Ich würde da einwenden, dass Front und Heck am Fahrrad immer verbunden sind. Selbst wenn du freihändig fährst, kommt es durch die Gewichtskraft und die nicht senkrechte Lenkachse zu einer gegenseitigen Beeinflussung von Front und Heck. Lediglich bei einem Lenkwinkel von 90 Grad wäre dies nicht der Fall, aber dieses Fahrrad will man nicht fahren.
Im normalen Fahrbetrieb sind Front und Heck aber natürlich durch den Fahrer verbunden und der bringt deutlich mehr Kräfte auf, als es das KIS macht. Insofern würde ich den Vorteil nicht dadurch benennen, dass das KIS „das Heck nachzieht“, weil das danach klingt, dass dies ein Effekt wäre, denn man ohne nicht erreichen könnte. Tatsächlich kann man aber als Fahrer die Kräfte, die das KIS aufbringt, sehr leicht ebenfalls aufbringen. Es ist also nicht ein Fahrassistenzsystem im Sinne einer Servolenkung, das einen Großteil der benötigten Kraft ersetzt, sondern es setzt eher eine Referenz, die das Interagieren erleichtert/verbessert.
Das ist ein sehr guter Punkt. Hast du das mal Durchgerechnet, wie der Kraftverlauf beim Lenken unter Berücksichtigung von Offset, Lenkwinkel und Reifengröße im Detail ist und das in Bezug zum Kraftverlauf beim KIS ist? Das würde aber bedeuten, dass man das Profil der Nocken im Idealfall an die jeweiligen Verhältnisse am Rad mit den genannten Parametern anpassen müsste. Wahrscheinlich ist aber der Bereich, in dem es gut funktioniert, so groß, dass ein Profil für die meisten üblichen Konfigurationen passt?
Was ich mit "Verbindung" beschreibe, ist die Einflussnahme der Lenkimpulse auf den Rahmen. Dein Input auf die Lenkung nach links "zieht" das Heck nach rechts und umgekehrt. Je nachdem wie stark du das KIS einstellst, zieht es mehr und der Effekt wird stärker. Beim Einlenken selbst spürst du die Gegenkraft der Feder kaum. Nach einer gewissen Zeit kompensierst du das unterbewusst, was es auch schwierig macht im direkten Vergleich, ohne KIS die gleiche Abfahrt zu machen. Du "überlenkst" dann. Da musst du dich erneut umgewöhnen.
Bedeutet dieser Umstand, dass man auch ohne KIS ähnlich stabil unterwegs sein kann bei wenig Grip? Ich würde es so beschreiben: Die Federkraft des KIS hilft einem dabei, die Lenkung "auszupendeln". Momente, in denen dir der Grip am Vorderrad abreißt, werden dadurch seltener.
Kippe ein Fahrrad mal im Stand um 30 Grad. Das Vorderrad wird "einlenken" und sich an einem bestimmten Punkt stabilisieren. Nun beobachte das Tretlager, wenn du am Lenker mit der Hand "noch weiter einlenkst". Das Tretlager wird sich heben. In der Praxis wird hier ein solcher Impuls, über diesen Punkt hinaus den Grip am Vorderrad minimal erhöhen, da das "Heben" gegen deine Masse (und die des Fahrrades) wirkt. Es entsteht mehr Anpressdruck. Lenkst du zurück, verringert sich dieser Effekt beziehungsweise schlägt um ins Gegenteil. Der Grip verringert sich. Um diesen Punkt herum arbeiten wir auf dem Bike, wenn wir um den Grip am Vorderrad kämpfen. Da sich diese Kräfte nicht linear verändern, sondern "abkippen" ist das nicht ganz einfach. Genau das hat Jo Klieber geschafft auszurechnen.
Im Zusammenspiel mit den Nocken ergibt sich so ein System, was dir hilft, die Kräfte am Lenker besser zu kontrollieren, weil der Moment des "Abkippen" nicht mehr so abrupt kommt.
Das Heck kann man auch ohne ein KIS "nachziehen" oder auch "nachdrücken" in einer Kurve. Das ist eine Frage des persönlichen Fahrstils, welcher Fahrstil vom Bike gefordert ist, ob du Klicks oder Flats fährst und dein Suspension-Setup. Das ist ein sehr tiefer Kaninchenbau in den man hier abtauchen kann. Das KIS ist kein Allheilmittel, aber es ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn man ein Bike insgesamt besser kontrollierbar und sicherer machen möchte.
Das klingt sehr interessant. Wäre ich gern dabei gewesen, egal auf welcher Seite des Fragebogens...
Gibt es dazu noch weitere Auswertungen im Bezug auf Alter, Geschlecht und vor allem zum Fahrkönnen?
Negativ: 0 (Es fährt sich schlechter mit KIS)
Neutral: 4 (Könnte besser sein aber man ist unentschlossen)
Positiv: 5 (Fährt sich besser mit eingeschaltetem KIS)
Menschen die ein besseres Körpergefühl hatten, reagierten eher positiv. Hatten diese aber mehrere Jahrzehnte an Bikeerfahrung (zumeist eher auf weniger oft wechselnden Modellen) so hob sich das etwas auf und die Bewertung wurde neutraler.
Kinder fanden es durch die Bank positiv.
Vom Geschlecht her kann ich keine Aussage treffen.
In Summe müsste man hier auch deutlich mehr Leute testen lassen um da eine belastbare Aussage treffen zu können.
Ich bin ja nicht mehr im ständigen Testgeschäft und das KIS hat mich privat interessiert.
Ich bin immer etwas skeptisch, bei dem Sendungsbewusstsein das hier einige "Tester" penetrant aufbringen. Und wie kann man an so einem System ein halbes Jahr immer noch testen? Wenn ich sowas testen will, baue ich es an, fahre damit 3-4 Runden. Entweder es ist gut und ich behalte es, oder es kann weg. Wenn ich damit ein halbes Jahr herumfahren muss und immer noch nicht sicher bin ob es was bringt, dann ist es überflüssig.
Es wurde hier bereits öfters erwähnt im Bezug auf Laufradgröße; man sollte die menschliche Gewöhnung nicht unterschätzen. Ich hatte eine harte Zeit mich auf 29 Zoll einzugewöhnen wie auch auf kürzere Vorbauten.
Jeder Körper erlernt Bewegungsmuster und diese sind nur schwer abzuändern. Stell dir vor du steigst heute auf ein MTB, welches du vielleicht in den 90ern gefahren bist. Das wird dir nicht leicht fallen. Das ist nicht mit 3 oder 4 Mal fahren getan. Zusätzlich wirst du wohl kaum schneller damit auf einer modernen Enduro-Strecke unterwegs sein als mit deinem aktuellen Bike. KIS kann eine Verbesserung sein, ähnlich Laufradgröße, Geometrie und Performance jedes einzelnen Bauteils, welches über die Jahre besser geworden ist.
kis neutralisiert für mich die einflüsse des lenkwinkels auf das lenken. bei flachen lenkwinkeln eliminiert es das abkippen bzw die gegenhalte kräfte die ab 2 uhr notwendig sind weil der lenker in die kurve zieht. mein 63grad LW lenkt sich wie ein XC bike ohne die laufruhe und vorteile zu verlieren. die kräfte werden nicht erhöht sondern man nutzt sie halt jetzt zum lenken und nicht zum gegenhalten. die feder gibt dir das was du reinsteckst wieder zurück.
Das bringt es ganz gut auf den Punkt.
Ähnlich dem:
Ich hab gefragt ist dir sonst noch was aufgefallen? Lenken evtl? Er so: nein.
Wir haben versucht mit längeren Offsets das Lenkverhalten von 29 an die kleineren Laufräder anzugleichen, weil die Anwender das Träge Gefühl der 29er nicht mochten. Gedankenexperiment: Was wäre gewesen, wenn man damals direkt ein KIS mit dem kurzen Offset verwendet hätte?
Die Frage war eher, ob das System eine relevante Rückstellkraft ausübt oder eher eine Art Impulsgeber für die menschliche Motorik ist.
Es dürfte irgendwo im Netz eine Grafik zirkulieren in der Jo Klieber das "Abkippen" der Lenkung schematisch (?) dargestellt hat. Ich würde wagen zu behaupten das KIS ist kein Impulsgeber als etwas das dir hilft deine Lenkung berechenbarer zu machen. Die Kräfte am Lenker ändern sich und das "Abkippen" wird entschärft. Weiter oben habe ich versucht das etwas tiefer zu beschreiben.