Vorne weg: Das ist mein erster Post hier. Ich lese jetzt seit ca. 2 Jahren hier mehr oder weniger regelmäßig Artikel und Kommentare, sah aber keinen Grund mich anzumelden, da wenig beitragen kann, sondern eher Informationen sammle und aufsauge.
Obendrein muss ich mich als "Gravel-Fan" outen, aber mehr dazu später.
Letztendlich habe ich viele Diskussionen zum Thema "Gravel" hier und auch in anderen Foren mitgelesen, aber dieser Kommentar hat mich dann doch dazu bewegt, mal meinen Senf dazu abgeben zu müssen:
Als erstes tut es mir ehrlich Leid, dass du dein Hobby nicht mehr, oder weniger, mit deinen Freunden teilen kannst. Tatsächlich sind motorisierte Gravelbikes mir auch fremd, das ist allerdings eine persönliche Meinung.
Die Wortwahl finde ich tatsächlich etwas harsch. Persönlich habe ich "mountenbiking" immer als "Fahrradfahren abseits befestigter (im Sinne von Asphaltierung o.ä.) Wege in hügeligem/bergigem Gelände" begriffen, sozusagen "fahren über Stock und Stein".
Gehe ich rüber auf Rennrad-News lese ich aber tatsächlich ähnliche Kommentare. Das Gravelbike braucht also scheinbar eigene News.
Danke für diese dann doch eher versöhnlichen Tonfall. Zu Vor-/Nachteilen mehr nach deinem nächsten Absatz.
Das ist schon ganz schön plakativ und Vorurteils-geprägt. Ich persönlich besitze seit Mai 2021 ein BMC URS One (das "kleinste" Modell), habe einen Garmin (520 Plus), besitze hautenge Radkleidung (mal lässiger, mal enger) und nutze sogar Strava (non-Premium). Trotzdem führe ich mich weder wie Jan Ulrich auf, will zwangsläufig km abspulen oder mache ich eine "Schlechtwetterpause".
Ursprünglich habe ich mir 2020 ein neues Fahrrad gekauft und da ich ziemlich knapp bei Kasse war, fiel meine Wahl auf ein "Serious Eightball 29er". Ein Rad, dass ich als "Einsteiger-MTB" gekauft habe - heute weiß ich, dass das nichts mit Mountainbiking zu tun hat sondern eher als ATB gelabelt sein sollte. Von der Qualität will ich gar nicht erst sprechen. Knapp ein Jahr bin ich diese Rad gefahren und da das Rad sehr günstig war bereue ich den Kauf auch nicht. Denn dieses Rad hat mir gezeigt, dass das klassische MTB meinen Anforderungen einfach nicht entspricht. Ich fahre einen Mix aus Urbanem Terrain (ca. 90k Einwohner Stadt), Waldautobahn im relativ flachen Mittelhessen (gerne auch mal (Flow)Trail-ähnliche Trampelpfade) und alle Arten von Feld- und Wiesenwegen. Zwischen meinem Weg zur Arbeit (2km) und einer 107km Tour ist da Streckenmäßig alles dabei. Für das neue Bike habe ich mir ursprünglich ein Budget von 2000€ gesetzt (2800€ wurden es letzten Endes) und bin dann zu meinen lokalen Bikehändlern um alles was in meiner Größe verfügbar war zu testen. Breite Reifen und breiter Lenker eines MTB/XC? Eher nichts für die Stadt. Federgabel >100mm vorne? Unnütz für meine Strecken, wenn auch komfortabler. Dagegen beim RR/CC unter 35mm Reifenbreite und festlegen auf Asphalt? Niemals.
Mein URS ist wendig in der Stadt und kann im Wald auch mal was ab. Ich muss mich weder vor noch während der Fahrt auf einen Untergrund festlegen und bin einfach frei. Da ich mir nur ein Rad leisten kann, sowohl aufgrund der Kosten, als auch des Platzes ist das Gravelbike der ideale Kompromiss. Wenn ich mir ein zweites Rad zulege - und das ist für die mittlere Zukunft in Planung - wird es ein Trail-Fully werden, da muss ich dann aber auch keine Kompromisse mehr eingehen. Worauf ich hinaus will: Gerade wenn N+1 kein Thema ist, stellt ein Gravelbike - zumindest für mich - einen starken Kompromiss dar. Und ich habe mein URS erst einmal tragen/schieben müssen - als ich bei starkem Regen auf eine Tiefe matschige Traktorspur getroffen bin. Für echtes DH bin ich eh nicht wagemutig genug.
Wenn du darin Spaß findest freue ich mich für dich. Für mich ist der Spaß mich auf mein Rad zusetzen und zu fahren wohin mich "der Fahrtwind trägt" - auf nahezu jedem Untergrund und mit entsprechender Leistung auf jedem Terrain. Zeiten sind für mich nur im Vergleich meiner eigenen Zeiten interessant, dass jemand in dem Segment auf meinem Heimweg das 500m-Berghoch-Segment mit 40km/h im Schnitt gefahren ist, ist mir vollkommen Latte. Würde ein van der Poel das Segment fahren, er wäre Wohl noch schneller - von daher "Who cares?"
Abschließend möchte ich bemerken, dass ich mich tendenziell eher als "Mountainbiker" sehen würde, denn als "Rennradfahrer". Aber die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte und wenn man als Fahrer wie ich weder in der MTB- noch in der RR-Community gern gesehen ist, dann kehre ich mit Freuden erst in die entsprechenden Communities/Foren zurück, wenn ich ein reinrassiges Mountainbike oder Rennrad gekauft habe.
Euch allen ein frohes strampeln, egal auf welchem Zweirad!
Edith sagt: ansonsten sehe ich die Dinge ähnlich wie die Userin
@Yukio