Ende Mai, Anfang Juni war ich unterwegs, wie zumeist, ohne zu präzise Planung. Grob geplant war, daß es mal wieder in die Karpaten gehen soll.
Also habe ich einen Nachtzug in Polen von Krzyż nach Przemyśl + extra Gepäck = Rad für die Hinreise und einen Nachtzug von Humenné in der Slowakei nach Prag für die Rückreise gebucht. Damit hatte ich immerhin schon mal eine Festlegung, zugleich aber hinreichend Flexibilität, da Przemyśl und Humenné keine 200 Streckenkilometer voneinander entfernt sind.
Bis Krzyż (Krzyż Wielopolski bzw. Kreuz (Ostbahn), ein kleiner Ort um eine Bahnstreckenkreuzung) kam ich mit Regionalzügen über Küstrin Kietz und einer kurzen Radetappe (5 km) über die Oder, da von Küstrin nach Kostrzyn derzeit wegen der Brückenerneuerung Schienenersatzverkehr besteht.
Gurte und Frischhaltefolie regeln den Radtransport als Zusatzgepäck.
Da ich spontan entschieden hatte, noch etwas in Kiew abzuholen, wollte ich eigentlich die direkt anschließende Zugverbindung nutzen, Ticket war gebucht. Allerdings gab es eine sehr lange Schlange vor dem Eingang zur Paßkontrolle, die sich nicht bewegte, auch als der Zug eigentlich schon fahren sollte. Daher habe ich dann das Rad von der Folie befreit und fahrfertig gemacht und mich in Richtung Grenze begeben.
Die erste Schotterstraße, leider eine Sackgasse.
Die Strecke nach Medyka/Шегині (Schehyni) ist unspektakulär, aber mittlerweile gibt es fast durchgehend einen anständigen Radweg zum einzigen polnisch-ukrainischen Grenzübergang für Menschen mit Fahrrad.
Der Grenzübertritt war problemlos, schnell noch eine Simkarte besorgt und etwas Geld getauscht und ab auf die Schotter- und Naturstraßen Richtung Lemberg (Львів).
Kaffee, Törtchen und Plombir (Eis) in Судова Вишня (Sudowa Wyschnja), von wo aus ich dann den Vorortzug nach Lemberg genommen habe.
In Lemberg konnte ich mein Rad in der Gepäckaufbewahrung des Hauptbahnhofs abgeben und hab dann einen der gerade ziemlich vielen Nachtzüge nach Kiew genommen, wo ich ein paar Orte aus der Zeit meines 2011er Aufenthalts dort besucht habe und meinen Hyacinth-Frontgepäckträger in Empfang genommen habe.
Die Rückfahrt war dann im Platzkartny-Bereich eines Nachtzugs für umgerechnet knapp 6 Euro.
Zurück in Lemberg habe ich den Gepäckträger mit Hilfe eines freundlichen Ladens montiert und den Mittagszug in die Karpaten genommen.
C. 5 Stunden später war ich dann in Wolowez (Воловець) und hab mich auf den Weg nach Mischhirja (Міжгір’я) gemacht.
Die Straße war durchgehend in erstaunlich gutem Zustand, so daß ich noch einen Abstecher wagen konnte, bei dem ich meiner Neugier und Wegweisern zum "Glamping Mandra" folgte:
Alles leer, muß man wohl vorab online buchen.
Die neue Zuwegung dahin ist nicht unbedingt für deutsche Schnellfahrautos ausgelegt, bzw. nur mit östlichem Mindset und Erfahrung befahrbar
In Mishhirja hab ich dann in einer Ferienwohnung übernachtet.
Teil des Konzepts war es, Geld im Land zu lassen, daher hatte ich Quilt und Tarp nur als Absicherung dabei, Kochzeug gar nicht.
Von Mischhirja bin ich am nächsten Tag über Synewyr/Синевир, Kolotschawa/Колочава, Deutsch-Mokra/Німецька Мокра (wörtlich: Deutsch-Feucht), Königsfeld/Усть-Чорна (Ust-Chorna), entlang des Flusses Tereswa/Тересва auf Straßen und Sträßchen bis an die Theiß/Тиса gefahren.
Dorfstraße. Man muß immer vorausschauend fahren!
Mobile Brotlieferung im Dorf.
Lokales SUV, entsprechend sehen viele Wege in Wald und Flur aus.
Ortsverbindungsstraße
Auch wenn alpinzentrierte Mitmenschen meinen, daß mountainbiken erst da beginnt, wo der Schotterweg endet: auf dieser Ortsstraße waren mindestens STS S2-Skills erforderlich (bei völliger Trockenheit).
Man beachte die fein herauspräparierten Gesteinsplatten!
Wanderinfastruktur mit tschechischer Unterstützung - die Oblast' Sakarpattja/Transkarpatien war mal Teil der Tschechoslowakei.
Nette Rastplätze gibt es immer wieder...
... wie auch Quellen am Wegesrand.
Fortsetzung folgt.