Westalpentour durch die Cottischen Alpen (Süd/Nord) - fast live

Fubbes

Carbon statt Kondition
Registriert
5. Juni 2001
Reaktionspunkte
2.328
Ort
neben Bingen am Rhein
In diesem Thread werde ich in den nächsten Tagen oder Wochen meine diesjährige Tour durch die Cottischen Alpen beschreiben.
Fahrzeit war die letze Augustwoche, also ist das Ganze fast noch ein Live-Bericht 🙂

Eine weitere Tour in den Westalpen war eine ziemlich spontane Idee. Eigentlich zieht es mich gar nicht mehr so sehr ins hochalpine. Außerdem kenne ich die Gegend von zwei Touren ans Mittelmeer. Doc die Durchquerung der Cottischen Alpen von @stuntzi beim Lissabix hatte mich ziemlich begeistert. Die Idee, die Strecke von Süden nach Norden zu befahren, eröffnet nämlich komplett neue Möglichkeiten.

Da nur eine Woche zur Verfügung stand und ich die südlichen Seealpen nicht noch einmal durchfahren wollte, sind wir in Cuneo
am Eingang zum Val Stura gestartet. Das Ende der Tour sollte im Susatal liegen. Nach einigem Hin und Her in meiner Planung sind wir letztendlich in Bardonecchia gelandet, was ich im Nachhinein nicht optimal fand. Der Ort liegt einfach noch zu weit in den Bergen und fühlt sich nicht wie ein Tourende an. Vermutlich wäre Susa die bessere Wahl gewesen.
Auch wenn Start und Ziel in Italien liegen, verläuft ein Teil der Strecke durch Frankreich und endlich auch mal nach Briançon, wo ich tatsächlich noch nicht war.

Die Strecke gibt es hier als aktive Karte ...
... oder zum groben Überblick als Bild:
Bildschirmfoto vom 2025-09-24 21-37-00.png
 

Anzeige

Re: Westalpentour durch die Cottischen Alpen (Süd/Nord) - fast live
Schau mal hier:
live .
Nachdem das Auto am Morgen im gemeinsamen Tetris mit drei Bikes und drei Bikern gepackt war ...

20250823_072654.jpg


... ging es durch den Großen Sankt Bernhard Tunnel in ca. 10 Stunden nach Turin. Die Innenstadt mit dem Auto zu befahren, ist bei der dortigen Ampeldichte schon ein echtes Geduldsspiel. Einen Parkplatz für eine ganze Woche zu finden, ist allerdings das Highlight. Beim nächsten Mal besser an einen Bahnhof außerhalb fahren!

Bei der Fahrt mit dem Rad durch die Stadt bis zum Bahnhof heißt es Augen zu und durch. Finaler Stress dann beim Kauf der Zugtickets nach Cuneo. Missglückte Versuche in der Trenitalia-App und am Ticketautomat enden letztendlich am Fahrkartenschalter. Mit zuschlagenden Türen betreten wir den Zug.
Was für ein Ritt. Ich bin bedient ... was am Ende des nächsten Tages auch seine Folgen hat.
 
Im Vergleich zu manch anderer Tour ist diese eher unspannend 🙂
Hubschrauber oder krasse Defekte gab es keine.
Ich habe mich allerdings mit einem fiebrigen Infekt über einige Etappen gequält. Vermutlich ein Folge von zu Hause gesammelten Viren + stressiger Anreise + mangelnder Fitness wegen 2 Wochen Familienurlaub + anstrengender erster Etappe.
 
Ich freue mich als Mitfahrer schon auf deinen Bericht.
Es war auf jeden Fall eine Super Tour (mehr sei nicht verraten).
Danke nochmal fürs Mitnehmen, inklusive der ganzen Organisiererei.
 
Haha,ja.
In weiser Voraussicht hast du ja schonmal etwas tiefgestapelt.
Stichwort "unspannend ".;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Sonntag, 24. August 2025
Auf die Gardetta-Ebene

Strecke: Cuneo - Borgo San Dalmazzo - Demonte - Colle Valcavera - Rifugio Gardetta
Start: 08:00 Uhr
Stop: 16:00 Uhr
Kilometer: 61 km
Höhenmeter: +2200 hm / -500 hm
Maximale Höhe: 2450 m
Schnitt: 10,6 km/h
Fahrzeit: 6:00 h


In Cuneo mussten wir gestern Abend zum Glück keine großen Sprünge mehr machen. Das Hotel Victoria liegt direkt in der Nähe des Bahnhofs.

20250824_082431.jpg


Dann kann es ja los gehen. Die erste Etappe kennt im Prinzip nur eine Richtung. Nach oben.

20250824_060000.png


Das heutige Ziel ist die Rifugio Gardetta, als einzig sinnvoller Ausgangspunkt für die morgen angepeilte "epische" Querung entlang der Roburent-Seen.

Bei ziemlich bewölktem Himmel rollen wir über die Straße nach Borgo San Dalmazzo ...

20250824_085058.jpg


... und über ruhige Nebenstraßen durch das Val Stura bis nach Demonte.

Hier beginnt der 1.600m lange Asphaltanstieg zur Gardetta-Ebene durch das Val d'Arma. Zu unserer Aufheiterung gibt es sogar ein paar Sonnenstrahlen.

20250824_114108.jpg


Dennoch sind die Wolken zäh, sorgen aber für abwechslungsreiche Bilder.

20250824_123110.jpg


Nach etwa 1.000 hm erreichen wir die Rifugio Carbonetti, die einzige Verpflegungsmöglichkeit am heutigen Tage.

20250824_123404.jpg


Danach noch 600 hm bis zum Col Valcavera. Da muss ich mich schon ordentlich strecken. Bin wohl nicht mehr ganz so fit nach einigen Wochen Radlpause durch den vorausgegangenen Familienurlaub.
 
Zuletzt bearbeitet:
Am Pass dann eine kleine Enttäuschung. Ich dachte, hier stünde das Pantani-Denkmal, doch das ist am nahegelegenen Colle d'Esischie, also nicht auf unserem Weg. Noch dazu zieht es fürchterlich. Ungemütlich.

Über die Kammstraße geht es auf Schotterpiste im leichten Auf und Ab über den Col Bandia ...

20250824_145738.jpg


... zum Col Cologna, wo sich die beeindruckende Weite der Gardetta-Ebene dann in voller Pracht zeigt.

20250824_151754.jpg


Tolle Gegend. Vor genau 10 Jahren war ich das letzte Mal hier oben.

20250824_153825.jpg


Ziemlich früh erreichen wir die Rifugio ...

20250824_162225.jpg


... und genießen die Landschaft in der Abendsonne.

20250824_184912.jpg


Ich fühle leider ein beunruhigendes Kratzen im Hals.

Dieses weitet sich in der Nacht maximal aus. Ich kann nur mit Schmerzen schlucken, die Nase läuft und ich spüre Fieber. Ein Hüttenlager ist natürlich der allerbeste Ort, um krank zu werden.
 
Sieht schon mal gut aus. Bin gespannt wie es weiter geht. War in der Gegend nur mal mit dem Rennrad. Selbst da war es mit Ausnahme des Agnel schon oftmals sehr einsam. Auf dem Mountainbike dürfte das ja noch ruhiger sein. Den Angel hab ich mich übrigens damals mit dem Taxi hochfahren lassen :-( Sonnenstich vom Vortag. Das war im "Jahrhundert" Sommer 2015. Da haben wir drei Tage vorher auf dem Weg zum Bonette auf 2.300 m Höhe im See gebadet.
 
Sieht schon mal gut aus. Bin gespannt wie es weiter geht. War in der Gegend nur mal mit dem Rennrad. Selbst da war es mit Ausnahme des Agnel schon oftmals sehr einsam. Auf dem Mountainbike dürfte das ja noch ruhiger sein. Den Angel hab ich mich übrigens damals mit dem Taxi hochfahren lassen :-( Sonnenstich vom Vortag. Das war im "Jahrhundert" Sommer 2015. Da haben wir drei Tage vorher auf dem Weg zum Bonette auf 2.300 m Höhe im See gebadet.
Der Colle dell'Agnello war für uns weniger spaßig. Heiß war es auch nicht. Kommt aber noch.
Die Temperaturen waren dieses Jahr Ende August sowieso nicht besonders hoch. Zwar noch nicht einstellig, aber auch nicht sommerlich.

Einsam ist es auch nicht überall. Auf der Gardetta trifft man immer wieder mal Leute, auch dort, wo kein motorisierter Verkehr mehr hin darf. Allerdings verläuft sich das in der Weite.
Gar nicht schön, sind Pisten, die auch bei EBikern beliebt sind (hatten wir bei La Colletta an Tag 3). Da herrscht Party 🙄

Im Vergleich zu den Ostalpen ist es in den Cottischen Alpen und anderen Teilen der Westalpen natürlich deutlich weniger touristisch. Deshalb mag ich die Gegend auch sehr gerne.
 
Montag, 25. August 2025
Tag 2: Epische Wanderung

Strecke: Rifugio Gardetta - Passo di Rocca Brancia - Colle Oserot - Passo Peroni - Lagi di Roburent - Colle delle Munie - Val Maira Streckenbeschreibung
Start: 08:30 Uhr
Stop: 16:30 Uhr
Kilometer: 29 km
Höhenmeter: +1100 hm / -1950 hm
Maximale Höhe: 2578 m
Schnitt: 5,2 km/h
Fahrzeit: 5:30 h


Die Rifugio Gardetta ist ein typisch rustikale italienische Hütte. Die Verpflegung hat eher studentisches Niveau und den Komfort muss man sich dazu denken. Allerdings ist die Gruppe, die die Hütte führt, recht engagiert. Der große Bonus ist natürlich die Lage. Besonders an einem sonnigen Morgen wie heute.

Ich habe in der Nacht nur minutenweise geschlafen, wenn überhaupt. Mir geht es elend. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, ob es sinnvoll wäre, den heutigen Tag umzuplanen und direkt nach Norden ins Val Maira hinunter zu fahren. Sicher wäre es sinnvoll ...

Da die für heute geplante Route entlang der Roburent-Seen aber eines der Highlights unserer Route ist, wir genau deswegen die Nacht in der Rifugio Gardetta verbracht haben und der Tag richtiges Kaiserwetter verspricht, will ich das einfach nicht einsehen. Die Höhenmeter sind überschaubar und es muss viel geschoben werden. Deshalb traue ich mir die Etappe dennoch zu. Als Nachtisch zum Frühstück muss aber dringend eine Ibu her.

20250825_060001.png


Traumhafter Blick zurück zur Rifugio Gardetta.

20250825_085705.jpg


Als erstes führt ein kleiner Anstieg zum Passo della Gardetta ...

20250825_090953.jpg


... und noch ein Stück weiter zum Rocca Brancia.

20250825_092900.jpg


Die Abfahrt von dort ist kurz ...

20250825_094535.jpg


... aber sehr fotogen.

20250825_094543.jpg


"Normale" Touren fahren auf dem Traumtrail bis hinunter bis ins Val Stura.
Wir steigen dagegen wieder ein kurzes Stück nach oben zum Colle Oserot. Von dort blicken wir in eine gewaltige Schottersenke, die von hier keinen erkennbaren Ausgang hat. Auf der anderen Seite sieht man allerdings unseren weiteren Weg.

20250825_100538.jpg


Bis dorthin steht aber etwas Arbeit an: erst die Räder über losen Schotter ins Loch runter schieben und dann einige Geröllhalden überklettern. Nur vereinzelt ist der ehemals gut ausgebaute Militärweg noch zu erkennen.

20250825_103655.jpg


So sieht am Ende der Blick zurück zum Colle Oserot aus.

20250825_110153.jpg


Wir sind völlig alleine in dieser unwirtlichen Gegend, die beim heutigen Wetter natürlich einfach nur
genial ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hammer Bilder und Respekt das du das trotz Grippe durchziehst. Bin auf den weiteren Tourenverlauf gespannt und wünsch dir eine schnelle Besserung & das du deine Traumtour durchziehen kannst:daumen:
Danke, danke. Die Tour war ja Ende August. Ich bin also wieder fit 🙂
Ich bin auch froh, dass wir das durchgezogen haben. Vermutlich komme ich nie wieder in die Ecke. Danke auch an die beiden Mitfahrer, dass sie die Etappe ohne Murren mitgemacht haben :daumen:

Ich habe sehr genau darauf geachtet, mich nicht zu überfordern. Das ist an einem ausgedehnten Schiebetag mit relativ wenigen Höhenmetern natürlich einfacher, als bei langen Anstiegen, wie am kommenden Tag.
Fieber hatte ich zwei Nächte lang. Danach ging es mir besser, wobei ich leistungsmäßig die gesamte restlich Tour eingeschränkt war.
 
Mich hat ja ein klein wenig dieser Widerspruch getriggert, den du in meinem Faden geschrieben hast:
Oserot-Peroni ist ziemlicher Blödsinn. Von Rocca Brancia bis zum ersten See fährt man keinen Meter. Alles mit Geröll zugeschoben.
Ich muss mich korrigieren. Nach 6 Tagen in den Cottischen Alpen ist die Passage Oserot-Peroni das, was sich am tiefsten eingeprägt hat. Demnach war es kein Blödsinn.
Wenn du jetzt jemandem einen Rat geben müsstest, was sagst du ihm?
Mach es oder lass es?
Ich habe da für mich so einen „Bewertungsschalter“: wenn ich nach einer Etappe sage, „das muss ich nicht nochmal haben“, dann würde ich es auch keinem anderen empfehlen…

Wie lange in Stunden ist denn die Wanderpassage, wieviel Höhenmeter schiebt man rauf und runter?
Ich frage, weil sich für mich das sinnbefreite Schinden in einem sich noch lohnenden Rahmen (aka fahrbarer Trailanteil) bewegen sollte (den natürlich jeder individuell steckt).
Wenn ich schon vorher weiß, dass ich irgendwo vier Stunden schiebe ohne einen Meter zu fahren, dann gehe ich da lieber Bergwandern (wie beispielsweise GTA in den piemontesischen Tälern bis französische Seealpen).
Also bitte nicht falsch verstehen: ich will das eindrucksvolle Bergerlebnis nicht schmälern, aber ich würde gerne für mich verstehen, ob ich die beschriebene Passage eher mit dem Bike oder mit Wanderschuhen begehen sollte.
 
Ist da was durcheinandergeraten mit Höhen und Pässenamen?
Diese Karte zeigt mir einen höchsten Punkt bei ca. 2.680 m mit anderem Namen. Passo Peroni ist mit 2.578 m verzeichnet.
Da hast du wohl Recht.
Oserot ist eigtl. Rocca Brancia, Passo Peroni ist eigtl. Croce Orientale. Peroni liegt dicht daneben und ein wenig tiefer.
 
Zurück