MV Tag 1.
Pünktlich um 7 klingeln beide Wecker. Sicher ist sicher. Gestern Abend habe ich noch versucht, den Proviant unterzubringen. Es war ein Krampf, aber irgendwie habe ich dann doch alles in die Taschen quetschen können.
Ich mache mich auf zum Bahnhof. Die Station El norte ist 10KM entfernt. Im Zentrum herrscht schon reger Berufsverkehr. Auf den Radwegen sind mehr Kamikaze E-Roller als Räder unterwegs. An der Ampel stehe ich neben einem Fahrradkurier. Er schüttelt den Kopf und sagt nur leise „Santa Madre“. Am Bahnhof gönne ich mir ein Frühstück. Der Zug ist pünktlich. Das Fahrrad Abteil hat diese Vorrichtungen an denen man das Vorderrad einhaken soll. Die sind aber nicht für 50mm
Reifen gemacht. Alles kein Problem, meint die nette Schaffnerin. Die südländische Gelassenheit gefällt mir gut. Okay, als ein Typ später sein Rad einfach gegen meines schmeißt, bin ich kurz wieder anderer Meinung.
Die 2,5 Stunden Zugfahrt vergehen wie im Fluge.
In Teruel ist es bewölkt. 17 Grad. Nach ein paar hundert Metern bin ich auf dem Track. Jetzt folge ich Ernestos Anweisungen um mein Paket mit den Patches zu finden. Bingo! Ich überrasche mich immer wieder selbst.
Der Weg schlängelt sich, etwas hügelig, zwischen Feldern durch.
Dann ändert sich die Landschaft. Von nahen sieht es aus wie auf dem Mond - geil.
Die Wege lassen sich gut fahren, aber ich bin froh über die breiten
Reifen. Immer mal wieder wird der Untergrund steinig.
Dann mal ein Dorf. Blühende Landschaften wie bei uns im Osten. Hier möchte man nicht tot übern Zaum hängen.
Ich fahre durch verschiedene Naturparks und genieße die tolle abwechslungsreiche Natur.
Ein Schild zeigt 16KM bis zum Ziel - Albarracín. Doch das ist hier ja kein Wellness Urlaub und so geht es links hoch zum Aussichtspunkt. Der Weg ist steil und steinig. Oben angekommen entschädigt aber der tolle Ausblick.
Hier oben ist eine Brandwache, die die ganze Gegend überblickt. Die Frau im Häuschen freut sich über Abwechslung; ich freue mich über den Ausblick.
Den ganzen Tag weht schon ein böiger und frischer Wind. Die Abfahrt ist daher etwas schattig. Es folgt ein Stück Straße und diese führt mich nach 2 KM mit ordentlich Höhenmetern zu einem Feldweg. Grandios, es geht durch ein kleines Tal.
So langsam werden die Beine müde und ich muss einige steile Rampen schieben. Dann geht es nur noch flach oder bergab.
Mein Ziel Albarracín ist schon in Sichtweite.
Der Ort ist richtig oll. Tolle alte Gebäude verbreiteten einen morbiden Charme. Morgen kann ich hoffentlich ein Bild der alten Stadtmauer machen.
Ich folge den Hinweisschildern zum Campingplatz. 18 Euro für ein Zelt.
Wahnsinn, ich wollte ja nicht gleich den ganzen Laden kaufen. Neben holländischen Wohnmobilen und Wohnwagen baue ich unter den kritischen Blicken meiner neuen Nachbarn mein Zelt auf.
Geschafft! Jetzt noch duschen, essen, den Kindern Papas Heldengeschichten erzählen und ein wunderbarer Tag geht zu Ende.