Nun bin ich das Bike ausgiebig Probe gefahren und kann mal einige Eindrücke schildern. Ich beginne mit dem Gesamteindruck.
Die Sitzposition ist etwas aufrechter als ich es gewohnt war. Gemessen sind es ca. 2cm Unterschied in der Überhöhung zum alten Bike. Anfangs dachte ich, das mich dies wahrscheinlich auf flacheren Trails stören würde und ich die Front noch absenke. Das erwies sich aber als unnötig. Schon auf den ersten beiden Fahrten hat es mich kein bisschen gestört, im Gegenteil ich fühlte mich sofort wohl und hatte keinerlei Eingewöhnungsschwierigkeiten. Die Oberrohrlänge und damit auch die Sitzlänge sind fast identisch mit dem alten Bike, so das es auch da nix zu meckern gab. Positiv war der bessere Sitzwinkel. Zwar ist auch dieser auf dem Papier gleich mit dem alten Rad, doch dort wurde er durch die längere Gabel abgeflacht und war real wohl ca. 1,5Grad flacher. Jedenfalls hat man da immer etwas nach vorne treten müssen, was etwas unökonomisch war. Fazit also, die Sitzposition empfinde ich als äußerst angenehm und habe weder was zu meckern, noch mich an etwas zu gewöhnen. So konnte ich mich viel früher als erwartet ans „Einschießen" machen.
Da ich schon länger meine Touren mit GPS aufzeichne und bei Strava hoch lade, konnte ich gut meine Zeiten auf den Hometrails vergleichen. Von Anfang an war ich mit dem neuen Rad in den Top5 der Zeiten meines alten Bikes. Das hat mich schon sehr überrascht. Inzwischen werden nach und nach alle Zeiten des alten Bikes egalisiert.
Das Banshee fährt sich insgesamt sehr straff und effizient. Bergauf geht es super vorwärts und klettert eigentlich überall problemlos hoch. Dabei finde ich es angenehmer als mein altes Rad, was hauptsächlich an Gewicht und Sitzwinkel liegen dürfte. Die großen Räder haben sich überhaupt nicht negativ bemerkbar gemacht.
Geht es mal nicht bergauf ist das Banshee eine wirkliche Trailrakete. Was Wendigkeit angeht liegt es auf dem gleichen Niveau wie mein altes 26“, was aufgrund fast identischen Radstand und Kettenstreben auch nicht anders zu erwarten war. Die großen Räder haben auch hier keinerlei Nachteile gezeigt. Vielmehr war ich überrascht, wie unscheinbar sie sich einfügten. Bei den ersten Abfahrten im gröberen Gelände kamen dann aber doch die deutlichen Vorteile der 29er zum Vorschein. Das Rad vermittelt eine unglaubliche Sicherheit und Gutmütigkeit. Vor allem im steileren Gelände war ich wirklich beeindruckt, was das tiefe Tretlager gegenüber den Radachsen für einen Sicherheitsgewinn bringt. Das Bike scheint man kaum aus der Ruhe zu bringen. Und die höhere Front war hier sogar von Vorteil. Man kann es einfach laufen lassen und die großen Räder rollen wirklich super. Beeindruckt war ich auch beim Überfahren von Baumstämmen und ähnlichen Hindernissen, es ist mit 29er deutlich einfacher und geschmeidiger. Die 26“ scheinen dagegen immer irgendwie überall fest zu hängen. Auch beim Kurven fahren ist das Banshee absolut sicher und gutmütig. Enge Trails sind kein Problem und es macht einfach Laune es um die Bäume rum zu werfen. Die Traktion ist mit den 29er wirklich besser. Im großen und ganzen kann ich sagen, das Banshee Paradox fährt sich sehr ähnlich wie mein altes DMR nur mit deutlich mehr Sicherheit und damit auch deutlich schneller. Es sind absolut keine Nachteile der großen Räder zu spüren, dafür sehr viele Vorteile. Die Geometrie des Paradox ist ein richtiger Volltreffer. Banshee hat es wirklich geschafft, die Vorteile von 29" Rädern und die Vorteile eines kurzen, wendigen 26" Trailbikes miteinander zu vereinen ohne irgendeinen Nachteil.
Ich kann nur nochmal das absolut treffende Fazit von mtbr.com zitieren, denn das trifft es auf den Punkt:
- it’s not just another 29er hardtail
- fun, fun, fun
- it’s an incredible value at $600 for the frame
- built like a Banshee – stiff and durable
- flickable, nimble, and carves corners
- accelerates like a rocket
- climbs and descends equally well
- extremely stable and confidence - inspiring handling
- versatile – can be built up in a variety of ways to suit any type of AM/trail riding
Nun noch was zur Rock Shox RS1. Inzwischen bin ich regelrecht begeistert von der Gabel. Da hat Rock Shox wirklich was geniales abgeliefert. Sie fährt sich straff und effizient. Das Ansprechverhalten ist wie bei meiner BOS Deville fast ohne Reibung absolut sensibel. Dabei geht ihr aber das plüschige einer BOS oder
Pike völlig ab. Die Dämpfung ist von Anfang an straff. Es wird nichts verschenkt. Sie ist also kein Komfortwunder, sondern hilft einem nur schnell zu sein. Ich finde das diese Abstimmung für ein Trailbike ziemlich perfekt ist. Es gibt kein Wegtauchen im steilen Gelände und auch nicht beim
Bremsen. Wird es ruppig und grob, kann sie ordentlich schlucken, vermittelt dabei aber nicht die plüschige Sicherheit einer
Pike oder Deville. Aktive Fahrtechnik und die großen Räder gleichen das aber gut aus und so kann man es ordentlich laufen lassen. Es fühlt sich nach mehr an als 120mm. Oder besser, es fühlt sich nicht danach an als hätte man nur 120mm. In Steinfeldern liegt sie nicht so ruhig wie eine Endurogabel, da merkt man die straffe Highspeed Druckstufenabstimmung. Dafür hat sie aber viel vom allseits gelobten „Pop“. Und damit macht sie auf den Trails wirklich Spaß. Ich vermisse die plüschige Sahnigkeit meiner Deville seltsamerweise gar nicht. Die straffe, effiziente Abstimmung macht viel mehr Spaß, fördert den Spieltrieb und macht wirklich schnell. Geht es in wirklich grobes Endurogelände, kommt man mit der RS1 auch gut zurecht, doch kommt man dort auch erwartungsgemäß an die Grenzen. Außerdem würde ich dann auch einen Token/Volumenspacer einbauen um die Progression zu erhöhen.
In Sachen Lenksteifigkeit gibt es nix zu meckern, ob es jetzt mehr oder weniger als bei
Pike&Co. ist, vermag ich nicht zu sagen. Unauffällig. Aber die hohe Bremssteifigkeit ist zu spüren. Beim harten Anbremsen fühlt sich die Gabel viel stabiler an als meine Deville. Ich würde es nicht als Vorteil (oder Nachteil der Deville) bewerten, aber es ist deutlich spürbar.
Gegen die sonst in der 120er Trailklasse üblichen Revelations, Rebas oder SIDs ist die RS1 eine andere Welt. Die MotionControl Dämpfung kann der RS1 in keinster Weise das Wasser reichen.