Ich kann die Äußerungen von stuntzi hinsichtlich Shuttle-Anbietern schon nachvollziehen weil ich für mich das teilweise ähnlich sehe. Er sagt ja auch garnicht, dass niemand zu einem Anbieter gehen soll?
Was ich kritisch finde an den Anbietern/Bikestationen ist, dass sie nicht nur den Grundstein für die Erschließung einer Region legen, sondern hinterher auch oft den Grundstein für Ärger und Verbote.
Erstens bringt es Masse. Erst mal gut, weil so Geld kommt, das mögen alle. Andererseits führt Masse früher oder später immer zu Problemen, die Massen eben so mit sich bringen: Starke/übermäßige Nutzung, Konflikte mit anderen, Hotspot-Bildung ... und ganz einfach die Statistik, dass es ein paar Prozent Leute gibt, die sich nicht benehmen können und ein paar Prozent von sehr vielen eben in Zahlen mehr sind als ein paar Prozent von wenigen.
Zweitens sind die Kunden von Anbietern im Allgemeinen mehr Konsumenten, als Individualtouristen, die auf eigene Faust unterwegs sind. Ist einfach eine Einstellungssache die schon beim Urlaub buchen anfängt. Wer sich individuell um alles selbst kümmert, der macht sich zwangsläufig mehr Gedanken. Schon allein weil er selbst der einzige ist, der ein Problem bekommt, wenn er sich nicht benimmt oder was falsch macht. Wer einen Guide + Shuttle bucht, der konsumiert eben einfach eine Biketour und mag da seinen maximalen Spaß haben. Wenn was ist, ist das ja auch das Problem des Guides, der Kunde als König fährt ja nur hinterher und braucht sich um nichts weiter kümmern. Die Einstellung ist dann auch im Fahrstil beobachtbar. Ich sag nicht, dass alle so ticken, aber es ist ein beobachtbarer Trend.
Ich beobachte das schon länger an meinen Urlaubsdestinationen. Sobald irgendwas per Printmedien oder Online gehyped wird und die entsprechenden Anbieter entweder kommen oder deutlich mehr Zulauf erhalten, gibt es früher oder später Probleme. Sei das nun das Problem mit Sperrungen/Verboten oder das Problem mit der zunehmenden Zerstörung von Trails, oder beides (es bedingt sich ja in gewissem Maße gegenseitig). Auf Gran Canaria hab ich bei meinem letzten Aufenthalt den Kopf geschüttelt als ich die Freemotion Truppen beim hinterradblockierenden Moshen auf dem Nieves Trail (Wanderweg) gesehen hab und hab mich erschreckt über den bereits einigermaßen kaputtgefahrenen Zustand. Ein paar Jahre zuvor sah man noch nicht so viele geguidete Truppen, erst recht nicht auf dem Trail, und alles war cool und nichts zerfahren. Nun hört man über Verbote z.B. auf genau diesem Trail mit der Begründung "zu starke Erosion". Ein Schelm wer böses dabei denkt
. Dasselbe auf La Palma... seit das überall gehyped wird, kann man zunehmend beobachten wie genau die Trails die von den Anbietern besonders stark befahren werden gruselig zerbremst werden. Die Anbieter scheren sich auch meiner Beobachtung nicht danach wie ihre Kundschaft fährt. Der Guide stylet auf dem Vorderrad vorneweg und die überforderte oder am Limit fahrende oder sich cool vorkommende Kundschaft schreddert mit dauerblockiertem Hinterrad hinterher. Würde ja auch die Leute abschrecken, wenn sie vom Guide erst mal einen Anschiss bekommen würden, dass sie verdammt nochmal vernünftig fahren und keine vermeidbaren Spuren hinterlassen sollen.
Wie die Anbieter es auf Madeira lösen finde ich z.B. vorbildlich hinsichtlich der Konfliktvermeidung (ein Hotspot ist es ja eh schon lang). Die versuchen ja (bis auf Ausnahmen) die Biketrails von den Wanderwegen zu entzerren. Damit kann die moshende Kundschaft ihren Spaß haben auf Wegen wo es keinen Wanderer stört. Und die paar Individualtouris die sich auf den Wanderwegen einen abwürgen wollen, die kriegen keine Probleme weil es so wenige sind, dass es nicht ins Gewicht fällt. Daumen hoch dafür!
Auf den Kanaren ist das nicht gescheit, da wird munter auf den Wanderwegen rumgemosht, und früher oder später werden wir beobachten, dass alles den Weg von Teneriffa geht.
Alles in allem: ich kann die Anbieter verstehen... das sind ja auch nur ganz normale Leute die davon leben wollen was sie gerne tun. Ich kann auch die Kunden verstehen... nicht jeder hat Bock oder Zeit sich erst mal um alles von Unterkunft über Tourenplanung selbst zu kümmern und gegebenenfalls dann auch aus Unkenntnis oder mangelnder Vorbereitung auch mal ins Klo zu greifen. Aber ich kann auch die Kritiker verstehen, denen es nicht in den Kram passt, dass aus einer schnuckligen, gemütlichen und problemlosen Urlaubsregion plötzlich ein Hotspot mit allen Problemen eines Hotspots wird... ich bin ja selbst so einer.
Aber ja, ich glaube stuntzis Berichte tragen auch zur Hotspot-Bildung bei. Zumindest ein bisschen, in den für normale Menschen einfacher zu erreichenden Regionen. Man kann ja auch so wunderbar faul konsumieren, weil man einfach stuntzis Tracks runterladen kann, muss man sich quasi um die Tourenplanung schon keine Gedanken mehr machen. Müsste mich nicht wundern, wenn der Bike-Tourismus auf El Hierro jetzt einen kleinen Aufschwung erlebt. Vielleicht nicht im großen, aber klein fängt alles an, schweigt sich ja auch rum selbst an Leute, die hier nicht mitlesen