Hier mal nachzulesen:
Tretlager BSA, Press-Fit und BB30
Vor 10 Jahren war die
Rennrad Welt noch in Ordnung. Das Tretlagergehäuse war 68 mm breit und der Innendurchmesser betrug 41 mm. In dieses Loch im
Rennradrahmen wurde das
Tretlager bestehend aus einer Lagerwelle und zwei Lagern verschraubt. Lediglich das Gewinde wurde in
BSA und ITA unterschieden. Wer einen italienischen
Fahrradrahmen sein Eigen nannte, konnte sich zu 90% sicher sein, das er ein ITA Tretlager benötigte.
Heutzutage ist das alles ein wenig komplizierter. Mit dem bekannten
BB30 Tretlagergehäuse konkurrieren noch das
Shimano eigene
Press-Fit (oder
BB90) und die bekannten außenliegenden
Lagerschalen, die in den meisten Rennradrahmen verbaut werden.
Wie alles begann
Der Oversize Boom wurde mit
Shimanos
Octalink Tretlagern ausgelöst. Der Kurbelachsendurchmesser wurden dabei erweitert um mehr Steifigkeit zu erreichen. Da das Tretlagergehäuse aber nicht größer wurde, mussten die Lager schrumpfen. Vor allem die alten
ISIS Tretlager hatten teilweise massive Haltbarkeitsprobleme, weshalb dieser Tretlager-Standard ziemlich schnell wieder in der Versenkung verschwand.
Ab ungefähr 2003 wurden die herkömmlichen Innenlager durch außen anliegende Lagerschalen verdrängt. Dabei wurden die Lagerschalen von außen in den herkömmlichen Rennradrahmen geschraubt und die
Kurbelgarnitur jetzt an einer Seite fest mit der Achse verbunden durch die Lagerschalen geschoben und am anderen Ende verschraubt. Heute ist diese Technologie bei
Shimano als Hollowtech bekannt, bei
FSA als MegaExo und bei
Campagnolo als Ultra-Torque. Allerdings bergen die Lagerschalen ein bekanntes Problem: Die Kurbeln trugen breiter auf, was sich in einer geringeren Knöchelfreiheit niederschlug.
Das BB30 Tretlager
Die Lösung dieses Problems ist nun schon fast 10 Jahre alt. Erfunden hat es
Cannondale mit ihrer SI Kurbel.(
www.bb30standard.com/history.html) Bei diesen Kurbeln wurden die Lager direkt in den Rennradrahmen gepresst. Die Achse wurde von 24 mm auf 30 mm vergrößert was zum ersten Mal Achsen aus Aluminium ermöglichte (vorher Stahl / Titan). Die Lagerschalen wuchsen insgesamt auf 44 mm und wurden ab Werk eingepresst. Das war letztendlich die Geburt von BB30.
Dadurch das die Lager direkt in den Fahrradrahmen gepresst wurden, konnte der U-Faktor (Abstand der beiden Kurbelarme auf Höhe der Tretlagerachse) um bis zu 15 mm gesenkt werden. Durch diesen geringeren Abstand ist es möglich auf dem großen
Kettenblatt alle Gänge der
Kassette durchzuschalten. Natürlich gehören wie so oft höhere Steifigkeit bei niedrigerem Gesamtgewicht zu den weiteren Vorteilen eines BB30 Tretlagers.
Viele Bike Firmen setzen seit einiger Zeit vermehrt auf diesen offenen Standard. Mit FSA, THM Carbones,
SRAM,
Specialized und anderen haben sich schon einige Hersteller auf diesen offenen Tretlagerstandard festgelegt. Dies ist schon mal ein wichtiger Indikator dafür, wie sich eine Sache in der Zukunft entwickelt.
Weitere Tretlager-Standards wie BB90 & Press-Fit
Allerdings gibt es einige Hersteller wie
Shimano und Campagnolo die einen anderen Weg beschreiten. Mit dem
Shimano Pressfit oder BB90 Tretlagerstandard wird die Breite des Tretlagergehäuses auf 90 mm vergrößert. Das ermöglicht steifere Rahmen im Tretlagerbereich zu entwickeln was lt.
Shimano sowieso der Schwachpunkt in der Verbindung Kurbel / Fahrradrahmen ist. Campagnolo verhält sich in der Diskussion relativ neutral und setzt weiter auf die bekannten Ultra-Torque Lagerschalen, bietet aber gleichzeitig Adapter für alle gängigen Tretlager-Standards an. Das hat ein wenig den Anschein, als ob Campagnolo erst noch ein wenig warten möchte, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt um dann zum richtigen Zeitpunkt noch auf den neuen Zug aufspringen zu können.