Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber nachdem ich jetzt den Artikel und alle Beiträge gelesen habe, fehlen mir irgendwie ein paar Dinge in der Betrachtung:
1. Mathematik lügt nicht.
Will ich ein Rad fahren, das einen flachen Lenkwinkel hat, dann wandert das Vorderrad nach vorne. Der höchste Punkt des Steuerrohrs kippt dadurch automatisch in Richtung Fahrer. Sogar, wenn der Reach unverändert bleibt, wird der Radstand des Bikes automatisch länger.
Möchte ich ein Bike, auf dem ich 'mehr Platz' habe, und zwar erstmal egal, ob in sitzender oder stehender Fahrposition, muß der Radstand verlängert werden, denn die Achse oberer Punkt Steuerrohr/Radachse Vorderrad muß über die Parallelverschiebung weiter nach vorne wandern. Das Bike wird auch hier zwingend länger.
Wenn ich nun sogar beides gleichzeitig haben will, also SOWOHL einen flacheren Lenkwinkel als AUCH mehr Platz auf dem Rad, dann KANN das Bike nur länger werden! Anders geht es nicht, dem steht die Mathematik entgegen.
2. Ist es nicht egal, welche Größe draufsteht, solange die für mich passende Größe drin ist?
Wenn ich von den Rädern, die ich bisher hatte, und den Rädern, die ich schon mal gefahren bin (bei Freunden, zur Probefahrt, im Bikepark geliehen oder ähnliches) die Geo-Daten raussuche und mir merke oder notiere, was mir besonders gut gepaßt hat und was eher nicht, dann kann ich meine eigene 'Datensammlung' erstellen und so immer, auch bei mir unbekannten Bikes, anhand der Geo-Daten abschätzen, ob mir eine Größe passen könnte oder nicht.
Wenn ein Hersteller dann bei meiner Körpergröße empfiehlt, daß ich ein L fahren sollte, ich aber aufgrund der Geo-Daten sehe, daß die M-Geometrie mir deutlich eher liegen würde - so what? Im Idealfall kann ich eine Probefahrt machen (ich weiß, die aktuelle Verfügbarkeit läßt das häufig nicht zu). Ist dies nicht möglich, muß ich auf die gemachten Erfahrungen, meine Erfahrungen, vertrauen.
3. Ist es nicht egal, welcher Bike-Typ drauf steht, solange mir das Rad vom Fahren her gefällt und ich Spaß damit habe?
Ja, ich weiß, daß in unterschiedlichen Disziplinen unterschiedliche Schwerpunkte in den einzelnen Eigenschaften der Bikes gesetzt werden. Mal sollen die Bikes besonders beweglich sein, mal besonders leicht/spritzig, mal besonders laufruhig, etc. Und bestimmte Geometrie-Eigenschaften unterstützen halt eher das eine und andere (vermeintlich) eher das andere.
Die einzelnen Bike-Kategorien sind aber doch einander immer näher gerückt, häufig gibt es neue Kategorien, die vermeintliche Lücken füllen, und die Geometrie (nicht die gewählten Komponenten!), die bei dem einen Hersteller als Trail-Bike bezeichnet wird, ist beim anderen vielleicht doch eher das Down-Country-Bike oder bei dem übernächsten das Enduro?! Denn der eine Hersteller hat ja eine ach so moderne Geometrie gewählt, der nächste ist eher konservativ unterwegs, etc. p.p.
Sollte, ganz generell, nicht jeder einfach das fahren, was ihm taugt? Die Auswahl an Geometrien ist, nach meinem Empfinden, aktuell so groß, daß jeder, der sich ein wenig mit diesen befaßt, auch die Möglichkeit haben dürfte, einen Rahmen zu finden, der ihm taugen sollte. Daß das nicht immer einfach ist und trotzdem noch Kompromisse bedeuten mag, will ich gar nicht in Abrede stellen.
Aber sich über 'long, low, slack' heute zu beschweren, während man diesen Trend bis gestern noch regelrecht gehypt hat finde ich nicht ganz passend.