@TimogoesMTB: Keine Bange, wir vertragen uns hier auch wieder, auch wenn wir in der Sache mal nicht einer Meinung sind.
Das Problem ist m. E., dass wir hier in diesem Thread gerade ein bißchen aneinander vorbei reden. Ich wiederhole noch einmal, dass es mir mit "hoch" darum geht, dass das Sitzrohr in meinen Augen für heutige Verhältnisse im Vergleich zum Reach deutlich zu lang ist. Ich meine damit gerade
NICHT, dass das Ende des Steuerrohrs zu weit weg vom Boden ist. Das halte ich für unkritisch und ist ja auch bei vielen modernen Bikes so, die nicht mehr ganz so kurze Steuerrohre haben. Sind sie lang genug und haben auch nicht zu kurze Kettenstreben, bekommt man ja immer noch genug Druck auf's Vorderrad, damit es bergauf nicht abhebt.
Hintergrund: Ich möchte, wenn es steil bergab geht, nicht über den Lenker gehen.
Relevant für mich ist daher, den Schwerpunkt möglichst weit runter zu bekommen im Verhältnis zur Radachse. Ne niedrigere Tretlagerhöhe beim 650b-Bike gegenüber dem 29"er heißt für mich daher nicht, dass das Sitzrohr unproblematisch länger werden kann, weil man ja eh tiefer unten ist. Der Sattel muss trotzdem runter.
Das Problem wird verstärkt durch geringen Reach: Man ist im Stehen (in solchen Situationen wird wohl kaum einer im Sattel sitzen bleiben) deutlich näher an der Vorderradachse und läuft dadurch noch mehr Gefahr, über den Lenker zu gehen. Da sieht man dann bei Rädern mit zu wenig Reach, wie die Leute mit durchgestreckten Armen mit dem Poppes über dem Hinterrad hängen. Ist das Rad hingegen lang genug, kann ich mit gebeugten Armen entspannt in der Mitte bleiben und kann auch auf Stufen o. ä. noch reagieren, indem ich mich kurzfristig nach hinten schiebe, wo ich beim zu kurzen Bike vorher schon ganz hinten bin.
Ein langer Vorbau macht das ganze nicht besser, sondern bringt meinen Schwerpunkt noch weiter Richtung Vorderradachse.
Ein tiefes Tretlager hilft, hat allerdings den Nachteil, dass die Bodenfreiheit leidet und man leichter irgendwo hängenbleibt.
Natürlich hat das Konzept auch Nachteile, wie oben schon geschrieben: Die Fuhre ist länger und geht ggf. nicht mehr so gut um die Kurve wie ein kürzeres Bike. Es gilt also, die richtige Balance für die eigenen Körperproportionen, den eigenen Geschmack und die eigene Fahrweise zu finden. Im Hardcore-Hardtail-Bilderthread sind sie gerade auf der Suche nach einem Rahmen mit 380er Sitzrohr und 470mm Reach. Das finde ich auch extrem. Aber warum nicht, wenn es zum Fahrer passt? (Und das dort vorgestellte Video deutet stark darauf hin.)
Das andere Extrem, das andere Ende der Fahnenstange, markiert für mich der Summitrider, der bei dem mir noch passenden Reach von 450mm ein 545mm langes Sitzrohr hat. Das ist mehr als mein Germans-CC-Stahlrahmen auf technischem Stand von Anfang der 2000er!
Da würde ich mit viel Glück vielleicht gerade so noch eine 150mm versenkbare Stütze unterbringen, hab's jetzt nicht genau durchgerechnet. Klar kann man damit fahren. Natürlich geht damit viel, und selbstverständlich macht der Fahrer immer noch das meiste aus. Selbstverständlich gibt es genügend Leute, die mir mit einem starren CC-Bike mit Sattelstütze oben auch bergab um die Ohren fahren.
Aber es ist halt nicht mehr Stand der Technik. Als Standard würde ich irgendwas um 170mm Versenkbarkeit ansehen, oft wird gar schon 200mm verbaut. Gibt's ja auch schon in absoluter Großserie von Rock Shox. Und im Extremen kommt man ja bis 213 mm (Revive II).