Zu dem Singen oder Klirren von Bremsscheiben gibt es hier im Forum immer wieder mal einen Thread.
So etwas hatte ich genauso schon mit
Avid-Scheiben, als auch mit Shimanos oder mit Maguras. Das sind Resonanzschwingungen ausgelöst von den Stollenreifen auf Asphalt. Im Gelände hört man gar nichts davon, weil die Stollen in relativ weichen Boden greifen. Wenn man auch im Gelände etwas hört, dann schleifen die
Bremsen aufgrund einer zu knappen Bremssatteleinstellung.
So ist meine Erfahrung.
Praktisch alle Bremsscheiben schleifen leicht an allen Fahrzeug-Bremssätteln (Motorrad, LKW, PKW, Schienenfahrzeuge), nur beim Fahrrad ist es ein (psychologisches) Problem, wo der eine oder andere in eine ("schwere") Krise rutscht. Zig Threads in zig Foren zeugen ja davon seitdem es Bremsscheiben am Fahrrad gibt.
Die Aufnahme der Bremsscheibe an der Nabe (IS 2000, Centerlock) hat unter 0,2mm axiale Planlaufgenauigkeit. Das ist fertigungstechnisch bedingt - werden diese doch als (überwiegende) Drehteile gefertigt und da geht die Planlaufgenauigkeit schon gegen 0,05mm oder noch weniger. Und dafür braucht man gar nicht mal super-moderne Gerätschaften in der Produktion, sondern das schaffen 50 Jahre alte Drehbänke schon. Also, die Naben sind da nicht "Schuld".
Bremsscheiben, wie sie im Fahrradbereich Verwendung finden, sind praktisch dünne (Stahl-)Bleche, aus denen viel Material herausgenommen wird (mit welchem Fertigungsverfahren auch immer). Dementsprechend bleibt wenig Material übrig, das die Kräfte aufnehmen kann, vor allem aber die rel. große Fläche (gemessen zur Wandstärke) stabil halten muss. Dieses Material muss nun auch für die Ebenheit des "Restblechs" (= Bremsscheibe) sorgen und kann das nur mehr über die paar verbliebenen Stege (meist zw. 4-8 an der Zahl) tun.
Nun muss man aber den Fertigungsprozess des Rohmaterials sich anschauen und lt. Trickstuff Website verwenden die einen gehärteten Stahl für die Scheiben. Der Härteprozess von Stahl führt zwangsweise zu Spannungen im Material, die sich wiederum bei der Weiterverarbeitung (laserschneiden oder stanzen) lösen können und so, ob der Tatsache, dass viel Material vom ursprünglichen Blech weggenommen wird, in einem leichten Verzug von ein paar Zehntel Millimetern niederschlagen können.
Ein anderer Aspekt ist noch die Temperatur, welche durch das
Bremsen eingeleitet wird. Auch dadurch können sich Spannungen im Material lösen oder hinzukommen, welche wiederum zu einem Verzug im Zehntel-Millimeterbereich führen können, was dann ein Schleifen zur Folge hat. Dazu schreibt trickstuff auf der Website:
Die Scheiben verziehen sich unter Hitzeeinwirkung deutlich weniger, sind mechanisch extrem stabil und haben eine hohe Lebensdauer
Ein Aspekt, der meist ausgeblendet wird, ist die Verwindung der beim Bremsvorgang beteiligten Komponenten (Gabel/Rahmen, Bremssattel, Nabenachse) durch die auftretenden Kräfte. Speziell am Vorderrad sind diese in Verbindung mit zunehmend größeren Scheiben immer größer als am Hinterrad. Selbst, wenn sich im Achs-/Nabenbereich etwas im Bereich von 0,1-0,3mm verwindet (ggf. gar dauerhaft), so hat das "außen", also am Reibring der Bremsscheibe ziemlich gravierende Auswirkungen. Es muss daher nicht immer zwangsweise der Bremsscheibenhersteller oder Bremsbelagshersteller mit seinen Produkten verantwortlich sein, sondern auch die Hersteller der anderen Produkte sind hier gefordert. Leichtbau steht dem üblicherweise entgegen.