wenn Ihr so weiter erzählt dann wird einem wirklich Angst und Bange...
Aber vielleicht ein paar grundsätzliche Antworten auf die Fragen von ganz oben:
>> Die Frage ist, was erwarte ich als Kunde, was darf ich mindestens erwarten?
Das musst Du letztlich selber für Dich definieren. Aber Du darfst erwarten, dass man Dich erlebnisgetränkt und sicherheitsbewusst führt, nicht nur die eine Strecke kennt, sondern die Region und somit a) auch variieren kann (je nach Wetter, Gruppe, Gegebenheiten) und auch etwas zu erzählen hat. Biken ist ja nicht reduziert auf ein von A nach B kommen... Wie geguidet wird ist abhängig von recht vielen Faktoren, sei es die Charakteristik der Strecke, die Größe und Homogenität (oder Heterogenität) einer Gruppe, der Fragen ob mit einem oder 2 Guides geguidet werden kann, den Wetterverhältnissen, Streckenzustand und vielem mehr. Faustregeln: Je schwieriger / traillastiger die Strecke umso kleiner MUSS eine Gruppe sein (ihr könnt Euch ja mal ausrechnen was auf einem Trail passiert, wenn ich einen Sicherheitsabstand von 10 - 15 m fahren lassen möchte und einmal 7, 10, 15 Teilnehmer habe...). Gruppengrößen haben auch direkten Einfluss auf die Fahrfluss und die Fahrdauer - jeder Teilnehmer rollt mit einem Bündel von Wahrscheinlichkeiten an den Start: Plattenwahrscheinlichkeit, schlechter Tag-Wahrscheinlichkeit, technischer Defekt Wahrscheinlichkeit, Fahrfehlerwahrscheinlichkeit und Sturzwahrscheinlichkeit, Fotografierwahrscheinlichkeit, Regenjacke zum flaschen Zeitpunkt anziehen Wahrscheinlichkeit, Pinkelwahrscheinlichkeit,... das mag jetzt wie eine Karikatur klingen, trifft aber die Realität schon ganz gut. Damit ist klar: je mehr Leute in eine Gruppe kommen, desto unrunder wird es WAHRSCHEINLICH (kann auch gut gehen). Vor allem aber: Im Falle einer kritischen Situation wird es umso schwieriger, je mehr Leute ein Guide vielleicht grad am Berg verteilt hat... Also prüft, mit wie vielen Teilnehmern ein Veranstalter unterwegs ist. Da gibt es riesige Unterschiede die man (leider) nicht immer am Preis erkennen kann - wir wissen dass es Veranstalter gibt die Gruppen mit 11,12 oder sogar 15 Teilnehmern mit einem Guide losschicken (oder bestenfalls noch einen Hospitanten dabei haben). Und andere die Gruppen zwischen 7 und 10 Teilnehmern pro Guide als Maximum garantieren. Ihr habt hier die Wahl.
Gibt es Regeln für guiding, gibt es Mindeststandards?
Nicht wirklich, diese haben sich über die Zeit entwickelt und entwickeln sich weiter. Anders als z.B. im Skibereich gibt es im Mountainbiken keine staatlichen Vorgaben für eine Ausbildung - und das ist eigentlich auch gut so. Unser Sport ist schlicht zu jung und - Gott sein Dank - ist bis dato noch nicht so viel passiert, dass die behördliche Seite hier einschreiten hat müssen. Aber es bilden sich schon Standards heraus - und diese werden von den verfügbaren Ausbildungen getrieben. Heute findet man viele Anbieter, die schon auf Ihrer Webseite angeben, wie ihre Guides aus- und fortgebildet werden. In Deutschland sind dies in erster Linie die Ausbildungen von DIMB und BDR (
http://dimb.de/ausbildung), des DAV (
http://www.alpenverein.de/Bergsport/Ausbildung/), weiters in Baden-Würtemberg des WRSV (
http://www.wrsv.de/). Darüber hinaus bilden Sporthochschulen (Köln) Guides aus, aber auch der eine oder andere große Anbieter von MTB-Reisen (inbes. Transalp), die mit so großen Teams unterwegs sind, dass dies schon aus Kostengründen interessant ist.
Vor kurzem ist ein Projekt gestartet worden, dessen Ziel es ist die Ausbildungen über Verbändegrenzen, vor allem aber europäische Ländergrenzen hinweg besser zu vernetzen und abzustimmen. Ein wichtiger Schritt soll hier die Definition von Mindestanforderungen an eine Ausbildung für MTB-Guides sein, die in allen Ländern zumindest für einen Grundstufenlehrgang gelten sollen. Erstes Treffen hierzu wird im Oktober diesen Jahres in Davos sein.
Kann sich jeder einfach zum Guide erklären...
Ja. Es gibt hier keine definierten Zugangshürden. Wenn einer weiß wie herum man ein Bike halten muss und losfährt, sich umdreht und ein paar Leute hinterherradeln sieht könnte er sich als Guide fühlen...
... indem er Kunden eine Unterschrift abringt, dass sie auf eigene Gefahr mitfahren?
dies hat mit dem Handeln als Guide überhaupt nichts zu tun. Was übrigens die wenigsten wissen: selbst wenn jemand völlig inoffiziell z.B. mit Freunden unterwegs ist, innerhalb der Gruppe aber der erfahrenste oder sogar best ausgebildete ist, ist er "Guide Kraft Wissen" und könnte im Fall eines fahrlässigen Verhaltens mit Negativfolgen haftungsrechtlich hinterfragt werden (= faktische Führungsrolle - kennt man aus den Bereichen Bergsteigen / Skitouren). Und den Haftungsausschluss kann man sich zwar unterzeichnen lassen, rechtlich ist dieser aber (so nicht eine einmalige Individualvereinbarung mit EINEM Menschen) irrelevant.
Braucht der guide eine Lizenz
>> braucht nicht. Aber es hilft ...
Letztlich ist eine gute Ausbildung unabdingbar und hilft einem jeden Guide seine Aufgabe so zu verrichten, dass das, was wir alle wollen, passiert: Teilnehmererleben wirklich beeindruckende MTB-Touren - und begeben sich nicht unbedarft in Gefahr. Die Person und Persönlichkeit eines Guide ist letzten Endes immer ausschlaggebend - und so hat man auch bei professionellen Anbietern mit großen Teams am Ende einen Menschen vor sich, und ist abhängig davon dass bzw. wie dieser seine Aufgabe lebt...
gibt es eine Ausbildung?
>> s.o.
Gibt es Unterschiede zwischen den Ländern?
>> sehr sehr große. Und auch eine Menge Stilblüten. Einige Länder beschränken sich bisher auf sehr schmalspurige Ausbildungen, andere haben ein Programm, das bis zu einem Abschluss ein ungeheures Investment in Geld und Zeit abverlangt (und nur in Richtung Berufsbild MTB-Guide abzielt, d.h. für Guides, die wirklich einen erheblichen Teil ihres Lebens mit dem Guiden bestreiten). So wie bei uns gibt es in einigen Ländern mehrere Institutionen (Verbände oder auch kommerzielle Anbieter) die Ausbildungen betreiben. Und in Frankreich ist gerade eben prominent geworden, dass man dort Guides die NICHT mit der französischen Lizenz ausgestattet sind das Guiden komplett untersagt und diese zu hohen Strafen und/oder Gefängnis verurteilt. Europa lebt eben noch nicht überall...
... und so könnte ich ewig weitermissionieren.
Wenn Ihr Fragen habt - gern!
Viele Grüße
Mathias