Spieglein, Spieglein, an der Wand,
welches ist das tollste Alteisen im ganzen Land?
Das Alteisen #1 fährt sich scharf wie ein Messer.
Doch bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen steht das Alteisen #2, und das fährt nochmal ne spürbare Ecke besser.
So, nun hab ich den Salat.
Diese Suppe habe ich mir auch noch selbst eingebrockt.
Soll ich mich nun freuen?
Ich weiß es echt nicht..
Aber eines nach dem anderen, bevor hier alle denken ich sei mal wieder total übergeschnappt.
Da der Alpen-X Ende des Monats vor der Tür steht muß ich mich langsam mal entscheiden wit welchem Gefährt ich antreten werde. Hierzu habe ich heute ne bißchen ausgiebigere Testfahrt mit dem Mondraker in den Harburger Bergen unternommen.
Worauf kommt es bei ner Alpenüberquerung beim Rad an?
Das Rad muß robust sein.
Reifen,
Felgen, Rahmen etc. müssen die Strapazen einer mehrtägigen Alpenüberquerung klaglos überstehen. Das Stevens hat schon mehrfach gezeigt daß es das kann. Der Rahmen hatte einmal nen Riss, aber er ist an dieser Stelle verstärkt. Die Lager insbesondere des Hinterbaus sind verstärkt, die RS Reba Gabel eh grundsolide. Der Rahmen des Mondraker macht allerdings einen solideren und steiferen Eindruck, insbesondere sind die Hinterbaulager größer und sollten länger halten. Die Laufräder dürften jedoch den größten Unterschied machen. Die
DT Swiss EX 471 am Mondraker sind Downhill-erprobt und sollten schon ne deutliche Ecke mehr abkönnen als die Sixpack Sam Allmountain-
Felgen am Stevens.
Vorteil Mondraker
Daneben sind Uphill-Qualitäten besonders gefragt. Die Kettenstreben des Mondraker sind ein bißchen länger
(340/330mm), dafür ist der Sitzwinkel des Stevens ein wenig steiler
(73/74°). Ich habe bisher nur kurze knackige Anstiege mit dem Mondraker bewältigen können, da hat es sich noch gut geschlagen.
Die Bereifung ist identisch
(Trail King vorne, Mountain King III hinten), das Gewicht sollte in etwa gleich sein. Auch die Federelemente des Mondraker sind sperrbar. Die kürzeste Übersetzung des Mondraker
(34/51 = 0,67) ist nur minmal länger als die des Stevens
(22/34 = 0,65), allerdings sind die Gangsprünge deutlich größer.
Vorteil Stevens
Die Abfahrten bei unseren Alpenüberquerungen sind teils recht ruppig und anspruchsvoll. Das Mondraker mit dem größeren Vorderrad, dem Plus an Federweg hinten, dem längeren Rahmen und insbesondere dem flacheren Lenkwinkel liegt ne spürbare Ecke ruhiger auf den Trails. Die
Bremsen sind auch leicht stärker
(SRAM Guide vs. Avid Elixir), und die Variostütze bietet dank 150 statt 120mm mehr Bewegungsfreiheit. Das alles macht allerdings auf den Trails das Mondraker noch nicht unbedingt zu dem schnelleren Rad, denn am Stevens funktionieren sämtliche Bauteile ebenfalls äußerst zufriedenstellend. Eine Problemstelle hab ich über die Jahre allerdings nicht gänzlich im Griff bekommen: Das Kurvenverhalten! Das Stevens fährt zwar nun nach vielen Cockpitumbauten und mit dem auf 68° abgeflachten Lenkwinkel bedeutend besser und ruhiger durch Kurven als früher, aber es bietet mir immer noch gefühlt zu wenig Feedback vom Vorderrad und ist insbesondere in langgezogenen Kurven nicht gerade leicht auf Kurs zu halten, da immer noch ein wenig zu nervös. Es ist jetzt nicht so daß es sich da beschissen fährt, immerhin bin ich bergab zuletzt der Schnellste auf den Abfahrten in den Alpen gewesen, zumindest solange es nicht zu sehr Richtung Stolperbiken geht, aber ich war und bin mir dennoch sicher daß es auch bedeutend besser geht.
Die meisten der überwiegend modernen Räder, die ich zwischenzeitlich
(zumeist leider viel zu kurz) probefahren durfte, fühlten sich auch nicht viel besser an, wenn überhaupt. Vor allem das vielgelobte 27,5er Canyon Spectral der vorletzten Baureihe, welches ich mehrere Wochen ua. in Leogang gefahren bin, war da kein Stück besser und vermittelte ebenfalls ein leicht indifferentes Turning.
Die wenigen Räder, die da auf ner Probefahrt sich vielversprechend anfühlten da schon von den ersten Metern her viel Feedback vom Vorderrad vermittelnd, bin ich im Gegensatz zum Spectral leider nicht lange und ernsthaft genug gefahren, um diese Räder da abschließend beurteilen zu können. Insbesondere ein Liteville, ein Nicolai und zwei Cotics fühlten sich da recht gut an, interessanterweise alles Räder mit recht flachen Lenkwinkeln.
Das Mondraker fühlte sich diesbezüglich von Anfang an ebenfalls sehr gut an, es beeindruckte bisher auf eher einfacheren Trails mit einer ungekannten Spurtreue. Doch heute hat es gezeigt daß es auch im anspruchsvolleren Gelände ein viel besseres Turning aufweist als das Stevens.
Vorteil Mondraker
Das deutlich bessere Turning macht hier letztlich den Unterschied. Ich hoffe und glaube das bei dem Stevens mit der Zeit noch besser in Griff zu kriegen, und da wird mir die Erfahrung mit dem Mondraker sicherlich bei helfen. Und es tut auch irgendwie ganz schön weh da derzeit dem Stevens das Nachsehen zu geben, welches sich ja bereits auf sieben Alpenüberquerungen gut bewährt hat. Aber derzeit ist der Unterschied da einfach zu deutlich.