Von Technikverweigerern und Ewiggestrigen, oder wieso fährt man sonst auf 26er ab?

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Re: Von Technikverweigerern und Ewiggestrigen, oder wieso fährt man sonst auf 26er ab?
Um die allgemeine Diskussion um die aus heutiger Sicht veraltet wirkende Geo vieler unserer Alteisen weiter zu köcheln möchte ich mich diesmal dem Sitzwinkel widmen. Heutzutage sind ja Sitzwinkel von 75° und steiler eher die Regel denn die Ausnahme, früher waren die locker um die 5° flacher. Wie sollte man also den Sattel seines Alteisens einstellen, wenn offensichtlich die althergebrachte Lotmethode zumindest im MTB-Bereich aufgegeben wurde und sich steilere Sitzwinkel als grundsätzlich effektiver im Uphill herausgestellt haben?

Erneut mein eigenes Alteisen stellvertretend für die um die Jahrtausendwende vorherrschende Geometrievorstellung. Der Sitzwinkel beträgt 73°, dank des originalen Setback der Sattelstütze beträgt der effektive Sitzwinkel nur 71°(Als Faustformel bedeuten 12mm Versatz 1 Grad). Das ist wahrhaft flach und auch für mich im Uphill nicht sonderlich tauglich gewesen, wie ich schnell merkte. Ich hatte dann anfangs einfach zu einer ungekröpften geraden Sattelstütze gewechselt, was die Sitzposition im Uphill deutlich verbesserte. Ich hatte dann auch ein wenig mit der Knielotmethode rumexperimentiert, ohne richtig glücklich damit zu werden. Kürzlich ist mir dann erst aufgefallen daß ich selbst in der Ebene die Sattellänge nach hinten gar nicht komplett ausnutze. Wenn ich aus dem Sattel gehe und dann mich wieder hinsetze lande ich ein gutes Stück vor der hintersten guten Sitzmöglichkeit auf dem Sattel. Dann hatte ich mir gedacht daß genau dies doch ein guter Anhaltspunkt sei. Nun habe ich den Sattel so weit nach vorne geschoben, daß ich automatisch auf der hintersten Sitzposition lande, wenn ich zurück in den Sattel gehe. Für mich hat sich so ein effektiver Sitzwinkel von 74° als recht ideal auf meinem Alteisen herausgestellt. Mit der Methode stehe ich hier im Forum offensichtlich auch nicht so ganz alleine:
Man könnte das Knielot ja auf die Steigung bergauf beziehen, dann wäre die Sitzposition entsprechend nach vorn verschoben...;)

Im Ernst, die Position auf dem Bike ist nicht statisch, und dazu hat jeder etwas andere Körpermaße (Oberschenkel usw.).
Generell finde ich es effektiver, wenn ich ohne Veränderung der grundlegenden Körperposition aus dem Sattel und wieder zurück kann - das geht nicht, wenn der tatsächliche Sitzwinkel zu flach ist.

Ein weiterer Vorteil der steileren Sitzwinkel ist auch das Mehrgewicht auf dem Vorderrad. Man kann dann auch den Vorbau guten Gewissens ein wenig kürzen, ohne daß man im Uphill plötzlich verstärkt mit nem zu leichten Vorderrad zu kämpfen hat.

Man kann alleine schon mit dem Verschieben des Sattels den effektiven Sitzwinkel um ca. 2° nach vorne bzw. nach hinten verändern, da ist also relativ viel rauszuholen ohne Geld investieren zu müssen. Der Wechsel zu einer geraden Sattelstütze, sofern eine Gekröpfte verbaut ist, bringt einen nochmals ca. 2° weiter nach vorne, da sind also 4° im Extremfall rauszuholen.

Im meinem Falle hatte ich wegen des Einbaus einer längeren Gabel den eh schon flachen Sitzwinkel um 1° weiter abgeflacht (Stichwort Verschlimmbesserung :wut:), weshalb ich tatsächlich den Sattel fast ganz nach vorne schieben musste um auf eine passende Sitzposition zu kommen. Anders ausgedrückt, mit einer noch längeren Gabel hätte ich wohl keine gute Sitzposition mehr gefunden. Oder nen längeren Sattel verbauen müssen, um so zumindest im Uphill wieder weiter nach vorne zu kommen.

Ich kann jedenfalls keinen Vorteil in den damals favorisierten flacheren Sitzwinkeln erkennen, es sei denn die Sitzposition ist ansonsten zu gedrungen. Ob es dann gleich ein steiler Sitzwinkel von 75°+ wie heutzutage angesagt sein muss steht auf einem anderen Blatt. Ich glaube ganz so steil verträgt sich mit den doch recht kurzen Rahmen alter Tage dann doch nicht. Zumindest in meinem Falle nicht. Zumal die wohl auch deshalb heutzutage so steil bei Fullies gewählt werden, weil diese zumeist hinten wesentlich mehr Federweg zur Verfügung haben und so im Uphill relativ betrachtet mehr im Sag stehen, also der effektive Sitzwinkel im Uphill doch plötzlich deutlich flacher ausfällt. So zumindest meine Theorie, wenn ich von Bikes mit 78° Sitzwinkel lese.. :ka:
 
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ganz ähnliche Gedanken habe ich mir auch gemacht, allerdings ohne jemals an eine längere Gabel zu denken.
funktioniert auch bis zu dem Punkt an dem das historische Gerät in Verbindung mit einem kürzeren Vorbau dann zu 'kurz' wird.

früher ist man wohl deutlich gestreckter gefahren, wenn der Vorbau dann schon ausreichend (zu) lang war hat man eben mit gekröpften Sattelstützen nach hinten erweitert...
 
Die 73° Sitzrohrwinkel ergeben sich doch aus der historischen Verwandschaft zum Rennrad, dessen Geo man einfach erst mal übernommen hat. Es gibt auch noch genug MTBs, die immer noch 73° Sitzwinkel haben - das Karate Monkey zB oder das Nordest Sardinha, und auch noch modernerer Kram wie das Speci Fuse hat 73°. Nun sind halt auch Extreme mit sub65° Lenkwinkel und 74°+ Sitzwinkel dazu gekommen. Je nach Einsatzzweck alles sinnvoll.

Beim Alteisen hat zB GT auch schon sehr lange 74° gehabt. Ich fahre das mit korrigiertem Setback (in Ermangelung einer anderen 27mm Stütze). Und es ist ok bergauf.
 
Die 73° Sitzrohrwinkel ergeben sich doch aus der historischen Verwandschaft zum Rennrad, dessen Geo man einfach erst mal übernommen hat. Es gibt auch noch genug MTBs, die immer noch 73° Sitzwinkel haben - das Karate Monkey zB oder das Nordest Sardinha, und auch noch modernerer Kram wie das Speci Fuse hat 73°. Nun sind halt auch Extreme mit sub65° Lenkwinkel und 74°+ Sitzwinkel dazu gekommen. Je nach Einsatzzweck alles sinnvoll.

Beim Alteisen hat zB GT auch schon sehr lange 74° gehabt. Ich fahre das mit korrigiertem Setback (in Ermangelung einer anderen 27mm Stütze). Und es ist ok bergauf.
Nun hat das GT vor allem hinten ja keine Federung, die im Uphill in die Knie gezwungen wird. Von daher ist der statische Sitzwinkel von 72° mit Setback bei Deinem GT ja auch mit dem effektiven Wert identisch, und so vermutlich auch im Uphill kein schlechter Wert. Auch das Karate Monkey, das Nordest Fuse oder das Specialized Fuse sind hinten ungefedert und kommen so mit einem flacheren (statischen) Sitzwinkel aus. Bei meinem alten Fully würde hingegen aufgrund der hinteren Federung der effektive Sitzwinkel von statisch 71° sich ja auf klar unter 70° verringern, was dann schon ein ganz anderer Schnack ist.

Mit anderen Worten, die aus den RR-Bereich entlehnten Sitzwinkel lassen sich wohl zumindest auf ungefederte Mountainbike oder auch Hardtails halbwegs übertragen, auf Fullies hingegen eher nicht.
 
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eher annerschrum.
in beiden Disziplinen wird ja gefühlt seit kurz nach dem Urknall optimiert. es dürfte also bekannt sein wie man in welcher Situation theoretisch am besten sitzt. also geht es eher darum das Gefährt für die jeweilige Situation so hinzubiegen dass genau diese Sitzhaltung möglich wird.
 
eher annerschrum.
in beiden Disziplinen wird ja gefühlt seit kurz nach dem Urknall optimiert. es dürfte also bekannt sein wie man in welcher Situation theoretisch am besten sitzt. also geht es eher darum das Gefährt für die jeweilige Situation so hinzubiegen dass genau diese Sitzhaltung möglich wird.
Wieso annerschrum?
Hat Ali nicht gecheckt :ka:
 
Okay, ich glaube jetzt zu verstehen was Du meinst.
Die Sitzwinkel werden idR ja nur statisch angegeben, was natürlich insbesondere für Fullies nur eine stark eingeschränkte Aussagekraft hat.
Und ich habe mich nur auf die statischen Werte bezogen. Daß der mit Belastung des Fahrergewichts dynamische Sitzwinkel eines Fullies letztlich in etwa dem statischen eines ungefedeten Bikes entsprechen sollte ist selbst mir Blinze schon klar.
 
Ich verstehe zwar nicht so ganz warum Matt den Sitzwinkel immer mit eingezeichnet hat, da dieser bergab nun überhaupt keine Rolle spielt, ganz im Gegensatz zum Reach.

Apropos Reach: Da addiert der gute Matt die Vorbaulänge zum eigentlichen Reach und bezeichnet das Ergebnis als, na was wohl? Als Reach natürlich.. :hüpf:

Dennoch ein durchaus lesenswerter Beitrag.

https://www.pinkbike.com/news/bike-fashion-vs-fit-is-longer-always-better-opinion.html

Mein Alteisen hat in L gerade mal nen Reach von 400mm zu bieten. Ein Canyon Spectral hat übrigens den gleichen Reach. In XS.. :lol:

Jedenfalls kann man so gut nachvollziehen, warum man auf unseren Alteisen nicht wirklich zentral im Downhill steht wie auf aktuellem Geröhr. Arsch raus heißt deshalb bei uns die Devise :o
 
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Ich verstehe zwar nicht so ganz warum Matt den Sitzwinkel immer mit eingezeichnet hat, da dieser bergab nun überhaupt keine Rolle spielt, ganz im Gegensatz zum Reach.

Apropos Reach: Da addiert der gute Matt die Vorbaulänge zum eigentlichen Reach und bezeichnet das Ergebnis als, na was wohl? Als Reach natürlich.. :hüpf:

Dennoch ein durchaus lesenswerter Beitrag.

https://www.pinkbike.com/news/bike-fashion-vs-fit-is-longer-always-better-opinion.html

Mein Alteisen hat in L gerade mal nen Reach von 400mm zu bieten. Ein Canyon Spectral hat übrigens den gleichen Reach. In XS.. :lol:

Jedenfalls kann man so gut nachvollziehen, warum man auf unseren Alteisen nicht wirklich zentral im Downhill steht wie auf aktuellem Geröhr. Arsch raus heißt deshalb bei uns die Devise :o
Naja genau für sowas haben die alten Bikes ja eben lange Vorbauten.
Manic HT Rahmen 2007 18": Reach 413 mm; Reach mit Vorbau 492 mm
Trigger AM Fully Rahmen 2015 M: Reach 432 mm; Reach mit Vorbau 491 mm

Wenn man nur auf den Reach schauen würde, wäre der Unterschied also garnicht so groß.

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Naja genau für sowas haben die alten Bikes ja eben lange Vorbauten.
Manic HT Rahmen 2007 18": Reach 413 mm; Reach mit Vorbau 492 mm
Trigger AM Fully Rahmen 2015 M: Reach 432 mm; Reach mit Vorbau 491 mm

Wenn man nur auf den Reach schauen würde, wäre der Unterschied also garnicht so groß.

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Du meinst wohl wenn man NICHT nur auf den Reach schauen würde.. ^^
 
Oh, im letzten Satz meinte ich mit Reach den tatsächlichen Reach mit Vorbau. :)
Okay, und nun mal Butter bei die Fische.. :o

Man sitzt also auf unseren Alteisen um so ziemlich die Distanz weiter vorne verglichen mit heutigen Geröhr, als die Vorbauten länger sind, da sich an der leicht gestreckten Sitzposition nicht so viel geändert hat, zumindest in horizontaler Linie.

Und genau da setzt Matt an. Eine "natürliche" stehende Position ist mit einem zu kurzen Reach zwar möglich, aber damit bringt man zu viel Gewicht auf das Vorderrad, da der Schwerpunkt viel zu weit nach vorne wandert. Was im Downhill natürlich gefahrbehaftet ist. Nur mit einer "Arsch nach hinten raus Haltung" kann man den Schwerpunkt günstiger ausrichten, was aber unbequem (nach Matt) ist und weniger Kontrolle ermöglicht. Zentral im Rad stehen ist im Downhill jedenfalls mit ziemlich kurzem Reach nicht wirklich drin. Das sehe ich ähnlich.

Man kann nur ein wenig mit nem kürzeren Vorbau und höheren Cockpit den negativen Effekt leicht abmildern.

Im Ergebnis also nix neues.
 
nö, zentral stehen wird eher nix. Rad zu kurz, Kettenstreben zu kurz.
aber man kommt leichter hinter den Sattel. und solange man sitzt ist das zwar kürzer/weniger gestreckt aber immer noch bergabtauglicher als vorher - ohne bergauf spürbar schlechter zu sein.
 
Okay, und nun mal Butter bei die Fische.. :o

Man sitzt also auf unseren Alteisen um so ziemlich die Distanz weiter vorne verglichen mit heutigen Geröhr, als die Vorbauten länger sind, da sich an der leicht gestreckten Sitzposition nicht so viel geändert hat, zumindest in horizontaler Linie.

Und genau da setzt Matt an. Eine "natürliche" stehende Position ist mit einem zu kurzen Reach zwar möglich, aber damit bringt man zu viel Gewicht auf das Vorderrad, da der Schwerpunkt viel zu weit nach vorne wandert. Was im Downhill natürlich gefahrbehaftet ist. Nur mit einer "Arsch nach hinten raus Haltung" kann man den Schwerpunkt günstiger ausrichten, was aber unbequem (nach Matt) ist und weniger Kontrolle ermöglicht. Zentral im Rad stehen ist im Downhill jedenfalls mit ziemlich kurzem Reach nicht wirklich drin. Das sehe ich ähnlich.

Man kann nur ein wenig mit nem kürzeren Vorbau und höheren Cockpit den negativen Effekt leicht abmildern.

Im Ergebnis also nix neues.
Ich finde die Stehposition an sich ist einfach ein unglücklicher Vergleich. Wie man sieht bekomme ich auf meinen beiden Rädern eine fast gleiche Stehposition hin. Entsprechend sind die Positionen auch ähnlich bequem.
Viel entscheidender ist doch aber, dass das neuere Rad bei identischer Position mal eben 10 cm mehr Radstand hat. Damit liegt die Kiste, obwohl ich genau gleich drauf stehe und mich damit auch gleich drauf bewegen kann, wesentlich stabiler.
 
Falls es nicht klar war, Reach und Stack mit Vorbau, Spacer und Co sind bei meinen beiden Rädern fast gleich. Beide Angaben beziehen sich ja auf die Position des Tretlagers. Heißt also ich stehe auf beiden Rädern fast gleich.
Den Unterschied macht hier also nicht wie ich stehe, sondern das drum herum wie zum Beispiel der Radstand.
 
Falls es nicht klar war, Reach und Stack mit Vorbau, Spacer und Co sind bei meinen beiden Rädern fast gleich. Beide Angaben beziehen sich ja auf die Position des Tretlagers. Heißt also ich stehe auf beiden Rädern fast gleich.
Den Unterschied macht hier also nicht wie ich stehe, sondern das drum herum wie zum Beispiel der Radstand.
Okay. Dann ist es auch ein Problem der Begrifflichkeiten. Bei der Angabe des Reach-Werts wird grundsätzlich der Vorbau nicht berücksichtigt. Hier wird vielmehr von der Mitte der oberen Lagerschale des Lenkkopflagers aus gemessen.

Guckst Du hier: https://www.bike-magazin.de/service/bike_wissen/geometrie-am-mountainbike/a35000.html

Daß Du auf beiden Rädern gleich stehen kannst ist ja klar wenn der Vorbau den kürzeren Reach kompensiert, aber auf dem einem Rad aufgrund des kürzeren Reach und des entsprechend längeren Vorbaus stehst Du halt deutlich weiter vorne im Rad. Halt NICHT zentral, sondern mit (im Downhill eher ungünstig) viel Gewicht vorne. Weshalb Matt (ja, immer noch DER Matt aus dem Link.. ^^) sagt daß man dann mit dem Gewicht stark nach hinten gehen muß (schon wieder nicht zentral), also die eigentliche Stehposition deutlich abändert, um diese ungünstige Gewichtsverteilung auszugleichen und so sehr gebeugt mit Arsch raus sitzt, was Matt als ungünstig beschreibt.
 
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Okay. Dann ist es auch ein Problem der Begrifflichkeiten. Bei der Angabe des Reach-Werts wird grundsätzlich der Vorbau nicht berücksichtigt. Hier wird vielmehr von der Mitte der oberen Lagerschale des Lenkkopflagers aus gemessen.

Guckst Du hier: https://www.bike-magazin.de/service/bike_wissen/geometrie-am-mountainbike/a35000.html
Ich weiß, dass der Reach so gemessen wird. Aber keiner packt sein Rad am Lenkkopflager. In der Realität gibts dann halt noch so Dinge wie Spacer, Vorbau und Lenker. Für mich ist der Reach ein netter Papierwert, mehr nicht. Wie gut ich im Rad stehe ist ja letztlich das Zusammenspiel aus Radstand und Reach, an letzterm kann ich aber noch so viel rumbasteln, dass ich am Ende trotzdem nicht zentral im Rad stehe.
Daß Du auf beiden Rädern gleich stehen kannst ist ja klar wenn der Vorbau den kürzeren Reach kompensiert, aber auf dem einem Rad aufgrund des kürzeren Reach und des entsprechend längeren Vorbaus stehst Du halt deutlich weiter vorne im Rad. Halt NICHT zentral, sondern mit (im Downhill eher ungünstig) viel Gewicht vorne. Weshalb Matt (ja, immer noch DER Matt aus dem Link.. ^^) sagt daß man dann mit dem Gewicht stark nach hinten gehen muß (schon wieder nicht zentral), also die eigentliche Stehposition deutlich abändert, um diese ungünstige Gewichstverteilung auszugleichen und so sehr gebeugt mit Arsch raus sitzt, was Matt als ungünstig beschreibt.
Ich hab mir seine Bilder mal angeschaut. Was er vergleicht ist ja in erster Linie ein kurzes Bike mit einem Langen. Dabei ist das kurze Bike selbst mit (langem?) Vorbau kürzer als das lange Bike. Das hier die Abweichungen in der Stehposition größer werden ist ganz klar.
Meine Räder sind aber (unter Berücksichtigung von Vorbau, Spacer und co, also so wie es auch gefahren wird) für mich gleich lang. Trotzdem sitmmt natürlich der Grundsatz seiner Beobachtung, auf dem moderneren Bike stehe ich zentraler im Rad, weil es einen Längeren Radstand hat. Ob der länger Radstand nun von mehr Reach und flacherem Lenkwinkel kommt oder der Radstand den Reach und Lenkwinkel begünsitgt sei mal dahin gestellt.
Es ist aber nicht so krass wie seine Zeichnungen es darstellen. Da ich meinen Sattel nicht absenke, weiß ich ziemlich genau wo sich der Sattel im Stehen zwischen meinen Oberschenkeln befindet. Wirklich nach hinten muss ich aber nur, wenn ich über ein Hindernis drüber will. Das muss ich aber alleine schon desswegen, damit ich mir den Sattel nicht irgendwo hin haue wo es weh tut. :D
Das ist also alles sehr dynamisch und ich stehe nicht dauerhaft in dieser hüftschwachen Position.
Meine Räder sind allerdings ein XC HT und ein leichtes AM Fully, entsprechend sind die Abfahrten und die Geschwindigkeit mit der ich die fahre. Bei Enduros und wilderen Abfahrten würde das vielleicht anders aussehen.
Außerdem bin ich 1,78 m, die unterschiede von früher zu heute sind für mich bei meiner Rahmengröße nicht so krass wie für größere Leute. Da mögen die Bilder von Matt auch besser passen.
 
Nein, keiner packt sein Rad am Lenkkopflager, da sprichste natürlich wahr. Ich begreife den Wert des Reach deshalb auch eher als eine gewisse (sinnvolle) Länge des Rahmens. Alles was an Körpergewicht diese Lenkachse (daß Matt die verlängerte Lenkachse eingezeichnet hat finde ich sinnig) überschreitet stellt eine eher ungünstige Gewichtsverteilung im Downhill (und nur da) dar. Nun braucht es insbesondere für steilere Lenkwinkel eine gewisse Vorbaulänge, um sowas wie Fahrstabilität hinzubekommen. Die flacheren Lenkwinkel heutiger Zeit scheinen die kaum noch nötig zu haben, zumal sie mit längeren Hauptrahmen (längerer Reach, aber das hatten wir ja bereits.. ^^) und den größeren Laufrädern ja auch noch zusätzlich bedeutend mehr Laufruhe reinbringen. So gesehen spricht die Notwendigkeit eines langen Vorbaus eigentlich dafür, daß die Radgeometrie leicht krankt.

Optimal scheint es mir, wenn der Reach exakt den zu einer der Körpergröße passenden horizontalen Abstand zwischen dem Tretlager und den auf der Höhe des Lenkkopflagers befindlichen Lenkergriffen darstellt, da so wirklich alles zentral steht. Hierzu würde es wohl noch zusätzlich einen eher flachen Lenkwinkel benötigen, um auch ohne einen reachverlängernden Vorbau für ausreichend Fahrstabilität zu sorgen. Sowas würde ich dann als gut austariert bezeichnen.

Um nun die Kurve zu unseren Alteisen zurück zu kriegen:
Der Wert des Reach auf die Lenkachse bezogen ist nicht abänderbar, aber man kann mit der Vorbaulänge und der Cockpithöhe noch rumspielen um die negativen Auswirkungen abzumildern. Das geht aber nur in gewissen Grenzen. Matt (ja, immer noch der gleiche gute alte Matt.. ^^) sagt das er einen "effektiven" Reach (also horizontaler Abstand Tretlager-Griffachse) mit seinen 1,78m zwischen 450mm und 475mm benötigt um sich auf dem Bike wohl zu fühlen, also kann er mit ca. 25mm Vorbaulänge spielen. Bei mir mit 1,83m wären es wohl in etwa ein Wert zwischen 475mm und 500mm. Jedenfalls gibt es da noch einen schmalen Raum zum Herumspielen.

Und mit der Cockpithöhe kann man natürlich zusätzlich noch ein wenig Einfluss nehmen, aber das sei hier nur mal am Rande erwähnt.

Das Thema Vorbau und Cockpithöhe wird wohl auch deshalb in den Foren eher stiefmütterlich behandelt, weil es ja zumeist um die Anschaffung von Neurädern geht, wo ja möglichst ohne jedwede Korrektur alles passen soll, weshalb dort überwiegend "nur" von Stack und Reach geredet wird.

Bei uns hier ist die Ausgangslage zumeist ja eine ganz andere. Wir HABEN unsere Räder zumeist schon geraume Zeit und damit eine vorgegebene Geo, die grundsätzlich nicht mehr abänderbar ist. Weshalb Stack und Reach hier höchstens nebensächlich diskutiert werden, da eh nicht (mehr) zu korrigieren.

Man könnte sich allerdings überlegen bei der Neuanschaffung eines Youngtimers bewusst einen eher zu großen Rahmen zu holen, solange die Überstandshöhe noch im akzeptablen Bereich liegt, da man auf diesem Wege einen möglicherweise geeigneteren Reach bekommt und so mit deutlich kürzeren Vorbauten spielen kann. Bei meinem Stevens F9 würde ich allerdings mit nem 22" XL-Rahmen vermutlich tatsächlich Probleme mit der Überstandshöhe bekommen.
 
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Man könnte sich allerdings überlegen bei der Neuanschaffung eines Youngtimers bewusst einen eher zu großen Rahmen zu holen, solange die Überstandshöhe noch im akzeptablen Bereich liegt, da man auf diesem Wege einen möglicherweise geeigneteren Reach bekommt und so mit deutlich kürzeren Vorbauten spielen kann. Bei meinem Stevens F9 würde ich allerdings mit nem 22" XL-Rahmen vermutlich tatsächlich Probleme mit der Überstandshöhe bekommen.
Ich hatte tatsächlich mal überlegt aus Neugierde ein eigentlich zu großes Trek Elite zu kaufen und dann mit kurzem Vorbau zu fahren. Trek hat ja auch früher schon eher niedrige (oder lange?) Rahmen gebaut. Aber das hatte sich dann leider doch nicht mehr ergeben. Wäre aber mal interessant gewesen.

Ich finde übrigens aus dem gleichen Grund warum das lange Rad bergab stabiler fährt, fährt sich das kürzere Rad bergauf mit Hindernissen, oder allgemein wenn ich zirkeln will, besser. Ich bekomme nämlich den Schwerpunkt besser aus dem Rad raus und das Bike besser bewegen.
 
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