Vorab eine Warnung: Ich vertrete hier keine "offizielle" DIMB-Meinung. Kann ich auch gar nicht.
Dieser Satz beschäftigt mich.
Zunächst mal ist interessant, dass in anderen Threads (wie dem aktuellen "Wanderer im Taunus...") der DIMB ständig vorgehalten wird, sie richte sich
zu sehr nach innen (sprich: an die Biker), sei ein Spaßverderber und Selbstbeschränkungsverein. Hier wird nun das Gegenteil beklagt.
Der ADAC, zum Beispiel, ist ein Verein zur Förderung des Autofahrens ("freie Fahrt für freie Bürger"). Leider versäumt dieser Verein, nachhaltig zu denken: Handlungsoptionen, den ungebrochen wachsenden Verkehr zu beschränken und dem latenten Verkehrsinfarkt vorzubeugen, um das eigentliche Ziel -- Mobilität! -- sicherzustellen, werden konsequent obstruiert (Beispiele: Tempolimit, Ökosteuer, freier Fahrradverkehr), und genauso werden soziale und ökologische Folgen des Verkehrs ignoriert.
Die DIMB ist (satzungsgemäß) ein Verein zur Förderung des Mountainbikens. In jeglicher Dimension. Im Gegensatz zum ADAC hat die DIMB die Nachhaltigkeit aber an zentraler Stelle im Programm: die Trail Rules. Der Kern ist simpel: Bike so, dass Du auch in zehn oder zwanzig Jahren noch biken kannst, weil es Dir niemand mit sozialen oder ökologischen Argumenten verboten hat.
Jene, die für Nachhaltigkeit werben, sind unbeliebt und als Cassandras verschrien. Auch die DIMB trägt diese negative Botschaft ("Euer Sport ist in Gefahr") immer etwas vor sich her und hat es mithin spürbar schwer, die Massen zu begeistern. Ergo ist hier Vorsicht angezeigt.
Wo die verantwortbaren Grenzen des Bikens liegen, und wo es zu Schäden führt, ist manchmal evident (soziale Dimension), manchmal wissenschaftlich untersucht (Erosion, Fluchtverhalten von Gemsen), manchmal auch plastisch erfahrbar (zB Brione). Vor diesem Hintergrund fällt es nicht schwer, eine Trail Rule wie "nicht schreddern" zu begründen.
Aber eine Regel wie "nicht nightriden"...? Da fehlt uns offenbar noch massiv die wissenschaftliche Basis. Vieles von dem, was hier bislang argumentiert wurde (das Wild erschrickt oder auch wieder nicht) ist nicht mehr als Befindlichkeit und Projektion. All dies kann sich bei genauerer Analyse als richtig erweisen, oder als falsch. Was wir eigentlich bräuchten, wäre eine experimentelle Studie, in der zwei vergleichbare Waldgebiete herangezogen werden; Wald 1 wird konsequent von Nachtbikern frei gehalten, Wald 2 nicht. Beide aber werden nach wie vor im üblichen Maße von Verkehrsadern durchschnitten, von Flugobjekten überflogen und von Jägern, Waldarbeitern und Erholungssuchenden mit oder ohne Hund / Pferd / Bike / Stöcken / Motocrossgerät / ... tags und nachts (bis auf die Biker in Wald 1) genutzt. Und wenn sich dann herausstellt, dass in Wald 2 signifikant mehr Wild verhungert / erkrankt / Verbissschäden anrichtet / ..., dann können wir sagen, Nightrides sind schädlich, lasst es sein.
Ich kann mir diesen Ausgang ehrlich gesagt nicht vorstellen. Aber das ist wiederum nur meine persönliche Befindlichkeit. An solch einer Studie scheint es bislang kein Interesse zu geben. Warum?
Bis zu dem Punkt, dass sich die Evidenz pro oder contra entscheidend gemehrt hat, kann die DIMB nicht klar verbieten oder befürworten, sondern allenfalls präventiv an Vernunft und Gewissen appellieren.
Ich möchte nochmals auf den Aufhänger zurückkommen. In diesem Jahr war es schon am 9. Oktober, dass die Menschheit ihre für das Jahr verfügbaren ökologischen Ressourcen aufgebraucht hat (
Link 1,
Link 2). Jahr um Jahr rückt dieser Termin nach vorne. Wir verbrauchen unsere Lebensgrundlagen also mit steigender Geschwindigkeit. Warum stellt sich da eigentlich niemand hin, der sagt, "hey Leute, macht mal zart"? -- Gibt es doch? Und warum passiert nix?