Ich weiss nicht, aber ich habe immer mehr Mühe mit solchen Clips. Was will man damit beweisen? Es geht nicht mehr um die perfekte Beherrschung des Bikes allein; nein - man muss noch ev. dabei umkommen (Atherton - you crash, you die). Soll man jetzt klatschen..?
Auf der anderen Seite fasziniert mich der Mut, den es für Free Solo Klettern braucht. Nur dort schaue ich das anders an. Das Klettern steht im Vordergrund und ohne Hilfsmittel ist die Essenz erreicht. Die Urform des Kletterns, weniger geht einfach nicht - der Schwierigkeitsgrad ist für mich da nicht mal das Entscheidende. Eine simple Hauswand perfekt zu klettern reicht, die Todesgefahr ist ehrlich und allgegenwärtig.
Ich steige ein und weiss es vom ersten Moment an - kein Netz, kein doppelter Boden, keine faulen Ausreden.
Vielleicht liege ich falsch, aber ich habe oft den Eindruck, so Aosta Clips entstehen nach dem Motto: "Es wird schon gutgehen, runter fallen werde ich schon nicht, zum Berg abstützen geht zur Not auch, aber es gibt einen Haufen Clicks". Eine Einstellung, die man sich im Free Solo nicht erlauben kann...
Ich kann dich da einerseits sehr gut verstehen. Ich würde so etwas mit dem Bike nie machen, nicht nur, weil ich nicht so gut fahre, sondern auch, weil ich ein solches Risiko nicht (mehr) eingehen würde. Den Clip habe ich gepostet, weil ich denke, er passt gut zum Thema hier. Er zeigt ein Beispiel, was alles fahrbar ist, und er verdeutlicht auch, dass man seine Angst beherrschen kann.
Andererseits kann ich den Typen eben schon auch verstehen. Beim Biken war ich nie auf dem Niveau, dass ich darüber hätte nachdenken müssen. Beim Klettern hab ich nie irgendwas mit größerer Exposition ungesichert gemacht, das über normalen Zustieg oder über normales alpines Gehen, also so bis maximal 3er Gelände, hinausging. Aber mit Ski bin ich durchaus manche Dinge gefahren, wo eben das gilt: you fall, you die. Warum? Weil ich auf einem Level war, wo ich das auch nach vernünftigen Maßstäben konnte, und weil es einfach interessant ist zu sehen, wie weit man seinen Kopf bezwingen kann. Ich kenne verschiedene Leute, die Vergleichbares in verschiedenen Sportarten machen oder gemacht haben, und bei allen ist es so, dass die sehr wohl Angst kennen, und jeder kommt früher oder später dabei in eine Situation, wo er die Hose gestrichen voll hat. Seine Ängste dann überwinden zu können und sich nur auf den Ablauf der Bewegung zu konzentrieren, obwohl die Ablenkung so offensichtlich und präsent ist, bedeutet eine große Herausforderung, einen großen Reiz und letztlich auch eine große Belohnung (im Englischen hört sich das passender an: Reward; etwas, das man zurück bekommt), wenn man es geschafft hat. Darin liegt eigentlich bei ALLEN die Motivation, solche Sachen zu machen (zumindest anfangs).
Warum Teilen die Leute das dann? Zum einen, weil es eben eine Community gibt, die so etwas macht und das zuerst für sich teilt. Viele können daraus etwas Unterstützung für ihren Sport ziehen, was sie gerne mitnehmen, aber die würden das auch machen, wenn sie gar nichts dafür bekämen. Ich denke, der Franzose in dem Video fällt eindeutig in die Kategorie. Es gibt natürlich auch viele, die solche Sachen machen und sie öffentlich gar nicht kommunizieren. Aber einen Unterschied, ob man das mit Bike, Ski, Fallschirm oder nur ein Paar Kletterschuhen macht, sehe ich nicht.
Gefährlich wird es übrigens, wenn es zur Sucht wird. Das betrifft durchaus gar nicht so wenige, und entsprechend gibt es auch immer wieder Unfälle (am meisten wohl beim BASE Jumpen, Wing Flying etc). Sucht ist immer schlecht, weil es die Ratio außer Kraft setzt. Passieren kann natürlich immer was, aber „that‘s life“. Und dann gibt es auch noch eine kleine Minderheit, bei denen spielen dann auch kommerzielle Interessen eine tatsächliche Rolle; da gehört sicher der Kollege Atherton dazu. Da kann es auch gefährlich werden. Aber gibt ja auch andere Berufe, wo sich Leute für unklare Ziele aufarbeiten, nur geht es da halt nicht so abrupt bergab.
Sorry für OT. Aber wenn ich so etwas schon poste, sollte die kurze Einschätzung vielleicht sein. „Die Click Fraktion“ gibt es übrigens schon auch, aber das sind eher Leute, die auf Hochhäuser steigen (und ich meine nicht den Franzosen, der das außen an der Fassade macht). Da muss man nicht erst jahrelang eine Fertigkeit trainieren, um das machen zu können. Da reicht meistens tatsächlich Mut und/oder Dummheit.