Weil mir grad langweilig ist, arbeite ich mal ein paar alte Fotos vom Herbst ab.
Vielleicht kann es ja der Ein oder Anderen als Anregung dienen, mal die ausgetretenen Zentralalpen-Pfade gegen noch nicht gar so vielbekannte und befahrene Pfade in den Westalpen zu tauschen. Die Sommer-Planungs-Saison beginnt ja gerade erst
Wir sind Anfang Oktober, noch bevor die Sintflut die Südalpen überrannte, nochmal meistens flowig und manchmal weniger flowig durchs Maira, Stura und Varaita Tal getrailt. Mit Stützpunkt am Anfang des Mairatals erreicht man alle drei Regionen mit dem Auto relativ gut. Weil das Neuland für unsere Radelkumpanen war, haben wir einfach bewährte und gute Rosinen gepickt statt rumzuexperimentieren.
Zum Einrollen gab es eine Tour am Talschluss des Mairatals über den Monte Freide. Man kann bis 2800 auf einer meistens gemütlichen Piste hochradeln. Pisten gibt's in der Grenzregion zwischen Italien und Frankreich viele zu den unmöglichst abgelegenen Pässen oder Gipfeln, alle militärichen Ursprungs aus dem 1. Weltkrieg, um die Verteidigungs-Anlagen mit Kriegsgerät zu erreichen. Unschöner Grund um sowas zu bauen, aber heute erfreuen sie halt tragefaule Bergradler, also sind sie doch noch zu was gut
. Ab der obligatorichen verfallenen Militäranlage am Pass muss man dann nur noch isohypsig wellig rüberqueren. Fahrbar ist auf der Querung zwar fast nur der bergab führende Teil der Wellen, aber man kommt doch ganz gut voran.
Dann geht's auch schon los mit dem Flow bis runter nach Chiappera (mit kurzer Flowunterbrechung zum Spielen in der Mitte)
Am nächsten Tag dann eine "Schlechtwettertour" mit Abstecher ins Stura nach Sambucco. Aus dem Mairatal führt eine kleiner Straßenübergang direkt ins Sturatal, so dass man direkt oben am Pass in den Trail starten kann.
Eine viele km lange Trailquerung über den tiefhängenden Wolken
führt schließlich an den Rand eines tief eingeschnittenen Felscanyons, der einen bis runter nach Sambucco begleitet. Das Geröll, das mal den unteren Teil des Trails charakterisierte, ist wohl schon lange rausgetreten und gebremst... aber schön ist's trotzdem noch.
Vor allem ist man auf die Art zeitig aus dem Trail raus, so dass man dann von der nachmittäglichen Schlechtwetterfront nur noch beim Heimrollen gewaschen wird (das dann aber zünftig).
Nach einem Wintereinbruch über Nacht (Puderzuckerschnee bis weit unter 2000m) darauf gleich nochmal ein Ausflug ins Stura... ist einfach weniger hoch und weniger waldig wenn man schon nicht so hoch kommt. Bis knapp 2500 haben wir's dann doch noch geschafft, nachdem die Sonne nach eisigem Start rasch wärmte. Auch im Sturatal kommt man auf viele Pässe auf bequemen ehemaligen Militär-Wegen. So auch hier.
Blick auf die Kehrenabfahrt vom Scaletta-Pass (Mitte vom Bild) vom militärsteigig bequemen Aufstieg zum Stau aus betrachtet.
Abfahrt vom Colle Stau... auf den oberen Metern ist der ganze Hang mit Stacheldraht belegt und man muss teils auch auf dem Weg aufpassen weil das Zeug bedenklich weit reinhängt oder drübergezogen ist. Gott sei Dank nur am Anfang.
Im unteren Teil wird der Flow dann etwas steiler und schotterrutschiger und stellenweise etwas essdreiig.
Am Rückweg nach Pontebernardo kann man, statt einfach die Straße runter zu donnern, nochmal übers Hügelchen. Eigentlich wäre der Trail andersrum deutlich besser, aber nutzt ja nix wenn es die falsche Richtung ist. So ist es halt im oberen Teil nicht besonders spannend auf einem (mal wieder) alten Militärsteig bevor's unten dann doch nochmal gut wird (falls man steile enge Kehren mag, ansonsten kann man diesen Teil einfach auf einem Sträßchen umfahren).
Als nächstes einer meiner absoluten Lieblings-Klassiker im Mairatal: der Holytrail vom Colle Munie über den Lago Visaisa.
Das Ding kann man auf etwa hundert verschiedene Arten mit unterschiedlichem Aufstieg, zusätzlichen Pässen oder Gipfeln verbasteln. Gut ist irgendwie alles. Wir wählten diesmal eine recht kurze Version, damit am nächsten Tag alle noch fit sein sollten.
Die ersten Meter über einen steilen eingelaufenen Wiesenhang fangen noch etwas komisch an, aber dann wird es einfach nur gut bis ganz unten. Mit Geröll und S2+ sollte man allerdings schon klarkommen um es richtig genießen zu können.
Tags drauf dann gleich das nächste Highlight in der Sammlung mit dem Passo Chiaffredo im Val Varaita an der Flanke des Monte Viso. Leider mochte der Viso sich wie so oft nicht zeigen und versteckte sich in einer Wolke. Der Pass und die Abfahrt waren aber auch ohne Viso-Blick mal wieder saugut. Eher von der stolperflowigen Sorte, S3 und höher ist oft vorhanden und S2 normal. Aber bis auf eine Engstelle von ca 2m Länge komplett fahrbar und die Landschaft ist einfach wunderschön. Wer das nicht mit dem Fahrrad tun will, der sollte es zumindest mit Wanderstöcken tun. Wenn man es als Tagesrunde vom Val Varaita aus machen möchte, bekommt man leider leicht über 2k hm und einiges an Schlepperei zusammen. Deutlich kürzer wird es, wenn man eine mehrtägige Monte Viso Umrundung draus macht und in einer Hütte auf der anderen Seite übernachtet.
Nun kommt die einzige Tour, die ich nicht ohne weiteres zum Nachahmen empfehlen würde (außer für Masochisten). Aber einfach geil war's... Monte Chersogno BBS. Genaueres bei Bedarf lieber per PN
Zum Abschluss gab's dann leider nochmal Sauwetter. Also halt nochmal Stura (irgendwie immer unsere Schlechtwetter-Ausweichzone) und eine kurze Tour auf den Kuhberg (Monte Vacchia). Der GTA ist eigentlich in beiden Richtungen gut, die imo bessere ist die nach Sambucco. Schönes abwechslungsreiches Stolperflowtrailchen (S0-S3 alles enthalten), das man sich aus jeder gewählten Richtung durch Tragen und Schieben erarbeiten muss. Leider (zu) nass. Zumindest den Kollegen Salamander hat das Wetter getaugt.