Für mich tritt ne Kraftspitze auf, wenn ich an einer bestimmten Stelle besonders viel Kraft aufbringen muss, also am Totpunkt.
Wenn sich jeder seine Definitionen selbst macht, lohnt es sich nicht, sich zu unterhalten, weil man dann nicht weiß, worum es bei dem anderen gerade geht. Bei einem runden KB ändert sich die aufzubringende Kraft während einer Umdrehung nicht, sie ist konstant (sofern die restlichen Bedingungen konstant sind), es treten an der Kurbel keine Kraftspitzen auf. Das heißt, die Kraft-Zeit-Kurve läuft in diesem Fall parallel zur Zeit-Achse. Das mag sich für dich anders anfühlen, aber der Kurbel ist egal, was du fühlst und wie du das machst, sie will immer dieselbe Kraft auf die Kette. Was sich je nach Kurbelstellung ändert, ist natürlich, welche Muskeln bei dir in welchem Maße in welche Richtung wirken, um diese Kraft zu erzeugen. Da treten natürlich die ganze Zeit "Kraftspitzen" in den einzelnen Muskeln und an den beteiligten Gelenken auf. Aber da reden wir von vielen verschiedenen Kraft-Zeit-Kurven, die ihre Wendepunkte an unterschiedlichen Stellen haben.
Soweit sind wir uns ja wohl einig, dass das Ovali diese Spitze verringert, ich brauche weniger Kraft...
Abgesehen davon, dass es am Totpunkt mit einem runden KB keine Kraftspitze gibt, sind wir uns völlig einig. Das Oval verringert die am Totpunkt aufzubringende Kraft und erzeugt so ein "Tal" in der Kraft-Zeit-Kurve. Da die Durchschnittskraft über eine Kurbelumdrehung ja aber für dieselbe Leistung konstant sein muss, entsteht eine Viertelumdrehung später eine Kraftspitze - nicht nur aus Gründen der Physik, sondern auch aus Gründen der Geometrie. Man kann keine Kurve konstruieren, die aller halben Umdrehungen einen unteren Wendepunkt hat, ohne dass es zwischen zwei unteren Wendepunkten auch einen oberen Wendepunkt gibt. Da der untere Wendepunkt unterhalb des Durchschnittswertes der Funktion liegen muss, muss der obere Wendepunkt oberhalb dieses Durchschnittes liegen. Das ist doch trivial und bedarf keiner weiteren Überlegung.
Eine viertel Umdrehung weiter (nehmen wir ruhig mal an, dass da da Kb wirklich scheinbare 32 t hat) nutze ich eh das maximale Drehmoment (da ich den Hebelarm der Kurbel nutzen kann) und trete leicht über diesen Punkt hinweg. Ich brauche an dieser Stelle nicht viel Kraft, damit ist dort auch schlicht keine Kraftspitze vorhanden...
Dass du "nicht viel Kraft brauchst" liegt daran, dass du die Kraft, die an der Stelle aufzubringen ist, aus ergonomischen Gründen leichter erzeugen kannst. Das heißt nicht, dass sie geringer ist. Kruder Vergleich: Die Kraft, die für Klimmzüge an zwei Fingern notwendig ist, ist dieselbe wie die, die für Klimmzüge mit der ganzen Hand notwendig ist. Allerdings verteilt sich die Belastung auf die einzelnen Muskeln und Gelenke anders.
Die ganze Idee der ovalen Kettenblätter ist doch, diesen Umstand auszunutzen und die Kraft-Zeit-Kurve von einer Gerade in eine Schwingungskurve zu verwandeln: Weniger Kraft auf die Kurbel, wo es uns schwer fällt, mehr Kraft, wo es uns leicht fällt. Die einzelnen Kurven für deine Muskeln und Gelenke verändern sich dadurch natürlich auch. Einige flachen ab, andere steilen auf.
Wenn sich durch ovale KB lediglich die Kraft am oberen Totpunkt verringern ließe, ohne an anderer Stelle durch einen größeren Kraftaufwand ausgeglichen zu werden, ließe sich mit dieser Wundertechnik der Spritverbrauch und damit der CO2-Ausstoß von KFZ verringern, ohne den Wirkungsgrad des Motors zu erhöhen. Da wären die bei VW bestimmt schon drauf gekommen.
