Interessanter Thread!
Ich habe eine ähnliche, nicht ganz so beeindruckende Geschichte wie
@Bremspedal
Anfang 2018 war ich bei gleicher Körpergröße bei 104 Kilo, ein Jahr später bei 80 Kg. Ich hatte davor schon einmal ein ähnliches Erfolgserlebnis, vor ca. 10Jahren, danach aber jedes Jahr wieder 1-2 Kilo zugelegt, bis zu den erwähnten 104. Obwohl ich durchaus regelmäßig Joggen bin und lange auch Krafttraining im Studio gemacht habe.
2018 bin ich dann wirklich aggressiv das Thema Gewichtsverlust angegangen, getriggert duch eine für mich neue Sportart, Klettern.
Denn 7. Grad mit 104 ungeübten Kilos = No way!
Mein Weg:
Erst Anerkennung der Physik/Physiologie. (=Kaloriendefizit). Ich habe mir nie darüber Rechenschaft abgelegt, aber ich habe immer irgendwie auf ein Wunder gewartet und gesagt: ‚Nee, ich will nicht Kalorienzählen das ist doch kein Leben!‘
Tja. Aber eben auch kein Abnehmen…
Und dann committment auf ein schönes Ziel!
Wie habe ich es damals geschafft?
1. Ernährungstagebuch inkl. Sport/Bewegungstagebuch und eiskalt die Kaloriensituation beleuchtet.
2. Versucht, ein tägliches Defizit von 500 Kcal zu erreichen
3. Zusätzlich ein Fastentag pro Woche (da Mittagsbrühe, und, selbstverordnet, abends ein alkfreies Weizen, erlaubt)
4. Samstag Cheatday aber mit Augenmass, also nur ohne Defizit, aber kein Cremetörtchenorgasmus o.ä. erlaubt
5. Aller Welt davon erzählt, um mich selbst zu verpflichten
6. Meine eigenen Sonderregeln: a) jeden Tag wiegen, b) am Tag nach dem Fasten ultrapenibel darauf achten, bei den -500 zu bleiben (schwerer gefallen als der eigentliche Fastentag, nicht immer geschafft), c) keine Kalorien außer Bier nach 18:00 Uhr, d) sehr viel weniger Alk aber nicht 0, Alk nur in Bierform und immer in der Kalorienzählung, e) drauf achten, mein Sportprogramm durchzuhalten (2-3 joggen pro Woche, 1-2 Klettern, 1-2 mal Muckibude (Fahrrad damals nur als Verkehrsmittel genutzt, aber meist die Fahrt ins Büro damit absolviert)
Nach einer anfänglichen zähen Startphase ging es dann fast ein Jahr lang ziemlich rasant zur Sache, immer mal Plateaus, ging dann aber immer weiter. Allerdings: insgesamt unter 80 Kg bin ich nicht gekommen, auch nicht mit noch härteren Maßnahmen, habe dann akzeptiert, ok, das ist das realistische Ziel (wäre gerne noch auf ca. 74 Kg gekommen).
Dieses Glücksgefühl, als die Waage eines Tages 79,999 Kg angezeigt hat, alte Klamotten die wieder passen (und mich mega aussehen lassen), voller Energie auf allen Ebenen zu sein und (meist) super Laune zu haben – das kann, wie
@Bremspedal schon sagte, sich wohl niemand vorstellen, der nicht einmal so schwergewichtig unterwegs war. (Hab dann aus Spaß auch mal versucht, mit 25 KG Zusatzgewichten eine leichte Route zu klettern – ging so was von gar nicht, eigentlich erstaunlich, zu was der Körper in der Lage ist).
Ist jetzt alles gut? Nö. Ich bin momentan auf 88 Kg, war Anfang des Jahres sogar wieder auf 97 (!), und es fällt mir dieses Jahr so viel schwerer, als 2018…
2020 war mein Fahrradjahr, hatte mir Ende 2019 mein Gravel gekauft, und im Coronahauptjahr über 7000 Km damit geschrubbt (für mich ein Traumwert), aber ab 2021 hat sich ein Schludrian eingeschlichen. Das hatte auch damit zu tun, dass ab da meine Selbständigkeit richtig an Fahrt aufgenommen hat, in 2022 noch ‚schlimmer‘, und da kommen auch die meisten neuen Kilos her.
Ich möchte noch auf zwei weitere Aspekte zwischen Physiologie und Psychologie aufmerksam machen, bzw. zur Diskussion stellen.
1. Lebensalter
2. Sport- und Bewegungsbiographie
1. Bin jetzt 55 und ich merke schon, dass der Innenwiderstand meiner gespeicherten Energie steigt und steigt, dass es also immer schwerer wird, abzunehmen. (Wenn ich dran denke, dass ich mit Anfang 20 oft nen 'Döner im halben Brot' genommen habe, als Zwischenmahlzeit wohlgemerkt, und das völlig egal war…)
2. Wer in seinem Leben viel Sport gemacht hat, und das zumindest nicht völlig aufgegeben hat, kann sehr viel fitter sein als eine spätberufene Couchkartoffel wie ich. Das ist mir bei meiner ersten Alpenhüttenwanderung vor 20 Jahren krass aufgefallen, wenn ich von fröhlichen 70-80 jähirgen Südtiroler:innen in 2-3 fachen Tempo bergauf überholt wurde.
Ich bin ebenfalls ein Genußmensch, aber ein wichtiges Learning war, wie auch schon im Thread weiter oben geschrieben: Persönliche Disziplin bei den eigenen Zielen = persönliche Freiheit!
Ich versuche zudem, bei den Lebensmitteln (und dem Alk, z.B. gutem Wein) auf gute/teure Qualität zu gehen, um den steten Drang nach mehr, mehr, mehr… zu bekämpfen.