Transalp Nach-(Live-)Bericht: Ab zum Gardasee

15.07.12 11:30: Colle Xomo, Venetien, 1060 hm

Déjà-vu - Jetzt habe ich mich zum zweiten mal hier rauf gekämpft. Kaum sitzt ich aber beim Cappo, fängst es auch schon zum Regnen an ... Donnern höre ich es schon länger. Damit ist der Pasubio für heute gestorben.

Jetzt warte ich bis es aufhört und dann fahr ich runter zum Passo Pian delle Fugazze.

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Comuni del Pasubio erreicht ... das Wetter passt noch

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Blick ins Tal ... bleibt es trocken?
 
15.07.12, 14:00: Passo Pian delle Fugazze, Trentino, 1163 hm

Mit nur bergab rollen ist es nicht getan. Zum Schluß muß ich noch 250 hm bergauf treten, aber um 12:45 Uhr bin ich am Passo Pian delle Fugazze. Ganz aufgeben will ich den Pasubio nicht. Morgen soll das Wetter schön werden, also bleibe ich heute hier am Pass im Albergo Al Passo. Dann kann ich morgen gleich den Gipfelsturm starten.

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So sah es vor meiner Einkehr aus ...

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... und so sieht es jetzt aus ... dort möchte ich gerade nicht sein

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Doch fast wolkenfrei ... als wenn der Pasubio mich auslacht
 
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15.07.12, 16:00: Passo Pian delle Fugazze, Trentino, 1163 hm

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War noch kurz zu Fuß am Ossario del Pasubio. Kann man machen, muß man aber nicht.

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Blick vom Ossario gen Süden

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Inzwischen hängt der Pasubio schon wieder in den Wolken.

Kaum bin ich wieder im Albergo fängt es auch zu Regnen an! Doch alles richtig gemacht.
 
16.07.12, 8:00: Passo Pian delle Fugazze, Trentino, 1163 hm

Das Albergo hat nur 2 Sterne ... zu Recht. Beim Frühstück gibt es die Auswahl zwischen Aprikosenmarmelade, Aprikosenmarmelade und Aprikosenmarmelade ... so als Beispiel. Also nur was für ganz Verzweifelte wie mich, die schnell auf den Pasubio wollen.

Aufe, aufe mua i aufn Berg.
 
16.07.12, 14:30: Rifugio Lancia, Trentino, 1825 hm

Der HAMMER.

Auffahrt zum Rifugio Papa ist easy ...

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... viele Kehren, einstellige Steigung ...

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... Aussicht gut, Wetter spitze, Beine funktionieren.

Dann kommt ein Tunnel, der auf die andere Seite des Berges führt ...

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... unglaublich was die im 1. Weltkrieg gebaut haben ...

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... bergauf sieht man schon das Rifugio Papa ...

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... und talauswärts glaube ich fast das Mittelmeer zu erkennen

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Fahrtechnisch einfach ...

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... aussichtstechnisch fantastisch ... inklusive ein paar fotogener Wolken

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Ich schieße viele Fotos ...

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... während ich mich hoch arbeite

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Das Rifugio Papa ist leer, nur ein Angestellter fräst was ... schöne Lage, unschöne Tonlage, ich ziehe gleich weiter

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Nach dem Rifugio biege ich links ab ... der Weg bleibt gut fahrbar

Dann kommt eine Kirche und ich gehe bald in den Schiebemodus über. Es geht immer weiter hinauf und bald stehe ich vor der Treppe ...

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... zum einem Kreuz ... bin ich richtig? Der Track sagt ja.

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Oben geht es eben weiter

Aber nur kurz, dann führt der Wanderpfad steil bergab und drüben über Treppen bergauf. Kann doch nicht sein!

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Doch drüben oben sehe ich die beiden italienischen MTBler, die ich vorhin getroffen habe

Also bin ich doch richtig. Sonst wäre ich vielleicht umgekehrt. Ich schleppe mein Bike also weiter bergab und wieder hinauf.

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Das nächste Kreuz ...

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... wunderschön hier, geniales Wetter, geile Aussicht, ...

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... aber warum habe ich ein Bike dabei?

Nochmal runter und rauftragen, ...

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... dann folgt eine lange Hangquerung, die man fahren kann. Ich brauch ein paar Meter, bevor ich mich an den Hang gewöhnt habe.

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Irgendwann biege ich um den Berg ... und das Rifugio Lancia kommt in Sicht ... fast wie eine Fata Morgana

Ab hier wird es einfacher und bald sitzt ich mit einem Cappo und Kuchen ...

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... vor dem Rifugio und bin geplättet.

Da war der HAMMER!

Aber ganz ehrlich, macht das wirklich Sinn? Über die ersten drei Spitzen zu tragen nur für die Hangquerung? Ich würde es verneinen. Und es gibt wohl einen einfacheren Weg von der Kirche zum Rifugio Lancia.
Also mein Tipp ... nehmt den mit dem Bike ... außer ihr steht auf Tragen und habt Spaß an S4-Trail. Stellt das Bike irgendwo dort unten ab und besucht Dente Italianon und Austriaco zu Fuß ... definitiv sehenswert.

Also Wanderweg absolut ein Traum.
 
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16.07.12, 20:00: Torbole, Trentino, 80 hm

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Angekommen ...

... das hätte ich heute Mittag nicht gedacht. Wollte morgen noch den Altissimo fahren ... ABER!

Vom Rifugio Lancia führt eine Schotterstraße hinab. Unspektakulär ... ich halte für ein Foto und bin nicht ganz konzentriert. Bin rechts noch eingeklickt und das Rad will auf diese Seite kippen ... und setzt sich durch. Ich winkle das Knie ab, stütze mich ab ... fange den Sturz ab. Nichts passiert! Ich will weiterfahren, doch ich kann nicht treten.

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Irgendwie ist die Kette zwischen das kleines Ritzel und Tretlager gerutscht.

Auch mit größtmöglicher Überredungskunst (=Gewalt) kriege ich die da nicht mehr raus.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als es die nächsten 1400 hm bergab rollen zu lassen. So komm ich bis Rovereto und finde schnell ...

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... einen Bikeshop.

Nach einer halben Stunde, inklusive Kurbel abziehen und Luft vom Dämpfer ablassen, kriegt der Schrauber die Kette wieder frei. Mille grazie.
Leider stellt er noch fest, dass die Bremsbeläge total runter sind ... die hören sich seit Rocca auch schon übel an. Genau diesen Typ hat er natürlich nicht verfügbar. Also Altissimo ade, ...

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... Lago di Garda ich komme.

Schnell bin ich in Torbole, brauche aber noch etwas Zeit für eine freie Unterkunft ... leider eine teure, da Torbole richtig voll ist.

Bleib aber nicht lange hier ... zu viel los im Juli.
Bike ist in der Reparatur, krieg ich morgen wieder.
 
16.07.12 21:00: Torbole, Trentino, 80 hm

Fazit:
Ein würdiger Abschlußtag. Schon die Auffahrt zum Pasubio ist schön, nach dem Tunnel bis zum Rifugio Papa wird es beeindruckend.
Oben am Pasubio ist es landschaftlich wunderschön. Ich meine auf der einen Seite das Mittelmeer erkannt zu haben. Auf der anderen Seite sieht man eine gewaltige Bergkulisse, vielleicht sogar bis zum Alpenhauptkamm.
Fahrtechnisch eigentlich einfach, wenn man den Umweg über Dente Italiano und Dente Austriaca auslässt. Oder wenn man sein Bike gerne trägt.
 

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17.07.12, 20:00: Torbole, Trentino, 80 hm

Ruhetag.
Umzug von Hotel Santorino in die Villa Maria. Poolen. Radeln nach Reparatur nach Riva. Surfer zuschauen. Relaxen.

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A See is nur dann a See wenn ma s`andere Ufer sigt, wenn ma s`andere Ufer nimma sigt na is koa See mehr - dann is a Meer
 
18.07.12, 15:00: Im Zug zum Brenner kurz nach Rovereto, Trentino, 400 hm

Wollte nochmal frühstücken, deshalb bin ich erst um 10 Uhr in Rovereto. Nächster Brenner Zug geht um 12:39 Uhr ... das habe ich davon.

Um 11:43 Uhr fährt ein Euro-City zum Münchner Hbf. Wäre ja fast besser. Sehe noch welche mit dem MTB einsteigen, bis ich es aber kapiere ist er schon weg. Ich schau auf den Fahrplan. Nächster Euro-City zwei Stunden später und der hält sogar in Rosenheim ... meiner, da komm ich dann heute noch Heim. Ich lass den ersten Brennerzug sausen.

Der Euro-City kommt, lässt aber natürlich keine Bikes rein, wie auf den Fahrplan auch angegeben. Also warte ich frustriert auf den nächsten Brenner Zug und faht mit dem. Hätte ich mich im Vorfeld doch besser informiert. Nun tuckere ich noch zwei Stunden über die Dörfer, bevor ich zum Brenner komm. Dumm, dumm, dumm.
 
18.07.12, 21:00: Schwaz, Tirol, 545 hm

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Um 17 Uhr bin ich am Brenner, kauf mir noch schnell zwei Liter Wasser und ...

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... starte die Abfahrt.

Innsbruck durchquere ich schnell, ich will noch ein paar Meter machen. Letztendlich erreiche ich Schwaz, treffe zwei Tourenfahren, die am Gasthaus Schaller nach einem Doppelzimmer fragen. Nein, nur noch ein Einzelzimmer frei ... dann nehme ich das ... doch noch mal Glück gehabt.
Nun sitzt ich hier nach dem nichtitalienischen Abendessen und bin doch irgendwie froh, morgen noch den Rest radeln zu können ... und das ist ehrlich gemeint.

Ab Übermorgen wird es ja wieder schlecht, da nütze ich doch morgen nochmal aus.
 
19.07.12, 12:30: Rosenheim, Bayern, 447 hm

Nach 90 km habe ich Hunger. In der City finde ich einen Biergarten und bestelle ein Schnitzel, das habe ich mir verdient.
Denn jetzt kämpfe ich schon die letzten 75 km mit immer stärker werdenden Gegenwind. Aber auch der kann mich nicht aufhalten ... Mahlzeit.

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Deutschland ...

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... das ist mein Weg ...

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... da will ich hin

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Das Hinterrad noch in Tiro/Österreich ...

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... das Vorderrad schon in Bayern/Deutschland.
 
19.07.12, 16:00: Hohenlinden, gelobtes Land Bayern, 530 hm

Das war jetzt nochmal richtige Arbeit. Nach dem Mittagessen ist der Gegenwind immer stärker geworden. Erst kämpfe ich mich noch den Inn entlang, dann biege ich vom Innradweg ab und habe den Wind jetzt voll gegen mich. Da war so manche Auffahrt leichter. Doch was soll ich tun. Ich will heim und muß da durch.
Natürlich erwischt mich 10 km vor dem Ziel auch noch ein Regenschauer ... das mußte ja noch sein.

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Da komm ich her ... das Wetter schaut auch nicht mehr so gut aus

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Noch ein paar Kilometer, das schaff ich auch noch.

Und jetzt bin ich ... DAHOAM.
 
19.07.12, 20:00: Hohenlinden, Bayern, 530 hm

Wieder sauber und mit frischer Kleidung ... das tut richtig gut.

Mit dem Gegenwind waren die 135 km richtig hart. So habe ich zumindest die 1000 km voll gemacht.

Aber nun ist es vorbei ... AUS IS
 

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Ja, ja. Das kenn ich auch.
Die leidige Rückfahrt mit dem Zug ab Rovereto.

Ich hab da auch schonmal einen halben Tag auf dem Bahnsteig verbracht.
Drei Züge hinter einander haben mich nicht einsteigen lassen. Obwohl einige Bikeabteile leer waren.

Ich hab das Gefühl, dass die italienischen Schaffner machen können was sie wollen.
 
Kompliment fürs Durchhaltevermögen, ich glaub ich hätte bei DEM Wetterglück ehrlich gesagt die Segel gestrichen und abgebrochen => Weichei halt.....!!!
 
Super gemacht!!

Wir hatten im Juli 2006 in den Dolomiten nach meist stahlblauem Himmel am Morgen auch jeden Nachmittag ein paar Stunden Schauer und Gewitter.
"Eingeborene" erzählten uns mehrfach, das wäre speziell im Juli ganz normal in der Region.
Scheint zu stimmen, denn heuer waren wir in der Zeit wo du unterwegs warst weiter westlich in Südtirol und im Trentino bei alles in allem recht schönem Wetter auf Tour.

Gruß
Alperer
 
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