Von Technikverweigerern und Ewiggestrigen, oder wieso fährt man sonst auf 26er ab?

Der Fahrradbau ist zwar keine Raketenwissenschaft, aber sicher steckt Hirnschmalz und viel Entwicklungsarbeit dahinter mit viel try and error. Auf/in der Gabel werden sich verschiedene E-Module verteilen, die durch die Fahrdynamik unterschiedlich angesprochen werden. Kann zufällig jemand hier Finite Elemente simulieren? ;)
 

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Re: Von Technikverweigerern und Ewiggestrigen, oder wieso fährt man sonst auf 26er ab?
Jetzt auch mal tatsächlich meines.
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...

Hm ...

https://cycling-obsession.com/colnago-precisa-fork-history/

Wenn Ernesto Colnago und Enzo Ferrari zu dem Ergebnis kommen, dass gerade Gabelscheiden zu besserem Komfort und besserer Handhabungsprezission führen, und wenn dieses Design der Straight Forks an heutigen sportlichen Starrgabelrädern wie Rennrädern und Gravelbikes nahezu ausschließlich zu finden ist, scheint sich die Idee materialübergreifend durchgesetzt zu haben, was für mich sachlich tatsächlich überzeugender klingt, als die hiesigen Einwürfe.
Exakt: sachliches Marketing schlägt schwurbelige Physik.

Wolf Schneider sehr ans Herz gelegt:
https://www.blinkist.com/de/books/d... ist,und Informationen gezielt zu übermitteln:winken:
 
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Danke, das ist nett von dir, aber allzu sehr hänge ich nicht mehr an diesem Buch: Irgendwie bin ich dem im Laufe der Jahre entwachsen.
Damals gabs auf dem freien Markt ja nur wenige leichte Teile zum kaufen, man konnte sich aber zusammen mit diesem Buch durch selber machen helfen. Das ist heute anders, was sogar Smolik am Ende seiner Schaffenszeit bemerkte.
 
Danke, das ist nett von dir, aber allzu sehr hänge ich nicht mehr an diesem Buch: Irgendwie bin ich dem im Laufe der Jahre entwachsen.
Damals gabs auf dem freien Markt ja nur wenige leichte Teile zum kaufen, man konnte sich aber zusammen mit diesem Buch durch selber machen helfen. Das ist heute anders, was sogar Smolik am Ende seiner Schaffenszeit bemerkte.
Apropos Smolik, @ArSt das kennst Du dann sicher auch?
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Nein, das kenne ich nicht: Mit Rennrädern wollte ich nichts mehr zu tun haben, nach dem es mir mit meiner Randonöse dauernd Reifen zerissen hat, blos weil ich damit auf Feldwegen im Alpenvorland unterwegs war.
Drum kam ja dann der Pacer, ;) mit dem gings dann.
Ich hab' früher nur hin und wieder in die Tour gesehen, wenn was von Smolik und MTB drin stand.
Die Bike gab's damals ja noch nicht, oder war grad erst im kommen.
Trotzdem, sehr schöner Centurion Renner auf dem Cover! :daumen:
 
Gebogen oder nicht gebogen ...
Kann zufällig jemand hier Finite Elemente simulieren?
;)

Fänd ich auch spannend.

Zwei Sachen will ich mir zu Herzen nehmen; die Physik und das Hinterfragen Dahergeschriebenem, wie Wolf Schneider es empfieht.
Natürlich erklärt es die Physik. Nur wie sie es erklärt, erklärt sich mir aus dem hier Geschriebenen noch nicht.
So habe ich mir das ein oder andere erlesen und erklären lassen. Christian Smolik schreibt:

http://www.smolik-velotech.de/glossar/g_GABEL.htm

„Federwirkung

Der Fahrkomfort eines Rades wird entscheidend durch die Federwirkung der Gabel bestimmt. Diese Wirkung ist abhängig von Vorbiegung und Dimensionierung der unteren Gabelbeinenden und auch der Werkstoff (Elastizitätsmodul) spielt eine Rolle.

Gabelbeine aus Aluminium weisen eine noch bessere Federungwirkung … (Anm.: das wurde hier auch schon anders gesehen, aber bisher noch nicht kritisiert) … und damit höheren Fahrkomfort auf als solche aus Stahl (1/3 des Elastizitätsmoduls), solche aus Carbon reduzieren sie (je nach Bauweise bis zum doppelten Elastizitätsmodul von Stahl).

Die Gabeln alter Rennräder sind ein klassisches Beispiel für einen idealen Kraftflußverlauf, da sich mit zunehmendem Hebelarm (vom Ausfallende zum Gabelkopf hin) der Rohrdurchmesser erhöht, womit die Biegesteifigkeit kontinuierlich zunimmt.“


Herr Smoliks Werke sind eigentlich über jeden Zweifel erhaben.

Ein Freund erklärt mir: „Stelle Dir eine übertrieben gebogene Gabel vor, dann leuchtet es Dir schon von selbst ein, dass die gebogene Gabel mehr Federwirkung zeigt, als eine gerade.“

Hab ich gemacht und kann ich mir zunächst gut vorstellen:

Komfortgabel2.jpg Die Komfortgabel von Holger Koch.

https://www.fahrrad-rat.de/technische-faktoren-der-rahmengeometrie.html

Auf seiner Seite schreibt er:

„Gebogene Gabelscheiden sorgen für einen gewissen Federungskomfort (vertikale Elastizität). Dieser wird umso größer, je kleiner der Biegeradius und je größer der Versatz. Der Effekt wirkt umso stärker, je flacher der Lenkkopfrohrwinkel ist, denn die Ausschläge einer steilen Gabel tragen zur Vertikalfederung nur geringfügiger bei.“

Die Herren Smolik und Koch sind sich also einig, Herr Koch beschreibt es ein bisschen ansehnlicher, find ich.

Nun sollte es eigentlich angekommen sein. So scheint also die gesamte Starrgabel-Sportradbranche dem Colnago-Marketing auf den Leim gegangen zu sein, denn alle bauen sie gerade Gabeln.

Aber,

TecnoCurve.JPG

Beim Biegen entstehende Spannungen wirken sich also auf die Elastizität des Rohres aus. Und ein Maschinenbauer erklärt mir, jede Kaltverformung führe zu einer Versteifung des Materials, was man sich gut vorstellen könne; biege man es hin und her und hin und her …, so versteife jeder Biegevorgang das Material ein bisschen mehr, bis es bricht. Der Test mit der Büroklammer hat es bestätigt.

Wenn die Rohre der gebogenen Gabelscheiden in ihrem Herstellungsprozess schon in ihre gebogene Form gezogen und anschließend so vergütet würden, wäre es für mich klarer. Ich nehme aber an, dass die Gabelscheiden nach der Vergütung aus einem geraden Rohr gebogen werden, so wie es Mattia Paganotti in seinem Video bei etwa 1:52 min zeigt. Er biegt mit dem von Piero Serena geerbten Werkzeug die Gabelscheiden kalt.

bei 1:52 min.

Ich betrachte zwei gleichartige Gabeln, die sich zum Ausfallende hin verjüngen. Die Biegung der Rechten würde ich als üblich für sportliche Räder bezeichnen und ist deutlich geringer als die der Koch-Komfortgabel.

Gabelvergleichfinal.jpg

Nochmal zu Herrn Koch:

„Gebogene Gabelscheiden sorgen für einen gewissen Federungskomfort (vertikale Elastizität). Dieser wird umso größer, je kleiner der Biegeradius und je größer der Versatz. Der Effekt wirkt umso stärker, je flacher der Lenkkopfrohrwinkel ist, denn die Ausschläge einer steilen Gabel tragen zur Vertikalfederung nur geringfügiger bei.“

Da die Ausfallenden beider Gabeln am gleichen geometrischen Punkt ankommen wollen, ist der Winkel der geraden Gabelscheiden notwendigerweise im oberen Dreiviertel (?) flacher als der Winkel der Gebogenen. Damit kann die gerade Gabel dort im Vergleich zur gebogenen Gabel an gleicher Stelle elastischer auf Impulse von der Straße reagieren. Im unteren Viertel (?), dem dünneren und damit schon elastischeren Teil der Gabel kommt die Biegung und der Versatz der von Koch beschriebenen Vertikalfederung der gebogenen Gabel zugute. In welchem Maße nun das eine oder andere sich hervortut, weiß ich nicht. Fraglich bleibt für mich auch, in wieweit Druckspannung und Streckdehnung aus dem Biegevorgang den Vorteil der gewöhnlichen gebogenen Gabel wieder reduzieren. Bei Herrn Kochs Komfortgabel kann ich mir vorstellen, dass für die Elastizität die Vorteile aus der intensiv gebogenen Form gegenüber den Nachteilen des Biegevorgangs überwiegen. Ist das bei „normal“ gebogenen Gabeln an sportlichen Rädern auch so?

Ich zweifle nicht an der Fachkenntnis der Herren Smolik und Koch. Da sich aber nicht weniger plausible Erklärungen zu Elastizitätsveränderung durch Biegung finden, könnte ich mir auch vorstellen, dass an den beschriebenen Erkenntnissen der Herren Colnago und Ferrari doch ein bisschen was dran ist.

Vielleicht gibt es hier ja Wissende, die ihre Kenntnisse verständlich und erhellend teilen möchten.
 
Die Herstellung gerader Gabeln ist einfacher, kostengünstiger.
Vertikal flexible Gabelscheiden können das Bremsverhalten beeinträchtigen. Aktuelle Räder haben sehr verwindungssteife Gabeln da sie die Kräfte der Scheibenbremse aufnehmen müssen.
Vorgebogene Stahlgabeln nehmen durch die Verformung keinerlei Schaden (werden auch nicht steifer), wenn die Verformung die sog.
Dauerfestigkeitsgrenze der Legierung nicht überschreitet.
Ein anderer Punkt sind Vorbiegung und Nachlauf - in Zusammenhang mit dem Lenkkopfwinkel. Man kann also nur soweit vorbiegen, dass die Gesamtgeometrie nicht beeinträchtigt wird.
 
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Die Herstellung gerader Gabeln ist einfacher, kostengünstiger.
Vertikal flexible Gabelscheiden können das Bremsverhalten beeinträchtigen. Aktuelle Räder haben sehr verwindungssteife Gabeln da sie die Kräfte der Scheibenbremse aufnehmen müssen.
Vorgebogene Stahlgabeln nehmen durch die Verformung keinerlei Schaden (werden auch nicht steifer), wenn die Verformung die sog.
Dauerfestigkeitsgrenze der Legierung nicht überschreitet.
Ein anderer Punkt sind Vorbiegung und Nachlauf - in Zusammenhang mit dem Lenkkopfwinkel. Man kann also nur soweit vorbiegen, dass die Gesamtgeometrie nicht beeinträchtigt wird.
Einfacher, kostengünstiger und...schneller. Die Kraft die gebogene Scheiden 'schlucken' , schenken Sie uns Hobbyfahrern in Form von...Komfort. Dankeschoen!

In welchen Bundesländern konnte man Physik eigentlich so 'mir nichts, dir nichts' aus dem Stundenplan streichen? Crux!
🤔

funzt natürlich auch am Hinterbau. Warum macht das nur nicht jeder? Hmmmmm.
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Moin Moin,

die Frage ist vor rund 25 Jahren schon in der MBA beantwortet worden. Aber daß gebogene Gabelbeine mehr als im Bereich von Hundertstel Millimetern komprimieren, ist als gegebene Tatsache nicht aus der Welt zu bringen. Und genauso falsch.

Man kann das testen wie die MBA, man kann das am Computer per FEM berechnen. Allerdings bin ich bekennend faul und empfehle lieber folgendes Gedankenspiel: Frühe Federgabeln wie die MAG21 sind so weich, daß die Felge im Wiegetritt teilweise an den Bremsbelägen schleift. Folglich verschieben sich die Gabelbeine gegeneinander, eins wird "kürzer" als das andere. Bei einer weichen Starrgabel müßte ja dasselbe geschehen. Und? Hat schon mal bei jemandem die Felge im Wiegetritt an der Bremse geschliffen, ohne daß die Speichen praktisch lose waren? Nein? Q.E.D.

Dasselbe gilt übrigens auch für gebogene Sattelstreben, die bei einigen Herstellern für "Federung" am Hinterrad sorgen sollen. Würde es funktionieren, würde nichts die Sattelstreben davon abhalten, im Wiegetritt einzeln einzufedern und die Felge schleifen zu lassen. Also kann man sagen: Würde es funktionieren, würde es nicht funktionieren.

Ich habe das übrigens schon mal im Rahmen von Softtail-Hinterradfederungen ausführlicher behandelt: http://www.gebla.de/Technik/Softtail.html

Ich selbst baue allerdings sowohl Gabeln mit geraden als auch gebogenen Gabelbeinen. Ich empfehle den Kunden, nach ihrem Geschmack zu entscheiden. Gewünschten Komfort bekommt man durch die entsprechende Wahl der Gabelbeine und des Schaftes hin, nicht durch ein bischen Krümmung.

Viele Grüße,
Georg
 
Heute Schrott von der Straße aufgelesen.
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wirkt wenig verritten, sondern einfach nur vergammelt/vernachlässigt. Hat jedenfalls nix gekostet.
Ich zerlege mal und kucke was so draus wird. Schrift ist auflackiert und nicht unter Klarlack - schade, ungünstig fürs Aufpolieren.

Keinen Schimmer was der Lenker darstellen soll, der kommt in die Altmetalltonne.
 
Diese Umlenkröhrchen am oberen Ende Sattelrohr, sind die anerkannt gut oder Murks?
Und darf man in diesem Thread überhaupt solche Fragen stellen?
 
Hab mal bisschen reingezoomt, deshalb unscharf. Diese Röhrchen meinte ich…
 

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Zumindest mal mit Politur und einem Wachs drüber. Der Schriftzug war entgegen meiner letzten Aussage doch mal unter Klarlack.
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Die andere Seite ist noch intakt, stand wohl Richtung Norden.

Das Rad muss ewig unbewegt im Freien gestanden haben…
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Innenlager ging easy raus, hat aber „Sand im Getriebe“. Läuft nicht geschmeidig, das beizubehalten wäre am falschen Platz gespart.
Macht es Sinn sich hier Hollowtech anzusehen? Sieht so aus als wären die Lager dort weiter auseinander, d. h. stabilere Lagerung der Kurbelwelle. Andererseits kann ich mich aber nur schwer mit der Unterlegerei anfreunden um auf die notwendige Breite zu kommen. Das ist sicher nicht zuträglich. Gibt es Hollowtech auch direkt für 68mm?
Dann muss aber auch Kurbel neu. Wobei Pedale eh neu kommen.
 

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