Aber Baden-Württemberg ist viel zu groà und viel zu schön, um es einfach links liegen zu lassen. Dass wir dabei nicht nur dicke Bretter, sondern harten Stahlbeton durchbohren müssen, ist uns allen klar
Während der Tourismus den Minimalkonsens von nach und nach bis zu 850 km Singletrails im Schwarzwald
mit Schlagzeilen wie âSchwarzwald öffnet enge Waldwege für Mountainbikerâ als groÃen Erfolg feiert,
sollten wir nicht verpassen zu ergründen, was das genau bedeutet.
Als erstes fällt auf, dass nur der Schwarzwald von dieser Ãffnung profitieren würde; und dann nur dort,
wo es Kommunen gibt, die sich vom Mountainbiken neue Impulse für den Tourismus erhoffen. Im Gegenzug
bleiben die interessanten Pfade im Ãbrigen Ländle auch weiterhin tabu, ganz unabhängig davon, ob es dort
überhaupt zu Nutzungskonflikten kommen kann.
Aktuell sind im Schwarzwald über 8.500 km MTB-Wege einheitlich markiert. Die Strecken verlaufen bis auf
wenige Ausnahmen (ca. 2%) auf Forstwegen mit mehr als 2 m Breite. Durch die Ãffnung und Ausweisung von
Wegen unter 2 Meter Breite für die Nutzung als so genannte Singletrails für Mountainbiker, soll künftig der Anteil
solcher Singletrail-Abschnitte ca. 10% am gesamten MTB-Wegenetz betragen.
Dann klingen 10 % natürlich toll. Doch sind damit keineswegs 10 % der vorhanden Singletrails gemeint, sondern
nur 10 % des bestehenden markierten MTB-Wegenetzes.
Zum einen bedeutet eine Steigerung des Singleanteils von 2 auf 10% lediglich einer Zunahme um 680 km,
während es im Schwarzwald allein 23.000 km Wanderwege gibt. Die âendlosen Singletrailsâ bleiben damit ein
hohles Werbeversprechen.
Die Forstbehörden in Baden-Württemberg sprechen von rund 80.000 km für Mountainbiker verfügbaren Fahrwegen.
Dies sind die normalen Forstwege, die der Holzabfuhr dienen, also LKW-befahrbar sind und die man an den
charakteristischen zwei parallelen Radspuren erkennt, im forstlichen Fachchargon: âFahrwegeâ (ein Fachbegriff, mit dem
der Laie nichts anfangen kann und der deshalb bewusst keinen Weg ins Gesetz gefunden hat). Diese Fahrwege sind in aller
Regel mindestens 3,50 m breit, die Frage nach dem Meterstab stellt sich hier nicht. Daneben gibt es noch schmale FuÃpfade,
in der Regel deutlich unter 2 m breit, auch hier klar erkennbar: Radeln verboten.
Vergleicht man die bekannten Zahlen aus Hessen (0,9 Mio. ha Wald), 25.000 km Fahrwege und 75.000 km schmale
Wege mit Baden-Württemberg (1.4 Mio. ha Wald) und 80.000 km Fahrwegen, so müsste man dort irgendwo
zwischen 120.000 und 240.000 km schmale Wege vorfinden. Die Vorstellung der Politik hieraus einen signifikanten
Anteil über die Zulassung der Forstbehörden erreichen zu können ist einfach Realitätsverweigerung.