verdächtige Markierungen. Potzblitz, haben die hier hinter jedem zweiten Misthaufen einen Trailpark?

Ja.









Noch Fragen?

Damit endet mein Tourenbericht.
Ich hoffe, ihr hattet Spaß auf meiner Suche nach heftigen wilden Trails und sanft gerundeten Dirthügeln 8-)


Zwei Wochen später bin ich in Klinovec blöd geflogen und hatte mir dabei zwei Knochen in der Hand gebrochen, so dass ich erstmal bikemäßig ein Vierteljahr auf Eis gelegt war.

Aber jetzt fährt er wieder, sowohl auf dem roten Dirtbike als auch auf dem schwarzen Hornet!


ride on!
tanztee
 
Zuletzt bearbeitet:
Klasse Bericht und tolle Bilder und natürlich tolle Anregungen.
Vor allem ganz schön mutig in der COVID Zeit. Aber die wird auch irgendwann mal wieder vorüber sein.
Schon erstaunlich, was es im "Osten" noch alles neu zu entdecken gibt!
Wir waren letztes Jahr (also 2020) auch 2 Mal grob in der Gegend, nur auf deutlich gemässigteren Wegen, und nicht per Bikepacking.
 
Um ein wenig die Winterpause zu überbrücken will ich auch noch mal 1-2 Fotos des letzten Overnighters teilen. Zwar ohne Rad, weil das im Harz aufgrund der massenhaft umgestürzten Bäume nach den Stürmen momentan keinen Sinn macht, dafür aber mit originalem Bikepacking Equipment.

Ziel war eine schon bekannte Schutzhütte im westlichen Harz. Dort angekommen wurde ein Abendbrot vorbereitet und Tee gekocht.

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Nachdem das Chaos beseitigt, und bei einem Bier erörtert wurde wie man am besten die Schlafplätze anordnet und aufbaut, wurde damit auch schon gemächlich angefangen.

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Hängemattensetup:
  • Hängematte custom 335cm x 150cm mit Ridgeline und Organizer
  • Underquilt 500g Daune
  • Topquilt 250g Daune

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Ground Setup:
  • Isomatte Therm a Rest Neoair X Lite
  • Cumulus Down Quilt (eigentlich für Hängematte) 250g Daune, liegt direkt auf der Isomatte und unterhalb des Körpers
  • Cumulus Quilt 250g Daune, oberhalb des Körpers

Bei 3°C nachts (und einem 2-stöckigem-Schlafplatzaufbau) war es mollig warm.
Nach einem stärkenden Frühstück und einem kleinen Frühjahrsputz in der Hütte ging es dann auch wieder heim.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um ein wenig die Winterpause zu überbrücken will ich auch noch mal 1-2 Fotos des letzten Overnighters teilen. Zwar ohne Rad, weil das im Harz aufgrund der massenhaft umgestürzten Bäume nach den Stürmen momentan keinen Sinn macht, dafür aber mit originalem Bikepacking Equipment.

Ziel war eine schon bekannte Schutzhütte im westlichen Harz. Dort angekommen wurde ein Abendbrot vorbereitet und Tee gekocht.

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Nachdem das Chaos beseitigt, und bei einem Bier erörtert wurde wie man am besten die Schlafplätze anordnet und aufbaut, wurde damit auch schon gemächlich angefangen.

Anhang anzeigen 1427553

Hängemattensetup:
  • Hängematte custom 335cm x 150cm mit Ridgeline und Organizer
  • Underquilt 500g Daune
  • Topquilt 250g Daune

Anhang anzeigen 1427560

Ground Setup:
  • Isomatte Therm a Rest Neoair X Lite
  • Cumulus Down Quilt (eigentlich für Hängematte) 250g Daune, liegt direkt auf der Isomatte und unterhalb des Körpers
  • Cumulus Quilt 250g Daune, oberhalb des Körpers

Bei 3°C nachts (und einem 2-stöckigem-Schlafplatzaufbau), war es mollig warm.
Nach einem stärkenden Frühstück und einem kleinen Frühjahrsputz in der Hütte ging es dann auch wieder heim.
Was ist das für eine Luxus-Schutzhütte? Echt cool, ist die öffentlich zugänglich?
 
Auch ohne Rad, dafür mit Schneeschuhen, meine letzte Übernachtung draußen, im Februar. Wollte es mal mit viel Schnee ausprobieren.
Polonina Borzhava (Полонина Боржава), Karpaten. Idee war die Winterbegehung der gleichnamigen Bikepacking-Route.
Die Übernachtungsstelle ist ca. 1.000 m hoch gelegen und war perfekt. Genug Schnee, einigermaßen windgeschützt, keine Bäume in der Nähe, Aussicht.
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Anfangs klar und -1°C, später dann Wind, Böen und 2°C. Es war aushaltbar, aber nicht gemütlich, trotz -9°C-Schlafsack (Pajak Core 550), Daunenjacke und Biwacksack.
Am nächsten Tag war kaum Sicht, viel Wind und ziemlich mühsames Vorankommen, daher hab ich dann den ersten Abstieg genutzt.
Beim nächsten Mal suche ich mir eine Gegend mit Wintermarkierungen (Stangen), das macht die Sache doch sehr viel sicherer.
 
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