Nicht heute, sondern vor knapp 4 Wochen war ich ein paar Tage mit meinem neuen Gravelrad unterwegs. Für einen ausführlichen Bericht über die ganze Strecke fehlt mir gerade die Zeit und es ist vielleicht auch gar nicht so spannend, aber drei, vier Highlights möchte ich euch nicht vorenthalten.
Das erste Highlight war definitiv der Pass da Costainas zwischen Scuol im Unterengadin und dem Val Müstair.
Alles windet sich.
Ab der Alp Astras bis zum Pass wandelt sich der Weg zu einem schönen MTB-Trail, teil etwas zerfurcht, aber dennoch sehr spassig. Bei der Abfahrt habe ich ein paar hundert Meter geschoben, das war auf dem nassen Schotter einfach zu steil.
Das nächste Highlight folgte direkt am nächsten Tag. Recht früh bin ich los, die ersten Gewitter waren auf 14 Uhr angesagt. Zuerst 1000hm hoch über den Döss Radond ins Val Mora.
Dort dann: nichts ausser links und rechts Berge und dazwischen eine leicht abschüssige und wunderschön gewundene Schotterstrasse. Am Ende wird aus dieser ein teils etwas ausgesetzter, aber dennoch gut fahrbarer Trail an den Lago di San Giacomo. Eigentlich war mein Plan, von dort weiter Richtung Lago Maggiore zu fahren, den habe ich aber aus Gründen bereits am Vortag verworfen. Nächstes Mal dann und so richtig traurig war ich über das fehlende Gepäck nicht.
So ging es nach diesem kurzen Italienabstecher über dieses grossartige Tal zum östlichen Zipfel des Lago di Livigno. Rechts am Hang könnt ihr ganz gut den Trail erkennen.
Der Weg war bis auf zwei Stellen durchgängig befahrbar. Auf 30m wurde er mir zu steil und auf diesen 3m zu nass. Am Ende ging es über ein gutes Dutzend Serpentien 400hm hoch zur Fuorcla dal Gal und über eine schöne und teils sehr steile Schotterabfahrt nach Buffalora wieder auf Asphalt, 2km vor dem Ofenpass. Schnell hoch, kurz das erste von mehreren Hitzegewitter des Tages durchziehen lassen und schnell runter zurück nach Müstair.
Die Route sieht auf der herausgezoomten Karte erstmal recht asphaltlastig aus. In der Tat war ich aber sehr viel auf den
Veloland-Routen unterwegs, die hier recht häufig schöne Schotterstrecken sind. Und eine weitere Erkenntnis: auch viele der
Mountainbikeland-Routen machen selbst mit bepacktem Gravelbike sehr viel Spass. Das Gravelbike kann halt doch ein fantastischer Kompromiss zwischen Renn- und MTB-Velo sein. Was dazu führt, dass ich euch als letzte Highlights zwei klassische Strassenpässe präsentiere. Nur halt zum Grossteil nicht auf der Strasse.
Zuerst 2x über den Gotthard. Einmal ab Andermatt der
Gottardo Bike MTB-Strecke entlang nach Airolo. Das Bild dürfte in etwa 4km Entfernung des absoluten Wimmelwahnsinns auf dem Gotthard entstanden sein. Keine Menschenseele ausser mir (zumindestens wenn man nicht auf meinen ehemaligen Beichvater hört), vor allem keine Motorräder, Camper und Autos.
Zurück musste ich dann über die Tremola, da ist zuviel Rennradfahrer in mir um das auszulassen.
Und so sieht der Sustenpass von Wasen kommend aus, wenn man die Strasse rechts liegen lässt. Für die letzen zwei Kehren bin ich auf die Strasse, davor war etwas schieben angesagt. Trotzdem so viel schöner als auf der Strasse! Auch auf der anderen Seite konnte ich nach kurzer Zeit auf Schotter wechseln um dann ab Innertkirchen mich langsam wieder an Asphalt zu gewöhnen. Noch kurz eine Stunde Zugab Interlaken und ich war pünktlich für einen Aareschwumm und ein grosses Gelato zurück in Bern.
War ne schöne Woche, trotz (oder wegen?) einer mehrmals eher kurzfristig über den Haufen geworfenen Routenplanung. Aber es gibt wahrlich schlimmere Probleme als weiterhin Gravelferien zum Lago Maggiore auf der Todo-Liste zu haben, oder?
Route (640km, 14400hm, 7 Tage)