Arbeitsplatz bei Canyon

Da immer weniger Firmen nach Tarif bezahlen, sondern meist stark darunter (und da kann man noch so toll verhandeln) ist das evtl. gar nicht so doof.
 
Von welchem Tarif redet ihr eigentlich?
Groß und Einzelhandel? IG Metall (da gibts auch mehr als einen)?

wichtig ist übrigens auch zu wissen, dass der BR bei dem Gehalt und der Höhe kein Mitspracherecht hat. Bei der Eingruppierung in die Struktur hingegen schon.

Hilft aber nix wenn der Basis Faktor Mist ist. Beispielsweise bekommt meine Frau als Führungskraft mit 25 Mitarbeitern deutlich weniger als ich als Angestellter ohne Personalverantwortung. Sie Einzelhandel, ich Automobilindustrie.
In die Zweirad Industrie geht man aus Überzeugung, nicht um reich zu werden. So nehme ich das zumindest im Umfeld wahr.
 
Seit gestern frage ich mich, ob meine Vorstellungen wirklich überzogen und so weltfremd sind, was Canyon betrifft. Deshalb habe ich versucht nüchtern an die Sache heranzugehen und habe mal ein bisschen im Netz gelesen.
Eins vorneweg. Ich habe riesen Achtung davor, was die Arnolds aus diesem Unternehmen gemacht haben. In den letzten 20 Jahren haben sie tolle Arbeit geleistet und viele strategischen Entscheidungen wahnsinnig gut gemacht ... Denkt z.B. daran wie sie Denk (Konstruktionsgenie) an Land gezogen haben , um nur ein Beispiel zu nennen.
Jetzt aber sind die Arnolds weg und ein ehemaliger Manager (wenn ich es richtig verstanden habe) von 1&1 führt das Unternehmen, welches mittlerweile nicht mehr Arnolds sondern irgendwelchen Finanzinvestoren (korrigiert mich wenn ich falsch liege) mehrheitlich gehört. Finanzinvestoren sind nur an einem interessiert ... an Provit! ... Aber nach außen werden sie immer noch die coolen Biker geben, auch wenn sie im inneren Anzugträger sind. ... Das Argument kann ich deshalb nicht gelten lassen, dass es sich um einen Familienbetrieb handelt. Das war einmal.
Das Argument ... ich würde in der Bikebranche keinen Arbeitgeber finden, der Tarifverträge hat. Auf die Schnelle fällt mir SRAM in Schweinfurt ein. Es finden sich mit Sicherheit noch andere.
Tarifverträge. Nüchtern betrachtet spielt es keine Rolle, ob ich Maschinen, PKWs oder Fahrräder montiere, also wäre die IG Metall (Metall und Elektroindustrie) der richtige Ansprechpartner und auch deren Tarifverträge.
Dann habe ich mir die Frage gestellt, weshalb es im Maschinenbau, in der Autoindustrie und sogar im Handwerk Firmen mit Tarifverträgen gibt.
Dort habe ich gelesen, das es verschiedene Arten gibt.
1. Flächentarifverträge
2. Zukunftstarifverträge
3. Haustarifverträge

Jetzt bin ich immer noch Laie, aber dort wo es solche Tarifverträge gibt, sind sie nicht vom Himmel gefallen, sondern stecken starke Gewerkschaftsstrukturen inklusive viele Mitglieder im Betrieb und diese Tarifverträge sind nicht am Tisch allein ausgehandelt worden, sondern die Arbeiter haben sich dafür zusammen eingesetzt und ihren Anspruch erkämpft. Weshalb nicht bei Canyon ... frag ich mich?

Ich würde es verstehen, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr hergeben, aber wieviel Umsatz hat Canyon? Im Netz findet man 2019 mit knapp 300 Mio. Euro.

Das allein sagt noch nichts, aber dann habe ich das gefunden:

Canyons Wert wurde von Handelsblatt und Manager Magazin auf rund 800 Millionen Euro geschätzt, der Gewinn soll 50 bis 55 Millionen Euro betragen haben.

Wenn von diesen 50 Mio Gewinn, lediglich 20% an die Arbeiter verteilt würden (und das finde ich fair und Canyon hat immer noch genug jedes Jahr), wären das 10 Mio Euro/Jahr. Bei 1000 Arbeitern wären das 10000 Euro pro Jahr ... damit wäre doch ein Tarifvertrag möglich, oder?

Wer sagt, nur weil man in einer Firma arbeitet, die Fahrräder baut ist es fair, das die Investoren sich dumm und dämlich verdienen ohne ihren Arbeitern einen kleinen Teil abzugeben. Ich finde es nicht fair!

Und mit Sicherheit arbeiten bei Canyon nicht nur junge coole Biker, welche gerne auf ein paar (viele ) Euro verzichten, weil sie sich mit dem Produkt indifizieren ... (das machen Porschearbeiter auch - sich mit ihrem Produkt indifizieren), sondern auch Familieväter, die Frau und Kinder mit ihrem Geld versorgen müssen. Spätestens da hört doch die Rücksicht auf das Produkt auf, wenn ich zu wenig verdiene, oder?

Zum Schluss, .... ich freue mich für jeden von euch, der darauf stolz ist bei Canyon zu arbeiten (auch wenn ihr in meinen Augen hereingelegt werdet und ihr euch nicht wehrt), ... ich habe richtig Achtung vor den Arbeitern in anderen Branchen, welche fair bezahlt werden, weil sie dafür gekämft haben (und jetzt bitte nicht mit der Drohung -Arbeitsplätze ins Ausland verlagern kommen ... so einfach ist das nicht) und ich sage Entschuldigung, falls ich meine Meinung zu direkt geschrieben habe.

Mein Wusch ... wacht auf, kämpft für faire Bedingungen und sorgt dafür, das die Abwärtsspirale unserer Arbeitsbedingungen nicht dazu führt von 2 oder 3 Jobs abhängig zu sein (wie in den USA) um einigermaßen vernünftig leben zu können ... auch wenn man nur eine gewerbliche Ausbildung hat .... irgendjemand muss ja mit den Händen arbeiten, um den anderen zum Reichtum zu verhelfen ;-)
 
Wenn von diesen 50 Mio Gewinn, lediglich 20% an die Arbeiter verteilt würden (und das finde ich fair und Canyon hat immer noch genug jedes Jahr), wären das 10 Mio Euro/Jahr. Bei 1000 Arbeitern wären das 10000 Euro pro Jahr ... damit wäre doch ein Tarifvertrag möglich, oder?
Das wäre nur möglich, wenn diese 1000 Arbeiter nur halbtags arbeiten würden. Für Vollzeit wäre das nur knapp die Hälfte vom Mindestlohn. Unterstelle den 1000 Arbeitern einen Vollzeitjob zum Mindestlohn, dann bist Du deutlich über € 20.000 nur incl. Sozialversicherung im Jahr.

Die armen Arbeiter würden dann angenommen nur zum Mindestlohn arbeiten und würden sich vielleicht gerne etwas durch Überstunden dazuverdienen oder bekommen vielleicht noch Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld. Wenn Du Lust hast, dann kannst Du noch gerne in die Einkommensteuertabelle reinschaun wie sich Steuersatztechnisch z.B. eine Überstunde täglich oder das Weihnachtsgeld auf den Nettostundenlohn des Arbeiters auswirken würde. Dir wird dabei schlecht werden und bedenke dabei, dass es nur der Mindestlohn wäre.
 
Das wäre nur möglich, wenn diese 1000 Arbeiter nur halbtags arbeiten würden. Für Vollzeit wäre das nur knapp die Hälfte vom Mindestlohn. Unterstelle den 1000 Arbeitern einen Vollzeitjob zum Mindestlohn, dann bist Du deutlich über € 20.000 nur incl. Sozialversicherung im Jahr.

Die armen Arbeiter würden dann angenommen nur zum Mindestlohn arbeiten und würden sich vielleicht gerne etwas durch Überstunden dazuverdienen oder bekommen vielleicht noch Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld. Wenn Du Lust hast, dann kannst Du noch gerne in die Einkommensteuertabelle reinschaun wie sich Steuersatztechnisch z.B. eine Überstunde täglich oder das Weihnachtsgeld auf den Nettostundenlohn des Arbeiters auswirken würde. Dir wird dabei schlecht werden und bedenke dabei, dass es nur der Mindestlohn ist.
Das hast du falsch verstanden ... sie werden ja jetzt schon bezahlt, die 10.000 wären obendrauf ;-)
 
Ich würde meine Arbeitsplatzwahl nicht von einer Tarifbindung abhängig machen. Bewerben, hingehen und bei einem Angebot durch den AG selbst entscheiden. Hast Du ein besseres Angebot (Job, Entlohnung, Umfeld), dann gehe eben woanders hin. Mir leuchtet nicht ein, warum eine Tarifbindung alleine so toll sein soll.
Und Kununu kann bestenfalls ein Indikator sein. Ein paar frustrierte Abgänger und schon wird das Firmenprofil schlecht bewertet.
 
Ich würde meine Arbeitsplatzwahl nicht von einer Tarifbindung abhängig machen. Bewerben, hingehen und bei einem Angebot durch den AG selbst entscheiden. Hast Du ein besseres Angebot (Job, Entlohnung, Umfeld), dann gehe eben woanders hin. Mir leuchtet nicht ein, warum eine Tarifbindung alleine so toll sein soll.
Und Kununu kann bestenfalls ein Indikator sein. Ein paar frustrierte Abgänger und schon wird das Firmenprofil schlecht bewertet.
Eine Tarifbindung alleine sagt lediglich aus, das das Verhältnis Firma - Arbeiter sauber geregelt ist .... Urlaubsgeld/Weihnachtsgeld/Entlohnung/ und vieles mehr .... was das miteinander unter den Kollegen und mit den Vorgesetzten betrifft ist eine andere Sache. Aber das setze ich bei Canyon voraus, das es gut ist :)

Aber wie geschrieben, allein von einem guten Miteinander von Kollegen kann man nicht gut leben, wenn es auch die Grundlage für eine Arbeit ist, welche Spaß macht
 
Seit gestern frage ich mich, ob meine Vorstellungen wirklich überzogen und so weltfremd sind, was Canyon betrifft. Deshalb habe ich versucht nüchtern an die Sache heranzugehen und habe mal ein bisschen im Netz gelesen.
Eins vorneweg. Ich habe riesen Achtung davor, was die Arnolds aus diesem Unternehmen gemacht haben. In den letzten 20 Jahren haben sie tolle Arbeit geleistet und viele strategischen Entscheidungen wahnsinnig gut gemacht ... Denkt z.B. daran wie sie Denk (Konstruktionsgenie) an Land gezogen haben , um nur ein Beispiel zu nennen.
Jetzt aber sind die Arnolds weg und ein ehemaliger Manager (wenn ich es richtig verstanden habe) von 1&1 führt das Unternehmen, welches mittlerweile nicht mehr Arnolds sondern irgendwelchen Finanzinvestoren (korrigiert mich wenn ich falsch liege) mehrheitlich gehört. Finanzinvestoren sind nur an einem interessiert ... an Provit! ... Aber nach außen werden sie immer noch die coolen Biker geben, auch wenn sie im inneren Anzugträger sind. ... Das Argument kann ich deshalb nicht gelten lassen, dass es sich um einen Familienbetrieb handelt. Das war einmal.
Das Argument ... ich würde in der Bikebranche keinen Arbeitgeber finden, der Tarifverträge hat. Auf die Schnelle fällt mir SRAM in Schweinfurt ein. Es finden sich mit Sicherheit noch andere.
Tarifverträge. Nüchtern betrachtet spielt es keine Rolle, ob ich Maschinen, PKWs oder Fahrräder montiere, also wäre die IG Metall (Metall und Elektroindustrie) der richtige Ansprechpartner und auch deren Tarifverträge.
Dann habe ich mir die Frage gestellt, weshalb es im Maschinenbau, in der Autoindustrie und sogar im Handwerk Firmen mit Tarifverträgen gibt.
Dort habe ich gelesen, das es verschiedene Arten gibt.
1. Flächentarifverträge
2. Zukunftstarifverträge
3. Haustarifverträge

Jetzt bin ich immer noch Laie, aber dort wo es solche Tarifverträge gibt, sind sie nicht vom Himmel gefallen, sondern stecken starke Gewerkschaftsstrukturen inklusive viele Mitglieder im Betrieb und diese Tarifverträge sind nicht am Tisch allein ausgehandelt worden, sondern die Arbeiter haben sich dafür zusammen eingesetzt und ihren Anspruch erkämpft. Weshalb nicht bei Canyon ... frag ich mich?

Ich würde es verstehen, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr hergeben, aber wieviel Umsatz hat Canyon? Im Netz findet man 2019 mit knapp 300 Mio. Euro.

Das allein sagt noch nichts, aber dann habe ich das gefunden:

Canyons Wert wurde von Handelsblatt und Manager Magazin auf rund 800 Millionen Euro geschätzt, der Gewinn soll 50 bis 55 Millionen Euro betragen haben.

Wenn von diesen 50 Mio Gewinn, lediglich 20% an die Arbeiter verteilt würden (und das finde ich fair und Canyon hat immer noch genug jedes Jahr), wären das 10 Mio Euro/Jahr. Bei 1000 Arbeitern wären das 10000 Euro pro Jahr ... damit wäre doch ein Tarifvertrag möglich, oder?

Wer sagt, nur weil man in einer Firma arbeitet, die Fahrräder baut ist es fair, das die Investoren sich dumm und dämlich verdienen ohne ihren Arbeitern einen kleinen Teil abzugeben. Ich finde es nicht fair!

Und mit Sicherheit arbeiten bei Canyon nicht nur junge coole Biker, welche gerne auf ein paar (viele ) Euro verzichten, weil sie sich mit dem Produkt indifizieren ... (das machen Porschearbeiter auch - sich mit ihrem Produkt indifizieren), sondern auch Familieväter, die Frau und Kinder mit ihrem Geld versorgen müssen. Spätestens da hört doch die Rücksicht auf das Produkt auf, wenn ich zu wenig verdiene, oder?

Zum Schluss, .... ich freue mich für jeden von euch, der darauf stolz ist bei Canyon zu arbeiten (auch wenn ihr in meinen Augen hereingelegt werdet und ihr euch nicht wehrt), ... ich habe richtig Achtung vor den Arbeitern in anderen Branchen, welche fair bezahlt werden, weil sie dafür gekämft haben (und jetzt bitte nicht mit der Drohung -Arbeitsplätze ins Ausland verlagern kommen ... so einfach ist das nicht) und ich sage Entschuldigung, falls ich meine Meinung zu direkt geschrieben habe.

Mein Wusch ... wacht auf, kämpft für faire Bedingungen und sorgt dafür, das die Abwärtsspirale unserer Arbeitsbedingungen nicht dazu führt von 2 oder 3 Jobs abhängig zu sein (wie in den USA) um einigermaßen vernünftig leben zu können ... auch wenn man nur eine gewerbliche Ausbildung hat .... irgendjemand muss ja mit den Händen arbeiten, um den anderen zum Reichtum zu verhelfen ;-)
Wieso sollten Investoren 20% des Gewinns an die Mitarbeiter abgeben? Die bekommen dich schon ihr Gehalt? Der Gewinn ist die Entlohnung für das Kapital, welches benötigt wird, um so ein Unternehmen zum laufen zu bringen, und ist auch Entlohnung für das Risiko, denn Gewinne zu erzielen ist nicht selbstverständlich. Wenn du am Gewinn partizipieren möchtest musst du Eigentümer werden, das wird wohl nicht bei Canyon gehen aber am Aktienmarkt wirst du bestimmt fündig.
 
Das Arbeitsverhältnis ist auch geregelt ohne Tarifbindung. Es gibt auch gesetzliche Vorgaben, Einzelverträge und Betriebsvereinbarungen.
 
Mit ziemlicher Sicherheit bin ich jünger als ihr (habt also etwas Nachsicht). Aber ich mach mir schon meine Gedanken. Was ich auch durch meinen Vater gelernt habe.
Gesetzliche Vorgaben regeln den Mindeststand in einem Sachverhalt. Wenn ich mir überlege, das ich mindestens noch 40 Jahre arbeiten muss, überlege ich mir schon, wie ich mir mit meinem Verdienst eine Existenz aufbauen kann.
Da scheinbar viele solche Gedanken auch in der Vergangenheit hatten, gibt es zwischen Unternehmen und Arbeitern so etwas wie eine Sozialpartnerschaft, welche durch Tarifverträge beidseitig vereinbart wurden. Das bedeutet für mich, wenn ein Unternehmen sich sozial für seine Arbeiter in der Belegschaft verantwortlich sieht (Grundgesetz - Eigentum verpflichtet), erkennt er es mit Tarifverträgen an (passiert wahrscheinlich fast nie kampflos ... aber dafür gibt es Gewerkschaften und ihre Mitglieder).
Einzelverträge sind in der Regel schlechter ausgestattet als Tarifverträge bei Betriebsvereinbarungen wird es nicht anders sein.
Deshalb lass ich mich nicht davon abbringen, nicht zu verstehen, weshalb ein Unternehmen, dem es sehr gut geht, keinen Widerstand von seinen Arbeitern bekommt um einen Tarifvertrag zu bekommen. Warum wird was hergeschenkt, wo die großen mächtigen immer reicher werden? ... Wenn das in Zukunft überall so ist, wird es in ein paar Jahren in keiner Firma mehr die Möglichkeit geben, mit seinen Händen so viel Geld zu verdienen um Miete, Nebenkosten und alles andere zahlen zu können.
Aber lasst es gut sein, ich habe eine Firma gefunden, wo ich mit 35 Std. in der Woche mit meinem Verdienst gut auskomme und zusätzlich 4x mal im Jahr eine Sonderzahlung bekomme, welche in der Summe nochmal knapp 1,5 Monatslöhne betragen ... ja sie ist im Tarif ... und ja, das ist nicht alles um zufrieden zu sein, aber der Grundstein
 
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hmmm....
 
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