Einmal frei von jeglichen moralischen, medizinischen und gesellschaftlichen Regel- und Wertekonstrukten gedacht. Quasi jenseits von Gut und Böse (wer das nicht kann, möge bitte nicht weiterlesen).
Ist sich nicht jeder Boxer, jeder Downhiller, jeder Rennradler, jeder Formel 1 Pilot, jeder Kletterer etc. darüber im Klaren, dass jeder Wettkampf sein Letzter sein könnte? Solange die Teilnahme ohne Zwang erfolgt, ist es überhaupt gerechtfertigt, einem Teilnehmer etwas vorzuschreiben, solange es hierzu im Rahmen z. B. einer genehmigten Veranstaltung keine gesetzliche Grundlage nach den im jeweiligen Austragungsort geltenden Gesetzen gibt? Hat nicht jeder ein Recht, solange er bei Bewusstsein ist, seine Entscheidungen selbst zu treffen?
Was wäre denn, wenn die Fahrer*innen so ein enges medizinisches Regelwerk gar nicht wünschen?
Im Rahmen der Eigenverantwortung und bei dem Veranstalter gegenüber bestätigtem Verzicht auf Regressansprüche könnte es da nicht auch möglich sein, die Gefahren dieses Sports Gefahren sein zu lassen?
Ein Schlag beim Schwergewichtsboxen kann den Gegner zu einem geistigen und/oder körperlichen behinderten Menschen machen.
Ein Aufprall mit 50 Sachen in einen Baum im DH kann das Ende bedeuten. Ein Zusammenprall bei einer Rennradltour kann schwerste Verletzungen hervorrufen. Wäre es da nicht eher folgerichtig, solche Veranstaltungen gar nicht mehr stattfinden zu lassen? Könnte eine Untersuchungspflicht bei Veranstaltungen evtl. auch als Bevormundung empfunden werden?
Was wäre, wenn jeder Teilnehmer die Wahl hätte, eine dementsprechende Einverständniserklärung oder Verzichterklärung im Vorab zu unterzeichnen, die ihn, die anwesenden Ärzte und den Veranstalter klare Handlungsanweisungen entsprechend seinem Wunsch genehmigt/mitteilt?
Dürften Extremtouren im Privatbereich in gefährliche Bergregionen dann überhaupt nicht mehr durchgeführt werden? Einfach ein Absperrband um die Berge? Zu gefährlich ohne Arzt/medizinische Betreuung? Gibt es nicht jedes Jahr genügend Unfälle, die ein strenges Regelwerk erforderlich machen? Fördere ich durch mein begeistertes Folgen solcher Veranstaltungen nicht die tödliche Gefahren, denen sich die Teilnehmer aussetzen? Liegt nicht hier schon ein Fehler vor?
Dieser Sport ist heftig. Das wissen doch eigentlich all diejenigen, die ihn betreiben. Sagt mir irgendjemand, wenn ich übel gestürzt bin, dass ich nicht mehr weiter fahren soll? Will ich das persönlich?
Nehme ich nicht bei jeder krassen Tour selber das Risiko in Kauf, dass ich für den Rest meines Lebens auf parallel angeordneten Rädern unterwegs bin?
Verdränge ich dieses Risiko selber nicht allzu oft? Bzw. muss ich im Umkehrschluss nicht die volle Verantwortung für mein Handeln übernehmen? Muss ich davor geschützt werden und wenn ja, warum und von wem? Wo hört die Verantwortung des Menschen für sich selber auf, wo beginnt sie für die anderen?
Wie gesagt, frei von den üblichen gedachten Moralgebäuden der mitteleuropäischen Zivilisation. Obwohl ich die, sobald ich in den Straßenverkehr eintauche oder in einer Kassenschlange in einem Supermarkt stehe, häufig auch nicht mehr erkennen kann.