Hallo ihr Lieben,
nachdem ich hier ganz viel mitgenommen und den gesamten Thread über viele Wochen gelesen haben, möchte ich euch auch meine Erfahrungen nach gut 15 Wochen nach der OP mit euch teilen. Danke für das tolle Forum, ich habe hier viele Tipps erfahren und v.a. auch wieder Mut gewonnen, nach vorne zu schauen.
Kurz zu mir, ich bin 54 und würde mich als normal sportlich beschreiben, Wandern, Joggen, Radfahren, alles in normalem Ausmaß.
Passiert ist der Riss am 4.12. in meiner wöchentlichen Freizeitsportstunde und zwar am Ende der Stunde beim Basketball. Beim normalen Laufen durch die Halle, ohne Fremdeinwirkung oder Umknicken hat es geknallt und es hat sich angefühlt, als ob mir jemand in die Ferse getreten ist. Nur war da niemand hinter mir... Die Sehne am rechten Fuß war mittig glatt durch. Erstaunlicherweise hatte ich keinerlei Schmerzen, auch nach der OP und über den gesamten Verlauf bisher nicht.
2 Tage später direkt die Operation mit Plantarissehnen Durchflechtung. Der Operateur meinte, dass wenn möglich immer mit dieser Sehne, die "ohne Funktion" sei, die Naht erfolgt. Als ich das später meinem Physio erzählt habe, hat dieser nur mit dem Kopf geschüttelt, "es gibt keine Sehne im Körper ohne Funktion"... Aha.
Die OP verlief gut und ich wurde nach 1 Nacht aus der Chirurgie entlassen. 13 cm ist meine Narbe lang. Die Arztvisite am Morgen war nur ein kurzes "wie gehts" und ein Blick auf die Naht. Danach noch die Orthese bekommen, den AirWalker, das wars. Auf meine Frage nach einem Entlass Gespräch und Nachbehandlungsplan, wurde ich auf diese Visite verwiesen, alles weitere stünde im Entlassbrief. Hm, das hatte ich mir anders vorgestellt. Demnach sollte ich die Orthese für 4 Wochen in 10° Stellung und für weitere 2 Wochen in 0° Stellung tragen, dazu Thromboseprophylaxe. Nach 6 Wochen Wiedervorstellung.
Über die gesamten 6 Wochen sollte ich keine Belastung auf den Fuß bringen und auch sonst nichts machen, am besten so oft wie möglich das Bein hochlegen.
Das war ziemlich deprimierend, hatte ich doch so viel anderes gehört, v.a. mit Teilbelastung schon viel früher und im Netz gibt es Nachbehandlungsschemata die viel aktiver sind. Eine befreundete Ärztin hat mir dann aber genau das selbe geraten. 6 Wochen keine Belastung und Ruhe. Hm, dass muss dann wohl die medizinische Schulmeinung sein.
Immerhin konnte ich in der Nacht den AirWalker ausziehen und dafür die halboffene Gipsschale aus dem Krankenhaus tragen, die mit 2 Verbänden fixiert war. Das war eine Wohltat und ich habe meinen Fuß beim Wechsel mit einem Waschlappen massiert. Als Bauchschläfer habe ich dann auch einfach die Füße über die Bettkante hängen lassen.
Etwa ein Woche habe ich mich an die strikten Vorgaben gehalten und nichts gemacht, hatte auch schon deutlich gespürt, wie die Kraft im rechten Bein schwand und alles dünner wurde, dann hatte ich Besuch eines befreundeten Ergotherapeuten. Der hat mir Tipps gegeben, die ich ab da täglich jeden Morgen und Abend befolgt habe, manchmal auch tagsüber wenn ich den Airwalker mal so ausgezogen habe. So habe ich bei jedem Wechsel der Orthese Übungen mit den Zehen gemacht, diese bewegt und angezogen, dann den Fuß ganz leicht, nur 1-2 Zentimeter hoch und runter bewegt. Das hält das Fußgelenk beweglich und bringt keine Belastung auf die Sehne. Dann die oberste Hautschicht links und rechts über dem Fußgelenk und neben der Naht mit beiden Händen ganz leicht hoch und runter über das untere Gewebe geschoben. Das verhindert, dass die Faszien verkleben. Klang plausibel.
Ich habe dann auch wieder begonnen, leichte Übungen zu machen. Gymnastikmatte ins Wohnzimmer und los ging es: Liegestütze auf Knien, Situps, Fahrradfahren im Liegen, seitliches Beinheben, das war abends mein Programm. Bei jedem Zähneputzen morgens und abends hab ich auch mein rechtes Bein seitlich gehoben. Nach etwa 4 Wochen habe ich dann Abends auf der Couch (immer ohne Stiefel) den Fuß auf einen großen Gymnastikball abgestützt und ganz leicht den Ball vor und zurück und damit den Fuß hoch und runter bewegt.
Bei all den Übungen hatte ich nie Schmerzen oder Probleme. Meine Naht hat zwar einige Wochen lang noch genässt, das war aber zum Glück keine Entzündung.
Während der 6 Wochen Stiefeltragen war ich 2, 3 Mal beim Hausarzt zur Wundkontrolle und 2 Mal in der Chirurgie, ich habe immer wieder nach dem Nachbehandlungsschema gefragt, aber nichts weiteres bekommen... Echt enttäuschend. Also auf eigene Faust weitergemacht und vor allem auf meinen Körper gehört. Ich glaube, das ist echt das entscheidende.
Exakt nach 6 Wochen dann die Wiedervorstellung in der Chriurgie. Nach einer Ultraschallunterschung kam das OK zum Abnehmen des AirWalkers. Hurra! Ich solle nur noch Gel-Fersenkeile in den Schuhen tragen und die Krücken direkt weg lassen. Aufbau mit Physio, Belastung nach Körpergefühl, Sehne gilt als geheilt. So der Arzt. Gesagt getan. Auf dem Heimweg bin ich dann direkt die letzten 500m nach Hause gelaufen, besser gesagt gehumpelt, ohne Krücken. Was für ein Gefühl! 3 Tage später bin ich schon 2km Spazieren gegangen. Ich habe mir dann manchmal aber noch 1 Krücke als Entlastung gegönnt. Hilft. Die aktive Beweglichkeit meines rechten Fußes war eigentlich vom 1. Tag nach Ablegen der Orthese fast wieder normal. Meine Frau hat gestaunt. Nur darüber hinaus, da hatte ich eine Blockade. Was gar nicht ging, war auf den vorderen Fuß oder die Zehen zu stehen. Habe auf der Waage keine 5 kg aktiv mit den Zehen drücken können. Alles weg, krass. Konnte mir das so echt nicht vorstellen. Damit war ein Abrollen beim Gehen oder Treppensteigen und hinunter gehen nicht möglich.
Seitdem habe ich nun das 4. Rezept zur Lymphdrainage und das 3. für Physiotherapie. Meinen 1. Therapeuten habe ich bald gewechselt, der hat teils mit Gewalt versucht meinen Fuß über die Blockade hinaus beweglicher zu machen. Hatte danach manchmal 2 Tage einen geschwollenen Fuß. Jetzt gehe ich bei der Arbeit zur KG. Lymphe und KG zusammen. Ein Traum und der Therapeut ist spitze!
In den Wochen danach ging es stetig bergauf. Pro Woche konnte ich etwa 15 kg mehr Gewicht auf die Waage aktiv mit den Zehen drücken. Beim jedem weiteren Kilo hab ich mich gefreut.
8 Wochen pOP bin ich Auto gefahren (automatik). Der Arzt meinte davor ich muss das selbst nach Gefühl entscheiden. Ok. Habe zunächst im Hof Übungen gemacht und die Reaktion getestet, Pedalwechsel, Vollbremsung. Geht. Eine kurze Fahrt zum Wertstoffhof, top. Seitdem fahre ich wieder Auto, zunächst keine langen Strecken aber eine halbe Stunde zur Arbeit ging problemlos. Endlich nicht mehr nur HomeOffice.
10 Wochen pOP: Skiurlaub, also für die Familie. Ich bin zurück geblieben unten im Tal. Bin da zunächst in der Ebene spazieren gegangen, 5/6 km. Passt. Dann hoch ins Skigebiet gewandert, mit Skistöcken unterstützt. 9km, 400hm. 2 Tage später zur Bergstation 600 hm. Klappt auch. Was für ein Gefühl! Hätte ich ein ungutes Gefühl gehabt hätte ich das abgebrochen.
Nach nun 15 Wochen kann ich fast wieder normal Laufen oder Radfahren. Noch nicht ganz rund und die Spannung im Fuß ist immer noch da, aber ich bin sehr zufrieden. Bekomme jetzt auch mein Körpergewicht mit 85 kg gedrückt und kann einbeinig einige Zeit auf den Zehen stehen. Auch Treppen steigen geht wieder fast normal. Gestern dann die erste 5km Joggingrunde, noch sehr gemütlich. Auch geschafft.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Fortschritt. Es fehlt zwar noch einiges und dauert sicher noch Monate, bis wieder alles fast wie früher wird, aber da bin ich zuversichtlich.
Ich habe immer auf meinen Körper gehört und solange ich mich gut gefühlt habe und keine Probleme bekommen habe, fand ich war alles in Ordnung.
Ich hoffe, das ist nun nicht zu lange geworden, aber ich wollte meine persönlichen Erfahrungen mit euch teilen und vielleicht kann ja manch einer etwas für sich verwenden und wenn es nur die Zuversicht ist. Allen Leidensgenossen und -genossinen alles Gute für ihren Weg.
Liebe Grüße,
Bernd.