Andix - von Kolumbien nach Feuerland

Anzeige

Re: Andix - von Kolumbien nach Feuerland
25.07. 09:30 Portachuelo de Llanganuco, 4770m


Heut ist mal wieder ein Busserl angesagt... Sidetrip... wisst ihr ja. Diesmal statt teurem Privattaxi zur Laguna Paron zum günstigen "Collectivo"-Tarif von 15 Soles (4 Euro) und 2E Extra für Specki. Dafür gibt's unterwegs dann schon mal ne halbe Stunde Frühstückspause inklusive Reifenwechsel. Aber wir haben ja Zeit, die Berge laufen nicht davon.


Ziel für den Vormittag: die Portachelo de Llanganuco, ein stolzer Pass im Huascaran-Nationalpark. Selbiger kostet übrigens 15E Eintritt, dafür darf man sich dann aber auch drei Wochen beliebig vergnügen. Wenn ich mir das Satellitenbild so angucke, könnte das mit dem Vergnügen vielleicht wirklich passen.


Die Piste hinauf zur Portachuelo ist reichlich kurvig... und noch reichlicher holprig. Eigentlich ein "Traum-Pass" in ungeahnter Höhe, sowas sollte man natürlich selber radeln. Vielleicht sind die Andengötter ja deswegen sauer auf mich und hüllen ihre Berge heute in Wolken. Ich gelobe Besserung... morgen fahr ich das Ding selber! Aber heute passt der Bus halt besser in den Plan. Also am Pass ausgestiegen und den Singletrack gesucht, der hier irgendwo runterbrezln soll. Sauerstoffmaske nicht vergessen... ;-).
 
Holy shit! Da ist ja selbst eine mehrwöchige Wanderung durch den fast menschenleeren Peloponnes (alle Woche ein kl. Dorf) ein Kindergeburtstag wenn ich das sehe.

Allein schon um in der Landschaft unterwegs sein zu können und sich auch mal ohne (Reise-) Führer bewegen zu können sollte ich vielleicht doch noch Spanisch lernen.
 
Wenn Ihr Stuntzis Reise einmal auf anderen Karten sehen wollt oder sogar in 3D verfolgen, so seht Euch einmal auf dieser Seite um: http://biketracking.dyndns.org/geo_rbl/jsp/stuntzi_viewer.jsp

Der 3D-Aufbau kann bei umfangreichen Tracks lange dauern, wenn der Track aber dargestellt ist, so ist die Navigation normal flott! Ihr braucht dazu aber das Google Earth Plugin für Browser. Das teilt der Browser Euch dann aber mit.

Abgesehen von Stuntzis Bildern und Texten kann ich mit der 3D-Ansicht am besten Stuntzis Reise verfolgen.

Und das ist ein Feierabendprojekt, also bitte bei Macken nicht über mich herfallen...
 
25.07. 10:20 Cebollapampa im Nationalpark Huascaran, 3900m


Der Pfad von der Portachuelo hinab ins Tal ist erst mal ein reichlich verwahrloster Karrenweg mit großen, losen Felsbrocken. Dazu nieselt es ein bisserl und ich hab alle Hand voll zu tun, Specki am laufen zu halten. Nicht wirklich Fotowetter, erst ein bisserl tiefer unten wird die Sicht besser und der Trail flowiger. Zeit zum genießen.


Die Gletscherzunge der beiden Nevados Huascaran Norte (6652m) und Huascaran Sur (6768m) liegt noch tief unter mir. Leider seh ich die beiden Berge nicht, wären sicher hübsch. Grmbls... weg mit den Wolken!


Die besten Aussichten hat man heute wohl nur talwärts: Lagunas Orkoncocha und Warmicocha. Auch nicht so übel, genau wie mein Singletrack. Leider ist er nach 600 Höhenmetern auch schon wieder vorbei, ohne eigenen Uphill quasi nur ein kurzes Vormittagsprogramm. Jetzt sitz ich unten an der Lagune und überleg mir was um die Wettergötter wegen der Busfahrt zu besänftigen. Anden ohne die oberen zweitausend Meter sind zwar immer noch nett, aber eben nicht mehr überragend.
 
25.07. 13:00 Laguna 69, 4600m


Plan zur Wiedergutmachung: Ich radle den Pfad hinauf zur "Laguna 69", ein bekannter Tagestrip für Wanderer im Huascaran Nationalpark.


Auch wenns hier easy aussieht, von den siebenhundert Hömes sind fünfhundert zu schieben.


Zur Belohnung scheint an der einfallsreich benannten "Laguna 69" immerhin auch mal die Sonne... gut für die Farben! Die Gipfel verstecken sich allerdings immer noch, das wird heut wohl nix mehr.
 
25.07. 16:00 Cebollapampa, 3900m


Wieder abwärts auf dem selben Weg. Geht schnucklig, auch bei bewölktem Wetter.


Fundstück unterwegs... eine ziemlich coole Karbondrohne: laut Pilot und Bastler ausgerüstet mit allem aktuellen Navi-Schnickschnack, das Ding folgt dir sogar automatisch wenn du am Boden rumspazierst. Sowas wär echt mal praktisch für mich... nur die Flugzeit von zehn Minuten lässt noch etwas zu wünschen übrig. Wenn die Dinger mal ne Stunde in der Luft überstehen und noch um zwei Drittel schrumpfen, bin ich dabei!


Solange das ein Traum bleibt, müssen wir uns weiter mit den typischen Selbstauslöserperspektiven begnügen. Immerin gibt sich der Huascaran am Horizont endlich mal ganz zaghaft zu erkennen.


Huascaran Norte (6652m).


Bei Sonne trailt sichs auch gleich viel freundlicher.
 
..und auch super deine Bilder im FotoTeil - ich hab mich schon gefragt, WO ihr da genächtigt habt.
Auf Google und Bing sieht man es bei den Tracks nicht so genau - nun ist Klarheit! :daumen:
 
2.JPG

Ohne Worte :daumen:
 

Anhänge

  • 2.JPG
    2.JPG
    159,6 KB · Aufrufe: 125
26.07. 08:00 Camp bei Cebollapampa, 3900m


Die Nacht verbringen wir im Zelt im Nationalpark in der "Cebollapampa", einer grasigen Talfläche auf 3900 Metern. Versorgungsmöglichkeiten gibts hier keine, Strom auch nicht, also sind wir auf Eigenproduktion angewiesen. Der Morgen ist eisig kalt, das bedeutet meistens sternenklare Nacht.


Und tatsächlich lacht mich heute der "Huandoy" von einem wolkenlosen blauen Himmel an. So hab ich mir das schon eher vorgestellt mit dem Wetter. Dann schwing ich mich doch gleich mal aufs Bike und werde die Scharte von gestern auswetzen: Die Portachuelo möchte beradelt werden. Zugegebenermassen starte ich nicht ganz unten im Tal sonden nur 800 Höhenmeter unter dem Pass, aber das ist sowieso der eindrucksvolle Teil.

Die Gepäcktaschenspionin, die zur Zeit weder Gepäcktaschen noch ein Rad mit sich führt, wird ein wenig später im Bus folgen. Dann treffen wir uns auf der anderen Seite am östlichen Trailhead zum berühmten Santa Cruz Trek und werden selbigen bewandern bzw. beradeln. Mal sehen was da geht. Der einzige Bikepacking-Bericht im Internet dazu klingt nicht gerade vielversprechend, aber ich mach mir lieber selber ein Bild!

Jetzt aber erst mal aufi aufn Berg, zwischen mir und dem Santa Cruz Trail steht erst noch dieser 4700-Meter-Pass.
 
ach Fubbes, ich habe bisher bei 59 Kindergeburtstage ausgerichtet. Es bleibt Dir überlassen Anzahl und Alter meiner Kinder zu erraten. Gerne via PN.
Na gut, dann steht dir diese Aussage zwar zu, aber die große Liebe bezüglich Kindergeburtstagen hast du bei mir damit nicht ausgelöst. So viele werde ich vermutlich nicht erreichen, es sei denn, die Kurzen feiern auch mit 20 noch Kindergeburtstag.
Um mal ein neues Voruteil zu bringen, bei mir heißen einfache Etappen "Mädchenetappe" :)

Wo in den Alpen 1000 hm Aufstieg schon richtig viel sind, fangen die Auffahrten in den richtigen Anden bei 1000 hm erst an. Die Dimensionen sind faszinierend.
Ich kann dabei übrigens das Buch "Sturz ins Leere" von Joe Simpson empfehlen. Sehr fesselnd. Die Geschichte hat sich ja auch in den peruanischen Anden abgespielt, am Siula Grande. Ich muss häufiger daran denken, wenn ich die Bilder hier sehe.
 
26.07. 12:00 Vaqueria, 3400m


Drüben gehts tausend Höhenmeter auf ner ziemlich holprigen Piste bergab ins kleine Dorf Vaqueria, Endpunkt des Santa-Cruz-Treks. Ich fahr ihn andersrum, da sind mehr Abfahrtshöhenmeter drin. Zwei Tage wirds trotzdem dauern und da wir aus Gewichtsgründen auf den Kocher und anderen Küchenkrempl verzichten, werden in einem kleinen Laden ein Haufen Eiersandwhiches auf Vorrat gebrutzelt.


Na dann mal los, auf einem coolen Trail runter in eine Schlucht...


... und drüben gleich wieder rauf. Hier beginnt der Anstieg zur Porta Union auf 4800m. Herzlichen Glühstrumpf, die 1400m wird man wohl komplett schieben dürfen.
 
Unglaublich gute Bilder wieder mal:daumen::daumen::daumen:
und die dazu gezeigten Leistungen sowieso:)

Werde heute Abend mal wieder was für die Reisekasse überweisen, damit die Energiespeicher auch genügend gefüllt werden können.
Gruß aus dem Pott!
 
26.07. 18:30 Camp auf dem Santa Cruz Trail, 4260m


An einem der letzten Häuser von Vaqueria treffe ich Johannes. Der echte Name ist in Quechua, klingt aber so ähnlich. Johannes geniesst gerade einen sonnigen Nachmittag und hat noch keine Ahnung, was ihm gleich bevorsteht.


Hier ahnt ers vielleicht schon: Seine Familie hilft bei Specki zerlegen.


Mit so ein bisserl Karbon ist Johannes eigentlich noch gut bedient, normalerweise schleppen die Burros an die dreissig Kilogramm Touristentrekkinggepäck durch die Berge. Und ein tolles Mountainbike ist doch mal was anderes als ein doofer Sack Kartoffeln zum Abendessen.


Ich hatte vorher nix geplant, das war eher so ne spontane Entscheidung am Beginn des Uphills. Und warum auch nicht... die Eselsfamilie freut sich über ein paar Soles. Und mein Rücken freut sich erst recht.


Nach guten drei Stunden und etwa der halben Strecke zum Pass müssen meine Tragehilfe und sein Chef dann leider wieder umkehren, damit die beiden noch rechtzeitig vor der Dunkelheit zurück nach Hause in den Stall kommen. Danke Johannes!


Wir gehen noch zweihundert Höhenmeter weiter, dann ist Schluss für heute. Der Blick aus dem Zelt reicht dieses Mal um die halbe Welt bis in die Schweiz: Wo kommt den auf einmal das Matterhorn her?! Die Wolkendecke gefällt mir allerdings nicht so besonders... da wird sich doch über Nacht nix zusammenbrauen? Morgen für den hohen Pass muss dringend gutes Wetter her, sonst macht der ganze Trek keinen Sinn.
 
Zurück
Oben Unten