07.06. 09:30 Unter Wolfshunden am Col de la Cine, 1400m
Früher Gutenmorgenuphill...
... mit hübschen Blümchen...
... auf einsamer Piste...
... zum reichlich uninspirierenden Col de la Cine (1600m). Aber hey... der Chemins du Soleil geht hier lang, also fahr ich halt drüber... und drüben gleich wieder runter nach Tartonne auf ebenfalls nicht besonders erwähnenswertem Singletrack. Da bin ich inzwischen mehr gewöhnt von der Provence.
Nach ein paar Metern auf dem Trail biege ich um eine leichte Kurve und stehe etwas unvermittelt mitten in einer riesigen Schafsherde. Einige hundert Tiere nehmen den ganzen Hang für sich in Anspruch, auf dem Trail, überm Trail, unterm Trail, quasi überall. Ich schalte zunächst nicht schnell genug sondern mache das, was man daheim halt auch macht: ein bisserl den Trail runter schieben und warten, bis sich die Tierchen endlich mal zur Seite bequemen.
Dass sowas in der Provence keine besonders gute Idee ist, merke ich schon nach wenigen Sekunden. Wie aus dem Nichts schießen vier ziemlich große und ziemlich verärgerte "Patous" auf mich zu und umzingeln mich im Handumdrehen. Ich bin sonst relativ stressfrei bei Hunden und hatte bisher wenig Ärger, weder in Südosteuropa, noch in Ecuador oder Peru... und da waren wahrlich genug große böse Tiere unterwegs. Aber die knuffigen weissen Wolfsjäger hier machen mich jetzt schon ein wenig unruhig. Vier auf einmal... von allen Seiten... Abstand jeweils nen knappen Meter... machen einen extrem wütenden Eindruck... bellen wie Sau... fletschen die Zähne... schauen ziemlich grimmig.
Hab natürlich auch Mist gebaut und hätte nicht die paar Meter noch in die Herde reinschieben sollen. So stehts schließlich auch überall auf den Schildern, erinnern hätte man sich halt sollen. Dann gäbs jetzt vielleicht noch einen Rückzugsweg nach hinten. Aber so steh ich mittendrin im Gemüse und die Hunde lassen mich keinen Meter rühren.
Die Schafe scheinen von dem Remmidemmi völlig unbeeindruckt und machen einfach weiter mit dem, was Schafe eben so machen. Nur ganz langsam bewegt sich die Herde weiter. Es dauert mehrere Minuten, bis sich hinter mir endlich wieder eine kleine Lücke auftut. Erst dann wird einer der Hunde ein klein wenig entspannter und hört doch tatsächlich auf, zu bellen. Dafür schnuppert er jetzt an meiner Wade, das find ich in dieser Situation auch nicht so besonders beruhigend. Die andern drei, die noch zwischen mir und den Schafen stehen, sind immer noch völlig im zähnefletschenden, extrembellenden Antiwolfsmodus. Dabei bin ich doch gar kein verdammter Wolf, das sollten die jetzt langsam mal geschnallt haben.
Die Schafe ziehen derweil Stück um Stück weiter, den Trail blockieren sie natürlich nach wie vor. Nach unten ins Tal gibts jetzt ein wenig Platz zum atmen, ich packe Specki und kraxle ganz langsam den steilen Hang runter, nur weg von der Herde. Das scheint den Patous gut in den Kram zu passen, sie schalten wenigstens mal zwei Gänge zurück und wechseln vom Umzingelungsmodus auf geschlossene Viererreihe. Erst jetzt hab ich wieder halbwegs die Nerven für ein Foto, drum sehen die dort oben auch so niedlich aus. Waren sie vorher aber ganz und gar nicht!
Der Trail ist fortan off-limits und gehört den Schafen, ich schiebe Specki durch steiles Gestrüpp abseits den Berg hinunter. Ab und zu rennen noch ein bis drei Hunde auf mich zu und stellen sicher, dass ich auf keine dummen Gedanken komme. Nichts liegt mir ferner! Mittlerweile sind weiter unten am Berg auch zwei Schäfer aufgetaucht und beobachten die Situation interessiert, ohne jedoch einzugreifen. Sind auch viel zu weit weg. Egal, jetzt ist der Käse sowieso gegessen. Ich schlage einen großen Bogen und die Hunde sinds halbwegs zufrieden.
Der Wolfshundebogen... egal... der Trail war sowieso nicht besonders toll
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