Touren-Fully oder All-Mountain

Hallo zusammen,

ich hatte gestern die erste Ausfahrt mit dem Camber und wollte - da Interesse bestand - von meinen ersten Eindruecken berichten. Ich hatte mir eine bekannte Heimstrecke rund um Jena rausgesucht (viele enge Trails, entspannte Auffahrten, teils holprige Abfahrten) um besser vergleichen zu koennen. Die ersten 17 km haben ziemlich viel Spass gemacht, war ein flowiger Trail mit leichtem Gefaelle und einigen Wurzelpassagen ueber die ich - wie erhofft - einfach drueberpfluegen konnte. Musste natuerlich ein paar Mal halten um den Sattel final zu justieren aber dann gings ab :) Am Anfang hatte ich ein paar Probleme, Kurven richtig zu fahren, da ich sonst einen fast doppelt so langen Vorbau und deutlich kuerzeren Lenker (580mm statt 720) fahre.
Nach 17 km eine kurze Ernuechterung, auf einem Strassenabschnitt blickte ich auf das Kettenblatt hinab und bemerkte ein leichtes "Eiern". Ich konnte Blatt und Kurbel ca. 2mm hin und herschieben ... hatte sich also gelockert. Da ich nicht das passende Werkzeug habe und auch ein wenig panisch war (zu dem Zeitpunkt war mir nicht klar, dass es sich nur um ein Lockern handelt), bin ich zum Haendler (nach Madgeburg ....) geduest und habe alles einstellen lassen. Um den Tag nicht ungenutzt zu lassen, habe ich noch eine 40km Tour im Harz drangehaengt, diesmal mit langen, stetigen Auffahrten und schnellen Abfahrten durch - teils verwaschene - Hohlwege.

Bergab, idealerweise leichtes flowiges Gefaelle und Waldboden hat bis jetzt am meisten Spass gemacht. Im Harz waren ein paar brachialiere Abfahrten an die ich mich erst herantasten muss. Generell buegelte das Rad gestern alles Weg was ihm in den Weg kam. Die Gabel ist noch nicht perfekt eingestellt, nach der Fahrt hatte ich ca. 70% des Federwegs genutzt obwohl ein paar ordentliche Schlaege dabei waren. Das "Brain" habe ich auf die softeste Stufe gestellt, d.h. es gibt relativ schnell den restlichen Federweg frei, hier kann ich noch etwas experimentieren.

Die beiden groessten Mankos beim Umstieg vom Hardtail sind a) die breiteren Reifen und b) das schwere Hinterteil. Das ist am Berg schon deutlich zu spueren, man kommt einfach nicht so flott aus der Falte wie mit dem Hardtail und kilometerlange Anstiege zehren dann ordentlich an der Kraft. Auf der Ebene merkt man, dass das Rad deutlich schwerer rollt als mein Hardtail (mit 2.2er Reifen und 2.3 bar) und man permanent mehr Kraft braucht. Sicherlich ist meine Kondi noch nicht auf Hoechstmass und irgendwo muss ja der "Nachteil" liegen, an den Reifen/am Radsatz wuerde ich vmtl. als erstes optimieren.

Von der 1x11er Gruppe bin ich bis jetzt begeistert, ich habe die komplette Bandbreite ausgereizt und hatte nie das Gefuehl, noch einen Gang zu brauchen. Es waren Anstiege dabei, die ich im Hardtail mit 22-36 fahre und die konnte ich mit 28-40 gut durchtreten. Der Topspeed in der Ebene ist natuerlich geringer, allerdings legt das Rad durch das etwas hoehere Gewicht und die 29er auch bergab schnell an Geschwindigkeit zu.

Die Sitzposition tendiert eher in Richtung sportlich, nach 3h im Sattel hatte ich keinerlei Probleme, ich denke, dass man auch 6-8h Touren damit fahren kann. Ebenso ein Vorteil zum Hardtail, wo das eigene Hinterteil nach 4-5h nach Feierabend schreit.

Insgesamt ist mein erster Eindruck sehr positiv, fuer das "Setzen" der Schraubverbindungen kann das Rad schliesslich nichts und es erfuellt bis jetzt die gestellten Erwartungen. Morgen gibts einen zweiten Versuch in Jena, mal schauen ob ich dann weiter als 17km komme :) Falls uebrigens jemand aus der Gegend kommt, kann man sich gerne anschliessen.

Gruesse
 
1. Wenn ich keinen Inbus hätte um die Kurbel festzuziehen wäre mein erster Weg in den Baumarkt gewesen, einen Satz Inbusschlüssel kaufen. Und falls nicht vorhanden einen Satz TX hinterher.
2. Ich hoffe du fährst im Camber weniger Druck in den Reifen als am Hardtail.

Das wichtigste ist aber, dass du mit dem Rad zufrieden bist. :)
 
Für die Leichtläufigkeit macht es auch aus meiner Sicht extrem viel aus, welche Bereifung und Felge man fährt. Die rotierende Masse frisst meiner Ansicht nach mit Abstand die meiste Energie weg.

Wenn Du also früher mit den 2,2er Reifen gut gefahren bist, warum dann nicht auch so am Fully? Mache ich genauso. Der Hype mit den fetten Reifen ist bei vielen, nicht bei allen Fahrern, eher der Werbung und der Optik geschuldet. Sieht halt erst mal wie die große Maschine aus, so mit fetten Reifen.
Wenn man aber nicht wirklich hauptsächlich DH-mäßig unterwegs, dann tun es meistens auch die leichteren 2,2er, die aber auch von der Gummimischung her leichtrollend sein sollten. Sonst bringt das auch wieder nix.

Ist eben immer ein Kompromiss, den man für sich selbst ausloten muss.
 
Nach meiner zweiten Tour (ca. 60km, 1200hm) bestaetigte sich dieser Eindruck nochmals. Bergab macht es sehr viel Spass, ich bin deutlich schneller "unten" als mit dem Hardtail. Bergauf und auf der Ebene muss man schon ordentlich treten. Gestern bin ich noch eine flotte Runde mit dem Hardtail gefahren und meine durchschnittliche Herzfrequenz war 10 Schlaege niedriger ... :D Auf der Tour habe ich noch Reifen-, Daempfer- und Gabeldruck eingestellt und das Brain auf die mittlere von vier Stufen gestellt. Zwischendurch knarzte es mal beim normalen Fahren auf welliger Strecke, da es im Stand aber nicht reproduzierbar war, muss es wohl der Sattel sein. Diesen werde ich die Woche mit Montagefett neu montieren.

Ich werde noch ein paar Touren mit der Reifen/Felgen-Kombi fahren und evtl. auch noch bis zur (Achtung Werbung) Huebeltour im Erzgebirge warten und mal schauen wie es sich dort schlaegt. Ein zweiter (guter) Laufradsatz ist ja auch nicht so guenstig.
 
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