Ich bin mir nicht sicher, ob nicht einige Radfahrer doch mit zweierlei Maß messen....
Bitte nicht falsch verstehen, daher vorweg: Das Verhalten des Autofahrers in dem Video ist nicht tolerabel und gehört durch die Justiz empfindlich geahndet!
Wenn ich mir allerdings in meinem Bike-Alltag so manchen Kollegen auf zwei Rädern anschaue, dann hab ich doch arge Zweifel daran, ob die der Meinung sind, daß Verkehrsregeln nur für Autofahrer gelten sollen. Ich erlebe immer wieder, daß
- Stoppschilder mißachtet werden
- ohne die Geschwindigkeit zu verringern geradeaus über Kreisverkehre drüber gefahren wird
- anderen die Vorfahrt genommen wird/rechts vor links mißachtet wird
- Fußgänger am Zebrastreifen nicht beachtet werden
- auf der Straße gefahren wird, obwohl es einen Radweg in gutem Zustand gibt
Gestern erst: Gegen halb sechs abends (also im Dunkeln), kommt mir auf einem unbeleuchteten Radweg ein Radfahrer entgegen, NIX an Licht an! Aber auch GAR NICHTS! Es war purer Zufall, daß ich den im letzten Moment wahrgenommen habe! Was soll sowas?!? Trotz Beleuchtung an meinem Bike hatte ich absolut NULL Chance, den zu sehen, wenn ich da an einem Fußgänger vorbei gemußt hätte, hätte das ganz bös geendet....
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Warum ist das so? Gerade der Punkt mit dem Radweg läßt mich immer wieder ratlos zurück. Warum fährt man als Radfahrer anstatt auf seiner eigenen Spur auf der (Land-)Straße? Dort, wo man dann den motorisierten Verkehr aufhält, auf einer kurvigen Strecke überholt werden muß, es nahezu zwangsläufig dazu kommt, daß der Mindestabstand nicht eingehalten wird, und es letztlich nur zu Frust bei allen Beteiligten und ggf. sogar zu gefährlichen Situationen kommt? Wieso macht man das? Es ist mir nicht nachvollziehbar....
Auch das Thema 'Mindestabstand' macht für mich eher den Eindruck, als ob der Mindestabstand vielfach nur noch dazu dient, zum eigenen Vorteil ausgelegt zu werden.
Sicher spielt das subjektive Empfinden sowie das Zusammenspiel aller Faktoren (eigene Geschwindigkeit, Geschwindigkeit des vorbeifahrenden Autos, ggf. parkende Fahrzeuge am Fahrbahnrand, eigener Abstand zum Fahrbahnrand, etc., etc.) immer eine gewichtige Rolle dabei, ob man die Distanz eines vorbeifahrenden Autos als angemessen empfindet oder nicht, aber muß es das Maßband sein?
Ich konnte, es tut mir leid, trotz mehrfachem Ansehen bisher nicht nachvollziehen, warum die Radfahrer in dem hier diskutierten Video sich in den ersten Sekunden des Videos überhaupt aufgeregt hatten. In der allerersten Einstellung sieht man, daß zwischen der weißen Linie und der Leitplanke sicher noch min. 50-60cm Randstreifen sind. Die beiden Radfahrer fahren knapp linker Hand dieser Linie, das Auto überholt, sicher nicht mit 2m Abstand, vielleicht auch nicht mit 1,5m Abstand, wobei sich das durch das Objektiv der Kamera eh schwierig einschätzen läßt, aber für mein Empfinden auch nicht so knapp, daß man sich deswegen aufregen muß.
Daß die Situation eskaliert, der Autofahrer den Radfahrer in der Folge regelrecht verfolgt und dann abdrängt - keine Frage! Nicht zu tolerieren!
Aber sich als erwachsener Radfahrer aufregen, weil auf einer Landstraße, auf der ich rechter Hand noch satt Platz habe, ein Auto mit für mein Empfinden normaler Geschwindigkeit zwar Abstand hält, aber eben nicht den Mindestabstand beim Überholen einhält?