Ebbt das Interesse ab? Seit Tagen schon kein sinnvoller Beitrag mehr?! Damit mal wieder bisschen Leben in die Diskussion kommt, gibts jetzt ein paar Messwerte.
Ich habe weder Kosten noch Mühe gescheut ;-) und gleich zwei W35 Laufradsätze durchgemessen. Der erste ist nagelneu und ungefahren. Der zweite leicht gebraucht und hat ein paar wenige Fahrstunden ohne Misshandlungen auf dem Buckel. Sichtbare Dellen oder Beschädigungen hat er nicht.
Um die Tabelle deuten zu können noch kurz ein paar Hinweise zu meiner Messung.
Die Werte habe ich mit einem analogen DT-Tensiometer ermittelt. Dabei habe ich immer nach dem Ventilloch begonnen und jede Seite in Fahrtrichtung reihum gemessen. Und weil die Frage garantiert aufkommen wird, das Tensiometer habe ich dabei immer gleich und immer waagerecht gehalten. Die Messung erfolgte ungefähr in der Mitte der Speichen. An jeder Speiche habe ich das Tensio auch ein wenig hin und her geschoben und neu gemessen um mögliche Ungenauigkeiten durch Knicke oder Dickenunterschiede auszuschließen. Es kann sonst schnell mal Messabweichungen von 0,02 mm geben.
Ein Polardiagramm war mir zu mühsam. Die Messwerte stehen einfach untereinander in der Tabelle.
Bei dem ersten, ungefahrenen Vorderrad habe ich mir den Spaß gemacht und nach der Messung alle Speichen reihum mit der Hand etwas zusammengedrückt und belastet. Anschließend noch mal gemessen. Diese Werte stehen daneben.
Bei zwei Laufrädern sind die Speichen unterkreuzt (in Tabelle mit "X" gekennzeichnet) und bei den anderen beiden waren sie nicht unterkreuzt.
Ich habe zum DT-Tensiometer keine Umrechnungstabelle für die Sapim CX-Ray Speichen und mir auch noch keine Kurve dafür selbst ermittelt. Deshalb kann ich keine verlässliche Aussage zur absoluten Speichenspannung treffen. Die Spannungskurve, die man mit dem Tensio bei Speichen misst, ist nicht ganz linear. Man kann aber sagen, dass in dem Bereich um die 1000 N Messabweichungen von 0,04-0,05 mm etwa 50 N Unterschied entsprechen. Bei 1200 N entsprechen nur noch 0,03 mm einem "Speichenspannungsunterschied" von 50 N.
Als Anhaltspunkte reichen erst einmal die Umrechnungswerte, die ich einmal von schnellerpfeil bekommen habe:
1000 N = 0,50
1100 N = 0,55
1200 N = 0,60

Meine Einschätzung:
Die Speichenspannung ist an dem ersten ungefahrenen Vorderrad ziemlich niedrig. Am zweiten Vorderrad ist sie immer noch niedrig, aber akzeptabel. Ungewöhnlich finde ich dort die im Mittel fast gleiche Speichenspannung rechts und links. Ich hoffe ich habe mich da nicht vertan. ;-)
Die Hinterräder sind beide etwas höher gespannt und wie ich finde so in Ordnung.
Die Schwankungen betragen bei allen vier Rädern mehrere hundert Newton und es gibt auch deutliche Ausreißer nach unten. Besonders die teilweise großen Unterschiede von benachbarten Speichen sind nicht schön. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Die Gleichmäßigkeit liegt trotzdem im guten Durchschnitt, wie sie von anderen großen Laufradherstellern auch erreicht wird. Was ich nicht erwartet, aber doch irgendwie vermutet habe, war die Veränderung der Speichenspannung nachdem ich die Speichen an dem ersten Vorderrad etwas belastet hatte. An fast allen Speichen sind um die 50 N "verschwunden". Das passiert nur, wenn sich beim Aufbau die Speichen noch nicht vollständig gesetzt und an Nabenflansch und Felgensitz angepasst haben. Die Anpassung erreicht man durch "Abdrücken". Dafür gibt es verschiedene Methoden. Das einfachste ist die Speichen zusammenzudrücken. Macht man das beim Aufbau nicht ausreichend, passiert dies erst im Fahrbetrieb. Die Speichen verlieren dadurch wieder Spannung und werden locker. Jeder kennt die Aussage: "Neue Räder müssen nach 100 km nachzentriert werden." Das ist dann nötig, wenn diese Arbeitsschritte beim Aufbau abgekürzt wurden.
Laufräder mit solcher Streuung, deutlichen Ausreißern und nicht vollständig gesetzten Speichen müssen nach meiner Erfahrung irgendwann nachzentriert werden. Weniger gespannte Speichen lockern sich oder brechen. Sie halten in der Regel nicht jahrelang, bis man die Felge durch einen Fahrfehler zerstört hat, sondern das Speichengerüst macht vorher Probleme. Wann das eintritt, hängt von der Laufleistung und Belastung ab.
Ein sorgfältiger Aufbau von Hand ist deutlich besser hinzukriegen. Aber auch Laufräder von professionellen Laufradbauern sind nicht immer besser. Ich habe auch schon 3 Laufräder von einem Profilaufradbauer nachgemessen, die in deutlich schlechterem Zustand waren - trotz Handarbeit, mehr fach Abdrücken und allem Blabla. (Vom Lightwolf oder Schnellerpfeil waren diese Laufräder aber nicht)
Ich schätze, ich würde als Hobbylaufradbauer bei dem Zustand pro Laufrad noch eine halbe bis eine Stunde investieren müssen, damit sich alle Speichen endgültig setzen und um die Speichenspannung auf eine maximale Abweichung von 50 N einzustellen. Kommt aber auch darauf an, wie gut die
Felgen letztlich gearbeitet sind. Ein Profi mit viel Übung bekommt es vielleicht in zusätzlichen 20-30 Minuten hin. Selbst eine Abweichung von maximal 100 N durch 15 Minuten Arbeit wären auch schon ausreichend.
Beim Stundenlohn eines Fahrradmechanikers, würden die Laufräder dann 1005 € kosten.

Ich werde mich bei Gelegenheit jedenfalls mal ans Nachzentrieren machen und kann auch gern die anschließenden Messwerte und meine benötigte Zeit posten.
Fazit ganz kurz:
Die Aufbauqualität liegt im üblichen Durchschnitt. Sie hat noch Luft nach oben, wenn man es genau nimmt, aber ist auch so in Ordnung. Die Laufräder sind damit aber nicht sorglos, wie es bei sorgfältigem Aufbau von Hand möglich ist. Ob sich Speichen lockern oder die Felge nicht mehr rund läuft, sollte man im Blick behalten. Wie eben bei allen anderen durchschnittlichen Laufrädern auch.
Die losegeklapperten Speichen im Freeridetest können als Teil-Ursache also auch die Aufbauqualität haben. Nicht vollständig gesetzte Speichen und bisschen Streuung bei der Spannung, gepaart mit flachen Felgenprofilen - und auf der Abfahrt altert das Laufrad im Zeitraffer.