Ich habe Strava noch nie genutzt, weil es mir von Anfang an unsympathisch war und weil ich ein starker Gegner des Gedankens bin, Firmen dafür bezahlen, daß sie meine Daten auswerten. Andersherum würde ein Schuh daraus: Strava hätte mich dafür zu bezahlen, daß ich die Daten liefere.
Vor allem aber geht es die Geheimdienste sowie Firmen jeder Herkunft einen Scheiß an, wann ich wo war, und erst recht nichts, wie mein Gesundheitszustand ist (aus den Strava-Daten eines Fahrers sind Herzfrequenz-Variabilität, Rhythmus-Störungen etc. sichtbar, sofern er die Herzfrequenz aufgezeichnet hat, und vielleicht auch noch Watt-Zahlen und was weiß ich noch alles).
Aus demselben Grund habe ich nicht einmal eine App auf dem Handy, die mit meinen Garmins kommunizieren kann. Ich hätte so etwas gerne, kenne aber keine App, die die Tracks oder sonstigen Daten nicht in die Cloud überträgt. Dann eben nicht.
Ob ich selbst mich verbessere, sehe ich ganz ohne Strava. Dafür muß ich nur die aufgezeichneten Tracks auswerten, was bei meinen Geräten glücklicherweise sehr einfach geht: Per USB an den Rechner anschließen, Track auf den Rechner kopieren, fertig. Oder die Speicherkarte aus dem Gerät in den Kartenleser am PC stecken. Bei meiner Standard-Trainingsrunde braucht es nicht einmal das. Ich weiß genau, wie viel Zeit ich für welchen Abschnitt dort normalerweise benötige, und kann das gleich während der Fahrt prüfen.
Der Vergleich mit Anderen ist ohne Strava natürlich nicht so einfach möglich, aber dieser ist mir persönlich völlig egal. In meinem Alter bzw. angesichts der anderen Aufgaben in meinem Leben ist es eher wichtig, darauf zu achten, daß ich nicht abbaue. Der Vergleich mit Anderen würde mir persönlich nichts bringen.
Was sollte ich denn tun, wenn ich sehe, daß ich besser oder schlechter bin als die meisten Anderen? Im ersten Fall: Weniger trainieren? Blöde Idee. Man treibt ohnehin schon zu wenig Sport.
Im zweiten Fall: Mehr trainieren? An Kursen teilnehmen? Einen Personal Trainer nehmen? Zum Sport-Psychologen gehen? Eine Rundum-Untersuchung machen lassen, oder vielleicht eine medizinische Behandlung? Statt zweimal in der Woche je drei oder vier Stunden nun viermal in der Woche je fünf Stunden fahren? Aber erstens: Tut mir leid, aber dafür fehlt die Zeit. Auch wenn ich mir ein Leben ohne MTB nicht vorstellen kann (siehe Signatur), gibt es auch noch andere Dinge (sowohl Verpflichtungen als auch Vergnügen). Und zweitens: Wozu eigentlich (mit 50+)? Damit ich erreiche, daß ich nun bei den besten 37% dabei bin statt bei den besten 39%? Nicht wirklich lohnend. Und drittens: Wie ich gesundheitlich und in puncto Leistung im Vergleich zu Anderen meines Alters dastehe, lasse ich am liebsten niemand anderen einschätzen als meinen Arzt.
Ich kann es aber gut verstehen, wenn solche Vergleiche für Andere (vor allem Jüngere) ihren Reiz haben. Vielleicht wird auf diese Weise auch mal ein Talent entdeckt, das andernfalls unbekannt geblieben wäre.
Nach diesen für den betreffenden Kollegen möglicherweise wieder uninteressanten Einlassungen zurück zum eigentlichen Thema:
Das Beispiel zeigt einmal mehr, was die hirnrissige Praxis der massenhaften Vergabe von Trivialpatenten anrichten kann. Ich hatte mich (auch aus beruflichem Interesse) vor 20 Jahren oder mehr entschieden an den Protesten beteiligt, als in der EU "computerimplementierte Erfindungen" besonders geschützt werden sollten. Das EU-Parlament hat das Vorhaben damals nach langem Kampf glücklicherweise abgelehnt.
Eine Annahme hätte dazu geführt, daß auch in der EU solche lächerlichen Patente wie auf Amazons Sofort-Kaufen-Button oder auf den iif-Operator in Microsoft Excel erteilt worden wären, oder eben auch auf die sehr naheliegenden von Strava umgesetzten Ideen, die nun wirklich nicht als Erfindung bezeichnet werden können.
Trotz der Ablehnung des damaligen Ansinnens durch das EU-Parlament ist das Kind aber schon in den Brunnen gefallen. Ich kenne mich in dem Bereich nicht aus, gehe aber davon aus, daß zwischen den westlichen Staaten Abkommen zur gegenseitigen Anerkennung von Patenten bestehen, und daß diese Staaten im Gegensatz zu China Verletzungen auch ernsthaft verfolgen. Dann müssen die Schwachsinns-Patente aus den USA auch hierzulande anerkannt werden, egal wie trivial sie sind.
Super. Mal sehen, wann die Addition oder das Plus-Zeichen patentiert wird, weil es jemand in einem bisher nicht veröffentlichten Rechengang verwendet. Oder das Alphabet oder die Schrift.
Der Vorgang macht Strava für mich jedenfalls noch viel unsympathischer als es ohnehin schon war (und das, obwohl ich nicht unbedingt der größte Freund von Garmin bin).
Schlußendlich noch eine Mischung zwischen Anmerkung und Frage (rein aus persönlicher Neugier):
Wie fälschungssicher ist Strava? Ich habe mal eine Software geschrieben (für den persönlichen Gebrauch), die bestimmte Dinge mit aufgezeichneten Tracks im GPX-Format anstellt. Deshalb habe ich eine ganz gute Idee darüber, wie dieses Datenformat aufgebaut ist. Es wäre die leichteste Übung, zunächst festzulegen, um wie viel Prozent man sich schneller oder langsamer machen möchte, dann die Track-Daten entsprechend zu manipulieren und schließlich den Track auf Strava hochzuladen.
Wenn der Tour-Profi sich auf diese Weise verlangsamt, wiegt er seine Gegner in Sicherheit und kann sie später überraschen. Wenn der Hobby-Fahrer sich auf diese Weise schneller macht, bereitet er allen anderen Hobby-Fahrern schlaflose Nächte, die sich mit ihm vergleichen.
Ich habe oben schon ausgeführt, warum für mich persönlich der Vergleich mit anderen uninteressant ist. Die Möglichkeiten zur Manipulation sind aber ein zusätzliches Argument gegen den Vergleich mit Anderen.
Ich würde davon ausgehen, daß die meisten Tracks bei Strava gefälscht sind. Kann dazu jemand etwas sagen? Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Ich werde zwar Strava niemals nutzen, aber die Frage nach der Fälschungssicherheit bewegt mich trotzdem schon länger.
Ich möchte gerne verstehen, ob (die meisten) Strava-Nutzer das glauben, was sie dort sehen, ob sie sich der Möglichkeit der Manipulation bewußt sind, und falls ja, wie sie damit umgehen.